Freitag, 7. Mai 2021

Ein Sumpf bleibt ein Sumpf bleibt ein Sumpf.

Das war schon in der alten Nachkriegs-CSU so: Hatte man ein politisches Amt errungen – und das war alles andere als eine Seltenheit für CSU-Politiker – zog man engagiert alle Strippen, um Geld in die eigenen Taschen zu leiten.

Die CSU-Ikone Franz-Josef Strauß hielt immer die Hand auf und wurde märchenhaft reich. Ein gewaltiger Hofstaat aus loyalen erzkonservativen Millionären, sowie CSU-Jungpolitikern umschwärmte den Sonnenkönig wie Hofschranzen. Zwick, Schreiber, Tandler, Stoiber.

Legendär sind insbesondere die Starfighter- und Lockheed-Affäre. Als Bundesverteidigungsminister (1956-1962) hatte FJS die später als „Witwenmacher“ berüchtigten Starfighter-Jets für die Bundeswehr beschafft.   269 Starfighter stürzten ab, 116 Piloten starben. Die CSU kassierte mindestens zehn Millionen Dollar Schmiergeld vom Hersteller Lockheed. Andere Quellen sprechen von einer Millionen Dollar pro Jet, die auf FJS-Konten flossen.  Das war aber nur eine der Mega-Affären, die der CSU-Ehrenvorsitzende unablässig produzierte.  Fibag-Affäre, die Onkel-Aloys-Affäre, der SPIEGEL-Skandal, der HS-30-Skandal, die Zwick-Bäder-Affäre, der Schreiber-Skandal. Die Christsozialen kannten bei ihrer Raffgier und Illegalität nie Grenzen.

Strauß war Pilot und so flog man im eigenen Jet zum Saufen und Rumhuren durch Europa; immer auf der Suche nach Möglichkeiten sich politische Gefallen versilbern zu lassen.

 Das monarchische Vokabular ist doppelt zutreffend, denn nach FJSs Tod 1988 blieben Macht und Einfluss bei den Kindern konzentriert.

Sie sollen astronomische Summen in dreistelliger Millionenhöhe von dem ehemaligen NSDAP-Mitglied Strauß geerbt haben.

Nachdem der CSU- Vorsitzende, bayerische Ministerpräsident und Wichsvorlage unzähliger CSU-Jungmitglieder (wie Markus Söder) im November 1988 auf einem Jagdausflug erst wild um sich ballerte, dann so viel soff und fraß, daß er an seiner eigenen Kotze erstickte, wurde mit Max Streibl ein ebenso korrupter CSU-Mann sein Nachfolger.

 „Saludos Amigos-Streibl“ prägte den Begriff CSU-Amigos so stark, daß sein Nachfolger Stoiber, der als „blondes Fallbeil“ des FJS und CSU-Generalsekretär ebenfalls zum inneren Zirkel der Korruption gehörte, so tat, als würde er in dem CSU-Sumpf aufräumen.

Natürlich geschah das nie wirklich während Stoibers Amtszeit als MP 1993-2007.

Ungeniert mogelte man sich durch Banken- und Bauaffären.

Der Verwandtenaffäre steht für einen sehr breiten Skandal der CSU während der zehnjährigen Seehofer-Herrschaft 2008-2018. Wie der Herr, so das Gescherr.

Der heutige starke Mann Markus Söder ist der Kanzlerkandidat der Herzen in Deutschland; insbesondere die Grünen wünschen sich ihn als Kanzler einer Oliv-Koalition.  Der passionierte Lügner, Orban-Fan und so ziemlich jedes rechtsradikale Anliegen bespielende CSU-Chef, inszeniert sich zwar gegenwärtig als Baum-Umarmer, aber deswegen verlegt sich die CSU noch lange nicht auf legale Aktivitäten. Bei den großen Gesetzentwürfen, die von den Unions-Bayern auf Bundesebene durchgedrückt werden, ist Gesetzwidrigkeit zum Signature-Move geworden. Herdprämie, Anti-Ausländermaut, Scheuer. Legal und korrekt kann die CSU einfach nicht.

(….) Noch bei der „Verwandtenaffäre“ im April 2013, als dreister Nepotismus der CSU-Parlamentarier öffentlich wurde - 56 Landtagsmitglieder von der CSU hatten trotz des seit 2000 geltenden Verbotes Verwandte als Mitarbeiter auf Staatskosten zu beschäftigen, ihre Familie mit Pöstchen bedacht.

Stiefsöhne, Ehefrauen, Geschwister – jeder bekam Scheinjobs von den CSU-Großkopferten zugeschustert, für die der Steuerzahler blechen musste.

Bei den bayerischen Landtagswahlen im September konnten die Wähler die Quittung geben: Die CSU gewann 4,3 Prozentpunkte hinzu und konnte nach der schmachvollen CSU-FDP-Koalition (Kabinett Seehofer I ab 2008) wieder mit absoluter Mehrheit regieren.    Das Volk belügen, sich die eigenen Taschen vollstopfen auf Kosten der einfachen Bürger kommt an in Süddeutschland. Was in nördlichen Bundesländern zu drastischen Abstrafungen führt – siehe Hamburg 2011, Berlin 1989 oder Schleswig-Holstein 1988 – stört die Bayern nicht nur nicht, sondern wird sogar mit Stimmungszuwächsen belohnt.  Bayern erwarten offenbar Tricksereien und Gemauschel von ihren CSU-Abgeordneten. Das wird sogar als besonders clever bewertet, weil die konservativen Wähler selbst auch nicht anders handeln würden.  Die Parteigeschichte der CSU ist eine einzige Skandal-Kette, die unter Franz-Josef Strauß ihre Blütezeit erreichte.

[….] Schon bei der Beschaffung des Starfighters - wegen hoher Absturzzahlen "Witwenflieger" genannt - munkelte man von Geldflüssen der Firma Lockheed an den Verteidigungsminister FJS. Bei der Fibag-Affäre schusterte FJS seinem Spezl H. Kapfinger einen Auftrag für 5300 US-Army-Bauten zu. Und kaum war dieser Fall nicht geklärt, tauchte schon die Causa von Bäderkönig, Steuerhinterzieher und Strauß-Spezl E. Zwick auf, dem Finanzminister G. Tandler 62 von 70 Millionen Steuerschuld nachließ. Tandler war Kreditnehmer bei Zwick!  Bei Geschäftln zwischen Airbus-Aufsichtsratschef Strauß und dem Waffenhändler K. Schreiber, der auf das Empfängerkonto Maxwell fünf Millionen an eine Schweizer Bank überwiesen hatte, weigerte sich Straußsohn Max zäh, dieser Max zu sein. Seine Unschuld bewies unter anderem ein auf mysteriöse Weise von Schwester Monikas Computer auf die Festplatte von Maxens Computer übersprungenes Virus. Die zerstörte Festplatte verschwand dann im Laufe der gerichtlichen Klärung.  FJS profitierte von der CSU, sie von ihm. Gewissenhafte Finanzbeamte wie das CSU-Mitglied W. Schlötterer schikanierte die Partei, gewissenlose Politiker mästete sie mit hoch dotierten Vorstandsposten. Bald war die CSU in alle Gesellschaftsbereiche Bayerns eingesickert, sie hatte sich des Landes und Staates bemächtigt. Jeder Kaninchenzuchtverein gehörte zu ihr, der BR war CSU-Sender. Bayern war CSU. Wer gegen sie war, landete auf dem Abstellgleis. Das Volk spottete, jeder Sack Kartoffel würde in den Landtag gewählt, wenn CSU darauf stehe.  Auch die Justiz war okkupiert. Einen Augsburger Staatsanwalt, der sich zu erfolgreich mit dem Maxwell-Konto beschäftigte, zitierte der Generalstaatsanwalt nach München, rüffelte ihn ungeniert, er solle seine Nase nicht in Dinge stecken, die ihn nichts angehen. Hohe Richterposten wurden mit CSU-nahen Juristen besetzt. […..]

(Hans Well, SZ, 28.03.2021)

Streibls Amigoaffäre, die Verwandtenaffäre – keiner weiß so gut wie die CSU-Methode funktioniert wie Markus Söder. Denn er ist die CSU. (…..)

(Söders Altlasten, 28.03.2021)

Mit Nüßlein, Sauter, Tandler, Gauweiler sind es wieder CSU-Politiker, die sich besonders dreist die Taschen angesichts der dramatischen Pandemie-Notlage vollgestopft haben.

Gerold Tandlers Tochter Andrea, die als PR-Beraterin bisher eher dürftig ihre politischen Kontakte versilberte, scheint dabei dermaßen abkassiert zu haben, daß sie sogar dem Partei-Gott FJS das Wasser reichen kann.

Bis zu 51 Millionen Euro soll die Tochter der einst zentralen CSU-Größe mit Hilfe der Strauß-Tochter Monika und Jens Spahn vom Steuerzahler abgegriffen haben.

[…..] Laut der Recherche räumte der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gegenüber dem Haushaltsausschuss des Bundestags ein, dass ihn Tandler am 9. März 2020 über das Angebot der Firma Emix informiert habe. Der Maskendeal sollte einer der grössten der Bundesrepublik werden: Deutschland kaufte für mehr als 670 Millionen Euro Schutzausrüstung bei Emix ein. Die beiden jungen Betreiber, der 23-jährige Jascha Rudolphi und der 24-jährige Luca Steffen aus dem Kanton Zürich, verdienten damit vermutlich 130 bis 200 Millionen Euro.   Den Kontakt von Emix zu Minister Spahn über Tandler soll wiederum durch die CSU-Europaabgeordnete Monika Hohlmeier vermittelt worden sein. Die Tochter des legendären CSU-Politikers Franz Josef Strauss ist eine Bekannte Tandlers.   Hohlmeier soll laut der Recherche zwar mit den Kontakten geholfen, aber nichts mit dem Geschäft verdient haben. Ganz anders Tandler selbst: Mit ihrer PR-Firma sollte sie je nach Geschäft zwischen 5 und 7,5 Prozent Honorar und Provision von Emix bekommen. Aufgrund der immensen Gesamtsumme dürfte der Maskendeal Tandlers Firma also 34 bis 51 Millionen Euro eingebracht haben – Geld, das letztlich die Steuerzahler berappen müssen. […..]

(NZZ, 07.05.2021)

Kein Schamgefühl nirgends.

Die Deutschen sind so begeistert, daß an manchen Tagen über 1.000 Menschen online in die CSU eintreten.

No Hope For The Human Race.

Neben Spahn und CSU-Sumpflern ist auch noch die Laschet-Regierung in NRW verstrickt.

[….] Tandler selbst und ihre Rechtsanwältin äußerten sich auf Anfrage nicht zum Honorar, ebenso wenig wie die Firma Emix. Letztere teilt lediglich mit, dass Tandler als "Projektmitarbeiterin" für Emix gearbeitet habe. "Andrea Tandler war nicht nur eine Vermittlerin, sondern hat alle logistischen Herausforderungen wie zum Beispiel Liefer- und Flugpläne der eigens von Emix gecharterten Flugzeuge mit den abnehmenden Ministerien in Deutschland koordiniert." Sie habe den ganzen Prozess "mit größtem persönlichen Arbeitseinsatz begleitet", schreibt Emix per E-Mail. "Sie werden Verständnis haben, dass wir uns zu Aufwendungen für externe Projektmitarbeiter nicht äußern."   Ihre Masken verkauft hat Emix nicht nur an das Gesundheitsministerium von Jens Spahn, sondern auch an das bayrische Gesundheitsministerium und an das NRW-Gesundheitsministerium. Auch der Kontakt zur damaligen bayrischen Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) soll über Hohlmeier gelaufen sein.  Das NRW-Gesundheitsministerium räumt auf Nachfrage ein, dass die Masken, die sie von Emix bezogen hatten, am teuersten waren. "9,90 Euro pro Stück war der höchste Kaufpreis für KN95-Masken, der während der Beschaffungsnotlage in der Pandemie bezahlt wurde", teilt das Ministerium auf Anfrage mit. Auf die Frage, ob Gesundheitsminister Karl Josef Laumann (CDU) ein zweistelliges Millionenhonorar für Tandler in dieser Situation für angemessen hielt, antwortet das Ministerium mit nur einem Wort: "Nein."  Gelohnt haben sich die Masken-Deals aber nicht nur für Andrea Tandler, sondern auch für die beiden Jungunternehmer von Emix in der Schweiz. Sie gönnten sich erstmal Luxusautos: einen 963-PS-starken Ferrari (Spitzengeschwindigkeit 350 Kilometer pro Stunde) und einen Bentley. […..]

(Tagesschau, 07.05.2021)

Es bleibt ein Rätsel wieso doppelt so viele Wähler diese Raffke-Unionspolitiker ins Kanzleramt wünschen als Olaf Scholz und die SPD, von denen bezeichnenderweise kein einziger bei Maskendeals abkassierte.

Die CSU und Andrea Tandler sind erst einmal abgetaucht.  51 Millionen vom Steuerzahler abgepresst; na und? Das sind eben die konservativen christlichen Werte, die vorgelebt werden.

Nichts wofür sich Spahn, Laschet oder Söder schämen.

[….] Grünwald ist für seine niedrigen Gewerbesteuersätze bekannt. Hier hat die Little Penguin GmbH, eine Kommunikations- und Strategieberatung, ihren Sitz. Auf der cool designten Webseite bezeichnet sich die nach dem Zwergpinguin benannte Firma als "Trouble-Shooter mit einem weltweiten Netzwerk". Mit "namhaften Kunden, national und international", die der Expertise des Unternehmens "seit über zehn Jahren" vertrauen.  In Wahrheit existiert die Little Penguin GmbH gerade mal ein gutes Jahr. Auch mit Kommunikationsberatung hat das Unternehmen offenbar eher wenig zu tun. Dafür umso mehr mit Masken und Millionen. Der Zwergpinguin steht für eine neue Dimension in den Affären um die Beschaffung von Corona-Schutzmasken, die der CSU und ihrer Schwesterpartei CDU seit Wochen schwer zusetzen. [….] Geschäftsführerin der Little Penguin ist die Münchner Unternehmerin Andrea Tandler, eine Tochter des CSU-Granden Gerold Tandler, 84. Andrea Tandler besitzt und betreibt die Penguin-GmbH zusammen mit einem Partner. [….] Gerne wüsste man mehr: über Tandlers Gespräche mit den Ministerien; hat sie selbst die Maskenpreise ausgehandelt oder wurden diese von Emix vorgegeben, und so weiter. Und ob die Little Penguin GmbH eigens für die Maskendeals gegründet wurde, wonach es aussieht. Doch der Versuch, bei der Little Penguin Details über die so profitablen Pandemie-Deals in Erfahrung zu bringen, bleibt ebenso erfolglos wie die Anfragen bei Tandler. "Heute ist keiner da", antwortet eine unbekannte Stimme über die Türsprechanlage, als ein SZ-Reporter am Mittwoch am Firmensitz in Grünwald vorbeischaut und klingelt. Auch ein Anruf ist zwecklos. "Zurzeit ist niemand erreichbar", lautet die Ansage vom Band. Alles ziemlich eigenartig für eine Beraterfirma, die via Homepage verkündet: "Wir sprechen gerne und viel." Doch der Zwergpinguin schweigt. […..]

(Klaus Ott und Jörg Schmitt, 07.05.2021)