In allen
Bundesländern gibt es diese ultraschwarzen Wahlkreise, in denen nur konservative
Bauern oder ähnliches hocken.
Der
bundesweit bekannteste superschwarze Wahlkreis ist Cloppenburg-Vechta in
Niedersachsen. Dort leben nur Schweinezüchter und die die CDU holt dort
Ergebnisse, die klar über denen der CSU in ihren Hochburgen liegen.
Da kann Merkels
Partei auch einen Hydranten aufstellen; er würde die absolute Mehrheit holen.
In der
Millionenstadt Hamburg gibt es zwar keine sicheren Bundestagswahlkreise für die
CDU, aber wenn man eine Ebene drunter rutscht, finden sich doch Stadtteile, die
fest in CDU-Hand sind. Dazu zählen Blankenese, Nienstedten, Wellingsbüttel, Poppenbüttel,
Lemsahl, Sasel, Ohlstedt, Tatenbarg,
Ochsenwerder, Reitbrook, Spadenland, Kirchwerder und Francop. (Glücklicherweise
sind die Letztgenannten im Hamburger Süden allesamt dünn besiedelt)
In NRW
sieht es ähnlich aus – auch da sind die tiefschwarzen Wahlkreise die großen
Ländlichen am Rande. Und selbst in der „Herzkammer der Sozialdemokratie“ gibt
es todsichere CDU-Hochburgen.
Paderborn,
Hochsauerlandkreis, Coesfeld, Steinfurt, Borken, Heinsberg und Kleve.
Sprechen
wir über Kleve.
Zugegeben,
ich kenne Kleve nicht. Aber Kleve ist mir schon deswegen unsympathisch weil es seit
20 Jahren kontinuierlich Ronald Pofalla mit meistens mehr als 50% der Erstimmen
in den Bundestag schickt. (1994-2014)
Das ist
eigentlich unverzeihlich.
Vor
Pofalla war es in Kleve allerdings noch schlimmer CDU. Heinrich Seesing (1983-1994)
holte ebenso wie Jochen van Aerssen (1976-1983) bis zu 60%, der Bauer und
Theologe Emil Solke (1969-1976 und 1953-1961)
kam auf bis zu 76% und der stramm katholische Adelige Felix Freiherr von
Vittinghoff gen. Schell zu Schellenberg (1961-1969) holte ebenfalls über 70% für
die CDU in Kleve.
Untypischerweise
für Kleve ist die Inkarnation der verbalen Entgleisung
Ronald Pofalla ein evangelischer Christ.
Daß der
Schreihals kurz nach dem erneuten Gewinn seines Bundestagsmadats 2013 seine
eigenen Parteifreunde gleich wieder im Stich ließ, um seine politische Karriere
zu Gunsten eines extra für ihn geschaffenen pro-forma-Jobs beim Staatskonzern Bundesbahn
mit einem siebenstelligen Jahresgehalt hinzuwerfen, kam nicht überall gut an.
Die Nachricht, dass
der Kreis Klever CDU-Bundestagsabgeordnete Ronald Pofalla in den Vorstand der
Deutschen Bahn AG wechselt, ist bei den Christdemokraten landauf, landab
gestern wie eine Bombe eingeschlagen. […]
Wie
die Gemütslage der christdemokratischen Mitglieder im Kreis Kleve aussieht,
machte der CDU-Kreisparteichef Dr. Günther Bergmann aus Kalkar deutlich:
"Das ist jetzt eine schwierige Zeit für die Partei im Kreis Kleve. Vor
wenigen Wochen hat Ronald Pofalla noch die Koalitionsverhandlungen in Berlin
als Kanzleramtsminister koordiniert, um dann in letzter Sekunde auf ein
Ministeramt zu verzichten, weil er eine Familie gründen wollte. Und jetzt kommt
der nächste Überraschungssprung", sagt Bergmann, für den die Meldung vom
Seiteneinstieg bei der Bahn "völlig überraschend" kam. Kleves CDU-Stadtverbandschef Jörg Cosar
setzt einen drauf: "Das Ganze hat in meinen Augen mit politischer Kultur
nichts mehr zu tun. Das schadet der CDU im Kreis und ist auch für die Kommunalwahl
nicht gerade günstig." […]
Aber was
passiert bei den am 25.05.2014 in Kleve stattfindenden Kommunalwahlen? Werden die
Wähler sauer auf ihre CDU sein?
Die
Religionsstruktur der an der niederländischen Grenze gelegenen Stadt gibt da
Hinweise. 66% sind römisch-katholisch, 16 % evangelisch, 19% bekennen sich zu
einer anderen Konfession oder sind konfessionslos.
Wie
sollten so fromme Menschen nicht die CHRISTLICH-demokratische Union wählen?
Nun ja. So
wie sich die Bürger nicht mehr auf ihre CDU verlassen können, so lockern sich
auch die Bindungen zur RKK. Gucken wir auf die kleine Hansestadt Emmerich am
unteren rechten Niederrhein, die als kreisangehörige Stadt zum Kreis Kleve gehört.
Emmerich
wurde vor 1.300 Jahren als Missionsstation im Bistum Utrecht gegründet; heute
leben dort 30.000 Menschen.
Bürgermeister
Johannes Diks, natürlich von der CDU, wurde mit 61,4% gewählt. Die vielen
katholischen Schäfchen verteilen sich auf fünf Pfaffen.
In Emmerich gibt es
zwei römisch-katholische Seelsorgeeinheiten mit fünf Pfarren.
Die Seelsorgeeinheit
St. Christophorus und St. Johannes der Täufer deckt räumlich die Ortsteile
Altstadt, Leegmeer, Speelberg, Vrasselt, Praest und Dornick ab. Am 28. November
2004 wurden die vier katholischen Stadtgemeinden St. Martini, St. Aldegundis,
Heilig-Geist und Liebfrauen zur neuen Stadtpfarre St. Christophorus fusioniert.
Zur Pfarre St.
Johannes der Täufer zählt die namengebende Kirche in Dornick, St. Antonius in
Vrasselt, und St. Johannes Baptist in Praest.
Die Seelsorgeeinheit
Elten, Hochelten, Hüthum wird gebildet von den Pfarren St. Georg in Hüthum, St.
Martinus in Elten, und St. Vitus in Hochelten.
Die katholischen Pfarreien
von Emmerich gehören zum Dekanat Emmerich im Kreisdekanat Kleve des Bistums
Münster.
(Wiki)
Aber
selbst im Rheinisch-katholischen Kernland ist nicht mehr alles eitel
Sonnenschein. Die frommen Schäfchen des mächtigen Münsteraner Bischofs Felix
Genn geben sich im Amtsgericht die Klinke in die Hand, um auszutreten. 2012
sagten 58 Emmericher der RKK Adieu, im drauffolgenden TVE-Jahr traten 120 aus
und selbst diese Rekordzahl ist in den ersten vier Monaten des Jahres 2014
schon fast eingeholt – 95 Menschen verließen die Katholische Kirche bis April
2014.
Was ist
da los?
Eigentlich
nichts Besonderes. Es ist nur die RKK 2014, die nervt.
Als sich die Situation
um die Geistlichen Karsten Weidisch und Christian Olding zuspitzte, äußerten
viele Gläubige deutlich ihre Enttäuschung über die Kirche. Ins Zentrum der
Kritik rückte nicht der Glaube an sich, sondern die Amtskirche. Daher wurden
Stimmen laut, einen Schlussstrich zu ziehen und aus der Kirche auszutreten.
Quasi als Denkzettel für die Amtskirche.
Hubert Lemken,
Geschäftsführer des Kreisdekanates Kleve, weiß, dass Entwicklungen rund um die
Kirche genau verfolgt werden und die Gläubigen sensibel darauf reagieren. So
war die Zahl der Austritte im gesamten Kreisdekanat schon einmal 2010 spürbar
angestiegen, als die Kirche wegen der Missbrauchsvorwürfe Negativschlagzeilen
machte. "Und als es diese Geschichte mit Tebartz van Elst gab, haben wir
das sofort bei den Austrittszahlen in Kevelaer gemerkt", sagt Lemken. Der
umstrittene Bischof stammt aus der Kommune.