Freitag, 29. Juli 2016

Vierter DNC-Tag



Rückblickend auf die bisher so erfolgreiche demokratische Konvention muss man insbesondere einen Namen erwähnen:
Donna Brazile, 56, aus Louisiana, Autorin, Politanalystin, Professorin in Harvard und der Georgetown University, ehemalige Wahlkampfmanagerin der demokratischen Kandidaten Al Gore, Jesse Jackson, Walter Mondale und Richard Gephardt ist der demokratischen Partei lange verbunden.
Am Tag vor der 2016 DNC stolperte Parteichefin Debbie Wasserman Schultz über den Emailhack brisanter Anti-Sanders Akten.
Die 43% der Delegierten, die Sanders verpflichtet sind, waren (verständlicherweise) stinksauer.
So entschloss man sich Wasserman-Schultz‘ Kopf rollen zu lassen.
Sie durfte sich auf dem gesamten Parteitag nicht mehr blicken lassen.
Als Interimsvorsitzende und designierte Nachfolgerin wurde Donna Brazile bestimmt, die von eben auf jetzt einen gewaltigen Nominierungsparteitag managen mußte.
Ohne Vorbereitungszeit hatte Brazile unter den Argusaugen der gesamten Weltpresse eine sehr unbeliebte Kandidatin ins beste Licht zu setzen und dabei auch noch 43% der eigenen Parteimitglieder zu versöhnen, die erbittert gegen Clinton standen.
Wie man an der republikanischen Convention eine Woche zuvor sehen konnte, kann so etwas gewaltig schief gehen.
Der republikanische Gouverneur von Ohio, John Kasich, der die Ehre hatte diese so bedeutende Convention in seinem Bundesstaat zu Gast zu haben, weigerte sich die Halle zu betreten.
Alle lebenden ehemaligen GOP-Präsidenten und Vizepräsidenten boykottierten ebenso die RNC, wie die vorherigen Kandidaten John McCain und Mitt Romney.
Ted Cruz trat zwar auf, erklärte aber zumindest indirekt man solle lieber nicht Trump wählen.
RNC Chairman Reince Priebus, immerhin schon fünf Jahre im Amt, war die Kontrolle völlig entglitten.
Statt der versprochenen Celebrities sprachen sich nur vergessene C-Promis, wie der ehemalige Seriendarsteller Antonio Sabato Jr. öffentlich für Trump aus.

Brazile, die ich als langjähriger CNN-Gucker sehr gut kenne, gelang hingegen quasi aus dem Stand ein Meisterstück.
Ihre Parteitagsregie war geradezu genial und machte aus einer völlig verfahrenen Situation mehr als selbst Optimisten erwarten konnten.

Um mit dem Unwichtigstem zu beginnen, sei erwähnt, daß die Demokraten im diametralen Gegensatz zu GOP auch hier wieder eine beeindruckende Zahl von echten A-Promis auf die Bühne bekamen.

Paul Simon, Katy Perry, Eva Longoria, Tony Goldwyn, Elisabeth Banks, Jason Collins, Debra Messing, Lady Gaga, Lenny Kravitz, DJ Jazzy Jeff, Snoop Dog, Cyndi Lauper, Bryan Cranston, Alicia Keys, James Cameron, Arnold Schwarzenegger, Sigourney Weaver, Jack Black, America Ferrera, Angela Bassett, Don Cheadle, Idina Menzel, Audra McDonald, Kristen Bell, Darren Criss, Rosie Perez, Sheila E., Meryl Streep und Sarah Silverman warben für Clinton.

Jeder Tag der Convention hatte sein besonderes Thema und seine Star-Redner.
Am letzten Tag ging es noch verstärkt um das hochgejazzte Thema „innere Sicherheit“.

Trump, der immer wieder betont hatte mehr als alle Generäle vom IS zu verstehen löst das Problem bekanntlich, indem er „die Scheiße aus dem IS rausbomben“ will, elf Millionen Menschen deportieren lässt, eine Mauer um die Vereinigten Staaten baut und keine Muslime mehr einreisen lässt.

Brazile setzte dem ganz andere Bilder entgegen, ließ Dutzende US-Generäle auf die Bühne kommen, um sich klar gegen Trump zu stellen, um klar zu machen, daß die Militärs absolut nicht Trumps Meinung sind, nach der „our military a mess“ oder „a desaster“ wäre.


Sehr beeindruckend auch, daß sich die Demokraten so demonstrativ auf die Seite der Muslims stellten, sie vor Trump in Schutz nahmen.
Khizr Khans Auftritt war ein Fanal.


Hillary Clinton, die entgegen der landläufigen Meinung eine der ehrlichsten Politikerinnen Amerikas ist, beendete diese Convention mit einer guten bis sehr guten Rede.
Sie ist kein rhetorisches Ausnahmetalent wie Bill Clinton oder Barack Obama, aber sie fand eine gute ruhige Tonlage, zeigte überdeutlich die gewaltigen Unterschiede zwischen ihrem Amerika und dem Trumps auf.
Insbesondere konterkarierte sie aber Trumps faktenfreie und planlose Pöbel-Rede von vor einer Woche, indem sie ausgesprochen konkret und detailliert darlegte was sie zu tun gedenke.


Sie hatte es nicht leicht nach den extrem starken Vorrednern vor ein Auditorium zu kommen, in dem immer noch tausende Bernie-Delegierte saßen, die sie radikal ablehnten.
Es gelang ihr aber doch fast alle auf ihre Seite zu ziehen.
Am Ende war die demokratische Partei von sich selbst begeistert.

Es bleibt abzuwarten wie sich das in den nächsten Tagen in Umfragen niederschlagen wird. Werden die meiner Ansicht nach überzeugenden Gründe demokratisch zu wählen auch über das klassische demokratische Milieu hinaus wirken?

Das ist keineswegs sicher, denn die Trump-Anhänger sind die dümmsten Amerikaner überhaupt. Und Dumme gibt es reichlich in den USA.

American idiots. Poll Proves Trump Supporters Are The Stupidest People In The US. A new poll revealed that depth of bigoted stupidity of Republican voters who are supporting Donald Trump. [….]

Trump zeigte inzwischen mal wieder seinen Mangel an Souveränität, indem er Michael Bloombergs Attacke äußerst bösartig konterte. Bloomberg sei dieser „little guy“….

I’m gonna hit them so hard.’ I was gonna hit one guy in particular, a very little guy.
I was gonna hit this guy so hard, his head would spin. He wouldn’t know what the hell happened. And he came out of nowhere. He came out of nowhere. They made deals with me. ‘Would you help me with this? Would you make this deal and solve this problem?’ I solved the problem. I do a great job. I was going to hit a number of those speakers so hard, their heads would spin, they’d never recover. And that’s what I did with a lot of people — that’s why I still don’t have certain people endorsing me. They still haven’t recovered, okay, you know?


Es ist verdammt noch mal nicht egal, wer in Amerika regiert.

[…..] Ein Zyniker würde sagen: Es ist egal, was Parteien und Kandidaten versprechen. Aber das ist falsch. Es hat natürlich Bedeutung für ein Land, ob die politische Führung den Menschen Angst einredet oder ihnen Mut zuspricht und Hoffnung gibt; ob sie die Hetze gegen Minderheiten salonfähig macht oder den Zusammenhalt sucht; ob sie Nationalismus predigt oder Verantwortung in der Welt übernimmt. Europa hat ja seine Erfahrungen mit derlei Führern gemacht. Zumindest damals wusste Amerika es besser.