Samstag, 26. Oktober 2024

Extrem-Schwurbelei bei Emma.

Also ich vermisse schon ein bißchen „die guten alten Zeiten“, die bekanntlich meistens nur in der subjektiv verzerrten Rückschau gut waren. Aber in meiner Teen/Twen-Lebensphase war das deutsche Parteiensystem nun mal übersichtlicher. Da war man auf eine Partei festgelegt und die tat das was man gut fand. Große Veränderungen der politischen Ausrichtung waren selten. Die FDP flirtete in den 50ern und 60ern mit rechtsextremen Nationalliberalismus. Ende der 60er der Umschwung zum Linksliberalismus. In den 70ern waren „die Liberalen“ die womöglich progressivste und interessanteste politische Kraft, bogen aber 1982 auf drastischen Unternehmenslobbyismus ab. Die Gelbe Peste wurde schlagartig unwählbar. Aber glücklicherweise musste man den vorher liebgewonnenen großartigen liberalen Politikern nicht nachtrauern, weil sie konsequent alle aus der FDP austraten.

Wenige einzelne Politiker wechselten, wie Gustav Heinemann, ihre Partei. Es blieb aber individuell nachvollziehbar. Der fromme Heinemann war nie ein Rechtsaußen in der CDU und wurde auch kein radikal Linker in der SPD.

Abgeordnete, die wie Vera Lengsfeld oder Oswald Metzger, von ganz links nach ganz rechts durchmarschierten, waren selten.

Den ganz großen Bogen, einmal quer durch alle Parteien schlug Oswald Metzger. In seinem Fall dürften allerdings eher Posten statt Positionen entschieden haben  Trippel-Parteihopper Oswald Metzger war nach seinen erratischen Eruptionen wider die Hartz-IV-Empfänger bei Grünen, Linken und SPD nicht mehr so ultrabeliebt.
Metzger hat behauptet, Hartz IV mache manche Arbeitslose «träge und antriebsarm» und steht wegen seiner Äußerung in der Kritik, viele Sozialhilfe- Empfänger sähen «ihren Lebenssinn darin, Kohlehydrate oder Alkohol in sich hineinzustopfen, vor dem Fernseher zu sitzen und das Gleiche den eigenen Kindern angedeihen zu lassen».
Aber mit Hilfe der CDU dachte Großsprecher Metzger wieder in den Bundestag zu kommen; der Wahlkreis Biberach sollte für den Christenunionsfrischling das neue Sprungbrett zu den Pfründen sein. (……)

Der STERN schreibt:


Metzger hat sich früher in großer ordoliberaler Pose gegen das Branntweinmonopol gefallen, das den kleinen Brennern am Bodensee überhaupt ihr wirtschaftliches Überleben auf ihren Streuobstwiesen erlaubt. Wären die EU-Subventionen gestrichen worden, wie von Metzger gefordert und von ihm als volkswirtschaftlich unsinnige Ausgabe bezeichnet, wären die Kleinbrenner am Ende gewesen. Jetzt plötzlich hat sich Metzger in seinem Wahlkampf für die Erhaltung der Subventionen eingesetzt. Der Eindruck ist eindeutig: Der Mann wechselt seine Überzeugungen so schnell wie seine Hemden und Parteien. Metzger war inzwischen in der FDP, bei den Grünen und ist jetzt in der CDU. Glaubwürdigkeit hat der Selbstdarsteller, dessen wichtigstes Programm "Metzger" heißt, auf Dauer nirgendwo erworben.

Kleine Anmerkung an den STERN:
Mit den Parteien habt Ihr ein bißchen was durcheinander bekommen: Von 1974 bis 1979 gehörte Metzger der SPD an, dann ab 1987 den Grünen und ab 2008 der CDU. Ein FDP-Parteibuch hatte er nie.
Aber versuchen sollte er es vielleicht bei Westerwelles Truppen - da spielen Inhalte doch ohnehin keine Rolle (…..)

 (Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern…., 20. September 2008)

Metzger wandert übrigens konsequent weiter nach Rechtsaußen. Mittlerweile ist er beim rechtsextremen Schwurbler Tichy angelangt.

Der Weg von Linksterroristisch nach Rechtsterroristisch, wie bei Horst Mahler blieb aber ein singuläres Phänomen.

Social Media, dann Corona und schließlich Putin lassen inzwischen Millionen Menschen in ein linksrechtes Schwurbel-Nirvana abdriften.

Dazu kommen echte moralische Dilemmata, die ausgerechnet die streng pazifistischen Grünen nun zu oliv-grünen Waffenexport-Treibern machen.

Hufeisen-Spinner, wie das Saarländische Ehepaar Lafontaine/Wagenknecht, dominieren inzwischen die Debatte.

Die langjährige Sprecherin der Kommunistischen Plattform stimmt nun mit den Nazis von der AfD und treibt die weit nach rechts gedriftete CDU vor sich her.

Merz, von 2009 bis 2019 Vorsitzender der Atlantik-Brücke kuschelt nun mit den radikal antiamerikanischen Putin-Freunden des BSW und verursacht bei gestandenen CDU-Ministerpräsidenten schwerste Kopfschmerzen.

Ein besonders drastische Hirnerweichung erlitt die einst so vernünftige Alice Schwarzer. Aber dann kamen ihre Attacken auf Sex-Worker. Sie wurde Merkel-Fangirl, Hardcore-TERF und nun auch noch Putin-Flittchen.

Als Querfront-Königin hetzt sie nun gegen androgyne Politikerinnen.

[….] Der „Sexist Man Alive“ ist in diesem Jahr zum ersten Mal eine Frau: Das „Emma“-Magazin vergibt den Schmähpreis an die EU-Abgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Die Politikerin reagiert in den sozialen Netzwerken – und kritisiert Herausgeberin Alice Schwarzer.

Sie sei ein „Horrorclown“, der Roderich Kiesewetter (CDU) und Anton Hofreiter (Grüne) aussehen lasse „wie zwei verklemmte Schützenfest-Brüder“: Das feministische Magazin „Emma“ hat die FDP-Verteidigungsexpertin und EU-Abgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann zum „Sexist Man Alive“ erklärt. Damit vergab das Medium von Feministin Alice Schwarzer den seit 2019 verliehenen Negativpreis erstmals an eine Frau.  [….]

(WELT, 25.10.2024)

Ich war sicher noch nie Marie-Agnes Strack-Zimmermann-Unterstützer, aber ihre Reaktion ist goldrichtig.

[….]  Sie warf Schwarzer vor, sich nicht für die vergewaltigten Frauen im Krieg zu interessieren. „Hat sie sich je für die vergewaltigten Frauen engagiert, die sie so gern als ‚Argument‘ für Waffenlieferungen hervorzerrt? Hat sie überhaupt die leiseste Ahnung davon, wie lange die Waffe Vergewaltigung weltweit schon im Einsatz ist?“, fragt das Magazin.

Die FDP-Politikerin bekam prompt Wind von der Auszeichnung und fragte mit sarkastischem Unterton: „Ich fühle mich sehr geehrt und nehme diese Auszeichnung an. Wann erfolgt die Übergabe?“. Auf X schreibt sie weiter dazu: „Dass sich ein ewiggestriges Blatt wie EMMA so an mir abarbeitet, zeigt, dass ich auf dem politisch richtigen Weg bin. Beweist die Auszeichnung doch auch den tiefen intellektuellen Abstieg von Alice Schwarzer, die heute ausgerechnet das Leid von Frauen durch Kriegsverbrechen negiert, statt ihnen zu helfen.“ […..]

(Thü24, 25.10.2024)

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