Unwissentlich hatte er damit ein höchst problematisches Phänomen beschrieben, welches erst Jahrzehnte nach seiner Regierungszeit richtig virulent wurde:
Die Wähler entkoppeln sich von Fakten und halten das, was sie empfinden, für wahr.
Sie konsumieren in ihren Social-Media-Blasen auch nur noch gezielt gefilterte Fake News, die ihre eigenen Fehlwahrnehmungen bestätigen.
(….) Aber; so viel Kulturpessimismus sei angebracht; heute, im Social Media Zeitalter, werden Meinungen nicht mehr aufgrund längerfristiger Grundüberzeugungen und Fakten gebildet, sondern nahezu beliebig durch Algorithmen, AI, russische Bots, Cambridge Analytica erzeugt.
Dadurch ersetzen eigene Empfindungen und „Meinungen“ Fakten.
Das wurde im Januar 2017
eingeläutet, als jede seriöse Zählung, jedes Foto zeigte, wie viel weniger
Menschen zu Trumps Amtseinführung als zu der Obamas erschienen. Aber Trumps Empfindung,
die zahlenmäßig größte Inaugurationsfeier gehabt zu haben, wurde dem erstaunten
Publikum vom Weißen Haus als „alternative Fakten“ präsentiert. Wenn dir die
Realität nicht gefällt, denk‘ dir einfach eine Passendere aus. (…)
(Vox populi – Teil II, 16.12.2023)
Der arme Joe Biden hat diese neuen Bedingungen leider nicht verstanden und bewegt sich in der schnöden Real-Welt; It’s the economy, stupid!
Er sah sich die Fakten der Trump-Präsidentschaft an: Beispielloser ökonomischer Absturz, Millionen Job gingen verloren, 25 Millionen Menschen flogen aus ihrer Krankenversicherung, Trillionen neue Staatsschulden aufgetürmt und dazu noch über eine Million Covid-Tote.
Bidens Rezept dagegen lautete, er werde es wirtschaftlich viel besser machen und dann die Taten für sich sprechen lassen, statt weiter politischen Hass zu schüren.
Selbst glühende Demokraten staunten nach zwei Jahren, wie gut das dem alten Mann gelang. Eine Rekord-Jubelmeldung nach der nächsten jagt durch die US-Medien. Während Trump 2020 die schlimmste Börsen-Rezession für eine Biden-Präsidentschaft vorhersagte, passierte – natürlich – das diametrale Gegenteil.
Biden wird mit einer der besten Bilanzen aller modernen US-Präsidenten seinen „term“ abschließen.
Allein; die Wähler bewerten Biden schlecht und findet Trump großartig. Der Urnenpöbel reagiert umgekehrt proportional zur Realität. Die SZ bescheinigt dem orangen Soziopathen ein ausgesprochen gutes Jahr 2023.
Was für ein Dilemma für die Demokraten: Ihr Mann im Oval Office macht nicht nur alles richtig, sondern auch viel besser, als man innerhalb dieser Maxi-Krisen erwarten konnte, aber die Wähler hassen es.
[…..] Der Ökonom Alan Blinder hat schon einiges erlebt. Der Ökonom Alan Blinder hat schon einiges erlebt. Einst unterbrach der "Eigentlich läuft die amerikanische Wirtschaft gerade erstaunlich gut", sagt Blinder und zählt auf: Das Wachstum im dritten Quartal betrug über fünf Prozent, mehr als in den meisten anderen Industrieländern. Die Inflation hat sich seit ihrem Hoch im Sommer 2022 halbiert, während die Löhne beharrlich stiegen. Die Arbeitslosigkeit sank im November nochmals auf nun 3,7 Prozent, eine Fortschreibung des Jobwunders, das die Vereinigten Staaten seit Ende der Pandemie erleben.
Der Federal Reserve, die am Mittwoch ihre letzte Zinsentscheidung in diesem Jahr bekannt gibt, sei ein Kunststück gelungen, glaubt Blinder. Mit ihren Zinserhöhungen habe sie die Inflation erfolgreich bekämpft, ohne das Land in eine Rezession zu stürzen. Eine immaculate disinflation nennt Blinder das, eine unbefleckte Desinflation. Fast so wundersam wie in der Bibel.
Blinder kennt aber natürlich auch diese Zahlen: Drei Viertel der Amerikaner beurteilen die Wirtschaftslage einer Umfrage des Pew Research Center zufolge als "schlecht". Selbst Wähler der Demokraten sind mehrheitlich unzufrieden, fand eine Erhebung der New York Times heraus. Demnach trauen fast 60 Prozent der Befragten dem Ex-Präsidenten Donald Trump mehr Wirtschaftskompetenz zu als dessen Nachfolger Joe Biden - und das, obwohl sie während Trumps Amtszeit eine der schwersten Wirtschaftskrisen in der Geschichte der USA durchgemacht hatten.
Wie Alan Blinder stehen viele amerikanische Ökonomen vor einem Rätsel: Warum blicken ihre Landsleute so pessimistisch auf die eigene Wirtschaft, wenn doch alle Statistiken positiv sind? Wenn der Strom in den USA weniger als die Hälfte kostet im Vergleich zu Deutschland und Joe Biden mit seinem Inflation Reduction Act und anderen Programmen der Konjunktur einen Schub gegeben hat? Haben die Ökonomen etwas verpasst - oder wollen die Menschen in ihrem Land einfach nicht sehen, wie gut es ihnen gerade geht? […..]
(Ann-Kathrin Nezik, New York, 12.12.2023)
Die US-Ökonomie boomt so sehr, daß der Rest der westlichen Welt voller Neid nach Washington blickt, aber das fanatische rechte Pack sehnt sich nach dem Demokratiezerstörer Trump; möchte lieber eine kollektiven Run der orangen Lemminge über die Klippe unternehmen.
Es gibt zwei Hauptgründe für dieses paradoxe Wahlverhalten: Einerseits die massive Hetz- und Lügenkampagne der GOP und rechten Medien; insbesondere auf Social Media.
Andererseits der generelle Arschloch-Faktor der Menschheit.
[…..] David Wessel von der liberalen Denkfabrik Brookings Institution nennt das, was Gil Teitel beschreibt, ein "Wahrnehmungsproblem". Der Ökonom Alan Blinder hat schon einiges erlebt. Einst unterbrach der Wessel glaubt deshalb, dass es noch andere Gründe für die Unzufriedenheit der Amerikaner gibt, die nur am Rande etwas mit der Wirtschaftslage zu tun haben. "Es herrscht bei den Leuten große Verunsicherung", sagt er. "Die Menschen fürchten zum Beispiel, dass ihre Kinder bei der nächsten Massenschießerei zu den Opfern gehören." Diese Angst würden viele auf die Wirtschaft projizieren. Der Princeton-Ökonom und ehemalige Clinton-Berater Alan Blinder sieht es ähnlich. In seiner Kolumne für das Wall Street Journal diagnostizierte er kürzlich eine generelle grumpiness seiner Mitbürger. Frei übersetzt: Die Amerikaner seien allgemein missgelaunt. "Sie mögen weder Biden noch Trump, und auch die Wirtschaft gefällt ihnen nicht", sagt Blinder. "Das ist ein Problem, das wir Ökonomen nicht lösen können." […..]
(Ann-Kathrin Nezik, New York, 12.12.2023)
Olaf Scholz und die Ampel haben ähnliche Probleme mit dem Volk, welches in „Genereller Grumpiness“ lieber den SPRINGER/CDU/AfD-Hetzkampagnen folgt, weil sich alarmistische Meldungen und schäbige Memes, die Ricarda Lang als grotesk fette Hauptschuldige an allen Übeln der Welt zeigen, besser verbreiten, als realistische Einschätzungen der Problemursachen.
Die Ampel hat uns bisher viel besser, als erwartet durch die Krisen geführt. Angesichts der destruktiven gelben Pest funktioniert sie sogar sensationell gut. Niemand musste, wie befürchte, im Winter frieren. Die Projekte des Koalitionsvertrages werden zuverlässig umgesetzt.
Aber es mangelt den Ampelanern an prahlerischer Selbstdarstellung, so daß ein allgemeines mediales Bashing-Narrativ eingerissen ist. Alle hassen sie Grünen und sind zutiefst verunsichert.
Der Urnenpöbel setzt nun ganz wie sein US-Pendant lieber auf den Mann der Vergangenheit, der das Desaster, mit dem sich die gegenwärtige liberale Regierung rumschlägt, erst angerichtet hat.
Er will Hass, Ausgrenzung und Bosheit in der Regierung sehen.
[….] Der Entwurf des neuen CDU-Grundsatzprogramms markiert einen epochalen wissenschaftlichen Durchbruch: Es beweist die praktische Möglichkeit, in die Zukunft zu reisen. Eine in der Zeitschrift »Nature« veröffentlichte physikalisch-politische Analyse kommt zu dem Schluss, dass es sich bei dem CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz höchstwahrscheinlich um den ersten Zeitreisenden der Menschheitsgeschichte handelt. Nur so, erklären die Wissenschaftler, ließe sich etwa die erneute Forderung einer deutschen »Leitkultur« im CDU-Programmentwurf erklären. Die »Leitkultur«-Debatte, erläutern die Forscher, sei bereits mehrfach geführt und abgeschlossen worden, sogar ihr Urheber, der verstorbene CDU-Politiker Jörg Schönbohm, habe bereits 2006 erklärt, diesen Begriff vermeiden zu wollen. […]
Es ist zum Verzweifeln mit diesen Wählern.
(….) Ja, Scholz-Politik aus einem Guss, ohne das ganze Ringen und Kompromisse schmieden, wäre schöner. Aber dafür hätte der Urnenpöbel der SPD und den Grünen bei der Bundestagswahl am 26. September 2021 je fünf Prozentpunkte mehr einschenken müssen. Stattdessen zwangt er aber Scholz und Habeck die destruktive Lindner-FDP auf, die zu jeder sinnvollen Maßnahme erst mal „Nein!“ sagt und nur danach trachtet, die Superreichen zu verwöhnen. Angesichts dieser denkbar schlechten Bedingungen, liefert die Scholz-Regierung verblüffend konsequent ab und packt die Dinge an, die 16 Jahre lang im CDU-Kanzleramt sträflich verbummelt wurden. Die Bertelsmann-Stiftung hat genau hingesehen und attestiert der Ampel zur Halbzeitbilanz, konsequente Einhaltung ihrer Versprechen.
[…..] Änderungen, die die Ampel zum Wohl der Bürger durchgebracht hat (natürlich geht immer mehr, in der Zeit der Union ging GAR NIX FÜR DIE BÜRGER) und man kann immer noch ein wenig mehr rumheulen und "aber aber" schreien und die Tatsachen ignorieren.
Man kann aber auch einfach mal anerkennen, dass diese Regierung in dieser kurzen Zeit mehr für die Menschen getan hat, als die Union in 16 Jahren.....:
2021 Mindestlohn auf 12 Euro
2021 höheres Kindergeld
2021 höheres Wohngeld
2022 Tötungsverbot von 1-Tages-Küken
2022 Lobbyregistergesetz
2022 LNG-Terminals
2022 Energiepreisentlastung I 15 Mrd.
2022 Energiepreisentlastung II 17 Mrd.
2022 Energiepreisentlastung III 35 Mrd.
2022 Energiepreispauschale 300 Euro (in Energiepreisentlastung II)
2022 Sondervermögen Bundeswehr 100 Mrd.
2022 Nord Stream 2 Moratorium
2022 9-Euro-Ticket (in Energiepreisentlastung II)
2022 sofortiger Hartz IV Bezug für Ukraineflüchtlinge
2022 Gasumlage
2022 Corona-Schutz-Regeln
2022 Heizkostenzuschuss Rentner, Studierende, Wohngeldempfänger (in Energiepreisentlastung III)
2022 Energieabwehrschirm 200 Mrd.
2022 AKW-Restlaufzeit bis 15. April 2023
2022 Mindestlohn für Azubis
2022 Bürgergeld, Grundsicherung
2023 Selbstbestimmungsgesetz
2023 Gebäudeenergiegesetz
2023 Staatsangehörigkeitsgesetz
2023 49-Euro-Ticket
2023 Zuverdienstgrenze bei Renten aufgehoben
2023 Wohngeldreform (plus 1,4 Mio. Haushalte – insgesamt 2,0 Mio.)
2023 CO2-Kostensufteilung zwischen Mieter und Vermieter
2023 Gebäudeeffizienzgesetz
2023 Gesetz zur erleichterten Planung (2020) verlängert
2023 Förderung beim Kauf von E-Autos
2023 Mehrwegverpackungsgesetz
2023 mehr Flächen für Getreideanbau
2023 Strom- Gas- und Wärmepreisbremse
2023 EEG (2023 – bis 2030 mindestens 80% Erneuerbare)
2023 Offshore-Windenergie-Gesetz
2023 vorgezogener Braunkohleausstieg (NRW)
2023 Triage-Gesetz
2023 BRAO-Reform
2023 Tabaksteuererhöhung
2023 Transparenzregister Geldwäsche Terrorismus erweitert
2023 Gesetz gegen Steueroasen
2023 Patentrechtsreform
2023 Recht auf Ganztagsschule für Grundschüler (ab 2026)
2023 Mindestfrauenquote in Vorständen
2023 ESM-Reform
2023 Sicherungsfonds für Pauschalreisen
2023 Pflegereformgesetz inkl. Tariftreue
2023 Reform des Vormundschafts- und Betreuungsrechts
2023 Tattoo-Farben-Gesetz
2023 ÖPNV-Förderung 1 Mrd.
2023 Lkw-Maut-Erhöhung
2023 Lieferkettengesetz
2023 Chancen-Aufenthaltsgesetz für gut Integrierte
2023 Asylbeschleunigungsgesetz
2023 Gesetz zur Modernisierung des Verkündungs- und Bekanntmachungswesens
2023 Wahlrechtsgesetz – EU-Wahlen ab 16 [….]
Die Regierungsrealität steht im grotesken Gegensatz zu der Stimmung im Wahlvolk, welches zu drei Vierteln unzufrieden mit der Regierung ist.
Schon Helmut Kohl wußte: „Die Wirklichkeit ist anders als die Realität“.
Wie es zu diesem extremem Missverhältnis kommt, ist wenig überraschend:
Der ganz große rechtspopulistische Schulterschluss aus CDU, Hubsi Aiwanger, SPRINGER, Julian Reichelt, rechten Hetzblogs, CSU, AfD, FW, trägen Talkshowmoderatoren, Weidelknechten, TERFs und renitenten freidrehenden FDP-Geronten!
Sie überziehen ganz Deutschland mit einer massiven Lügenkampagne über nicht existente „grüne Verbotsorgien“ und schüren absurde Enteignungsängste bei Immobilienbesitzern. (….)
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