Natürlich können und müssen sich Parteien etwas verbiegen
können.
Manchmal machen sie das auch etwas sehr stark, so daß man
sich wundert wie die Wähler das akzeptieren können.
Man denke nur an die Hamburger Grünen, die sich mit der
Post-Schill-CDU paarten, brutale Abschiebungen, Brechmitteleinsatz mit
Todesfolge akzeptierten, die größte CO2-Dreckschleuder Moorburg
genehmigten und sogar ohne Not den Vollhöfner Wald abholzen lassen wollten.
Und wie hat es eigentlich ausgerechnet das ehemalige NSdAP-Mitglied Strauß, der stramm
rechte Kommunistenfresser geschafft mit einem Milliardenkredit zum Retter der
SED-Diktatur zu werden, ohne Wählereinbußen zu erleiden?
Immerhin, die CDU führte unter Merkel die Abschaffung der
Wehrpflicht und den Ausstieg aus der Atomenergie durch.
Es gibt aber Grenzen. Unverrückbare politische
Überzeugungen, die eine Partei unter keinen auch noch so abstrusen Umständen
verraten würde.
Niemals würde die FDP für die Abschaffung der privaten
Krankenversicherungen plädieren;
niemals könnte die SPD akzeptieren höhere Bildung auf reiche Kinder in Privatschulen zu beschränken;
niemals könnte die SPD akzeptieren höhere Bildung auf reiche Kinder in Privatschulen zu beschränken;
niemals gäbe es ein Ja der Links-Partei zur Steuerbefreiung
für Superreiche à la Trump und garantiert
niemals würde die AfD alle Flüchtlinge mit offenen Armen
empfangen.
Die radikalste Kehrtwendung überhaupt durchlebte allerdings
in den letzten drei Jahren die GOP. Die Partei des gegenwärtigen US-Präsidenten
warf schon mehrere ihrer einst unverrückbaren Alleinstellungsmerkmale in den
Orkus, um nach einer spektakulären Wende in die diametral entgegengesetzte
Richtung zu rasen.
Extremes Lügen und Heucheln waren immer republikanischer
Markenkern – so wie bei allen anderen rechtsextremen anti-intellektuellen
Strömungen weltweit.
Für die amerikanische Grand Old Party gab es aber auch die
ultrawichtigen Grundüberzeugungen der frömmelnden Prüderie, des Hasses auf
Russland (und/oder den Kommunismus) und das Selbstverständnis als „Deficit
Hawks“.
Man hatte unter allen Umständen fiscally conservative zu
sein! Keine Staatsausgaben, das Defizit muss verkleinert werden, keine neuen
Schulden.
Beim kleinsten Anzeichen von ehelicher Untreue galt man als
untragbar. „Adultery“, schon das Wort war so schlimm, daß man es nicht
aussprechen mochte.
Als George W. Bush,
potus #43 einst wagte auf seiner Ranch die Füße auf den Tisch zu legen,
herrschte ihn seine Mutter Barbara, First Lady des potus #41 an.
Das zieme sich nicht für einen US-Präsidenten.
GWBs Nachfolger, potus #44 ging noch einen Schritt weiter;
er betrat den Oval Office eines Tages ohne Krawatte.
Die verklemmten, prüden Republikaner schäumten.
[…..] At
least one prominent former Bush official has the following message for
President Obama: I don’t care if it’s warm enough to grow orchids in the Oval Office.
Put your suit jacket on.
In an interview
scheduled to run Wednesday night, Andrew H. Card Jr. told the syndicated news
show Inside Edition that “there should be a dress code of respect” in the White
House and that he wished Mr. Obama “would wear a suit coat and tie.”
Mr. Card, who was
George W. Bush’s first chief of staff, becomes the first member of that
famously buttoned-up administration to criticize the more relaxed Obama dress
code.
[…..] Mr.
Card also said:
“The Oval Office
symbolizes…the Constitution, the hopes and dreams, and I’m going to say
democracy. And when you have a dress code in the Supreme Court and a dress code
on the floor of the Senate, floor of the House, I think it’s appropriate to
have an expectation that there will be a dress code that respects the office of
the President.” […..]
Aber dann kam 2016 und die frigiden Frömmler wählten einen
zutiefst vulgären Proleten, der notorisch untreu ist, Dutzende Pornosternchen
und sonstige Frauen der Subwelt begattete, zwei Ehefrauen verließ, von
unzähligen Busen wegen sexueller Belästigung und/oder Vergewaltigung verklagt
wurde, öffentlich damit prahlte verheirateten Frauen an die „Pussy zu
grabschen“, die US-Verfassung verachtet, öffentlich erklärt kommunistische
Diktatoren zu lieben, seine ostentative Bewunderung für Putin zelebriert und
nebenher in Rekordzeit das US-Haushaltsdefizit um zwei Trillionen Dollar
aufblähte.
Dieser 14.000-fache Lügner, der jeden Tag auf’s Neue mit
seiner sagenhaften Vulgarität verblüfft.
Während der heutigen Zeugenanhörungen im Kongress bepöbelte
der mächtigste Mann der Welt, US-Präsident Donald J. Trump Chairman Adam Schiff
und die demokratischen Abgeordneten als „human scum“; dafür wäre „menschlicher
Abschaum“ noch eine euphemistische Übersetzung.
Corrupt politician Adam Schiff’s lies are growing by the day. Keep fighting tough, Republicans, you are dealing with human scum who have taken Due Process and all of the Republican Party’s rights away from us during the most unfair hearings in American History......— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) November 21, 2019
Mike Pence, ein Mann so ultrafromm und streng moralisch, daß
er mit keiner Frau außer seiner eigenen allein in einem Raum sein kann, stellt
sich also voller Bewunderung hinter den Proleten, der lügt wie gedruckt und aus
dem Oval Office, dem edelsten und ethisch höchst stehenden Raum der USA Tiraden
über Scum ablässt in dritter Ehe mit einer Nacktmodel-Katalogbraut verheiratet
ist, vom „grabb em by the pussy“ fabulierte und verächtlich Behinderte
nachäfft.
Es gibt aber eine Sache, die Republikanern traditionell noch
viel wichtiger ist als alle Vorhergenannten zusammen:
Die Bewunderung und bedingungslose Unterstützung für die
US-Army.
Das gilt zwar für alle US-amerikanischen Politiker, aber
insbesondere die GOP lässt sich niemals in ihrer Liebe zu den uniformierten
Männern und Frauen übertreffen.
Flagge, Uniform, „serving the country“ sind die Apotheose
des amerikanischen Konservatismus.
Ich fasse es immer noch nicht, daß Trump vermochte selbst diese
eiserne GOPer Regel zu pulverisieren.
Kein Trump hat jemals in der Armee gedient, der Präsident
ließ sich während des Vietnamkriegs mehrfach wegen eines Fersensporns von der
Wehrpflicht befreien, maßte sich aber dennoch schon als
Präsidentschaftskandidat an alles Militärische besser als die Generäle zu
verstehen.
[….] President
Donald Trump said that he could have made “a good general” in a White House meeting,
even as he maintained feuds with several retired generals. [….]
Reihenweise zerschmetterte IQ45 echte Sakrilege.
Er lästerte verächtlich über den Kriegshelden und republikanischen
Präsidentschaftskandidaten John McCain, den „POW“ (prisoner of War), der
jahrelang vom Vietcong gefangen und gefoltert wurde: Er, Trump möge lieber
Soldaten, die sich nicht gefangen nehmen ließen.
Er legte sich mit der Goldstar-Familie Kahn an; ein
absolutes Tabu bisher. Die Eltern gefallener US-Offiziere erfahren sonst die
höchste Achtung und Ehrerbietung.
Er hetzte gegen Oberstleutnant Alexander Semyon Vindman
(*1975) Direktor für europäische Angelegenheiten beim National Security Council,
der im Irakkrieg durch eine Sprengfalle schwer verwundet und mit dem „Purple
Heart“ ausgezeichnet wurde.
Hätte ein demokratischer Politiker auch nur eine dieser
antimilitärischen Beleidigungen losgelassen, würde die kollektive GOP ihn
lynchen wollen.
Faszinierenderweise kommt Trump aber nicht nur damit durch,
sondern schafft es, daß seine ganze Partei im Parlament über hochdekorierte
Kriegshelden herfällt und offensiv russische Propaganda betreibt.
Wenn irgendein republikanischer Stratege der GWB-Zeit
(2001-2009) mit einer Zeitmaschine ins Jahr 2019 springen könnte, würde ihm
jetzt vor Entsetzen über seine Partei sofort der Kopf explodieren.
Fiona Hill, ehemalige Beraterin des Weißen Hauses,
Mitarbeiterin des stramm-rechten republikanischen Falken und ehemaligen
Nationalen Sicherheitsberaters John Bolton, sah sich heute vor dem Ausschuss
gezwungen die Republikaner daran zu erinnern bitte nicht für Russland zu
arbeiten.
Nun wäre es lustig Ronald Reagans Gesicht zu sehen, falls er
mit einer Zeitmaschine aus dem Jahr 1984 zum Capitol reisen könnte und seiner
Partei zuhörte.
[…..] Fiona Hill sagte, es sei eine "Fiktion", dass die Ukraine
2016 sich in den US-Wahlkampf eingemischt habe. Dieses Narrativ hatten unter
anderem Trump und seine Unterstützer immer wieder befeuert.
Hill sagte weiter, bei der Theorie von der ukrainischen Wahleinmischung
handele es sich um eine von russischen Geheimdiensten ersonnene Verschwörung,
die "offenbar auch einige von ihnen in diesem Ausschuss glauben".
Diese "Erfindungen" seien ein Versuch, die politischen Lager
in den USA gegeneinander auszuspielen, und zwar von Russland, einer
"fremden Macht, die uns wirklich schaden will". Sie weigere sich,
Teil des Versuchs zu sein, ein alternatives Narrativ zu legitimieren, wonach
die Ukraine - und nicht Russland - die USA 2016 attackiert habe, sagte Hill.
Darum bitte sie, diese politisch motivierten Falschaussagen nicht zu
verbreiten, "die so deutlich russischen Interessen dienen", sagte
Hill. Die Aussage der US-Geheimdienste hingegen, dass Russland die Wahl
beeinflusst habe, sei über jeden Zweifel erhaben. "Der Einfluss der
erfolgreichen russischen Kampagne 2016 bleibt heute sichtbar. Unsere Nation
wird auseinandergerissen." […..]
(SPON, 21.11.2019)
Die GOPer des Jahres 2019 verachten und verdammen aber die
amerikanischen Geheimdienste, bepöbeln die Sicherheitsdienstexperten, plappern
lieber die Propaganda aus dem Kreml nach.
Man würde sich dazu gern einen Kommentar des mit einer
Zeitmaschine aus dem Jahr 1990 angereisten ehemaligen CIA-Chefs und
republikanischen Potus #41 George H. Bush anhören.
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