Parteitag des
Kanzlerwahlvereins namens CDU.
Hier sollte man eigentlich
lebendige Demokratie erleben.
Aber wie Sie sehen, sehen Sie nichts.
Alle Streitpunkte wurden
im Vorfeld des Parteitages von der linientreuen Regie so schwammig formuliert,
daß in dem Wischiwaschi-Wortbrei nichts mehr zu finden ist, das irgendjemanden
missfallen könnte.
Nachdem Merkel alle ihre
innerparteilichen Konkurrenten enteiert und/oder kaltgestellt hat, sind nun
auch die 1001 Parteitagsdelegierten zu alles abnickenden Hanswursten à la „späte
DDR“ geschrumpft.
Die schlechteste Regierung
Deutschlands seit 1945, die zwischen Lobbybeglückung, Arbeitsverweigerung und
Chaostagen umher schwankt, jubelt die Frau aus Schilda zur wundertätigen Dynapower-Truppe
hoch.
Die lästigen Fesseln von Realität und Wahrheit hat die Kanzlerin und
Parteichefin längst hinter sich gelassen.
Sie setzt zur
Ermächtigungsabstimmung an.
Es ist ihre Lieblingsformulierung auf dem CDU-Bundesparteitag in Hannover, einmal, zweimal, dreimal, immer wieder fallen zum Auftakt von Angela Merkels Rede diese sechs Wörter: "die erfolgreichste Bundesregierung seit der Wiedervereinigung". Völlig klar, damit meint die Bundeskanzlerin und CDU-Vorsitzende natürlich ihr eigenes Bündnis, die schwarz-gelbe Koalition.
Die Kanzlerin kann man
thematisch ungefähr genauso gut festlegen, wie man einen Pudding an die Wand
nageln kann.
Hosianna schallt es ihr
aus dem Auditorium entgegen. Nach den 90,4% mit denen sie zuletzt als
Parteichefin gewählt wurde, holt sie nun ein Honnecker-artiges Ergebnis: 98%!
Ihre sinnentleerte Rede
aus den immer wieder gleichen Satzbausteinen wird mit acht Minuten Standing
Ovations beklatscht.
60 Minuten lang den Phrasomat laufen lassen und Tausend Delegierte
werden feucht im Schritt. So einfach kann Politik sein.
Sogar das lästige
Homothema wurde entsorgt. Sie bekommen natürlich nicht die gleichen Rechte und
alle Delegierten sind zufrieden.
Nicht ein Problem ist gelöst, Bildungskatastrophe, Sozial-Kollaps, Energiefrage ungeklärt, Europa verärgert, die Welt mit Waffen überzogen - und doch sind alle zufrieden.Sachsens CDU-Fraktionschef Steffen Flath meinte: "Gott hat uns geschaffen als Frau und Mann und ich glaube, dass er sich dabei etwas gedacht hat."(Spon 04.12.12)
Man kann der Parteichefin
noch nicht mal Vorwürfe machen; der Kanzlerin schon.
Aber in der CDU hat sich
Merkel eine ungeheure Machtfülle erwirtschaftet. Sie sitzt sogar noch fester im
Sattel als Helmut Kohl, der immerhin zwei oder drei bekanntere Parteimitglieder
dulden mußte, die ihm kritisch gegenüberstanden.
Merkel hat hingegen gar keine
Konkurrenz. Mit ihrem „Ich sag nichts“-Kurs richtet sie zwar das Land zu
Grunde, aber wen schert das schon?
Wähler und Parteimitglieder sind begeistert.
Merkels SPD-Konkurrent
Steinbrück hingegen erlebt wie sich die Daumen der Edelfedern senken.
Er habe alles verpatzt.
Führe nicht.
Augstein Junior, der sich
selbst als „links“ bezeichnet, ist schon so zitterig und aufgelöst, daß er der
SPD aufgeregt dazu rät Steinbrück wieder abzusägen und einen weniger
profilierten, aber sympathischeren Worthülsenautomaten zu inthronisieren.
Es gibt Kandidaten, die verlieren die Wahl. Das ist nicht schlimm. Und dann gibt es Kandidaten, die verlieren schon die Kandidatur. Das ist peinlich. In diese Kategorie fällt Peer Steinbrück. So wie der Mann durch das Dickicht seiner Nebeneinkünfte gestolpert ist, hat Steinbrück bislang vor allem bewiesen, dass er zwei linke Beine hat. Besser wäre für einen sozialdemokratischen Kanzlerkandidaten eine glückliche Hand für linke Politik. Steinbrück scheitert nicht an Neid oder Bigotterie der anderen. Sondern an der eigenen Gier und Ungeschicklichkeit.
Kontroversen, Debatten,
Diskussionen. Das ist hier unerwünscht.
Authentische Politiker
RAUS!
Presse und Wähler verlangen nach perfekt rundgelutschten Sympathen mit Vorzeigefamilien, schicken Frisuren und inhaltlich völlig weißen Westen.
Presse und Wähler verlangen nach perfekt rundgelutschten Sympathen mit Vorzeigefamilien, schicken Frisuren und inhaltlich völlig weißen Westen.
So stieg Maßanzug-Baron
von und zu Guttenberg zum beliebtesten Politiker seit Joschka Fischer auf: Er
hatte eine coole Gel-Frisur, ein blondes Eheweib, das sich alle drei Minuten
vor einer TV-Kamera zeigte und war politisch ungreifbar.
Der fränkische Freiherr
hatte zu keiner der aktuellen Polit-Großbaustellen je seine Meinung geäußert.
Homoehe? Betreuungsgeld? Euros für Griechenland? Libyeneinsatz? Syrien?
Studiengebühren? Hotelsteuersenkung? Ehegattensplitting?
Nichts, niente, rien,
nada.
Guttenberg war zackig im Auftreten, hip in der Performance (AC!DC!) und
inhaltlich völlig neutral.
So einer eckt nicht an. Er
ist von Natur aus rundgelutscht und hätte tatsächlich Merkels Nachfolger werden
können.
Die Nichtpolitik des Durchwurstelns, Verschiebens und Ausweichens, hätte
er nonstop fortsetzen können.
Sogar den äußerst
flexiblen Umgang mit der Wahrheit hatte er schon perfekt von der Kanzlerin
gelernt.
Eigentlich ein
Treppenwitz, daß so ein arroganter Kleiderständer ohne Vision und Konzept von
dreieinhalb Hobbyplagiatjägern niedergestreckt wurde.
Und auch das gelang nur
durch Mithilfe des Zimmertemperatur-IQs des telegenen Barons.
Die Kanzlerin hatte schon
öffentlich bekundet jegliche Moral beiseite zu schieben und den CSU-Star trotz aufgedeckter
Lügen und Plagiaten im Amt zu belassen.
Er hätte nur ein bißchen die
Füße stillhalten müssen. Dann würde er heute noch grinsend durch die Talkshows
ziehen und sich von seinen aristokratiephilen Epigonen bejubeln lassen.
Zu seinem Unglück und meinem
Glück, fehlte ihm aber der Durchblick und so verlor er die Bodenhaftung, log
dermaßen dreist in die Kamera, daß sich selbst im Land der nicht ganz Dichten
und Denkfaulen die Daumen senkten.
Ohne den Lügenbaron aber
wird Merkel vermutlich bis 2033 durch regieren und spätestens in fünf Jahren
anfangen die anderen Bundestagsparteien wegzufusionieren.
Die FDP löst sich schon
freiwillig auf und die Grünen schicken der ostdeutschen Kanzlerin aus dem Pastorenhaushalt
und dem ostdeutschen Präsidentenpastor eine ostdeutsche Pastorenehefrau und
Theologin und EKD-Präsidentin als Gegenkandidatin auf die Bühne.
Kathrin Göring-Kirchentags
Bischöfe eröffneten auch mit einem feierlichen Gottesdienst Merkels
Ermächtigungsparteitag.
Der hannoversche
Landesbischof Ralf Meister und der Hildesheimer katholische Bischof Norbert
Trelle gaben dem Parteitag der größten Waffenexporteuren und Todesbringerin der
deutschen Nachkriegsgeschichte ihren Segen.
Man erwähnte kurz pflichtschuldig
das Wort „Frieden“ und grinste dann inmitten der CDU-Waffenlobbyisten um die
Wette.
"Ein Friede, der nicht auf gerechten ökonomischen, rechtlichen und politisch-strukturellen Verhältnissen beruht, ist eben kein gerechter, er ist ein brüchiger Friede", sagte Trelle mit Blick auf die Situation im Nahen Osten und die Lage in Mali. (evangelisch.de)
Warum sollte eine grüne
Partei à la Göring-Kirchentag nicht beitreten wollen?
Ich sehe sie schon vor
mir, wie sie nach der Wahl zu Merkels Stellvertreterin im Jahr 2022 debil grinsend
ihr mit den Fingern geformtes Herzchen ins Publikum hält.
So wie es die
unterbelichtesten DSDS-Fans tun, führte die Grüne Kanzlerkandidatin das Zeichen
auch auf dem Grünen-Parteitag auf, wie zuvor auf dem Kirchentag.
Wir haben uns alle lieb.
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