Dienstag, 5. August 2014

BTW, Spiegel…


Letzte Woche war ich ganz schön wütend auf den SPIEGEL und schickte anlässlich des indiskutablen Titels einen ausführlichen Leserbrief an die Redaktion. Abgedruckt wurde der nicht und ich erhielt auch keinerlei Reaktion vom SPIEGEL, aber immerhin war ich offensichtlich nicht der einzige, der entsetzt war.
Es spricht für den SPIEGEL, daß er wenigstens einige sehr kritische Leserbriefe zum Putin-Hetztitel abdruckte.
Diese Woche nun wird in der Titelgeschichte statt Putin der türkische Regierungschef Tayyip Erdoğan verdammt; also ein Mann, den ich ungefähr genauso sympathisch finde, wie seinen Busenfreund Silvio Berlusconi.
Es ist immer angenehmer eine SPIEGEL-Suada gegen jemand zu lesen, der es wirklich verdient hat. Insofern las ich mit Genugtuung die Attacke auf die Lügnerin Christine Haderthauer. Offenbar hat Seehofers Kanzleichefin derartig dreist und wiederholt gelogen, daß selbst in ihrer Partei der Korrupten Absetzbewegungen stattfinden. Auf crazy Horsts „vollstes Vertrauen“ ist ohnehin nicht mehr Verlass, als auf das der Kanzlerin.

Aber um noch mal auf meine SPIEGEL-Kritik zurück zu kommen; da hatte ich viele Redakteure namentlich genannt, von denen vier mindestens untragbar wurden (H.M. Broder) , bzw nie tragbar waren (Steingart, Matussek und Blome).

Da ist heute noch ein kleiner Nachtrag fällig.
Unerklärlicherweise hatte den kleinen schwarzbraunen Angstbeißer Fleischhauer von SPON und SPIEGEL vergessen.
Das ist auch so ein CDU-affiner Troglodyt, der besser nicht unter seinem Stein hervorkriechen sollte. Stattdessen wertete der Büchner-SPIEGEL Fleischhauer vom wöchentlichen Online-Kolumnisten („Der schwarze Kanal“) zusätzlich zum Print-Kolumnisten auf.

Wie alle Konvertiten, ist er extremer als die Natur-Konservativen.
Der 52-jährige Hamburger wuchs in einem Sozialdemokratischen Elternhaus auf und beschrieb seine Konversion zum stramm Konservativen in dem 2009ner Bestseller „Unter Linken“.

Seine Metamorphose ist gut nachzuvollziehen. Anders als normale Linke, die vorurteilsfrei an die Dinge heran gehen und neugierig auf Anderes/Fremdes/Exotisches zugehen, kultiviert Fleischhauer seine Vorurteile, die unverrückbar feststehen.
Die Griechen sind alle faul, die Briten alle schwul, die Italiener alle Anarchisten und die jeder Pole klaut. Und selbstverständlich ist der Iwan grundsätzlich böse.

Für den „Schwarzen Kanal“ ist es klar, daß ein Schiff wie die Costa Concordia nur deswegen untergegangen ist, weil der Kapitän ein Italiener war.
Das mußte ja schief gehen; die Itaker sind doch alle rund um die Uhr spitz wie Nachbars Lumpi und grundsätzlich für gewissenhafte Arbeiten nicht zu gebrauchen.

Italienische Fahrerflucht
[…] Hand aufs Herz: Hat es irgendjemanden überrascht, dass der Unglückskapitän der "Costa Concordia" Italiener ist? Kann man sich vorstellen, dass ein solches Manöver inklusive sich anschließender Fahrerflucht auch einem deutschen oder, sagen wir lieber, britischen Schiffsführer unterlaufen wäre?
Man kennt diesen Typus aus dem Strandurlaub: ein Mann der großen Geste und sprechenden Finger. Im Prinzip harmlos, man sollte ihn nur nicht zu nahe an schweres Gerät lassen, wie sich zeigt. "Bella figura" machen, heißt der italienische Volkssport, bei dem es darum geht, andere zu beeindrucken. Auch Francesco Schettino wollte eine gute Figur machen, leider war ihm ein Felsen im Weg.  […] Man muss keine Vererbungslehren bemühen, um zur Auffassung zu gelangen, dass sich Nationen unterscheiden. Es gibt dafür klimatische Gründe, auch Sprache spielt eine Rolle. Normalerweise ist das nicht weiter von Belang, man sollte nur keine Politik auf der Annahme begründen, dass Grenzen lediglich im übertragenen Sinn noch ihre Bedeutung haben. Was passieren kann, wenn man aus politischen Gründen von der Psychologie der Völker absieht, zeigt die Währungskrise, die uns in diesen Tagen ja nur deshalb aus den Augen geraten ist, weil der Mann im Schloss alle Aufmerksamkeit auf sich zieht. Der Fels vor dem Schiff ist hier der Zinssatz des Marktes. […]

Fleischhauer verhält sich zu einem Journalisten wie der Religiöse zum Atheisten: Er sucht die Natur nach Belegen für seine unverrückbar feststehenden Vorurteile ab und festigt damit stets nur seine Meinung, während der Atheist/Journalist/Wissenschaftler die Welt vorurteilsfrei betrachtet und erst aufgrund der Beobachtungen eine Theorie aufstellt und nicht umgekehrt.

Natürlich schreibt Fleischhauer auch für das Broder-Blog „Ach gut“ und sieht bei allem, das schief geht, irgendwelche verhärmten Linken die Strippen ziehen.

Die Liste dieser schwarzen Provokateure deckt sich in weiten Teilen mit Broders-Blog-Kollektiv „Achgut“, welches ein erlesenes Konglomerat rechten Gedankenguts zusammenbringt:

Henryk M. Broder, Dirk Maxeiner, Michael Miersch, Wolf Biermann, Gideon Böss, Claudio Casula, Jan Fleischhauer, Dr. Josef Joffe, Matthias Horx, Prof. Dr. Walter Krämer, Vera Lengsfeld, Matthias Matussek, Dr. Patrick Moore, Chaim Noll, Christian Ortner, Dr. Benny Peiser, Karl Pfeifer, Udo Pollmer, Lutz Rathenow, Hannes Stein, Hans-Hermann Tiedje, Arnold Vaatz, Dr. Wolfram Weimer, Benjamin Weinthal, Prof. Dr. Michael Wolffsohn, Gil Yaron

Klassischerweise reagieren diese Autoren hochallergisch auf alles, das irgendwie als „politisch korrekt“, "gutmenschenartig“ oder „multikulti“ bezeichnet werden könnte.

 Das größte Ärgernis ist ihnen aber Komplexität oder Tiefgründigkeit, wie sie beispielsweise der Aktivist, Kabarettist und Aufklärer Georg Schramm vermittelt.

Komplex mag es Fleischhauer gar nicht.
Er trägt seine Borniertheit wie eine Monstranz vor sich.
„Die Linken sind schuld!“  - mehr muß man als Politkolumnist gar nicht wissen.

Jan Fleischhauer ist ein Spiegel-Redakteur, der auf den Onlineseiten des Magazins seit Menschengedenken – genauer gesagt, seit dem Erfolg seines Buches Unter Linken – ein Blog unterhält, in dem er sich, nun ja: mit den Linken beschäftigt. Letzte Woche hat er sich überraschend der Kieler Oberbürgermeisterin Susanne Gaschke (SPD) zugewandt. Bisher hatten wir sie eher am bürgerlichen Rand der Sozialdemokratie verortet; aber das ist nicht der Punkt. Fleischhauers Pointe besteht vielmehr darin, dass er Gaschkes derzeitige politische Schwierigkeiten nicht auf den umstrittenen Steuerdeal zurückführt, den ihr die Opposition zum Vorwurf macht, sondern auf ihre Vergangenheit als Redakteurin der ZEIT. "Tatsächlich zeigt die Affäre um die ehemalige Politikredakteurin, was passiert, wenn man den parlamentarischen Alltag mit der Redaktionskonferenz der  'Zeit' verwechselt." […] Auf jeden Fall unterstellt er Susanne Gaschke eine hochproblematische Menschenfreundlichkeit, die sie bei der ZEIT gelernt habe. "Wo Gaschke herkommt, glaubt man fest daran, dass es nur ein wenig guten Willen braucht, damit sich die Dinge zum Besseren wenden." Ja, Teufel auch! Wir würden gerne Fleischhauer dabei beobachten, wie er versucht, mit viel bösem Willen die Dinge zum Guten zu wenden. […]

In der aktuellen Print-Ausgabe des SPIEGELs widmet sich der braune Jan den Spannungen mit Russland.

Dabei kommt ihm aus Versehen auch eine richtige Einschätzung zwischen die Tasten. Körnchen. Huhn, blindes. Die doofen Linken muß er allerdings schon noch einflechten.

Ein Bekannter, der gerade in Saint-Tropez mit seiner Familie Urlaub macht, be- richtet, dass man an der Hafenpromenade auf dem Weg zu seinem Boot nicht mehr über betrunkene Russen steigen müsse. Er ist als überzeugter Linker eigentlich strikt gegen unseren Kurs in der Russlandfrage, aber über diese Entwicklung ist er sehr froh. Der Zweck der Sanktionen ist es, Putin zum Einlenken zu zwingen, indem man den Russen vor Augen führt, was sie aufs Spiel setzen, wenn sie ihm nicht in den Arm fallen. Ich bin ehrlich gesagt skeptisch, was das Erreichen dieses Ziels angeht. Meiner Erfahrung nach schließen sich Leute unter Druck von außen eher zusammen. Die Deutschen ließen sich nicht einmal von den Brandbomben der Alliierten dazu bringen, ihrer Führung die Gefolgschaft aufzukündigen.
(J.F. DER SPIEGEL, 04.08.14, s.13)

Aber daß der Iwan, der natürlich überall peinlich auffällt, weil er ständig „voll wie 40 Russen“ randaliert, nun durch die Sanktionen etwas geärgert wird, gefällt Fleischhauer schon.

Man muss zugeben, die Russen sind für die Rolle des fremden Volkes die ideale Besetzung. Ein Drittel der männlichen Bevölkerung ist dauernd betrunken. Die Frauen sehen immer so aus, als ob sie morgens nicht genug zum Anziehen gefunden hätten, und wenn die Russen Urlaub machen, ist die Hölle los. Es heißt, dass sie abends die Sonnenliegen ins Zimmer schleppen, damit sie morgens nicht so lange suchen müssen. In vielen Luxushotels musste man Russen-Quoten einführen, damit die Dinge nicht völlig außer Kontrolle geraten. Für den Psychohaushalt der Nation hat der Russe also durchaus eine stabilisierende Funktion, wir sollten hoffen, dass er uns noch einige Zeit begleitet.
(J.F. DER SPIEGEL, 04.08.14, s.13)

Na, für solche Texte zahlt man doch gerne € 4,40!