Gerade hatte ich noch „die Politiker“ als im Vergleich zu den Wählern schlau und kompetent gewürdigt.
In ihrer Pauschalität trifft die Aussage auch zu, aber das bedeutet selbstverständlich nicht, daß jeder einzelne Politiker kompetent ist.
Natürlich ist Politik komplex; Abgeordnete können sich nicht in allen Themenfelder gleich sicher bewegen. Daher spezialisieren sie sich und sind in Fachausschüssen aktiv. Ein Haushaltspolitiker muss nicht notwendigerweise jedes Detail der afrikanischen Entwicklungshilfe kennen.
Gelegentlich offenbaren sich aber auch in ihrem ureigenen Fachgebiet eklatante Lücken. Grünen-Chef Habeck hatte im Bundestagswahlkampf keine Ahnung was es mit der Entfernungspauschale auf sich hat und Annalena Baerbock erzählte immer wieder zum Megathema Corona, trotz bestehender Masern-Impfpflicht, daß eine Impflicht in Deutschland rechtlich gar nicht möglich wäre.
Da ist es fast schon sympathisch, wenn Minister, die nichts über ihr eigenes Ministerium und ihre Aufgaben wissen, wie Kramp-Karrenbauer, Karliczek oder Seehofer lieber schweigen und Däumchen drehend abwarten bis die Legislaturperiode und damit der peinliche Irrtum, der sie zu Ministern machte, abgelaufen ist.
Es gibt aber auch die tolldreisten Vorwitzigen, die trotz ihrer Ahnungslosigkeit, die Öffentlichkeit suchen und mit verblüffender Chuzpe ihre Verblödung demonstrieren.
So fällt Deutschlands ranghöchster Covidiot, Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki nicht nur mit hanebüchenen Ansichten und wissenschaftlichen Falschaussagen auf, sondern demonstriert auch sein unterkomplexes Denken, indem er offenbart, die simpelsten Zusammenhänge nie verstanden zu haben. Kubicki plapperte Mitte November im SPIEGEL-Interview, bei steigender Hospitalisierung durch Ungeimpfte, solle man eben die „Notfallreserve der Intensivbetten“ aktivieren. Sagenhaft, nach all den Jahren weiß der Mann nicht, daß die Intensivkapazität von der Anzahl der Pflegekräfte abhängt und nicht etwa von den Möbeln.
[…] FDP*-Politiker Wolfgang Kubicki glaubte, die Lösung des Intensivbetten-Problems zu kennen. Er schlug im Interview mit dem Spiegel vor, schlicht die Notreserve zu aktivieren. […] „Zur Notfallreserve gehören meistens die Betten, die auf der Intermediate Care Station oder im Aufwachraum stehen“, erklärte Pflegewissenschaftlerin Martina Hasseler dem Spiegel. „Sollen sie zum Einsatz kommen, muss das Personal von der Intensivstation diese Betten zusätzlich bedienen.“ Aufgrund des massiven Mangels an Pflegekräften können einige der vorhandenen Betten gar nicht genutzt werden. Man müsse den Menschen erst erklären, „dass die Betten aus der Notfallreserve nicht pflegen können, sondern dass das Pflegekräfte machen. Und diese fehlen“, sagte Hasseler. Auch auf Twitter regte sich Unmut über Kubickis Lösungsansatz, er wurde vielfach wie blanker Hohn empfunden. „Diesem Mann gehört in der jetzigen Situation langsam echt der Mund verboten“, schimpfte eine Userin. Und rechnete vor: „Ausbildung zur Pflegekraft drei Jahre. Ausbildung zur Intensivpflegekraft fünf Jahre. Was immer man jetzt lamentiert und an Bonbons draufpackt: es kommt mindestens fünf Jahre zu spät.“ Alexander Eichholtz, der als Personalrat an der Berliner Charité arbeitet, schrieb spöttisch zu einem Foto eines leeren Krankenhausbetts: „Das ist ein Krankenbett. Alleine kann das gar nix, selbst wenn wir das ‚aktivieren‘, Herr Kubicki.“ [….]
Eklatante Wissens-und Verständnislücken gab auch Bayerns Gesundheitsminister, der fromme Augsburger Jurist Klaus Holetschek zu erkennen, als er im November angesichts der anrollenden vierten Welle völlig überrascht war.
(….) Seit Monaten prophezeien Virologen, Mathematiker, Ärztevertreter unisono, was für ein Desaster wir im Winter erleben werden, wenn die Impfquote nicht drastisch erhöht wird, aber sie werden kollektiv von der politischen Klasse ignoriert. Nachdem nun exakt das eintritt, was alle vorausgesagt haben, erklären die Regierenden; damit habe nun wirklich niemand rechnen können.
[….] Reihenweise geben sich Politiker jetzt »überrascht von der Dynamik« der Coronazahlen. Wie kann das sein? [….] Das RKI lag bei dem nun eingetretenen, mit der aktuellen, niedrigen Impfquote berechneten Szenario etwa ein bis zwei Wochen daneben, die gegenwärtige Kurve wurde jedoch exakt vorgezeichnet. Die echte oder gekonnt gespielte Überraschtheit auf politischer Ebene ist dementsprechend von fast imponierender Dreistigkeit, »überrascht von der Dynamik« wurde hierbei zu meiner persönlichen Hassformulierung, die von verschiedenen Akteuren nahezu wortgleich übernommen wurde. Wie kann man bei berechneten Kurven von einer »Dynamik« »überrascht« werden? Der Witz an einer exponentiellen Kurve zum Beispiel ist, dass sie an jeder Stelle exponentiell ist und nicht erst »plötzlich« ganz am Ende. Es gibt wenig Vohersagbareres als exponentielle Kurven (klar: das Amen in der Kirche). Dementsprechend ist es auch eine semantische Albernheit, von explodierenden Zahlen zu sprechen, als seien die Ziffern aus dem Hinterhalt geworfene Blendgranaten. Und rein praktisch: Wie kann man bei exakt derselben Anordnung wie im vorherigen Jahr, bei einer saisonalen Wiederholung mit loseren Kontrollumständen, von einer »Wucht« »überrascht« werden? Auch der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek performt ohne Not die Überraschtheit einer Person, die in den Wald läuft und dort aufgrund der unerwartet vielen Bäume überfordert ist: »Ich glaube, dass wir eine Dynamik momentan erleben, die wirklich nicht vorhersehbar war.« [….] 14. November 2021. Katrin Göring-Eckardt twittert: »Es bleibt tragisch, dass so wenig vorbereitet war für diese Situation.« Eine Kolumnistin in München wirft ihren Laptop schreiend aus dem Fenster. [….]
(Samita El Ouassil, 18.11.2021) (….)
(Corona-Parteipolitik, 19.11.2021)
In Bundesgesundheitsminister Jens Spahn kulminierte all das Nichtwissen und kultivierte sich in einer ministerlichen Borniertheit, die sich regelrecht zu seinem signature move auswuchs. Kostenlose Tests versprechen, ohne darüber nachzudenken, wo die herkommen sollen, Maskendesaster, Impfkampagne verbummelt, Aufforderung zum Boostern, während er gleichzeitig de Vakzin-Bestellungen einstellt und die Impfzentren schließt. Der Mann ist es auch, der in zwei Jahren Pandemie zusah, wie 3.000 Intensivbetten still gelegt wurden, ohne auf die Idee zu kommen, sich um das fehlende Pflegepersonal zu sorgen.
Auch das Triage-Desaster geht auf Spahns Konto. Gestern musste das Bundesverfassungsgericht die Regierung dringend anmahnen, behinderte und schutzbedürftige Menschen bei pandemiebedingter Triage zu schützen.
All das sind elementare Aufgaben des Bundesgesundheitsministers, die Spahn offensichtlich gar nicht intellektuell erfasste.
Ein Paradebeispiel eines fachlich hoffnungslos überforderten
Gesundheitsministers ist neben CSU-Mann Holetschek und CDU-Mann Spahn auch der
CDU-Kollege in NRW. Karl-Josef Laumann, 64, amtiert seit 2017 als Minister für
Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen. Der höchste
akademische Grad des stramm konservativen Katholiken ist der
Hauptschulabschluss. Als Beruf erlernte er Maschinenschlosser. Seit 1990 sitzt
er abwechselnd im Bundestag und Landtag, wurde als erster Hauptschüler unter Hermann
Gröhe Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit (2013 bis 2017) und
dabei auch Beauftragter der Bundesregierung für die Belange der Patientinnen
und Patienten sowie Bevollmächtigter der Bundesregierung für Pflege. Während seine Schulbildung also außerordentlich dürftig ist,
kann Laumann aber durchaus auf jahrelange
Erfahrungen in Gesundheitsministerien verweisen. Daher gelangte der Mann nach knapp zwei Jahren Pandemie zu einer
bahnbrechenden Erkenntnis, die er seinem NRW-Volk diese Woche mitteilte.
Corona wird auch in Form von Aerosolen durch die Luft verbreitet!
"Ich habe heute noch eine Expertise aus dem Gesundheitsamt Köln bekommen, die ganz klar sagen: Das Neue an dieser Omikron-Variante ist, dass sie sich nicht nur durch Tröpfen überträgt, sondern dass sie auch - ähnlich wie Masern - sich durch die Luft überträgt."
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU)
Potzblitz. Wer hätte damit gerechnet!
[….] Zig Millionen Deutsche diskutieren seit Monaten über Corona. In vielen Punkten herrscht nicht immer Einigkeit. Bei Wissenschaftlern ebenso. In dem Punkt, dass sich alle Corona-Varianten in Aerosolen über die Luft verbreiten, gibt es längst keine zwei Meinungen mehr. Wie viele Interviews und Debatten wurden zur Notwendigkeit von Luftfiltern geführt? Warum stehen an nahezu jeder Ecke im Landtag Luftfilter und warum braucht es sie, wenn erst jetzt klar wird, dass sich Omikron über die Luft verbreitet? Und als hätte unser Gesundheitsminister hier nicht schon die Glanzleistung vollbracht, mit nur einem Satz die Verwirrung komplett zu machen, kommt der nächste: Seine Quelle ist das Gesundheitsamt in Köln. Was wissen die mehr als das Robert Koch-Institut? [….]
Ich fühle mich so müde…