Freitag, 6. März 2020

CDU driftet immer weiter ab


Schimpfen können ist eine Kunst, die nur wenige beherrschen.
Interessanterweise beherrschen ausgerechnet die größten Schimpfer ihr Metier oft überhaupt nicht, sondern beschränken sich auf eine simple Kombination aus Koprolalie und Echolalie.
Genauso funktionieren auch die Pöbeleien des antidemokratischen Rassisten Donald Trump.
„Antifa! Antifa!“ ätzt er beispielsweise und beweist mit der falschen Betonung, daß er sogar zu blöd ist zu begreifen was er selbst verbal flatulenzt.

Besondere Häme trifft oft eher den Pöbler als den Adressaten, weil sie dessen Beschränktheit offenbart.
So sind zwei der meist verbreiteten Schimpfworte – „Wichser“ und „schwul“ – nur von geistig sehr Minderbemittelten negativ konnotiert.
Masturbation und Homosexualität sind in Wahrheit weit verbreitet, gesund und völlig normal.

Das betrifft auch den Begriff „Antifa“.
Unter Demokraten sollte Einigkeit bestehen, daß Faschismus die gefährlichste und verachtenswerteste Ideologie überhaupt ist.
Antifaschismus ist geradezu der Gründungskonsens beider deutscher Staaten nach 1945. Es musste erst gründlich entnazifiert werden.
Faschisten mussten ihrer Gesinnung abschwören.
Wie sollte es auch ausgerechnet in Deutschland anders sein, nachdem der Faschismus mehr als einen Kontinent vollkommen zerstörte, den Holocaust beging und darüber hinaus 55 Millionen weitere Kriegstote verursachte?
„Wehret den Anfängen“ und „Nie wieder!“ sind die einigenden Kernüberzeugungen aller deutschen Parteien.

Wer kein Antifaschist ist, muss sich sehr ernste Fragen bezüglich seiner Verfassungstreue gefallen lassen.
Folgerichtig werden Antifa-Aktivisten üblicherweise von Nazis, AfD-Flügelmännern und David Berger attackiert.
Es ist eine Ehre für alle Antifaschisten; wer den Zorn des zutiefst verlogenen und bösartigen PiPi-Bloggers auf sich zieht, macht offensichtlich alles goldrichtig.

Aber dann gibt es auch noch CDU-Gliederungen, deren politischer Kompass schon lange völlig kaputt ist.
Werte-Union, JU und ostdeutsche Landesverbände, die sich einen verbalen Überbietungswettbewerb mit völkischen AfDler liefern, davon faseln das „Soziale mit dem Nationalen zu versöhnen“ – so die stellvertretenden CDU-Fraktionschefs Ulrich Thomas und Lars-Jörn Zimmer in Sachsen-Anhalt – nähern sich immer wieder den völkischen Stichwortgebern für den tödlichen Rechtsterrorismus an.

[….] Die sächsische CDU-Bundestagsabgeordnete Veronika Bellmann hatte bereits 2016 verlangt, die Union dürfe sich "nicht für immer und ewig" gegen Bündnisse mit der AfD aussprechen. Ähnlich hatte sich im September 2018 der Chef der sächsischen CDU-Landtagsfraktion, Christian Hartmann, geäußert. Erst nach heftiger Kritik - unter anderem von Kramp-Karrenbauer - ruderte er zurück. [….]

Der weit nach Rechtsaußen abgedriftete CDU-Landesverband Hamburg, der sich vor zwei Wochen bei den Landtagswahlen seine 11-Prozent-Quittung abholte, schwärmt für Friedrich Merz, ist auf vielen Ebenen mit völkischen Burschenschaften verquickt und überlegt ernsthaft den Rechtsrechtsrechtsaußen MdB Christoph Ploß zum neuen Parteichef zu machen.
In unmittelbarer geographischer Nähe, dem zu Schleswig-Holstein gehörenden „Hamburger Speckgürtel“ Pinneberg verlangt die CDU gar die Schließung des Antifa-Cafés im Geschwister-Scholl-Haus – passenderweise einen Tag nachdem Sophie Scholls Schwester Elisabeth Hartnagel 100-jährig in München gestorben ist.

[…..] Das endgültige Aus für das Antifa-Café in Pinneberg? Die CDU will sämtliche politischen Veranstaltungen in Jugendeinrichtungen verbieten. Das würde allerdings nicht nur das Café betreffen.
Die Antifaschistische Initiative Kreis Pinneberg ruft nun dazu auf, am Dienstag den 10. März Solidarität zu bekunden. Um 17.30 Uhr findet die Kundgebung am Rathaus Pinneberg statt. Es wird versucht zu verhindern, dass durch einen Beschluss der Pinneberger Ratsversammlung offene Jugendarbeit in städtischen Jugendeinrichtungen verboten wird. Ein solches Verbot würde nicht nur das Antifa-Café im Geschwister-Scholl-Haus treffen. Auch andere, wie beispielsweise die Fridays-for-Future-Gruppe aus dem Kreis Pinneberg, dürften sich dann dort in Zukunft nicht mehr versammeln. […..]

Was ist bloß los mit der CDU?
Nur vier Wochen, nachdem sie sich in Erfurt wie eine läufige Hündin der braunen Bulldogge Bernd anboten und gleich drei Köpfe rollten (AKK, Mohring, Hirte) die nächste Nazi-Anbiederei?

[…..] Die Parteien“, so steht es im Grundgesetz, Artikel 21, „wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit.“ Dass Parteien und ihre Funktionär*innen diese Rolle schon mal damit verwechseln, einzig sie seien beauftragt mit dieser „politischen Willensbildung“, diesen Vorwurf nähren Vorgänge wie das, was die CDU im schleswig-holsteinischen Pinneberg sich da gerade ausgedacht hat. „Politische Veranstaltungen“ zu untersagen, weil man es kann? Und das am Ende noch als Reaktion­ auf die Kränkungserfahrung, die dem christdemokratischen Nachwuchs dort bereitet wurde, im bösen Antifa-Haus in der Bahnhofstraße? Geht's noch? […..]

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