Montag, 25. November 2019

Rechristianisierung abgeschlossen.


Ach ja, das war so schön.
Als am 27.10.1998 das erste rotgrüne Bundeskabinett eingeschworen wurde, Vizekanzler Fischer lässig den Bundeskanzlerausweis für „Gerd“ unterschrieb und erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland ein Regierungschef auf die Gottesformel beim Amtseid verzichtete.

(…..)Aus Sicht der konservativen Merkel und Schäuble würde nun das „rotgrüne Chaos“ ausbrechen, die Unternehmer in Massen das Land verlassen und somit die deutsche Wirtschaft in den Abgrund gesaugt.
Das Unheil begann aus Merkels Sicht schon mit dem Amtseid, den Schröder als erster und einziger Kanzler ohne die Formel „so wahr mir Gott helfe!“ sprach und gleich sieben Minister, nämlich Joschka Fischer, Bodo Hombach, Otto Schily, Walter Riester, Jürgen Trittin und Edelgard Buhlman wurden ebenfalls ohne Gottesformel eingeschworen. (….)

Die fromme Oppositionsführerin Angela Merkel gruselte sich, sie schauderte und pöbelte. Es kam wie Frau Merkel befürchtete; die Gottlosen taten viele schreckliche Dinge, die es vorher bei den gottesfürchtigeren Kanzlerin nie gegeben hatte:

Zwangsarbeiterentschädigung, Homoehe, Ausstieg aus der Atomenergie, ökologische Steuerreform, Reduzierung der Rüstungsexporte, Weigerung am Irak-Krieg teilzunehmen, starke Intensivierung der Beziehung zu Frankreich, Green-Card-Initiative, eine Rentenreform, drastische Senkung der Einkommensteuer, Entkriminalisierung der Prostituierten.

Wie grauenhaft. Es sollte bis 2009 dauern, als endlich die Christin Merkel ohne Sozis regierte und diese atheistischen Irrungen abschaffen konnte.
Wiedereinstieg in die Atomenergie, Geschenke für die Superreichen, massive Zunahme der Rüstungsexporte. So wahr mir Gott helfe. Endlich wieder.

[….] Als bislang einziger Bundeskanzler verzichtete Gerhard Schröder (SPD) bei seinen Vereidigungen auf den Gottesbezug. 1998 löste dies eine breite gesellschaftliche Diskussion aus; die Gottlosen hätten nun das Ruder übernommen, hieß es, Religion werde vollends aus dem öffentlichen Raum gedrängt. Der damalige Erfurter Bischof Joachim Wanke gab zu bedenken, dass mit der fehlenden Rückbindung an eine transzendente Instanz auch andere "letzte Überzeugungen" verloren gingen.
Schröder selbst begründete seinen Verzicht auf den Gottesbezug indes mit dem Hinweis, der Glaube sei Privatsache. Schon als Ministerpräsident von Niedersachsen hatte er – obwohl Mitglied der evangelischen Kirche – die religiöse Formel bei den Vereidigungen vor dem Parlament weggelassen und sich dabei auch auf die Bergpredigt berufen. Dort heißt es: "Ich aber sage euch: Schwört überhaupt nicht, weder beim Himmel, denn er ist Gottes Thron, noch bei der Erde" (Mt 5,34f.). [….] Der Verfassungsrechtler und spätere Bundespräsident Roman Herzog schrieb mit Blick auf den Gottesbezug im Eid einmal: Ein Politiker, der die religiöse Beteuerung verwende, wolle "den rechtlichen Bindungen des Grundgesetzes eine weitere, für ihn besonders verpflichtende, hinzufügen". Dass es in der Tagesarbeit vielleicht nicht immer gelinge, dieser hohen Anforderung gerecht zu werden, sei "kein Beweis gegen den Sinn dieser Selbstverpflichtung". Allerdings, so Herzog weiter, entbehre es "nicht jeder Pikanterie", dass sich ein weltanschaulich neutraler Staat der Gläubigkeit seiner wichtigsten Amtsträger bediene, damit sie sich "weit über die Rechts- und Verfassungsbindung hinaus binden lassen".[….]

Vier Jahre später wiederholte sich das schaurige Schauspiel.
Schröder will keine Hilfe von oben“ heiß es dazu im SPIEGEL.

Aber auch das Jahr 2002 scheint aus heutiger Perspektive weit entfernt.
Gottlose Minister gab es kaum jemals wieder.
Nur Brigitte Zypries verzichtete in einer Merkel-Regierung auf die Gottesformel. Inzwischen sind wieder alle Minister fromme Christen.
Selbst die, die es nicht sind, machen es wie in den USA; sie schwören trotzdem auf Gott, weil sie bei Weitem nicht das Rückgrat haben wie Trittin, Fischer oder Schröder, die aus Überzeugung handelten und dem folgenden konservativ-gläubigen Shitstorm trotzen.

Die entsetzlich frommen SPD-Frauen Nahles und Griese haben die säkularen Sozis marginalisiert, die einst so konfessionsferne FDP, die sich in den 1970ern vielfach in der „Humanistischen Union“ engagierte und für die Trennung von Kirche und Staat kämpfte, ist seit Westerwelle und Rösler eine zutiefst kirchenfreundliche Partei, besetzt ihre Reihen mit schweren Religioten wie Pascal Kober, der als Theologe für die Liberalen im Bundestag sitzt.
Auch die Linke verfügt beispielsweise mit Ministerpräsident Bodo Ramelow über zutiefst gläubige engagierte Kirchisten.

Die Grünen boten ebenfalls schon seit ihrer Gründung Pastoren, Theologen und insbesondere Vertretern evangelischer Laienorganisationen eine Heimat.
Antje Vollmer, Christa Nickels, Andrea Fischer hießen die wichtigsten grünen Frommen damals. Heute sind es die evangelische Kathrin Göring-Kirchentag und der Hardcore-Katholik Winfried Kretschmann, die alte Atheisten wie Jürgen Trittin wegmobben.

So unangenehm und anmaßend und überheblich und unangemessen und fehlgeleitet und borniert ich Göring-Kirchentag und Kretschmann finde, so gestehe ich ihnen wenigstens zu, daß sie den Unsinn, den sie reden selbst glauben.
Sie sind vermutlich einfach nicht die hellsten Kerzen auf der Torte.

Schlimmer ist aber Robert Habeck, der sich voll dem neuen Grünen Credo verschrieben hat auf gar keinen Fall mehr irgendetwas zu sagen, mit dem man anecken könnte.
Es gilt jetzt der allgemeine „Kuschelkurs Grün“:
Kein Streit, keine Wähler verschrecken, keine Programmatik, bloß nicht konkret werden.
Und wenn sich doch mal eine Kontroverse anbahnt wie die um die Homöopathie, dann wird die Diskussion auf dem Parteitag von der Parteiführung radikal unterdrückt.


Dr. Robert Habeck spielt eine besonders unangenehme Rolle, weil er schlau ist und es besser weiß.
Er wurde 2000 zum Doktor der Philosophie mit einer Arbeit über literarische Ästhetizität promoviert und windet sich heute rückgratlos mit solchen lahmen Sprüchen um jegliche Kontroverse.


Vermutlich ist er zufrieden damit wieder nirgends angeeckt zu sein. Mit dem Spruch sollten doch Christen und Atheisten zufrieden sein.
Außer mir. Ich frage mich:

Welche Werte meint er genau?
Den Antisemitismus?
Die Frauenverachtung?
Sklaverei?
Religionszwang?
Sippenhaft?
Kinder verprügeln?
Todesstrafe?
Homophobie?

Die WERTE des Christentums haben seit 2000 Jahren Terror und Genozid bedeutet.
Ich empfehle Dr. Habeck die zehn Bände Deschners "Kriminalgeschichte des Christentums."