Samstag, 16. Dezember 2023

Vox populi – Teil II

Diese Civey- und Forsa-Umfragen, an denen ich teilnehme, machen mich fertig.




Sicher; Meinungen sind wir Analöffnungen: Jeder hat eine und glaubt, nur die der anderen stinken.

Aber; so viel Kulturpessimismus sei angebracht; heute, im Social Media Zeitalter, werden Meinungen nicht mehr aufgrund längerfristiger Grundüberzeugungen und Fakten gebildet, sondern nahezu beliebig durch Algorithmen, AI, russische Bots, Cambridge Analytica erzeugt.

Dadurch ersetzen eigene Empfindungen und „Meinungen“ Fakten.

Das wurde im Januar 2017 eingeläutet, als jede seriöse Zählung, jedes Foto zeigte, wie viel weniger Menschen zu Trumps Amtseinführung als zu der Obamas erschienen. Aber Trumps Empfindung, die zahlenmäßig größte Inaugurationsfeier gehabt zu haben, wurde dem erstaunten Publikum vom Weißen Haus als „alternative Fakten“ präsentiert. Wenn dir die Realität nicht gefällt, denk‘ dir einfach eine Passendere aus.

In den folgenden (fast) sieben Jahren schufen die US-Republikaner ihre eigene Phantasiewelt, die allerdings nicht dazu führte, die Lügen-Titanen medikamentös gegen Schizophrenie und Wahnvorstellungen zu behandeln, sondern so vielen zig Millionen US-Wahlschafen übergestülpt wurde, daß die Realität, die faktische Welt, für 70 bis 80 Millionen Menschen, endgültig abstarb. Sie glauben nicht nur den Unsinn von Trumps gestohlenen Wahlsieg 2020, sondern sind bereit dafür zu kämpfen, ins Gefängnis zu gehen und zu sterben.

Deutschland war vor 90 Jahren durch den perfiden Intellekt des Joseph Goebbels und das filmische Genie Leni Riefenstahls, Vorreiter des Agitprop; ließ nach 1945 allerdings einige Jahrzehnte davon ab, das Volk gezielt von oben zu manipulieren.

Sicher, ein bißchen einschläfern und in Sicherheit wiegen, war schon unter Kohl und Merkel das Mittel, um Wahlen zu gewinnen. Der offizielle Terminus Technicus für diese Methode aus der Demoskopie lautet „asymmetrische Demobilisierung“; oder einfacher gesagt: Verblödung. Deswegen schuf die Kohl-CDU in den 1980ern das bunte Privatfernsehen mit den mental debilisierenden fröhlichen Tittenshows. Ab 23.00 Uhr spielte Kohls Großspender und Busenfreund Leo Kirch seine berüchtigte Trashpornosammlung in seiner SAT1-Sendergruppe ab: „Es jodelt in der Lederhose“, „Wenn die prallen Möpse hüpfen“, „Ach jodel mir doch einen - Stoßtrupp Venus bläst zum Angriff“, „Dirndljagd am Kilimandscharo“, „Urlaubsgrüße aus dem Unterhöschen“, „Wenn Frauen Ding Dong spielen“, „Der Mann mit dem goldenen Pinsel“, „Im Gasthaus zum scharfen Hirschen“, „Graf Porno bläst zum Zapfenstreich“, „Das turboscharfe Spannermotel“, „Auf der Alm, da gibt’s koa Sünd“, „Das Lustschloss im Spesshart“, „Alpenglühn im Dirndlrock“.

Das freute die Wähler der Partei, welche „die geistig-moralische Erneuerung“ versprochen hatte. So wurde er nicht mehr mit Fakten der ARD-Politmagazine verwirrt, sondern konnte sich gemächlich abends bei den Kirch-Sendern in den Schlaf masturbieren und Sonntag sein Kreuz bei der „CDU“ machen.

Der Wille zur Volksverdummung war da, die thematische Saat gesät. Allein, es fehlten noch die technischen Möglichkeiten, die erst 30 Jahren später durch die sozialen Medien zur Verfügung standen. Erst Trumps fortgesetzte rassistische Superlügenshow gab aber den letzten Anstoß für die deutschen C-Parteichefs. Inzwischen trauen sich Söder und Merz ganze Kampagnen loszutreten, die auf frei erfundenen Wirrologien beruhen: Ausländer, die Deutschen Zahnarzttermine wegnehmen, Genderzwang und die Grüne Alleinschuld an allen Missständen Deutschlands:

Haben die Grünen denn etwa nicht den Gaza-Krieg und Putins Einmarsch in die Ukraine angezettelt, den Brexit befohlen, Erdogan und Orban als Regierungschefs ernannt, die Wehrpflicht abgeschafft, das Weltklima ruiniert, den Syrischen Bürgerkrieg begonnen, persönlich jedes deutsche Kind verblödet, alle heterosexuellen Ehen aufgelöst, Millionen Wohnungen weggezaubert, die Todesstrafe für das generische Maskulinum verhängt, alle Autos durch Eselskarren ersetzt, Fleischesser in Gulags gesperrt, Nordstream gesprengt, Jan Ullrich mit Dopingmitteln vollgepumpt, den Fukushima-Tsunami ausgelöst und alle Fußballspieler zwangsgeschlechtsumgewandelt? Und außerdem darf man ja nichts mehr sagen!

Das Wahlvolk frisst den Quatsch, hält beispielsweise die 80 Jahre alte, pannenanfällige, nicht zu versichernde und nur mit Putins 235-Uran laufende Fukushima-Tschernobyl- Energiegewinnung für eine moderne Spitzentechnologie, die von den bösen Grünen aus ideologischer Verbohrtheit blockiert werde.

Im superatomophilen Frankreich liefe es bekanntlich viel besser mit der Energieversorgung, prügeln Merz Linnemann und Lindner in uns hinein.

[….] Frankreich erhöht Preise für Atomstrom um über 60 Prozent und setzt auf Offshore Windenergie[….]  Darauf haben sich offenbar der französische Staat und der staatliche Energieversorger Electricité de France (EDF) geeinigt. [….] Die französische Regierung hat den kriselnden Energieversorger EDF 2023 komplett verstaatlicht und bestimmt zukünftig die Geschicke des Unternehmens selbst. [….]

Wie Le Monde weiter berichtet, habe der massive Ausfall französischer Kernkraftwerke im Jahr 2022 zu der „katastrophalen“ Situation geführt, dass zur Kompensation des fehlenden Atomstroms teurer Strom am europäischen Markt gekauft werden musste. Nach den veröffentlichten Daten von EDF fiel die Atomstromproduktion 2022 um 82 Mrd. kWh auf 279 Mrd. kWh gegenüber dem Vorjahr 2021 (361 Mrd. kWh) und damit auf den niedrigsten Stand seit über 30 Jahren. Alle französischen Nachbarländer mussten Frankreich mit Stromlieferungen aushelfen, das Land wurde 2022 zum Netto-Stromimporteur.

Zudem hatte die französische Regierung auch noch die Arenh-Obergrenze auf 120 Mrd. kWh erhöht, um die Verbraucher vor Strompreissteigerungen zu schützen. Dadurch wurde EDF gezwungen, einen noch höheren Anteil seiner ohnehin niedrigen Atomstromproduktion im letzten Jahr an Konkurrenten zu einem Preis abzugeben, der deutlich unter dem Marktpreis lag. Mit den gestiegenen Strompreisen am Markt, die auf über 20 ct/kWh kletterten und teilweise Spitzenwerte von über 40 ct/kWh erreichten, schnellten die Schulden von EDF in die Höhe. So stieg der Schuldenberg von EDF binnen eines Jahres von 43 Mrd. Euro (2021) um 50 Prozent auf 64,5 Mrd. Euro Ende 2022.[….] Neben der Nutzung der Atomenergie baut Frankreich als weitere Säule die Offshore Windenergie kräftig aus. Im Jahr 2025 plant die französische Regierung unter Berücksichtigung von Umweltkriterien die Ausschreibung von Offshore-Windenergieanlagen mit einer Leistung von 10.000 Megawatt (10 GW). Damit kann Frankreich bis 2035 das Ziel erreichen, die Offshore-Windenergie auf eine Kapazität von 18.000 MW (18 GW) auszubauen. Bis 2050 soll die installierte Offshore-Windkraftleistung dann auf 45.000 MW (45 GW) steigen.

Frankreich setzt beim Ausbau der Offshore Windenergie auf konventionelle und auf schwimmende Offshore-Windparks (Floating Offshore), zudem werden Konzepte zur Produktion von grünem Wasserstoff direkt an Offshore Windkraftanlagen umgesetzt. [….]

(IWR, 04.12.2023)

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