Donnerstag, 31. Oktober 2013

Halloween


 Daß man als Amerikaner endgültig zum Europäer geworden ist, merkt man immer daran, wenn freudig aufgeregte Verwandte anrufen und zu den wichtigen Feiertagen gratulieren.
Zunächst herrscht peinliche Stille, dann überschlägt sich in Panik das eigene Hirn und spuckt „Thanksgiving, Fourth of July, Halloween, Superbowl“ aus und man tippt blind auf eine der vier Möglichkeiten.
Jetzt ist man spätestens enttarnt. Man hat wieder nicht dran gedacht und hat sehr enttäuschte Amis am Apparat.
Der Amerikaner an sich kann nicht abstrahieren. Daß Thanksgiving oder Superbowl irgendwo keine überragende Rolle spielen könnten, geht ihnen nicht in den Kopf.
Und ich weiß noch nicht mal um welche Sportart es sich beim Superbowl handelt. Ich habe in den letzten Jahrzehnten lediglich gelernt, daß es sich dabei um ein Einschaltquotenrekordevent handelt, bei dem Justin Timberdings ganz aus Versehen und völlig ungeplant Janet Jacksons Busen freilegt, woraufhin durch die gesamte Nation ein Entsetzensschrei hallte und in der Folge Live-Events nur noch mit Verzögerung „on air“ gehen, damit notfalls noch eingegriffen werden kann, bevor ein derartiges Verbrechen  publik wird.
Dem Gesetz der Vergrößerung von Dummheits-Entropie folgend schwappt natürlich der Halloween-Schwachsinn über Amerikas Außengrenzen. Man merkt es inzwischen auch sehr deutlich in deutschen Breitengraden.
Heute ist also Halloween.
Das konnte ich eindeutig feststellen, da ich heute in einem großen Supermarkt war, in dem es vor kreischenden, schlecht geschminkten Blagen wimmelte, die sich um die letzten Dosen mit Sprühschlagsahne und Rasierschaum kloppten.

Um mein Empfinden gegenüber Halloween zu beschreiben, würde ich einen Vergleich zu einer dieser besonders widerlichen Sexualpraktiken, von denen man im Netz hört, ziehen. „2 Girls 1 Cup“ zum Beispiel: Absolut würg und auf völlig falsche Weise provozierend.
Allein die Vorstellung bei so etwas mitmachen zu müssen führt dazu daß sich alle meine Fußnägel hochbiegen.
Schon als kleines Kind habe ich Fasching und Verkleiden in der Schule gehasst wie die Pest. Dieses sich selbst rausputzen und präsentieren, widerspricht diametral meiner Persönlichkeit. Ich glaube, ich habe erstmals als Siebenjähriger Krankheiten simuliert, um diese Tortur nicht mitmachen zu müssen.
Halloween ist allerdings noch mal eine Stufe grottiger, weil es eine amerikanisch adaptierte Konsum-Methode der billigsten Art ist.
Wenn demnächst mal eine Fee erscheint, die mir den Wunsch erfüllt ein Ärgernis aus dieser Welt zu entfernen, käme Halloween auf meine Top-Fünf-Auswahlliste neben der INSM; Merkel, der RKK und der FDP.
Aber ich würde 2G1C-Sex oder Halloween nie verbieten wollen, weil mir das nicht zusteht.

Das ist der Unterschied zu Bizarra Käßmann und anderen hardcore-Religioten wie Gabriele Kuby.
Sie halten ihren eigenen Gott für so schwächlich und ihr eigenes Glaubenskonzept für so mickrig und hilfsbedürftig, daß sie sofort nach dem Staat rufen, der die Konkurrenz ausschalten soll.

Die Kirchen stehen dem Geister- und Hexenboom mit „heidnischem“ Ursprung kritisch gegenüber. Katholiken fürchten, dass das besinnliche Totengedenken zu Allerheiligen von der allgegenwärtigen Spaß- und Konsumkultur verdrängt wird. Protestanten sehen ihren am 31. Oktober begangenen Reformationstag bedroht.[….]
Ebenfalls nicht lustig findet die frühere evangelische Landesbischöfin von Hannover, Margot Käßmann das orangefarbene Treiben. Sie empfindet Halloween in Deutschland als kommerziellen Humbug, wie die dpa meldete. Man könne überall nachlesen, wie der Halloween-Trubel in Deutschland entstanden sei: „Es ging darum, irgendwo im Kalender zwischen den Sommer-Grillpartys und dem 1. Advent noch ein Verkaufsevent mit allem möglichen Schnickschnack zu etablieren“, sagte Käßmann den „Ruhr Nachrichten“.
Sie betonte, Halloween sei gegen alle Grundüberzeugungen der Reformation: „(Reformator Martin, Anm.) Luther wollte Angst nehmen - vor Geistern, Gespenstern, dem Bösen, dem Teufel. Und heute? Da sind am 31. Oktober die Kinder in Gruselkostümen unterwegs. Das kann ich nicht ernst nehmen“, erklärte Käßmann.

Moral- und Konsumexpertin Käßmann (ging im Alter von 52 Jahren auf Steuerzahlerkosten in den Ruhestand) sticht selbst im Vergleich zu anderen Bischöfen durch extreme Selbstverliebtheit, Selbstüberschätzung und Aufdringlichkeit hervor.
Man wird wohl nicht Bischof, wenn man sich nicht selbst gerne reden hört und sich dazu berufen fühlt anderen seine Sicht der Dinge aufzudrängen. Aber man muß schon lange suchen, um eine Karrieretheologin zu finden, die geistig so minderbemittelt wie Käßmann ist.
Und wenn sie noch so wenig vom Thema versteht, Käßmann drängt immer allen ihre irrelevante Meinung auf – am liebsten in der Zeitung, die ihrem Intellekt am besten entspricht: Der BILD-Zeitung.
Käßmanns Bücher sind solch verworrenen Plattitüden-Ansammlungen, daß die Rezensenten wie Denis Scheck eigentlich Schmerzensgeld einfordern sollten.

Halloween ist für die EX-EKD-Chefin immer ein willkommener Anlaß sich in Szene zu setzen.

"Heute hängt das Herz der meisten Menschen anscheinend am Geld, am Haben", kritisierte Margot Käßmann mit deutlichen Worten übertriebenes Konsumdenken. "Konsum wird zur großen Religion: Ich konsumiere, also bin ich." Es fehle eine "Ethik des Genug."
Käßmann wies in ihrer Rede besonders auf die Verantwortung des Einzelnen für die Gesellschaft hin, auch die des einzelnen Unternehmers. "Die Einzelperson hat Bedeutung, sie muss ihr Gewissen schärfen und Verantwortung übernehmen." Gerade aus Sicht der Reformatoren sei weltliches Leben nicht etwa weniger wert gewesen als priesterliches oder klösterliches, vielmehr gehe es darum, "im Glauben zu leben, im Alltag der Welt." Niemand sei "Macher des eigenen Lebens, des Erfolgs", sagte die Theologin. Vielmehr solle jeder dankbar sein, dass er leisten und zum Gemeinwohl beitragen könne.

Die Millionärin Käßmann – alle ihre Bücher sind Bestseller – arbeitet übrigens nicht etwa ehrenamtlich als „Lutherbotschafterin“ der EKD, sondern sie wird von der EKD für Amt mit einem Büro in Berlin und einer zusätzlichen Personalstelle ausgestattet, ihr Gehalt – „anfangs“  ein halbes Bischofsgehalt – zahlt die Hannoversche Landeskirche.

Nun ist es eigentlich irrelevant und wenig ärgerlich, was Käßmann zu Halloween zu vermelden hat.
Die Welt wimmelt vor Irren mit bizarren Ansichten.
Wirklich schlimm an der Causa Käßmann ist, daß sie nach wie vor von der Presse wie das Orakel von Delphi behandelt wird.
Das Hamburger Abendblatt, immerhin eine der auflagenstärksten überregionalen seriösen Zeitungen widmet ihr gleich drei Seiten.
Schon auf dem TITEL grinst sie einem mit der Frage „Dürfen Christen Halloween feiern?“ entgegen. Nahezu wortgleich meldete sie sich auch schon 2008 in der WELT.
Auf Seite Zwei des heutigen Abendblattes folgt der Leitartikel von Edgar S. Hasse zur Käßmann-Halloween-Kabale.
Schließlich im Hamburg-Teil auf s.9 noch mal ein ausführlicher Artikel über Margots Konsum-Schelte.
Das ist wahrer Halloween-Horror.