Ich mag es, daß mich die Verkäufer, Postboten oder Gärtner, denen ich in meinem engen Umfeld begegne, mögen und wundere mich, wieso andere Menschen ihre schlechte Laune oft so demonstrativ jedem ins Gesicht schlagen.
Es gibt allerdings gewisse Grenzen. Der ein oder andere Menschenschlag besticht mit einer signifikant höheren Arschlochquote. Mercedesfahrer oder ältere Rennradfahrer im kompletten Lycra-Zubehör.
Bei zwei Gruppen, bin ich inzwischen so vorsichtig geworden, daß ich versuche, sie weitgehend zu meiden. Das sind einerseits junge Mütter in teuren Stadtteilen mit ihren Luxus-Buggys, Louis Vuitton-Taschen und schweren 500-PS-Land Rovern.
Die sind fest davon überzeugt, als erste Menschen der Welt die schwere Last einer Geburt vollbracht zu haben, sehen sich als natürlichen Nabel der Welt, dem alle anderen Respekt und Dankbarkeit schulden. Man darf sie keinesfalls darauf aufmerksam machen, daß ihr Ableger gerade Hundesscheiße frißt, wenn sie intensiv auf ihrem Strass-besetzten Klugtelefon tippen.
Damit wäre ich auch schon bei der zweiten stets latent aggressiven Gruppe: Hundehalter. Wenn der Vierbeiner offensichtlich gesund ist und sich wie ein Hund benimmt, ist noch alles gut. Schwierig wird es bei hoffnungslos überfütterten Tölen, die mit allerlei bunten Schnickschnack ausgestattet sind – blinkenden Halsbändchen, Designer-Westen oder bizarren Puppenschühchen.
[….] Es ist ein Laden für reiche Hamburger Hundeliebhaber: In der Boutique „Scadi“ gibts orthopädische Kissen, Pfotenpflege, Hunde-Bademäntel und Keramiknäpfe für 89 Euro [….]
In dem Fall besteht doppelte Gefahr. Erstens von dem degenerierten Hund selbst, der von seinem Master mutmaßlich eine Psychose verpasst bekam und zweitens von dem Zweibeiner (meistens einer ZweibeinerIN), die paradoxerweise von jedem Passanten erwartet, dafür gelobt zu werden, wie süß ihre Töle ist.
Die armen Tiere tun mir natürlich Leid, an so einen „Besitzer“ geraten zu sein. Aber die Menschen ignoriere ich nach Möglichkeit. Allerdings sind diese oft derart sprungbereit aggressiv, daß sie schon lospöbeln, wenn man ihnen nicht huldigt.
Auf dem Weg nach Hause, ausnahmsweise zu Fuß, kam mir einst eine Seniorin mit einem kläffenden pyknischen Etwas mit Schleifen in den Ohren, am Ende der Leine, entgegen.
Ich hatte gleich ein eigenartiges Gefühl, zumal der Gehweg sehr schmal war. Also wechselte ich ca 50m vor unserer theoretischen Begegnung, die Straßenseite. Das reichte der Furie aber schon: Ein wildfremder Passant, der offenbar ihren Hund meidet. Als wir, auf unterschiedlichen Straßenseiten zusammen kamen, überzog sie mich laut keifend mit einem „Verdammtes Arschloch“-Schwall und fluchte mir hinterher, wer keine Hunde möge, sei als Mensch unwert zu leben.
Ich hätte ihr natürlich erklären können, rein gar nichts gegen Tier zu haben, daß mir ihr offensichtlich misshandelter Hund nur Leid tat, ich aber allerdings HundeHALTERN gegenüber skeptisch wäre.
Aber die Dame war an die 80 und ganz offensichtlich so in ihrem Hass gefestigt, daß ich nichts erreicht hätte.
Als ein ähnlich ausstaffierter adipöser Cocker Spaniel in meinem Gemüseladen (in den Hunde ohnehin nicht rein dürfen) an einen am Boden stehende Kartoffelsack pinkelte und ich die Besitzerin bat, doch bitte besser auf ihr Haustier zu achten, kam sogleich das erwartete Donnerwetter. Ich solle mich nicht so anstellen, Kartoffeln wasche man doch ohnehin ab und im Übrigen sei ihr Bello sauberer als ich.
Natürlich bin ich kein Hundeexperte, aber mir scheint die Lage doch eindeutig: Entweder Hund lebt Hunde-gerecht in einem großen Garten oder auf dem Land, so daß er freie Auswahl beim Pinkeln hat. Oder aber, er hat das Pech, nicht Hunde-gerecht in einer kleinen Wohnung in der zubetonierten Innenstadt leben zu müssen. In dem Fall muss die Rudelführerin ihm irgendwie beibringen, keine fremden Menschen zu beißen und Lebensmittelläden nicht als zu markierendes Revier zu betrachten.
Ich behaupte, ein wahrer Tierfreund schafft sich kein Haustier an, wenn er keine artgerechte Umgebung schaffen kann und/oder zu wenig Zeit hat.
In der Nachbarwohnung meines Vaters kläffte ein Dackel den lieben langen Tag und gab erst Ruhe, wenn Frauchen abends nach Hause kam. Da er in ihrer Gegenwart nicht kläffte, behauptete sie, ihr Liebling sei immer brav und still. Mit Hundehassern gäbe sie sich gar nicht ab.
Natürlich wurde der Dackel im ganzen Haus gehasst; zumindest von denen, die tagsüber anwesend waren. Eine völlig absurde Situation, die das ganze Haus für Jahre in Streitigkeiten verwickelte.
Dabei war die Situation so eindeutig: Es ging nicht um Hundehass, nicht um den Dackel, sondern einzig um eine völlig verantwortungslose egoistische Hundebesitzerin, die sich als berufstätiger Single, nie einen Hund hätte anschaffen dürfen, wenn der den ganzen lieben langen Tag allein in der kleinen Bude hockt.
Aber genau das ist der Kern des Problems: Hundehalter bezichtigen diejenigen, die sich beschweren, keine Tierfreunde zu sein. Dabei sind sie es allein selbst, die einem Tier Leid zufügen. Außerdem schaden sie dem Ruf von Hunden, die beispielsweise als Therapiehunde segensreiche Dienste leisten.
Seit dem Ende der Corona-Maßnahmen häufen sich die Meldungen über hoffnungslos überfüllte Tierheime, die sich kein Futter mehr leisten können, Aufnahmestopps verhängen und wütend die kommunalen Behörden attackieren.
[….] Hamburger Tierheim voll: Aufnahmestopp – auch für sichergestellte Listenhunde
Jeder Käfig und jeder Zwinger ist bis auf den letzten Platz belegt: Das Tierheim Süderstraße (Hamm) hat einen kompletten Aufnahmestopp für Hunde und Katzen verhängt – und zwar erstmals auch für Tiere, die die Stadt sicherstellt, etwa Listenhunde. Die Hamburger sollen mit Fundtieren zur Polizei gehen, schreiben die Tierschützer auf Social Media. Die Stadt hat nun ein Problem: Wohin mit den Vierbeinern? Eine dramatische Situation, für die die zuständige Justizbehörde eine besondere Lösung hat. [….]
Gestern fand eine Demonstration von 150 Hamburger Tierschützern statt, die 400 Millionen Euro vom Staat fordern, um die total überlasteten Tierheime zu finanzieren.
[….] „Dem Tierschutz in Hamburg steht das Wasser bis zum Hals“, erklärte der Hamburger Tierschutzverein von 1841. Er wirft dem Senat Untätigkeit vor. Für sein Tierheim an der Süderstraße hat der Verein aus Platzmangel zurzeit einen Aufnahmestopp für Katzen und Hunde verhängt. Laut einem Vertrag übernimmt die Stadt die Kosten für die Unterbringung von behördlich sichergestellten oder gefundenen Tieren. Der Vertrag sei aber nie angepasst worden, die städtischen Gelder deckten darum nur noch die Hälfte der Ausgaben, beklagte die Vereinsvorsitzende Janet Bernhardt.
Jährlich nimmt die Hamburger Einrichtung etwa 10.000 Tiere auf, darunter mehr als 1000 Hunde, etwa 2000 Katzen sowie zahlreiche Kleintiere, Vögel, Reptilien und Exoten. Die Stadt zahlte im vergangenen Jahr rund 2,1 Millionen Euro an den Verein. Die Bürgerschaft will nach Angaben des Senats im Herbst über eine Erhöhung der Summe beraten.
„Die Lage in Hamburg ist typisch für die Lage bundesweit“, sagte der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder. „Wir haben ein Staatsziel Tierschutz“, fügte er hinzu. Das Grundgesetz verpflichte alle Institutionen, sich um den Tierschutz zu kümmern. Er forderte Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) auf, gemeinsam mit den Länderministern und kommunalen Verbänden eine Lösung für die überfüllten Tierheime zu suchen. Die bundesweit rund 740 Mitgliedsvereine des Tierschutzbundes betreiben rund 550 Tierheime und Auffangstationen. [….]
(HH Abla, 12.08.2023)
Liebe „Tierfreunde“, ich bin anderer Meinung und denke nicht, daß es sich um eine Gemeinschaftsaufgabe handelt.
Wenn das Hamburger Tierheim Süderstraße im Jahr 10.000 Tiere aufnimmt, die die Besitzer nicht mehr haben wollen, sind für den finanziellen Schaden die 10.000 Idioten verantwortlich, die sich aus einer Laune ein Tier anschafften, um das sie sich gar nicht kümmern können/wollen.
Klar, es gibt soziale Härtefälle oder verstorbene Besitzer. Dafür muss der Staat einspringen. Aber das Problem ist doch offensichtlich, daß Zehntausend Menschen in einer Stadt pro Jahr viel zu leicht an eine Katze oder einen Hund herankommen – mal ganz abgesehen von Exoten oder Gifttieren.
Hier hat der Staat einzugreifen.
Es muss eine Art Hunde-, bzw Katzenführerschein geben.
Die Eignung muss nachgewiesen werden und es muss entsprechende finanzielle Sanktionen geben, wenn man es sich anders überlegt.
Damit die Tiere nicht illegal von den TierFREUNDEN an Autobahnraststätten ausgesetzt werden, um Kosten zu vermeiden, müssen sie alle schon beim Erwerb gechipt werden und der Halter dazu registriert sein.
[…..] Hamburg bald voller Straßenhunde? Tierschutzvereine schreiben Brandbrief an Senat. Das gab‘s noch nie: Hamburgs Tierschutzvereine haben einen gemeinsamen Forderungskatalog aufgestellt, denn sie sind wütend. Von „existenzieller Not“ ist darin die Rede, es geht um das marode Tierheim Süderstraße, um Katzen, Tauben und andere Tiere. […..]
Statt ausschließlich den Senat zu attackieren, erwarte ich mindestens eine wütende Stellungnahme zu den selbsternannten Tierfreunden, die sie die Viecher überhaupt angeschafft haben.
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