Natürlich, als Gouverneur verfügt Papa über eine gewissen Prominenz.
Aber es ist kein riesiger, bedeutender Bundesstaat, wie Texas oder Kalifornien, sondern das eher unbekannte Minnesota im Norden. Außerdem sind die Eltern nicht reich, kommen beide aus kleinen Verhältnissen, waren die längste Zeit des Lebens Lehrer in der Provinz. Das änderte sich alles schlagartig, als Kamala Harris Papa als ihren Running Mate aussuchte. Gut möglich, daß er nächster Vizepräsident der Vereinigten Staaten von Amerika wird. Nun steht er im Zentrum der Weltöffentlichkeit, hält eine furiose Rede in einer mit Menschen vollgepackten gewaltigen Arena, global übertragen, und macht eine Liebeserklärung an seine beiden Kinder und die Ehefrau. Nur zu verständlich, daß der Jüngste, der stolze Sohn Gus, mit seinen 17 Jahren, von Gefühlen überwältigt wird und ihm die Tränen kommen.
Bei den maximal gebotoxten und zugekoksten Trump-Blagen, die ihr Leben lang in Privatjets flogen und nie das kleinste Bißchen Wärme oder Zuneigung erlebten, ist das natürlich anders. Die verziehen keine Mine, egal was ihr Vater anstellt. Aber an die Namen einiger seiner Kinder kann sich DonOLD ohnehin nicht erinnern; er weiß nur, wer Ivanka ist, die er nämlich sexuell begehrt.
Normale menschliche Regungen sind den Republikanern zutiefst suspekt und so ziehen sie abfällig über den Teenager Gus Walz her.
Diese kleine Episode illustriert sehr schön den Unterschied der beiden VP-Kandidaten. Ihr Einfluss auf die Wahlentscheidungen gilt prinzipiell als zu vernachlässigen. Aber das Rennen zwischen Harris und Trump ist sehr eng. Und der Eine, Walz, erobert die Herzen der Nation im Sturm; während der Andere, Vance, als maximal creepy gilt und es vermag, mit jedem Fernsehauftritt noch abstoßender zu wirken.
[…..] And don't even get me started on his new running mate! At least Mike Pence was polite. JD Vance is one of those guys who thinks if you don't live the life that he has in mind for you then you don't count. Someone who said that if you don't have kids you have, quote, no physical commitment to the future of this country. You know senator when I deployed to Afghanistan I didn't have kids then. Many of the men and women who went outside the wire with me didn't have kids either. But let me tell you our commitment to the future of this country was pretty damn physical! Choosing a guy like J Vance to be America's next vice president sends a message and the message is that they are doubling down on negativity and grievance committing to a concept of campaigning best summed up in one word: Darkness. Darkness is what they are selling […..]
(Pete Buttigieg’s DNC remarks, 21.08.2024)
Wie ich gestern schon bemerkte, haben die Demokraten, gerade in dem Alter um die 40, eine Menge richtig toller Leute. Wie könnte man Verkehrsminister Pete Buttigieg, 42, nicht mögen?
Was für ein ungeheuerlicher Kontrast zu den fanatischen, zutiefst bösartigen und ultrabornierten Weirdos, wie Handjob-Bobo-Boebert, Ken-doll Gaetz, Klan-mum MTG und Manliner-Vance aus dem Psycho-Zoo des Orangen Universums.
Buttigieg ist das Paradebeispiel dafür, wieso sich die USA eben nicht in die von Trump gewünschte Vergangenheit zurückbewegen sollten, als reiche, weiße, christliche Hetero-Cis-Männer allein bestimmten, wo es lang geht und alle anderen nach Herzenslust diskriminiert wurden. Buttigieg vom „team normal“.
[…..] Let me insist that I have come to this view not by way of idealism but by way of experience. Not just the experience of my unlikely career. Someone like me serving in Indiana, serving in Washington, serving in uniform. I'm thinking of something much more basic. I'm thinking of dinner time at our house in Michigan when the dog is barking and the air fryer is beeping and the mac and cheese is boiling over and it feels like all the political negotiating experience in the world is not enough for me to get our three-year-old son and our three-year-old daughter to just wash their hands and sit at the table. It's the part of our day when politics seems the most distant and yet the makeup of our kitchen table the existence of my family. It's just one example of something that was literally impossible as recently as 25 years ago when an anxious teenager growing up in Indiana wondered if he would ever find belonging in this world. This kind of life went from impossible to possible from possible to real from real to almost ordinary in less than half a lifetime. But that didn't just happen. It was brought about through idealism and courage through organizing and persuasion and storytelling and yes through politics. […..]
(Pete Buttigieg’s DNC remarks, 21.08.2024)
Zentraler Punkt des gestrigen, dritten DNC-Tages war natürlich die Vorstellung des VPs Tim Walz.
[….] Der Mann hält eine Rede wie eine Kabinenansprache. Was soll man auch anderes erwarten, er war schließlich mal Trainer der Footballmannschaft seiner Highschool. »Das ist das Endspiel«, ruft Tim Walz den Delegierten des demokratischen Parteitags in Chicago zu. »Wir sind kurz vor Schluss, und wir haben den Ball.« Die Menge jubelt ihm ekstatisch zu, Tausende Cheerleader für den »Coach«.
Dann hebt Walz zum Rundumschlag gegen Donald Trump und dessen Vize-Kandidaten J.D. Vance an: »Wenn man in einer Kleinstadt aufwächst, weiß man, wie man füreinander einsteht. Man kümmert sich um seine Nachbarn.« Doch, so schiebt er später hinterher, einige wüssten wohl nicht, wie man sich als guter Nachbar verhält. »Nehmen wir zum Beispiel Donald Trump und J.D. Vance. Echte Anführer verbringen nicht den ganzen Tag damit, andere zu beleidigen.«
An diesem dritten Tag des Parteikonvents der US-Demokraten ist deutlich zu spüren: Kamala Harris und ihr Vize-Kandidat Walz vollziehen bei ihren Attacken gegen den Gegner Trump einen Strategiewechsel. Statt ihn wie bislang allein als Gefahr für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu brandmarken, zeichnen sie ihn nun auch als lächerliche Figur, als Betrüger, als Mann von gestern. Trump soll in den Augen des Publikums gleichsam »schrumpfen«: Statt als großen Dämon wollen die Demokraten ihn vor allem als kleinen Mann mit schlechtem Charakter erscheinen lassen.
Offenkundig haben Harris, Walz und ihre Berater aus vergangenen Wahlkämpfen gegen Trump ihre Konsequenzen gezogen. Inzwischen wird es bei den Demokraten intern als Fehler angesehen, dass die Partei jahrelang allein mit böser Empörung auf Trumps Provokationen reagierte. Damit habe man Trump erst die Gelegenheit gegeben, die Debatte und auch die Berichterstattung der Medien zu dominieren, heißt es. Nun stellen die Demokraten Trumps persönliche Attacken auf ihre Kandidatin Harris lieber als langweilige Show dar, die am besten abgesetzt werden sollte. [….]
Zwar warnten Michelle und Barack Obama natürlich vor den Gefahren einer zweiten Amtszeit Trumps, doch mehr noch machten sie sich über ihn lustig. Der Ex-Präsident spottete über die »komische Obsession« seines Nachfolgers mit Zuschauermengen und Einschaltquoten und machte dazu eine Handbewegung, die auch mangelnde anatomische Größe suggerieren könnte; der Moment wurde zum viralen Videoclip. [….]
Unübertroffen war aber, wie immer seit 30 Jahren, Bill Clinton. Er ist der Beste.