Montag, 23. Dezember 2024

Der Ego-Clash

Donald Trump fühlte sich schon immer allmächtig; überlegen. Als Kopf einer Familie mit privilegierten Genen. Die Trumps sind seiner Ansicht nach so viel besser und wertvoller, als alle andere Menschen, daß er selbstverständlich auch nicht an schnöde Regeln wie Fakten oder Strafgesetze gebunden ist.

Daher log er schon immer das Blaue vom Himmel herunter. Insbesondere bezüglich seiner Assets, die er völlig schamlos aufblähte. Als er 2015 seine Ambitionen als Präsidentschaftskandidat ankündigte, besaß er laut der gängigen Fachmagazine um die vier Milliarden Dollar. Man wußte von seinen vielen Pleiten, ahnte aber noch nicht, wie dreist er seine Zahlen frisiert. Aber als er damals behauptete, in Wahrheit sogar eher bis zu „zehn Milliarden Dollar schwer zu sein“, weil der Name „Trump“ schon allein Milliarden bedeute, hielt man das allgemein für hanebüchen.

Wie wir neun Jahre später gesichert durch Prozesse wissen, waren schon die ursprünglich angenommenen vier Milliarden wüst übertrieben. Seine Millionenstrafe konnte er nie bezahlen und fand noch nicht mal Kreditgeber.

[…] Erst kürzlich musste Ex-US-Präsident Trump eine Strafe von mehr als 80 Millionen Dollar hinnehmen. Jetzt wird es noch teurer für ihn: Wegen Finanzbetrugs ist er zu einer Geldstrafe von mehr als 350 Millionen Dollar verurteilt worden. Der ehemalige US-Präsident Donald Trump ist in einem Betrugsprozess zu einer Strafzahlung von mehr als 350 Millionen Dollar verurteilt worden - umgerechnet etwa 325 Millionen Euro. Das teilte Richter Arthur Engoron in New York mit. Zudem darf Trump drei Jahre lang keine Firma im Bundesstaat New York führen. Engoron verzichtete jedoch darauf, die Auflösung von Trumps Unternehmen anzuordnen.

Der Richter befand Trump für schuldig, über Jahre hinweg die Vermögenswerte des Familien-Immobilienimperiums um Milliardenbeträge künstlich aufgebläht zu haben, um so bessere Konditionen für Kredite und Versicherungen zu bekommen.

Generalstaatsanwältin Letitia James hatte in dem Fall eine Strafe in Höhe von 370 Millionen Dollar gefordert. Auch Trumps ebenfalls beschuldigte Söhne Eric und Donald Trump Junior wurden für haftbar befunden und zur Zahlung von jeweils vier Millionen Dollar verurteilt. Zudem verhängte das Gericht ein zweijähriges Verbot von Führungspositionen in Unternehmen des Staates New York. [….]

(Tagesschau, 16.02.2024)

Logischerweise war Trump, als in Schande gegangener Ex-Präsident, mit hoher Wahrscheinlichkeit, im Knast zu enden, an der Böse weniger wert. Staatsgäste stiegen nicht mehr in den Trump-Motels ab. Weniger Speichellecker wollten in horrend überteuerten Trump-Golfclubs Mitglied sein.

Als seine Wiederwahl wahrscheinlicher wurde, stiegen seine Börsenkurse wieder und nach dem 05.11.2024 war Trump saniert. Nun wollen sie alle wieder Trump-Produkte kaufen, auf „Truth Social“ aktiv sein und sich die Nähe zu ihm richtig was kosten lassen. Nun kann man wieder durch Trump reich werden. Die Viertel-Milliarde Dollar, die sich Elon Musk Trumps Wahlsieg kosten ließ, war finanziell betrachtet, die beste Investition seines Lebens. Er ist nun fast eine halbe Billion schwer; legte in anderthalb Monaten um 260 Milliarden zu.

So funktioniert Kapitalismus. So wählen die Bürger.

Trumps Größenwahn wurde durch den erneuten Wahlsieg ins Unermessliche gehoben. Die Prozesse sind Geschichte, die Milliarden fließen in seine Taschen und alle Superreichen drängeln sich, um seinen Hintern zu küssen.

Die letzten unabhängigen Journalisten kapitulieren vor Imperator Trump – sie schalten sich freiwillig gleich.

Endlich die Bestätigung, die er seiner Meinung nach verdient hat. Er hält sich nun erst Recht an keine Regeln mehr, wartet gar nicht mehr bis zur Amtsübernahme ab. Trump tritt die Weltherrschaft an, glaubt er könne sich nach Gutdünken auf dem Planeten bedienen. Nicht nur die US-Demokratie und Verfassung haben sich seinem Willen unterzuordnen. Auch alle anderen Nationen haben gefälligst nach seiner Pfeife zu tanzen.

[….] Der designierte US-Präsident Donald Trump möchte Grönland den USA einverleiben. »Im Interesse der nationalen Sicherheit und der Freiheit in der Welt sind die USA der Ansicht, dass der Besitz und die Kontrolle von Grönland eine absolute Notwendigkeit sind«, schrieb Trump am Sonntagabend auf der von ihm mitbegründeten Onlineplattform Truth Social.

In dem Post nannte Trump auch seinen neuen Botschafter für Dänemark: Ken Howery, Mitgründer des US-Zahlungsdienstleisters PayPal und Botschafter in Schweden während Trumps erster Amtszeit. »Ken wird bei der Vertretung der Interessen der Vereinigten Staaten hervorragende Arbeit leisten«, so Trump.  […..]

(SPON, 23.12.2024)

Daß die Grönländer keineswegs zur USA gehören wollen, tangiert IQ47 kein bißchen.

Trumpmerica verleibt sich alles ein. Weltpolitik ohne Regeln.

[….] Vor 25 Jahren hat Panama den Kanal von den USA übernommen. Nun droht der künftige US-Präsident Trump damit, die Kontrolle über die Wasserstraße wieder an sich zu reißen. [….]

Der künftige US-Präsident Donald Trump hat Panama damit gedroht, die Kontrolle des Panamakanals zurückzunehmen. "Die von Panama verlangten Gebühren sind lächerlich, zumal die USA Panama außergewöhnliche Großzügigkeit entgegengebracht haben", schrieb Trump am Samstagabend auf seinem Kurznachrichtendienst Truth Social. Die "Abzocke" seines Landes müsse sofort aufhören. [….] Panamas Präsident José Raúl Mulino wies über den Kurznachrichtendienst X die Drohung von Trump zurück. "Jeder Quadratmeter des Panamakanals und des umliegenden Gebiets gehört zu Panama und wird es auch weiter tun", erklärte er. "Die Souveränität und Unabhängigkeit unseres Landes sind nicht verhandelbar."  [….]

(Tagesschau, 23.12.2024)

Wir haben alle schon vergessen, wie knapp der Trump-Wahlsieg war, weil die Republikaner es hartnäckig als Erdrutschsieg verkaufen, obwohl er bei den absoluten Stimmen gerade mal 1,5 Prozentpunkte vor Harris lag.

Gut möglich, daß Musk Recht hat, wenn er glaubt, seine 250 Millionen hätten Trump entscheidend über die Ziellinie getragen.

Der rechtsradikale Südafrikaner ist kaum weniger größenwahnsinnig, als der von ihm unterstützte nächste Präsident und spielt sich daher ebenfalls als zukünftiger Herrscher auf. Für den reichsten Mann des Sonnensystems gelten schon gar keine demokratischen und juristischen Fesseln.

[….] In der neuen Realität Amerikas ist Musk nicht der Schattenpräsident, sondern viel eher der Sonnenkönig. In seinem Größenwahn tut er so, als sei sein Wille der Wille des Volkes. Der Staat bin ich und meine Follower. Trump ist 78, in spätestens vier Jahren dürfte die Welt seine Zeit als Politiker überstanden haben. Musk, 53, scheint dagegen gerade erst anzufangen. Die Gefahr, die von ihm ausgeht, kann kaum überschätzt werden.

Ein Kompromiss wurde abgeräumt, weil er einem Unternehmer nicht gefiel

Man muss sich vielleicht noch einmal kurz vor Augen führen, was da in den zurückliegenden Tagen in Washington vor sich ging: Ein Mann, den niemand gewählt hat, nahm sich heraus, den Abgeordneten am Capitol Hill zu diktieren, wo es langgeht. In einem Stakkato von Kurznachrichten auf einer Plattform, deren Inhaber und eifrigster Nutzer er ist, gab er seine Kommandos, und das wohl wichtigste Parlament der Welt warf sich zumindest zeitweise vor ihm in den Staub. Ein mühsam ausgehandelter Kompromiss zwischen beiden Parteien wurde abgeräumt, weil er einem Unternehmer nicht gefiel.  Es ist nicht entscheidend, dass drei Chaostage später schließlich doch ein Übergangshaushalt verabschiedet wurde, der dem ursprünglichen zum Verwechseln ähnlich sieht. Entscheidend ist, dass sich der politische Betrieb der Willkür von Musk unterworfen hat. Es gibt wenig Grund zur Annahme, dass es das letzte Mal war. [….] Elon Musk hat sich diesen Einfluss erkauft. Er steckte eine Viertelmilliarde Dollar in den Wahlkampf von Trump, erhielt dafür einen exklusiven Zugang zum kommenden US-Präsidenten und kann jetzt Dinge mitentscheiden, die ihn als Geschäftsmann noch reicher machen. Er platziert seine Kumpels in zentralen Regierungsämtern, er sitzt bei Gesprächen mit ausländischen Staatschefs dabei, er räumt mal eben einen Übergangshaushalt der USA ab, und er darf ungestraft republikanischen Abgeordneten drohen, wenn sie ihm nicht klaglos folgen. [….]

(Boris Herrmann, 23.12.2024)

Die letzten Widerständler, darunter der verjagte GOP-Abgeordnete Adam Kinzinger, sprechen konsequent von „Präsident Musk“. Zahllose Memes zeigen Trump als Musks Unterling. Die Absicht ist offenkundig. Man will Trump damit bis zur Weißglut reizen, bis ihm der Kragen platzt und er sich gegen Musk wendet.

Eine Strategie, die meines Erachtens aufgehen könnte. Es muss Trump enorm triggern, immer neben einem Typen zu sitzen, der so viel reicher als er selbst ist. Neben 500 Milliarden sehen Trumps drei oder vier Milliarden stets mickrig aus.

[….]  In Trump und Musk haben sich zwei gefunden, die neben ihrer Abneigung gegen die regelbasierte Ordnung auch ihre Selbstverliebtheit verbindet. Und genau an der Stelle könnte diese gefährliche Freundschaft auch bald wieder zerbrechen. Musk hat weit mehr Geld und mehr Follower als Trump, und zuletzt hatte er auch mehr Schlagzeilen. Es gibt aber nichts, was der nächste US-Präsident mehr hasst als Leute, die ihm das Sonnenlicht stehlen. [….]

(Boris Herrmann, 23.12.2024)

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