Mittwoch, 12. September 2012

Am rechten Rand rumpelt es.




 Wenn schon der rechte Bodensatz die Promille-Masse überschreitet, kann man sich manchmal wenigstens damit trösten, daß sie doof genug sind sich gegenseitig schachmatt zu setzen.

1993 schrammten wir Hamburger mit dieser Methode bei der Bürgerschaftswahl an einer Peinlichkeit vorbei. Mit Republikanern (4,8%), FDP (4,2%) und DVU (2,8%) splitteten sich gleich 12% der Wähler so auf, daß sie keinen einzigen Sitz im Parlament errangen. Acht Jahre später hatten wir weniger Glück - da kamen Schill und FDP auf genügend Sitze, um die CDU an die Macht zu bringen.

Immer schön, wenn Rechte sich als Sektierer betätigen.

Bedenklich wird die Angelegenheit, wenn Extremisten über ihren eigenen Schatten springen und anfangen zusammen zu arbeiten.
Als Gemeinsamkeit mausert sich immer mehr das rechte Wochenblatt „Junge Freiheit.“
 Vor einem Vierteljahrhundert als Schülerzeitung gestartet, hat es das national-religiös-konservative Schundblatt inzwischen zu einer Auflage von über 20.000 Exemplaren gemausert und wurde in den Verteiler des Deutschen Bundestages aufgenommen.
 Der JF gelingt das „Kunststück“ einerseits immer wieder prominente Autoren zu gewinnen, die  selbstverständlich in den großen Talkshows auftreten und andererseits gute Verbindungen zu rechtsextremen Gruppen wie der NPD, Altermedia, PI, Kreuznet, den Republikanern und anderen zu unterhalten.

Als JF-Schreiberlinge betätigen sich Carl Gustaf Ströhm und Günter Zehm (Ex-Welt), Klaus Peter Krause, Karl Feldmeyer und Günther Gillessen (Ex-FAZ), Peter Scholl-Latour, Franz Alt, Hans-Olaf Henkel und Henryk M. Broder.  
 Aus dem ultra-homophoben und radikal-katholischen Umfeld stammen die JF-Autoren Wolfgang Ockenfels und die irre Gabriele Kuby.

 Geschichtsrevisionismus, misogyne Attacken, Rassismus, Holocaustleugnung, sowie scharfe Islamfeindlichkeit führen dazu, daß sogar die Extremisten von Hakenkreuznet regelmäßig die Junge Freiheit als angeblich „einziges oppositionelles Blatt“ der Bundesrepublik loben. Alle anderen Zeitungen gehören für die braunen Katholiban zu den „homosexuellen Systemmedien“, welche der „Holocaust-Religion“ frönten.

Dabei ist schon die katholische Tradi-Szene relativ diversifiziert seitdem Petrusbrüder, Marienkinder, Aktion „Herz-Jesu-Apostolat“, Gustav-Siewerth-Akademie, Aktion „Wundertätige Medaille“, „Aktion SOS Leben“, Piusbrüder, kreuz.net, Kath.net, Theologisches, „Kinder in Gefahr“, kath.news, Opus Dei, TFP („Gesellschaft von Tradition, Familie und Privateigentum), Institut St. Philipp Neri, Ritterorden von Jasna Gora, Gloria TV und viele andere mehr einen Unterstützer namens Joseph Ratzinger im Vatikan sitzen haben.

All diese Gruppen sind extrem aktiv und das fällt ihnen leicht, da sie natürlicherweise unter Adrenalin stehen.
Sie haben allesamt eine extrem niedrige Toleranzschwelle und gehen permanent in die Luft.

Die sogenannte „journalistische Arbeit“ von erzkatholischen Journalisten und ihren fanatischen Helfershelfern Felizitas Küble, Eva Herman, Gabriele Kuby, Alma von Stockhausen, Paul Badde und Co erinnern mich immer an hyperventilierende Kleinnager, die man aus netten BBC-Tierdokumentationen kennt: Extrem aufgeregte nachtaktive Kerlchen mit rasend schnellem Stoffwechsel, die hektisch schnüffelnd durch ihre Umgebung rasen und in alles ihre Zähne schlagen, das sich bewegt. Aber die Junge Freiheit mögen sie alle!

 Die Scharnierfunktion der JF wird deutlich, wenn man sich vergegenwärtigt wie durchaus volksverhetzende Inhalte gemeinsam mit Interviews oder Namensartikeln von Politikern der Regierungsfraktionen des Bundestages auftauchen.
„Mitte der 1990er Jahre veranlassten rechtsextreme Tendenzen in einigen JF-Leserkreisen und die Nähe einiger Redakteure zur Partei Die Republikaner die Verfassungsschutzbehörden der Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg, die Zeitung zu beobachten. Der Landesverfassungsschutzbericht Nordrhein-Westfalens erwähnte die JF erstmals 1994, da „tatsächliche Anhaltspunkte für den Verdacht rechtsextremistischer Bestrebungen“ existierten. Das Bundesamt für Verfassungsschutz erwähnte sie erstmals in seinem Bericht für 1995. Verfassungsschutzberichte Baden-Württembergs erwähnten sie seit 1997, erklärten sie aber erst 2000 offiziell zum Beobachtungsobjekt.
Die Berichte Nordrhein-Westfalens und Baden-Württembergs ordneten die Zeitung bis 2005 als „Scharnier“ zwischen Konservatismus und Rechtsextremismus ein und begründeten dies mit Beispielen für rechtsextreme Argumentationsmuster bei Redaktion und Stammautoren. Die JF sei ein wichtiges Sprachrohr für die Bemühungen von Neuen Rechten und Rechtsextremisten, im konservativen Lager und unter Intellektuellen Fuß zu fassen. Sie benutze Beiträge und Interviews von Personen aus dem demokratischen Spektrum als Beiwerk und Tarnung, um ihr Image zu verbessern und damit Werbung für sich zu machen.“
(Wikipedia)
 Der langjährige rechtspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, CSU-MdB Norbert Geis ist seit 2006 regelmäßiger JF-Kolumnist.
Merkel stützt sich also auf Parlamentarier, die ungeniert und dauerhaft mit einem Fuß im ganz braunen Sumpf stecken.

Aber wen wundert es, wenn man täglich neue Berichte über eklatantes Versagen der vielen deutschen Verfassungsschutzämter liest, die sogar die allerextremsten und mordlustigsten Rechtsextremen gewähren ließen und/oder sogar finanziell unterstützten, während ihre Ressourcen dafür benutzt werden Abgeordnete der Grünen und der Linken zu überwachen.

Aber wir haben ja auch den CSU-Urmel Hans-Peter Friedrich als Bundes-Innenminister. 
Von regulärer oder gar „anständiger“ Politik kann da natürlich keine Rede mehr sein.

Bei den Kreuznetfreunden von der JF fühlte sich auch die Brandenburgische CDU-Landes- und Fraktions-Vorsitzende Saskia Ludwig, 44, so wohl, daß sie eben dort exklusiv in zwei Essays ihre CDU-Zukunftsversionen ausbreitete.

Die seit 2009 amtierende CDU-Chefin war auf knallharten konservativen Kampfkurs gegangen und führte ihre Partei bei den letzten Landtagswahlen auf nur noch 19,8% und somit Platz 3 hinter SPD und Linken.
 An ihrer Vision die Ultrakonservativen an die CDU zu binden, hielt sie fest.
Die promovierte Politologin (!) hatte - ganz im Sinne der Kreuznetten Verschwörungstheoretiker - unter anderem geschrieben, es habe während der Amtszeit des CDU-Landesinnenministers Jörg Schönbohm eine „gelenkte Berichterstattung“ stattgefunden, bei der ein Teil der Brandenburger Medien „mit Order aus der SPD-Staatskanzlei“ eine „Meinungsmanipulationsmaschine“ bedienen musste.

Ludwigs „Gastbeitrag“ in der JUNGEN FREIHEIT zu Schönborns 75. Geburtstag vom 31.08.2012 befindet sich unter anderem auf ihrer CDU-Website.

Darin formuliert sie:
Sein Eintreten gegen den politisch korrekten Gleichmachungs- und Gleichschaltungswahn, der unsere Freiheit, Individualität und Tradition zerstören möchte, hat ihm Zeit seines politischen Lebens viel Kraft gekostet. […]
Während die gefährlichen Propagandainstrumente aus der SED-Diktatur von überregionalen Journalisten verurteilt wurden, verschwieg ein Teil der Berichterstatter aus der Mark geflissentlich, welche Meinungsmanipulationsmaschine sie täglich angeworfen und z.T. mit Order aus der SPD-Staatskanzlei bedienen mussten, um Schönbohms Integrität systematisch zu beschädigen. Rhetorisch ausgeklügelte PR-Slogans, sorgfältig abgestimmte Propagandaberichte und Polemikstrategien haben jedoch ihr Ziel verfehlt. Jörg Schönbohm [….] ist nicht eingeknickt als der Linksruck und das damit verbundene Lossagen von allen klassischen konservativen Werten, viele der gesellschaftlichen Entscheider befallen hatte. Unser „General“ ist auch nicht abgetaucht, wenn es um die Verteidigung von Werten, Kultur und Traditionen ging, die vom linken Mainstream versucht wurden, aus dem Bewusstsein der Bürger herauszuschneiden. Die hart erkämpften Freiheitsmechanismen wie Wahrheit und Unabhängigkeit waren für ihn stets das höchste Gut. Und so gehört für Jörg Schönbohm die Bibel selbstverständlich zu den substantiellen Widerstandskräften gegen die Reduzierung des menschlichen Lebens auf seinen Gebrauchswert und auf die Gegenwart. [….] Mit Konsequenz hat Jörg Schönbohm die Haltung all derer verabscheut, die wider besseres Wissen schweigen, wenn das konservative Erbe von linken Ideologen beschädigt wurde. Seine Kritik richtete sich dabei v.a. an all jene Feierabend- und Sonntagskonservativen. Ihnen müsste es noch heute die Schamesröte ins Gesicht treiben, wenn sie rückblickend auf die Vielzahl an Gelegenheiten schauen, in denen sie Jörg Schönbohm alleine gegen Kommunisten, Sozialisten und Extremisten haben kämpfen lassen. [….] Das katastrophale Scheitern des letzten linken Gesellschaftsexperiments unter Matthias Platzeck in Brandenburg, bestätigt ihn in seinen Prophezeiungen.
 Diese verschwörungstheoretische Hybris wurde nun sogar vielen ihrer Parteifreunde zu absurd. Man möchte sie loswerden.
Die Fraktions- und Parteichefin hatte schon mehrfach Beiträge für die "Junge Freiheit" verfasst, dieses Mal ging sie aber offenbar zu weit. Schon seit Tagen rumorte es heftig in der Fraktion. Laut "Bild" haben auch vier Landräte der CDU der Parteivorsitzenden das Vertrauen entzogen.
Der jüngste Artikel Ludwigs sollte am Montag auch im Hauptausschuss des Landtags thematisiert werden. Auf Antrag der SPD-Fraktion sollte die 44-Jährige dort ihre Vorwürfe gegenüber den Medien untermauern oder zurückziehen.
 Die SPD-Kritik an ihrer Zusammenarbeit mit dem Nazi-freundlichen Blatt erachtet Ludwig als so abwegig, daß sie sich scharf dagegen verwahrt. Sie hat den Schuß offenbar nicht gehört.
Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.
Dieses Recht sichert die Grundfesten jeder Demokratie. Genau darum ist es immer wieder notwendig, die Meinungsfreiheit stets aufs Neue zu verteidigen.
Auch in Brandenburg gilt nach wie vor die Rede- und Meinungsfreiheit.
Meinungsfreiheit schon, Frau Ludwig, aber auch die Landes-CDU hat das Recht sich nicht von einer Braunen führen lassen zu wollen. 

Ludwigs Kopf rollte gestern. 14 der 19 CDU-Landtagsabgeordneten entzogen ihr das Vertrauen und drohten sie abwählen zu lassen. Damit ist die CDU-Karriere erst mal zu Ende und sie trat von sich aus zurück. Ihre Parteiämter ist sie los.

Am meisten bedauert das natürlich die JF, der ein wichtiges missing link zu den Etablierten verloren geht.
Die CDU präsentiert sich gerne als Partei der Familie, der die Vereinbarkeit von Kindern und Beruf am Herzen liegt. Die Arbeit einer Mutter, auch für die Gesellschaft, könne nicht hoch genug wertgeschätzt werden, betonen die Christdemokraten regelmäßig. „Kinder zu haben, darf nicht zu Benachteiligung führen“, hieß es 2009 im Wahlprogramm der Union.
 In der brandenburgischen CDU sieht man das offenbar anders: Dort nutzten einige Funktionäre die Babypause der Fraktions- und Landesvorsitzenden Saskia Ludwig, um kurzerhand einen Putsch gegen die zweifache Mutter anzuzetteln.
Mit Erfolg: Nur eine Woche, nachdem die märkische CDU-Chefin auf die politische Bühne zurückgekehrt war, mußte sie ihre Ämter niederlegen. Der Anlaß, ein Beitrag Ludwigs zum 75. Geburtstag von Jörg Schönbohm in dieser Zeitung, diente ihren Kontrahenten dabei als willkommener Vorwand.
Die Lehre aus dem Vorgang kann nur lauten: Wer als Frau in der Politik eine Führungsposition bekleiden und auch behalten will, sollte sich nicht für Kinder entscheiden. Daß sich darüber unter den sonst stets empörten Frauenbeauftragten und Quotenverfechtern in Politik und Medien kein Protest regt, verwundert dennoch nicht. Schließlich ist Ludwig in erster Linie eine „Rechte“ – und erst dann Frau und Mutter.
(Felix Krautkrämer JF 11.09.12)
 Die Schnarchnasen von Hakenkreuznet haben den Abgang ihrer CDU-Freundin noch nicht bemerkt.
Ich nehme aber an, daß ein entsprechendes Geschrei noch folgen wird. Schließlich hatte die CDU-Parteichefin bereits ganz im Sinne Kreuznets die angeblich viel zu schwulentoleranten Umtriebe in Deutschland kritisiert.

Vor zwei Jahren legte sie - ebenfalls in der JF - gegen die Bundeszentrale für politische Bildung los, die für die Gleichberechtigung der Geschlechter warb - oder wie es in Saskia Ludwigs Worten heißt: „Sozialutopische Träumereien über eine geschlechterlose Gesellschaft“
Der Druck auf den Präsidenten der Bundeszentrale für politische Bildung (BpB), Thomas Krüger, wegen seiner Rede zum Thema Gender Mainstreaming wächst weiter. […] Krügers jüngste Äußerungen seien „sozialutopische Träumereien“, kritisierte Ludwig gegenüber der JUNGEN FREIHEIT. „Daß der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung die sozialistische Geschlechterpolitik lobt und über linke Feministinnen philosophiert, ist fragwürdig. Diese unkritische und einseitige Sichtweise wird der Bedeutung dieses wichtigen Amtes nicht gerecht“, sagte die Fraktionschefin der CDU im Landtag von Brandenburg.
(JF 19.11.2010)



PS:   Siehe dazu auch:

CDU-Politiker Thomas Schneider:
Homosexualität bis in alleEwigkeit "sündhaft"


Nachtrag am 13.09.12:



Wie ich schon prophezeit hatte, springt heute KREUZNET der rechten CDU-Frau Ludwig bei und stellt fest:

Deutschland braucht eine Opposition: Wer in der Blockpartei CDU den linken Weg in den Abgrund in Frage stellt, hat dort keine politische Zukunft.

 Da ich nicht mehr direkt auf Kreuznet verlinke, möge man bei Interesse selbst auf die Website gehen und dort nach „Saskia Ludwig“ suchen.
Bzw direkt die Überschrift googeln:

Die links-linkische CDU: Besonnene Stimmen haben in der CDU keinen Platz