Was für
eine Nacht!
Zehn
Stunden US-Wahlkampfberichterstattung und ich lebe immer noch.
Dabei habe
ich deutlich mehr republikanische Gesichter ertragen, als es der Gesundheit
zuträglich ist.
Das
bestätigt meine vorherige These von der unfähigen GOP-Parteiführung.
Trump gewinnt in Alabama, Arkansas, Georgia,
Massachusetts, Tennessee, Virginia und Vermont. Die Parteiführung mag ihn immer noch nicht, ist aber
andererseits auch nicht in der Lage eine Alternative zu präsentieren.
Sieben
Jahre Teabagging und Fundamentalopposition haben die einst so stolze GOP in
einen Witz verwandelt. Ein Haufen erratischer Extremisten, die keiner Vernunft
mehr zugänglich sind.
Die Republikaner seien
nun "die Partei Trumps", schreibt die "New York Times".
Keine Revolution - ein Putsch: Trump profitierte von einem zersplitterten Feld
aus Kandidaten, die kaum mehr gegen die Delegierten-Mathematik ankommen können,
auch wenn sie ein paar Achtungssiege erzielten. Die Partei stellt das vor eine
extrem schwierige Wahl: Entweder sagt sie sich von Trump los und riskiert ihre
Spaltung. Oder sie solidarisiert sich mit dem Geiselnehmer - und riskiert ihre
Unwählbarkeit im November.
Es waren
mal 17 GOP-Kandidaten im Rennen.
Das
erinnert mich übrigens an den größten Witz des Jahres; Ted Cruz sagte gestern
über das Feld der republikanischen Kandidaten:
„We are blessed with a deep,
talented, honorable field“
Damit
komme ich zu meiner persönlichen Haupterkenntnis des Abends.
Ja,
Trump ist eine nahezu unerträgliche und verabscheuungswürdige Person,
aber vor die Alternative gestellt, ob Trump oder Cruz US-Präsident sein sollte,
würde ich mich für Trump entscheiden.
Cruz ist
noch fanatischer und hasszerfressener und somit gefährlicher.
Sein unerträglich selbstzufriedenes Gesicht und dieses abartige
Pathos während er seinen Hass auskübelt, ist schlimmer als
Palin und Bachmann zusammen.
Marco
Rubio, der gestern seinen ersten mickrigen Sieg (Minnesota) holte, erschien mir
bei seinen Erklärungsversuchen wieso er der erfolgversprechendste Kandidat wäre
ebenfalls nicht unbedingt als jemand, den man Trump vorziehen würde – und ich
würde im Oval Office lieber einen Schimpansen als Donald Trump sehen.
Bei
diesen megaerfolgreichen Youtubern gibt es immer wieder das alte „Fuck-Marry-Kill“-Spiel.
Wendet man es auf die GOPer-Trio Trump, Cruz und Rubio an, wird es schwierig.
OK, killen würde ich Cruz. Aber dann?
Gestern
immerhin warben alle drei unter maximalen Schleimausstoß um Unterstützung. Nur
sie könnten die Partei einen und daher sollten die anderen Kandidaten bitte
sofort aufgeben und sich hinter ihn stellen.
Auch in
dieser Disziplin war Cruz der unerträglichste Heuchler.
"For the candidates who have not yet won a state, who have not
racked up significant delegates, I ask you to prayerfully consider
uniting," Cruz said, after congratulating Trump on his victories.
"For those who have supported other candidates, we welcome you on our team
standing as one."
Cruz
ging Donald Trump hart an. Angriffsfläche gibt der Lügen-Milliardär schließlich
genug.
Auch
andere Republikaner hatten Trump zuvor kritisiert und hinterließen ein „graveyard
of elephants“; wieso also hatten Cruz und Rubio sechs Monate lang Trump nur
freundlich zugegrinst und nie einen Ton über den Mann gesagt, den sie jetzt auf
einmal als „absolutes Desaster für Amerika“ ansehen?
Die Frage stellte CNN-Frau Dana Bash dem Texanischen Senator nach dessen Siegesrede.
Die Frage stellte CNN-Frau Dana Bash dem Texanischen Senator nach dessen Siegesrede.
Cruz
hatte natürlich keine Antwort, mäanderte aber kaum herum, sondern ignorierte
die Frage und spulte stattdessen wortwörtlich noch einmal die Sätze ab, die er gerade zuvor auf dem Siegerpodium aufgesagt
hatte.
Nicht
nur Rubio ist ein Sprechautomat, der stoisch das aufsagt, was man ihm
aufschreibt. Cruz ist nicht besser.
Eine
neue Bestmarke der Erbärmlichkeit setzte übrigens Chris Christie, der demnächst
seinen gemütlichen Gouverneursposten in NJ loswird, auf Bundesebenen nicht
überzeugen konnte und nun schleimspurziehend auf den Knien hinter Trump her rutscht,
um sich den Posten des Running mates zu ergattern.
Chris Christie, [Trumps] Ex-Rivale, der seit seinem Ausstieg aus dem Rennen auf wundersame Weise
zu Trumps größtem Fan mutiert ist. Christie, der Gouverneur von New Jersey,
liest ein paar Sätze vom Blatt ab. "Donald Trump vereint die Partei",
sagt er nüchtern. "Dies ist ein großer Abend für Amerika." Er wirkt
dabei wie eine Geisel, die vor der Kamera sagen muss, dass die Entführer gar
nicht so schlimm sind, wie alle glauben.
Man muss dazu wissen,
dass Christie sich bis vor Kurzem für den größten Politiker seit Abraham
Lincoln gehalten hat. Eigentlich sogar für einen noch größeren. Gut, besser,
Christie. So sah er die Welt. Jetzt macht er die Vorgruppe für jemanden, der
seinen Beruf gerade erst lernt. Es ist ein bemerkenswertes Beispiel politischer
Selbstverzwergung und ein Beleg dafür, wie dramatisch Donald Trump die
Verhältnisse bei den Republikanern verändert hat.
Die eigentliche
Frage ist natürlich was das bloß für Menschen sind, die sich jubelnd und
grölend für Trump engagieren und dabei die GOP aufbauen, stärken und
vergrößern?
Die
enorme Wahlbeteiligung bei den Republikanern rührt aus verschiedenen Quellen.
Einerseits
sind da die halbwegs zurechnungsfähig gebliebenen Parteisympathisanten, die nur
wegen Trump zu den Vorwahlen gehen, um ihn zu verhindern.
Des Weiteren
gibt es völlig Politikferne, die sich an dem Gedanken ergötzen, daß ein
Nicht-Politiker, ein Prolet wie jeder gemeine Redneck den Etablierten mal so
richtig einheizen könne.
Die
dritte große Gruppe der Trump-Wähler besteht aus nicht registrierten
Demokraten, die annehmen ein Clinton-Wahlsieg gelänge am einfachsten gegen
Trump, so daß man der GOP am meisten schade, indem man die Apfelsine mit der
irren Föhnfrisur zur Kandidatur verhelfe.
Nur eins
kann man wohl ausschließen:
Rationale
Menschen, die aus rein inhaltlichen Gründen Trump für einen geeigneten
US-Präsidenten halten, gibt es vermutlich nicht.