Dienstag, 7. August 2012

Israelis, Juden und Penisse.



Das ist schon eine ungute Erkenntnis, wenn man feststellt wie simpel gestrickt einige unserer Volksvertreter ticken, wie wenig sie durchblicken.

Immer wieder einmal schnappen sie irgendwelche von den richtigen Lobbyisten eingeflüsterten  Satzfetzen auf und wiederholen sie dann brav, ohne sich der Konsequenzen bewußt zu sein.

Man betrachte dazu nur die brandgefährlichen populistischen Sprüche, welche die Doyen der Doofheit, Alexander Dobrindt und Markus Söder regelmäßig absondern.


Aber schlimmer geht immer.

Melderecht, Transplantationsgesetz, Patientenverfügung, Homo-Adoption, Wahlrecht, Genitalverstümmelung, Waffenexportrichtlinien - in immer schnellerer Frequenz erleben wir es, wie überforderte Politiker-Darsteller irgendwelche Vorlagen nach den Anweisungen des Fraktionsgeschäftsführers abnicken, ohne sich selbst Gedanken über das Thema zu machen.


Wie jeder inzwischen weiß, ist es nicht ganz einfach den religiotischen Wunsch nach Blutritualen an den Geschlechtsorganen ihrer Söhne mit dem Grundgesetz in Einklang zu bringen.

In einer normalen Regierung würde so eine juristisch diffizile Angelegenheit den Justizminister auf den Plan rufen.

In Merkels Chaos-Trupp nimmt die zuständige Frau aber liebe eine Auszeit.
Wie das so ihre Art ist:
SSie wehre sich regelrecht dagegen initiativ zu werden diagnostiziert der Tagesspiegel:
„Wie bei der Regelung zur Straffreiheit für die Beschneidung minderjähriger Jungen. In einem Entschließungsantrag hat der Bundestag die Ministerin aufgefordert, nach der Sommerpause ein Gesetz vorzulegen. Die Angelegenheit ist zwar schwer zu regeln, weil mehrere Grundrechte betroffen sind. Doch von der Justizministerin hätte man sich eine klare Positionierung gewünscht. Stattdessen ließ sich Frau Leutheusser-Schnarrenberger zunächst von der Kanzlerin dazu drängen, überhaupt einen Gesetzentwurf vorzulegen. Dann gestand die oberste Juristin des Landes auch noch öffentlich ein, dass jedes Gesetz in dieser Sache wohl vor dem Verfassungsgericht landen werde. Für Justizexperten ist das ein seltsamer Anspruch für eine Justizministerin.“

Es ist offensichtlich, daß die Regierenden und die Majorität der Parlamentarier sich gar nicht in diese Angelegenheit hineindenken wollten.

 Sie hörten nur die hysterischen Reaktionen der Jüdischen und Muslimischen Geistlichen (NICHT zu verwechseln mit den Ansichten aller Juden und aller Muslims), die den Eindruck erweckten Jüdisches Leben mit bedeckter Eichel sei unmöglich und außerdem: „Hitler! Hitler! Hitler! Nicht schon wieder!“

Ja, es wurde von einigen wenigen Parlamentariern auch an Kinderrechte, Religionsfreiheit und medizinische Argumente gedacht. 
Aber was zählte das schon neben der großen Antisemitismuskeule?
 Außenminister und Kanzlerin verweisen folgerichtig auch auf die Wirkung im Ausland, wenn ausgerechnet Deutschland wieder „gegen die Juden“ vorginge.

Dabei könnte man genauso gut umgekehrt einen Schuh draus machen und freudig zur Kenntnis nehmen, daß sich deutsche Richter im Gegensatz zu so vielen Kollegen anderer Nationen um das körperliche Wohl jüdischer und muslimischer Kinder sorgen.

Daß von Volker Beck und Charlotte Knobloch aufgetischte Märchen die Genitalverstümmelung bei Jungs sei völlig ungefährlich, läßt sich schon lange nicht mehr halten.

Durch die Bank weg waren, bzw SIND unsere Politiker aber nicht auf dem aktuellen Wissensstand, haben keine Ahnung davon wie weit international die Debatte über Beschneidungen gediehen ist.

Über einhundert Tote jährlich gibt es allein in den USA durch Beschneidung von Penissen.

A new study published yesterday in Thymos: Journal of Boyhood Studies estimates that more than 100 baby boys die from circumcision complications each year, including from anesthesia reaction, stroke, hemorrhage, and infection. Because infant circumcision is elective, all of these deaths are avoidable.
The International Coalition for Genital Integrity applauds that, for the first time, a rational attempt has been made to estimate the scale of the problem, and is simultaneously appalled by how many baby boys needlessly die each year in the United States.
The study concluded: “These boys died because physicians have been either complicit or duplicitous, and because parents ignorantly said ‘Yes,’ or lacked the courage to say ‘No.’” And called the deaths “an unrecognized sacrifice of innocents.”
The study found that approximately 117 neonatal (first 28 days after birth) circumcision-related deaths occur annually in the United States, one out of every 77 male neonatal deaths. The study also identified reasons why accurate data on these deaths are not available, some of the obstacles to preventing these deaths, and some solutions to overcome them.
Previous studies estimated the death rate as low as two per year to as many as 230. The study collected data from hospital records and government sources to attempt to provide a more accurate magnitude of the problem.

Aber auch diese Zahlen, die Volker Beck und Co immer wieder präsentiert wurden, drangen nicht durch. 

Der Religionsknecht ignorierte diese Erkenntnisse und ist bis heute manisch auf zwei Prämissen fixiert:

1.) ALLE JUDEN sind beschnitten
2.) Auch der Umkehrschluss gilt: Ohne Beschneidung kein Judentum.

Beides ist aber Unsinn.

In Europäischen Ländern wie Schweden und Deutschland ist sogar nur eine Minderheit der Juden beschnitten. 
Kein Rabbiner, aber auch nicht Frau Knobloch und Herr Graumann stellen den Männern, die nicht ihre blanke Eichel vorzeigen können, deswegen den Stuhl vor die Tür und schließen sie aus den Jüdischen Gemeinden aus.

Jude ist das Kind einer jüdischen Mutter - simple as that.

Die Religions - oder gar Volkszugehörigkeit hängt nicht von anatomischen Details des Penis ab.

Man staunt doch immer wieder wie sehr sich die drei Abrahamitischen Großreligionen trotz aller Unterschiede darin gleichen geradezu manisch auf den Penis fixiert zu sein.

Wie er auszusehen hat, wie er benutzt werden darf, wer ihn anfassen darf, etc - dies sind offenbar die Kernfragen der Gottesgläubigen. 

Statt Stern oder Kreuz wäre es nur logisch, wenn die Religionen einen Dildo als Erkennungssymbol verwendeten.

Über das Volk der Juden, wie es oft genannt wird, obwohl es sich doch um eine Religion handelt, läßt sich eins übereinstimmend feststellen: 
Analphabetismus ist untypisch für Juden. Schon immer galten Juden als Volk der Schrift und der Gelehrten.

Da verwundert es nicht, daß im Staat der Juden, also der Nation Israel, in der auch so viele Muslims und Atheisten leben, die Penisverstümmelungsmanie diskutiert und zunehmend kritisch gesehen wird.

Profi-Lobbyisten wie Graumann, Seligmann und Knoblauch, nehmen diese Fakten genauso wenig zur Kenntnis wie Profi-Idioten (Merkel, Westerwelle und Beck).

In der Print-Ausgabe der SZ erschien heute unter dem Titel „Der Schrei“ eine ganzseitige Reportage von Thorsten Schmitz, in der er viele Bürger Israels vorstellt, die ihre Söhne nicht mehr beschneiden lassen haben und ihre Gründe für diese Entscheidung erläutert.

Ich wünsche mir, daß die deutschen Parlamentarier diese Berichte ebenfalls lesen und daraufhin ihre festgefahrene Meinung überdenken. 
(Ein Wunsch mit nahezu keiner Aussicht auf Erfüllung - ich weiß)

Tatsächlich ist es so, daß zunehmend auch Juden in Israel ihre Söhne nicht mehr beschneiden lassen

Sie begehren gegen eine jahrtausendealte Tradition auf, deren Sinn sich ihnen nicht erschließt. Sie legen sich mit ihren Ehemännern, Vätern, Müttern, Großeltern an und ersparen ihren Söhnen die Brit Mila, die Beschneidung. Israelische Medien schätzen, dass bereits mehrere tausend Familien auf eine Brit Mila verzichtet haben. Offizielle Zahlen gibt es nicht. Das Gesundheitsministerium schweigt, wenn man dort nachfragt.
(Thorsten Schmitz, 07.08.12)

Anders als Graumann und Co behaupten werden ihre Kinder deswegen auch nicht ganz fürchterlich ausgegrenzt und gemobbt, nur weil ihre Penis ein wenig anders aussieht. Was wäre das auch für ein Armutszeugnis, wenn es anders wäre.

Inon [10 Jahre]  hat keine Scheu, über seinen unbeschnittenen Penis zu reden. 'Beim Pipimachen und beim Duschen sehen die anderen, dass ich eine Vorhaut habe. Die haben mich gefragt, warum, und ich hab"s ihnen erklärt.' Und seitdem? 'Fragt keiner mehr.' Einmal habe einer gelacht. Und er? 'Habe einfach auch gelacht.' Wie er den anderen seine Vorhaut erklärt? 'Dass unsere Eltern uns nicht weh tun wollten und dass es überflüssig ist.'
 […] Sohn Roi, sechs Jahre alt, setzt sich zu ihr auf die Schaukel. Er sagt, ein Junge in seiner Klasse habe erzählt, Unbeschnittene seien keine Juden. Das habe er von seinem Opa. Galia Reiner führt viele Gespräche mit ihren Söhnen, auch mit den Kindergärtnerinnen, 'damit sie nicht schockiert sind, wenn sie unsere Jungs nackt sehen'. Ihre Jungs wissen: Jude ist, wer eine jüdische Mutter hat.
[…] Überzeugt hat [Itay]  dann ein 15-jähriger unbeschnittener Nachbarsjunge, der sagte: 'Ich hatte noch nie ein Problem. Niemand sagt was, wenn wir uns beim Pissen anschauen.' Heute denkt Itay Reiner genauso: 'Man hätte schon vor 500 Jahren mit der Brit Mila aufhören sollen. Wir essen Schweinefleisch, gehen samstags aus, aber wir verstümmeln unsere Söhne noch immer!'
(Thorsten Schmitz, 07.08.12)

Auch andere Zeitungen berichteten schon von den Juden, die sich prinzipiell gegen Beschneidungen engagieren. 

Im Bundestag ist diese Erkenntnis aber nie angekommen.

Vor sieben Jahren hatten die Sadehs einen Sohn bekommen. »Wie bei uns üblich hatte ich mit einem Mohel, einem Beschneider, einen Termin vereinbart«, erzählt der Jude. Zwei Tage vor der Feier habe er sich im Internet informiert, was bei dem Eingriff passiert. »Ich war entsetzt«, sagt der Israeli. Denn er habe erfahren, dass bei kleinen Kindern Vorhaut und Eichel von Natur aus fest verklebt seien, um die Eichel vor Urin zu schützen. Und dass es deshalb keineswegs einfach sei, die Vorhaut zu entfernen. Dass die Kinder große Schmerzen hätten, und dass es negative Auswirkungen auf die Sexualität geben könne.
»Zum Glück war meine Frau sofort einverstanden, die Beschneidung abzusagen. Der gesellschaftliche Druck, den Eingriff doch durchführen zu lassen, war allerdings enorm«, sagt der 42-Jährige. »Die Leute machen dir Angst. Sie werfen dir vor, dein Kind zum Außenseiter zu stempeln und es Repressalien auszusetzen. Das ist jetzt sieben Jahre her, und ich muss sagen: Das war alles nur leeres Gerede. Für unseren Sohn ist das alles kein Thema. Es geht ihm gut, und er hat seine Freunde. Und selbst wenn er gehänselt würde: Es werden auch Kinder mit roten Haaren gemobbt. Hänseln kann für uns kein Grund sein, unser Kind zu verstümmeln.«
Seit 2005 setzen sich Eran Sadeh und seine Frau gegen Beschneidungen ein. »Einmal im Monat gibt es ein Treffen, zu dem etwa zehn Elternpaare kommen, die Fragen haben«, erzählt der Computertechniker, der auch im Internet über medizinische und religiöse Aspekte aufklärt. »Es gibt viele Mütter und Väter, die das Barbarische in der Beschneidung erkennen, aber es aus Angst vor ihren Verwandten dann doch geschehen lassen.« Sadeh, der auch einen Abschluss in Rechtswissenschaften hat, sagt, es stimme zwar, dass in der Bibel die Beschneidung gefordert werde. »Dort wird aber auch die Steinigung von Menschen gefordert, die am Sabbat arbeiten. Und das will heute doch auch niemand mehr.« Es sei auch nicht so, dass man nur beschnitten zur jüdischen Gemeinschaft gehöre. »Sie können jeden Rabbi fragen: Wer eine jüdische Mutter hat, ist Jude – ganz gleich, ob er beschnitten ist oder nicht.«

Auch Aktivist Enosch wurde schon vor Wochen in der deutschen Presse vorgestellt.

Wir waren sehr froh, zu beobachten, dass ein deutsches Gericht das unmoralische Vorgehen der Beschneidung verurteilt, ausgerechnet ein deutsches Gericht.

Seine Initiative sollte bekannt sein.

Die Adresse des amerikanischen Pendants lautet

http://www.intactamerica.org/