Dienstag, 25. Februar 2014

Hühnerhaufen im Panik-Modus.



Nun scheint es doch passiert zu sein.
Meine Partei ist verrückt geworden.

Die SPD-Spitze strebt den Ausschluss ihres langjährigen Bundestagsabgeordneten Sebastian Edathy aus der Partei an. „Es gibt ein formales Parteiordnungsverfahren gegen Herrn Edathy“, sagte SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi am Montag nach einer Besprechung des Parteipräsidiums. Man habe das Verfahren einstimmig an die Bezirksschiedskommission in Hannover übergeben. Fahimi begründete den Schritt mit moralisch unkorrektem Verhalten Edathys….
(dpa, 24.02.14)

Geht es noch?
Nun wollen wir Parteimitglieder wegen einer VERANLAGUNG und einigen vagen Verdächtigungen ausschließen?
Und das während ein echter Parteischädling wie Sarrazin fröhlich weiter seinen menschenfeindlichen, xenophoben Dreck unter der SPD-Flagge veröffentlicht?
Ein bramarbasierendes Geschwurbel, welches es nicht wert ist gelesen zu werden – nebenbei bemerkt.

Sebastian Edathy ist aber nicht nur Parteimitglied der SPD, sondern dazu auch noch ein Verdientes.
Der ehemalige Vorsitzende des Innenausschusses und späterer Leiter des Untersuchungsausschusses zur Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund hatte sich eindeutig Meriten verdient.
Sogar die CSU erkannte ja offensichtlich seine Brillanz. Deswegen informierte der irrlichternde Friedrich widerrechtlich Sigmar Gabriel – weil er annehmen musste, daß die SPD so einem Polit-Talent eine wichtige Position in der neuen Regierung verschaffen würde.

Ähnlich wie Friedrich offenbart nun die ganze SPD-Spitze ein sehr eigenartiges Demokratie- und Rechtsverständnis.
Sie lassen sich von ihren Vorurteilen leiten und benehmen sich wie einst Kreuznet gegenüber Schwulen.
Als ob Pädophilie etwas wäre, das man sich ausgesucht hätte und aus purer Bosheit betreibt. Die SPD operiert hier mit einem sehr fragwürdigem Moralbegriff.

[….] Eine moralgesteuerte Gesetzgebung ist problematisch. Es sollte versucht werden, die bestehenden Gesetze anzuwenden. [….]  Eine Pädophilie hat sich niemand ausgesucht, sie entwickelt sich. Im Gegensatz zu einem sexuellen Missbraucher, der nicht pädophil ist. Der Missbraucher hat andere Motivationen, die in seiner Persönlichkeit liegen. Meist geht es um Macht und Dominanz oder darum, Frustsituationen an Kindern auszuleben. 60 Prozent der Täter, die Kinder missbrauchen, sind nicht pädophil. Es gibt auch keine pädophilen Frauen. Pädophilie ist eine Körperschema-Orientierungsstörung.
Ihr sexuelles Erleben hängt an diesem Schema. Ein pädophiler Mann interessiert sich nicht für Frauen mit Brüsten und Schambehaarung. Er interessiert sich für siebenjährige Mädchen ohne sekundäre Geschlechtsmerkmale. Mädchen, die rein und unschuldig wirken. Oder für kleine Jungen.
(Michael Osterheider, Professor für Forensische Psychiatrie an der Universität Regensburg, Leiter eines Präventivprogramms für Pädophile in Bayern)

So wie es „Knastschwule“ gibt, die üblicherweise nicht mit Männern schlafen; dies aber mangels Alternative doch tun, gibt es auch Ephebophile, die üblicherweise mit Erwachsenen sexuell verkehren. Vielleicht haben sie aber bei ihrem Werben keinen Erfolg und stellen dann fest, daß sie bei Pubertierenden mehr Einfluss haben.
Das scheint offenbar auch der Grund für die hohe Anzahl der „pädophilen“ Übergriffe von Geistlichen auf Jungen zu sein.
Sie sind selbst sexuell unerfahren, verklemmt und haben nie gelernt mit ihren Trieben umzugehen. Sie fühlen sich also selbst gewissermaßen noch als Kind. Erwachsene stehen schon deswegen nicht als Sexualpartner zur Verfügung, weil die wüßten, daß Zölibatären genau das verboten ist.
Einen Erwachsenen könnte man auch anschließend schlecht zum Schweigen bringen, weil er/sie nicht so leicht einzuschüchtern ist.
Kinder sind beeinflussbarer und effektiver unter Druck zu setzen. Und sie sind für den Priester verfügbar.
Meiner Ansicht nach handelt es sich bei diesen Übergriffen also oft gar nicht um eine klassische pädophile Veranlagung. Offenbar kann man auch über seine eigene Veranlagung hinaus sexuell aktiv werden.
Geht es um Vergewaltigung und sexuellen Missbrauch an Kindern ist es überhaupt problematisch von einer „sexuellen“ Handlung zu sprechen. Hierbei handelt es sich in erster Linie um eine Gewalttat.
Der Täter führt eine brutale Tat aus, die seine Machtphantasien anregt.
In der öffentlichen Diskussion werden, wie so oft, auch jetzt die Fachtermini falsch verwendet. Eine besondere Ahnungslosigkeit zeichnet den Sprachgebrauch Gabriels und Oppermanns aus.

Pädophilie ist aber das sexuelle Interesse an vorpubertären Kindern - unabhängig vom Geschlecht. Es gibt homo-, hetero- und bisexuelle Pädophile; letztere sind aber deutlich seltener als die ersten beiden.
Bezieht sich der Sexualtrieb auf vorpubertäre Jungs spricht man von Androphilie; sind Mädchen vor der Geschlechtsreife Objekt der Begierde, handelt es sich um Gynäkophilie.

Tatsächlich sind übergriffige Sexpastoren aber meistens ephebophil - also sexuell an männlichen Pubertierenden und Heranwachsenden interessiert.
Seltener kommt bei Priestern Parthenophilie vor, also sexuelles Interesse an weiblichen Jugendlichen.

Der Begriff pädophil wird sehr häufig falsch verwendet und ist zudem den Opfern gegenüber beleidigend, da das Wort „Philos“, also Liebe, den falschen Eindruck einer positiven, gegenseitigen Angelegenheit erweckt.
Der angebrachtere Oberbegriff lautet also „Pädosexualität“.

Pädosexualität ist in der Regel nicht der ausschließliche Aspekt der Sexualität eines Mannes. In mehreren phallometrischen Studien konnte nachgewiesen werden, dass ein hoher Prozentsatz erwachsener Männer durch präpubertäre Stimuli sexuell erregt wurde. So kam Wolfgang Berner in entsprechenden Studien auf einen Anteil von 25 %.
Im Unterschied zu Pädophilen jedoch interessieren sie sich sexuell in erster Linie für Erwachsene. Ebenso sind Pädophile teils auch durch Erwachsene stimulierbar, interessieren sich aber in erster Linie für Kinder.
(Wolfgang Berner: Pedophilic Sexual Orientation: A Fuzzy Expression. Archivies of Sexual Behavior, 31)

Männliche Homosexualität ist also etwas ganz anderes als Androphilie (vulgo: Pädophilie) und auch etwas anderes als Ephebophilie - allerdings schließen sich diese Veranlagungen nicht gegenseitig aus.

Das gilt genau entsprechend bei Heterosexualität, die etwas anderes als Gynäkophilie und etwas anderes als Parthenophilie ist. Einige Heterosexuelle haben aber zusätzlich auch gynäkophile und/oder parenthophile Neigungen.  (……………………….)

Was nun Sebastian Edathy betrifft, so wissen wir rein gar nichts darüber welche sexuellen Aktivitäten er bevorzugt. Wir spekulieren.
Es könnte auch sein, daß er gar nicht sexuell aktiv war, weil ihm klar ist, daß Sex mit Kindern ausgeschlossen ist.
Er hat jedenfalls nie ein Kind angefasst, soweit wir wissen.

Wenn ich die Fachartikel der letzten Tage richtig verstehe, sind rund ein Prozent der Männer in Deutschland tatsächlich im klassischen Sinne pädophil.
So eine Veranlagung ist ein Drama für den Betroffenen, da er sie niemals ausleben können wird.
Daher kann man auch Homosexualität und Pädosexualität überhaupt nicht vergleichen.
Erstere können grundsätzlich ein erfülltes und akzeptiertes Sexualleben haben, bei letzteren wird das nie möglich sein.
 Pädosexuelle müssen ihr Leben lang gegen diese Phantasien ankämpfen.
Offenbar ist ihre Veranlagung eben NICHT behandelbar. Sie können lediglich durch Therapie lernen mit ihrem Trieb umzugehen.
Da ein Prozent der Männer in Deutschland keine kleine Zahl sind – 400.000 Menschen – wäre es also dringend angebracht ihnen vernünftige Therapieangebote zu machen und verständnisvoll zur Seite zu stehen. (Die Schätzungen variieren zwischen 100.000 und 500.000 Betroffenen)
Denn DAS ist gleichzeitig der beste Opferschutz: Indem man potentielle Täter a priori psychologisch betreut und ihnen Methoden zeigt ihren Gelüsten zu widerstehen.

Was die Bundesregierung pawlowsch mit einer Gesetzesverschärfung regeln will, ist also  - wie so oft – der diametral falsche Weg. (Genauso falsch wie die Ideen einiger Grüner und FDP’ler aus den 80er Jahren Sex mit Kindern zu erlauben)

Justizminister Maas will den gewerbsmäßigen Handel mit Nacktfotos von Kindern unter Strafe stellen. Experten halten nichts von diesen Plänen: Sie empfehlen einen anderen Ansatz - und fordern, das Sexualstrafrecht zu entrümpeln.
"So nicht", sagen führende Sexualstrafrechtsexperten zu den Plänen von Bundesjustizminister Heiko Maas. Fachleute befürworten zwar eine Reform des geltenden Sexualstrafrechts - dabei sollte aber das gesamte Normengefüge einer kritischen Prüfung unterzogen werden. Besonders das geplante Verbot des gewerbsmäßigen Handels mit Nacktfotos von Kindern wird kritisiert: Sinnvoller wäre, die Verbreitung von Nacktfotos als Persönlichkeitsrechtsverletzung zu bestrafen.  [….]
Joachim Renzikowski, Strafrechtsprofessor aus Halle, hält die Pläne von Maas ebenfalls für "unsinnig" - das "Recht am eigenen Bild" besser zu schützen, so wie es Hörnle und Graupner vorschlagen, sei dagegen "eine gute Idee".
Der Hamburger Strafrechtsprofessor Florian Jeßberger warnt, Deutschland würde mit den Plänen von Maas weit über die internationalen Vorgaben hinausgehen: "Kein Land sonst geht so weit, bereits den Handel mit Nacktfotos unter Strafe zu stellen." Schon bisher habe Deutschland in diesem Bereich praktisch alle internationalen Vorgaben umgesetzt, und sei teilweise weit darüber hinausgegangen. […]

Die SPD zeigt sich von ihrer peinlichen Seite. Sie findet Edathy einfach Igittigitt und will ihn fallen lassen, um sich vor den rechten Stammtischen als möglichst anständig zu präsentieren.
Das wäre aber nur angebracht bei einem Pädophilen, der tatsächlich Kinder belästigt.
Die Veranlagung selbst ist nicht strafbar. Man kann gar nichts dafür.

Prof. Beier ist Direktor des Instituts für Sexualmedizin an der Berliner Charité und Initiator des bundesweiten Präventionsprojekts "Kein Täter werden", das pädophilen Männern anonyme, kostenlose Therapien anbietet.
"Angehörige einer sexuellen Minorität können besonders wertvolle Mitglieder der Gesellschaft sein, weil sie eine ganz andere Wahrnehmung für Entrechtung und Ausgrenzung haben", sagte Beier. Es sei ausgeschlossen, dass ein pädophiler Mann seine sexuelle Präferenz ändern kann. "Die Debatte über Pädophilie ist auch deshalb so schwer zu führen, weil die Menschen dem Glauben anhängen, es brauche nur ein bisschen Willenskraft, um seine sexuelle Ausrichtung zu verändern", sagte der Sexualmediziner. "Das ist aber nicht der Fall." Es komme darauf an, pädophilen Männern so zu helfen, dass sie ihre Neigung nicht aktiv ausleben.
"In Deutschland leben rund 250.000 Menschen mit pädophiler Neigung, und wenn wir die nicht vernünftig behandeln, dann wird es immer wieder neue Opfer von Missbrauch geben", erklärte Beier. Das derzeitige Strafrecht ist für den Forscher kein probates Mittel im Kampf gegen Kinderpornografie: "Die abschreckende Wirkung des Strafrechts ist minimal. Und wer erwischt wurde, hat mit keiner zügigen Reaktion des Rechtssystems zu rechnen. Die Strafverfolgung ist aus meiner Sicht daher ineffektiv. Bei den meisten Verfahren kommt es gar nicht zu einer Hauptverhandlung, sondern es wird gegen Zahlung einer Geldstrafe eingestellt."

[…]  Der Fall Sebastian Edathys zeigt nun beispielhaft, wie die vermeintlich festgefügten Kategorien „sexueller Vielfalt“ zerfließen können. Denn Vielfalt hat auch noch andere Seiten, solche, die höchst problematisch sind. Sebastian Edathy kompromittiert sich schon mit den Worten, die er für sein Verhalten findet, und dem Umstand, sich überhaupt mit rücksichtslosen Händlern eingelassen zu haben. Aber wie wäre es, wenn all dies nicht wäre, sich der ledige 44-Jährige hinstellte und sagte: Ich bin pädophil orientiert, und das mag zwar nicht gut so sein, aber ich kann nicht anders? In welche Kategorie würde dieses Outing fallen? Und was würde daraus folgen?
Ja, was? Bei aller berechtigten Empörung über Missbrauchstaten, es soll Männer geben, die sich trotz ihrer Neigung an die Gesetze halten. Die sich sogar in Behandlung begeben, sich helfen lassen wollen. Es wäre wohl unangemessen, sich des Problems mit Hinweis auf Kriminalprävention auf der einen und Gesundheitsfürsorge auf der anderen Seite entledigen zu wollen. Der pädophile Mann (Frauen sind es selten), sofern er seine Sexualität nicht auslebt, stellt letztlich auch nur eine Variante sexueller Vielfalt dar, wenn auch eine unerwünschte, die eine liberale Gesellschaft dennoch ebenfalls zu akzeptieren hätte.
Weil das Ausleben von Sexualität hier den Bruch von Strafgesetzen bedeutet, werden Betroffene als Gefahr gesehen. Dabei sind sie schuldlos, so lange sie Kindern nichts antun. In aller Regel haben sie ein Coming-out hinter sich, häufig durch Begleitfantasien bei der Onanie. Doch wer hilft hier Heranwachsenden? Wem sollen sie sich anvertrauen in der Einsamkeit ihrer Entwicklung? Immerhin sollen es rund ein Prozent der Männer sein.
Betroffene werden als unheilbar Erkrankte zu einem klinischen Fall – oder zu einem für den Staatsanwalt. […]

Besonders dämlich und von Vorurteilen geleitet zeigt sich heute der Leitartikler Jürgen Dreves in der Hamburger Morgenpost – „Kein Mitleid für Sebastian Edathy“ –  ist seine Abrechnung überschrieben. Ich werde nicht daraus zitieren.