Sonntag, 25. Februar 2024

Blablaprotestantinnen

Das ist mir seit vielen Jahren nicht passiert und war wirklich schlimm.

Da ich die vier letzten Teile Tokyo Vice mit großzügigem Zeitpuffer einprogrammiert hatte, war vorher noch „Das Wort zum Sonntag“ an der Aufnahme.

Jene vom Steuerzahler finanzierte Kirchenpropaganda, die schon immer am Samstagabend läuft und glücklicherweise von niemanden gesehen wird.

Gestern Abend lehnte Priesterin Annette Behnken (54) aus Bielefeld, die aber im Hannoverschen Käßmann-Umfeld aufwuchs, locker immer Studiorahmen. Eine echte Fulltime-TV-Pfarrerin, die Morgenandachten beim NDR spricht, kirchliche Sendereihen moderiert, aus dem Klosterleben berichtet und dabei auf das Frauenthema „kochen“ setzt.

Mit der Erfindung der evangelischen selbstverliebten Fernsehpfäffin, schafft die EKD etwas Erstaunliches: Ohne Zölibat, ohne Frauenpriesterverbot und ohne die spezielle katholische Fixierung auf Vergewaltigung kleiner Jungs, treten noch mehr Menschen aus der EKD aus, weil diese Kirchenfrauen so frappierend dämlich und öde sind, daß man nur weglaufen kann.

(….) Evangelische Theologie ist heutzutage ziemlich weiblich, aber das ist wahrlich kein Aushängeschild für den Feminismus. Da sich gebildete und intelligente Menschen beiderlei Geschlechts ohnehin von der Kirche abwenden, bleiben offenbar keine durchschnittlichen Frauen der rapide schrumpfenden Kirche als Pfarrerinnen erhalten, sondern es sind die geistig Schlichtesten, die sich zu Geistlichen entwickeln.

(…..) Frappierend ist insbesondere die Unfähigkeit dieser Kategorie der Plapper-Bischöfinnen über ihren eigenen Tellerrand hinauszublicken. Genau wie Kollegin Käßmann, nimmt auch Breit-Keßler stets sich selbst und ihr eigenes Leben zum Maßstab. In ihren Texten erzählt sie aus ihrer Familie, ihrem Alltag, beschreibt was ihr gefällt und überträgt das dann flugs auf alle anderen. Die ganze bischöfliche Theologie ließe sich auf den Kernsatz: „Seid alle so wie ich, dann wird alles gut!“ reduzieren.  Auch in der heutigen Kolumne geht das so. (….)

(Kirchenaustrittswochende 24.03.2016)

Die frömmelnden Frauen im Norden halten sich ebenfalls streng an dieses Muster.

  Den Begriff Schuld kann man auf viele Arten und Weisen betrachten [….] Ich erinnere mich noch gut an eine Situation, in der ich als Kind einen Freund aus Wut beschuldigt habe, etwas getan zu haben, und er dann eine Strafe von seinen Eltern erhielt, die er eigentlich gar nicht verdient hatte. Ich hatte hinterher Scham-und Schuldgefühle, konnte schlecht schlafen. Als mein Kumpel mir vergab, fühlte ich mich wie von einer Last befreit.  [….] Und vielleicht kann auch der Glaube helfen, wenn man sich sicher ist, dass Gott immer zu einem hält, egal was man gemacht hat. 

 (Sabine Tesche, Himmel & Elbe, Februar 2017)

 „Und wo bleibt das Positive?“, wurde der Schriftsteller Erich Kästner seinerzeit  immer wieder gefragt, wenn er seine zeitkritischen Gedichte und Kolumnen veröffentlichte. [….] Witze, die mitunter gerade aufgrund ihrer Arglosigkeit, in der sie daherkommen, umwerfend wirken, uns erheitern und im selben Moment zum Nachdenken bringen. Zu diesen gehört für mich jener: „Was sagt eine Schnecke, die auf dem Rücken einer Schildkröte sitzt? – Hui!“ Das ist nicht nur einer der besten Schneckenwitze, die ich kenne. Er ist darüber hinaus auch tiefsinniger, als er zunächst klingt. Ich sehe zumindest sofort die Schnecke vor mir, der der Fahrwind die Fühler um die Ohren schlenkert. [….]

(Pröbstin Astrid Kleist)

[….] wenn ich in die Kirche gehe, ist für mich der Segen am Schluss des Gottesdienstes immer ein Höhepunkt. Weil er Kraft gibt, vielleicht   Auch beruhigend ist. Ich habe danach immer das Gefühl, unter Gottes Schutz zu stehen – zumindest für den Tag oder den Anfang der Woche [….] Manche empfinden es als Segen, Freunde oder eine nette Familie zu haben. Und das Schönste ist, jeder kann ihn geben: Die Eltern ihrem heiratswilligem Sohn, die Ehefrau ihrem Mann auf den Arbeitsweg, eine Kollegin einer anderen für eine Reise.[….]

(Sabine Tesche, Himmel und Elbe, 2016)

„Ich musste sofort an die Worte meiner Mutter denken: Auch in brenzligen Situationen ruhigbleiben.“ Entscheidend ist zudem ein festes Wertegerüst, ein Glaube oder eine Hoffnung. Kürzlich erzählte mir eine Freundin, sie stecke in Gedanken jede gute Erfahrung in ihrem Leben in einen imaginären „Mutmachkoffer“. Bei Bedarf schöpfe sie aus diesem Fundus, wenn sie verzagt sei und sich selbst Mut zuspreche. Ganz ähnlich ist es mit unserer christlichen Tradition:  Sie ist ein unerschöpflicher Fundus von Mutmachgeschichten.

(Bischöfin Kirsten Fehrs, Februar 2016)

Ich lese gerade begeistert ein Buch über Hummeln. [….] Nicht nur, dass die pummeligpelzigen Tierchen die Gesetze der Erdanziehung überlisten und darin ein Wunder sind. Wie viele Abermillionen von Tomaten, Gurken und Johannisbeeren werden jährlich durch sie bestäubt! Was für einen riesigen Nutzen wir von diesen putzigen Lebewesen haben, war mir bis dahin nicht bewusst.[….]

(Pröbstin Astrid Kleist, Juni 2016)

Die norddeutschen Top-Theologinnen erstaunen nicht nur mit der sagenhaften Banalität ihrer Gedanken, sondern auch mit einer geradezu unheimlichen Unfähigkeit zur Abstraktion. Sie scheinen allesamt überhaupt nicht über ihren eigenen Horizont hinausblicken zu können und sehen die Gesellschaft als glückliches Abziehbild der 1950er Jahre, als der Mann arbeiten ging, die glückliche Hausfrau ihm auf dem Weg ihren Segen wünschte und alle zufrieden in die Kirche gingen. Andere Lebensentwürfe, die nicht der Bilderbuchfamilie entsprechen kennen sie gar nicht; echte Probleme wie Drogen, Depressionen oder Gewalt kommen ihnen gar nicht in den Sinn. (….)

(Die kleinen Freuden genießen, 18.03.2017)

Diese Promi-Theologinnen – dazu gehört insbesondere auch die Ethik-Rätin Petra Bahr mit ihrer einmaligen gedanklichen Schlichtheit – projizieren aber ihre eigene simple Gedankenwelt nicht nur auf alle anderen, sondern sie ignorieren auch hartnäckig die Realität. (….)

(Theologische Ödnis, 08.12.2020)

Nun wäre es schon ein guter Grund, aus der evangelischen Kirchen auszutreten, daß die vielen EKD-Frauen ganz selbstverständlich auf Themen wie Kindererziehung, Kochen, Haushalt und Eheleben setzen. Die vermeidlich wichtigen Themen Krieg, Finanzen, Ökonomie bleiben den Penisträgern vorbehalten.

Diese geistige Selbstverzwergung der Christenfrauen erscheint mir noch erbärmlicher, als die misogyne Unterdrückung durch Männer. Andererseits geht es so schrecklich schief, wenn sich die Käßmanns doch zu „harten Themen“ äußern und nach ihren Empfehlungen, lieber mit den Taliban oder Putin zu beten, die Zuhörer im Zustand des kollektiven Cringe zurücklassen. Wäre es nicht so menschenverachtend, würde ich Käßmann empfehlen, mit ihrer modischen Kurzhaarfrisur und in Hosen mal durch Kabul zu gehen und Taliban-Kämpfern aus der Bibel vorzulesen. Oder in Moskau öffentlich zu erklären, daß Putins Krieg falsch ist. Etwas Böses geschehen kann ihr allerdings nicht, wie sie selbst verkündet:

Potentieller Wahnsinn liegt in den berühmten Käßmann-Worten vom Fall in Gottes Arme.

Ich weiß aus vorangegangenen Krisen: Du kannst nie tiefer fallen als in Gottes Hand. Für diese Glaubensüberzeugung bin ich auch heute dankbar."

(Dr. Margot Käßmann, 24. Februar 2010)

Aber ich habe tatsächlich viele Menschen in großem Frieden sterben gesehen, die ihr Leben losgelassen und zurückgelegt haben in Gottes Hand.

(Dr. Margot Käßmann, 03.06.2018)

Ist es Dummheit oder eher doch Borniertheit, die sie so etwas immer wiederholen lässt?  Ich bin jedenfalls beeindruckt davon, wie eine sehr reiche Frau, die mit 60 Jahren ihre üppige 11.000-Euro-Pension genießt, solche Sprüche von sich gibt, während ihr Gott beispielsweise im Jemen 85.000 Kleinkinder unter grauenvollen Umständen elend und langsam an Hunger krepieren ließ.  Aber was soll man schon von einer Bischöfin erwarten, die fünf Jahre als Botschafterin für einen der widerlichsten Antisemiten der Weltgeschichte arbeitete?

(Tiefer fallen, als in Gottes Arme, 22.11.2018)

Den Ukrainern schreibt Deutschlands peinlichste Theologen nun auch, aus der sicheren Wärme Hannovers, ins Stammbuch, sie sollten verhandeln und keine Waffenhilfe aus Deutschland mehr erhalten. Käßmann bläst ihre Erkenntnisse so ungefiltert in die Welt, weil sie intellektuell gar nicht in der Lage ist, zu erfassen, wie perfide und überheblich sie auf die von den Taliban massakrierten Frauen und Mädchen oder auf die von russischer Artillerie zerfetzten ukrainischen Zivilisten klingt.

Bedauerlicherweise bleibt auch Annette Behnken nicht bei den Frauenthemen Koch/Putzen/Handarbeiten, sondern nahm sich gestern Alexej Nawalny vor. Natürlich nicht, ohne die Chose mit der peinlichsten aller Politikerfloskeln einzuleiten: Sie sei BEWEGT!

[…..] Mich bewegt und beschäftigt immer noch und zwar sehr der Tod Alexej Nawalnys. Der russische Regimegegner. Er hat uns was zu sagen. Uns auf unserem Sofa, in unserem Wohnzimmer, in unserem Land, in dem wir sagen dürfen, was wir denken, ohne verhaftet oder ermordet zu werden.  [……]

(Pastorin Behnken, 24.02.2024)

Nun ist es schon a priori anmaßend, einen Toten zu vereinnahmen und dem Mann posthum in Grundschülersprache Er hat uns was zu sagen zu unterstellen. 

Dramatisch schief geht es aber erst, als die TV-Plapperin analysiert, was Nawalny ihr, ihrer Ansicht nach, mitteilen möchte. Drei Botschaften erkennt die Bielefelderin messerscharf aus ihrem Fernsehstudio.

Erstens ist Nawalny offenbar ein evangelischer Pfarrerkollege, der den deutschen Kirchensteuerzahlern die Bibel näher bringen möchte.

[…..] Seine zentrale Botschaft, über seinen Tod hinaus, heißt: "Gebt nicht auf! Ich fürchte mich nicht, und Ihr sollt Euch auch nicht fürchten" - einer seiner bekanntesten Sätze. Der klingt biblisch, und ich bin sicher, er war auch so gemeint. Nawalny sagte von sich: "Ich bin ein gläubiger Mensch". Der Glaube war eine seiner Kraftquellen. Nawalny sah sich ganz im biblischen Sinn an der Seite derer, die "hungert und dürstet nach Gerechtigkeit".

[…..] "Selig sind, die da hungert und dürstet nach Gerechtigkeit" – Den Bibelvers habe er, Nawalny, immer als Handlungsanweisung verstanden. [……]

(Pastorin Behnken, 24.02.2024)

Zweitens ist Nawalny offenbar ein Sozialdemokrat, der für Pluralismus und gegen die AfD antrat.

[…..] Angetrieben von Werten, die ihm heilig waren: Freiheit. Gerechtigkeit. Demokratie. Frieden. […..] Auf den Straßen, in politischen Debatten, in sozialen Medien, in Büros, auf Parties, an Frühstückstischen. Denn – ich zitiere Nawalny: "Für den Triumph des Bösen braucht es nichts weiter, als dass die Guten untätig bleiben. Also seid nicht passiv." Das ist die Botschaft Nawalnys an uns. […..]

(Pastorin Behnken, 24.02.2024)

Das dritte Nawalnysche Vermächtnis laut Behnken war Harry Potter. Etwas Werbung für eine bösartige TERF darf offenbar im Wort zum Sonntag nicht fehlen.

[…..] Luna Lovegood. Ausgerechnet Luna Lovegood. Eine Romanfigur. Die feenhaft-verträumte Esoterikerin aus Harry Potter. Alexej Nawalny nennt sie eine großartige Philosophin. Zu Harry Potter hat sie gesagt: "Es ist wichtig, sich nicht einsam zu fühlen. Denn an Voldemorts Stelle würde ich sehr wollen, dass du dich einsam fühlst." Und Nawalny ergänzt: "Unser Voldemort in seinem Palast will das natürlich auch". […..]

(Pastorin Behnken, 24.02.2024)

Diese Behnkenschen Sätze sind nicht nur hanebüchen und anmaßend, sondern auch noch glatte Lügen.

[…..] Ein Werbeclip aus dem Jahr 2007 für die Bewegung „Narod“, zu Deutsch „Volk“. Er ist auf Youtube und in Alexej Nawalnys früher genutztem Blog zu sehen. Der trägt in dem Video einen weißen Kittel eines Zahnarztes und wird in einer Einblendung als „diplomierter Nationalist“ bezeichnet.

„Einen Zahn ohne Wurzeln nennt man einen toten Zahn. Ein Nationalist ist jemand, der nicht möchte, dass man aus dem Wort Russland die russische Wurzel entfernt. Wir haben das Recht, Russen in Russland zu sein. Und wir werden dieses Recht verteidigen.“

Bei anderen Gelegenheiten richtete er sich insbesondere gegen Volksgruppen aus dem Kaukasus und Arbeitsmigranten aus südlichen Nachbarländern. […..]  „Alles, was uns stört, muss man mit Vorsicht, aber unbeirrt per Deportation entfernen.“ […..] Nawalny trat auch mehrfach bei sogenannten „Russischen Märschen“ als Redner auf – im Publikum befanden sich unter anderem russische Nazis.

„Er ist eben ein Populist“, sagt Dmitrij Oreschkin, ein Moskauer Politologe. „Zu Beginn seiner politischen Karriere hat er solche glasklar nationalistischen Positionen eingenommen. […..]  Sagen wir es so, er ist recht autoritär, hat sich deshalb oft mit Politologen und Journalisten gezankt. Das ist gerade eine Folge davon, dass er ein Macho ist: Entweder ich und es geht nach mir – oder gar nicht.“ […..]

(Deutschlandfunk, Thielko Grieß, 28.01.2021)

Nawalny kommt von ganz rechts außen, war glühender Nationalist, homophob, populistisch und verbreitete antisemitische Hetze.

[…..] Nach seinem Rauswurf [bei der Partei Jablonko] soll er sich mit dem nationalistischen Gruß „Ehre sei Russland“ verabschiedet haben, so Jablonko-Mitglied Boris Wischnewsky. Das ist schwer zu belegen.

Besser dokumentierte Nawalny selbst auf seinem eigenen Blog seine damalige Haltung. Bürgerrechtler nennt er dort: „quasiliberale Wichser“, Homosexuelle: „Schwuchteln“, die weggesperrt gehörten. Und als Russland 2008 in Georgien einmarschierte, sprach er sich für die Deportation aller Georgier aus Russland aus. […..] Als er 2013 für das Amt des Bürgermeisters von Moskau antrat, erzielte er seinen bisher größten Erfolg: Mit 27 Prozent errang er den zweiten Platz, stieg endgültig zum bekanntesten Oppositionellen auf. Allerdings: Gewonnen hatte er die Stimmen mit einem klar antimigrantischen Wahlkampf, hantierte mit nachweislich falschen Zahlen. Etwa, dass die Hälfte der Moskauer Kriminalität von Einwanderern aus dem Kaukasus ausgehe. […..] Außerdem bemühte er das bekannte rechtspopulistische Klischee, dass russische Frauen „nicht mehr auf die Straße gehen“ könnten. Sich gegen Verbrecher und Terroristen, etwa aus Tschetschenien, auszusprechen ist an sich natürlich gut und richtig. Deren Entmenschlichung als „Kakerlaken“, gegen die sich die gesamte Bevölkerung bewaffnen müsse, mutet aus westlicher Sicht dennoch eigen an.  [….]

(MoPo, 26.09.2020)

Für Pastorin Behnken ein leuchtendes Beispiel für Demokratie und christlichen Glauben, den sie als Gegenentwurf zur AfD instrumentalisiert.

[…..] Nawalny, der charismatische Menschenfänger, eignete sich für diese Rolle gut, er inszenierte sich in ihr. Sein Schicksal erhob ihn nun, nicht nur im dankbaren Blick des Westens, zu einer überlebensgroßen Figur. Aber der Mann aus Butyn bei Moskau war auch ein Spieler, ein Opportunist, ein Nationalist, ein Provokateur. Er war kein perfekter Demokrat im westlichen Sinne, auch wenn er versuchte, seine Landsleute zum "taktischen Wählen" zu bringen und Alternativen zu Putins Pseudodemokratie zu präsentieren. [….]

(Cathrin Kahlweit, 16.02.2024)

Ob Behnken bewußt lügt, um Nawalny für ihre protestantische Sache auszunutzen, oder ob sie nur so dumm ist, es nicht besser zu wissen, kann ich nicht beurteilen.

Aber beide Möglichkeiten sagen viel aus über den Zustand der EKD.