Zum Weltbild der Rechtsradikalen gehört es nicht nur
Andersdenkende zu bekämpfen, sondern auch Andersglaubende, Andersfühlende,
Andersaussehende, Andersliebende.
Sie frönen einem sehr primitiven, nivellierenden Weltbild,
in dem jeder genauso sein soll wie sie, in dem kein Platz ist für Extravaganz
und Unruhe.
Daher lieben Rechtsextreme Uniformen, Uniformität, Einheitsfrisuren
und fürchten sich vor Diversität. Wer sich nicht total anpasst, ist ihnen verdächtig.
Multikultur ist ihnen ein Graus, sie streben nach dem
Einheitsmensch, dessen Parameter von einer allmächtigen Führung bestimmt
werden.
Die Kombination aus Obrigkeitskult und der Lust an
Homogenität führt dazu, daß in allen faschistischen Staaten schon die Jugend vereinheitlicht
wird, Adoleszente in paramilitärische Strukturen gepresst und Widerborstige
hart sanktioniert werden. Sie wünschen sich den Schablonen-Menschen, der immer
blond, gesund, national gesinnt, heterosexuell und christlich ist.
Der feuchte Traum eines Rechtsextremen manifestiert sich in
Leni Riefenstahls Parteitagsfilmen, in denen endlose akkurate Reihen von
Menschen, denen jegliche Individualität ausgetrieben wurde, einem Führer
frönen.
Ein typisches Kennzeichen rechtsradikaler Gesinnung ist die
Lust am melden, anschwärzen, denunzieren. Sie wünschen sich eine Institution
wie die Gestapo und versuchen aus Ermangelung Derselben das Internet als
Onlinepranger zu nutzen.
Daher ist es nur folgerichtig, daß die AfD in allen
Landesverbänden Meldeportale einrichtete, mit denen sie Schüler zur
Denunziation all dessen auffordert, das nicht in ihr primitives Weltbild passt.
[….] Die AfD hat bundesweit Aufregung und Kritik mit ihrem
"Informationsportal Neutrale Schulen Hamburg" hervorgerufen. Die
rechtspopulistische Partei wirft Lehrerinnen und Lehrern unter anderem vor, das
staatliche Neutralitätsgebot im Umgang mit der AfD zu verletzen. Das
"Angebot" der AfD: Eltern und Schüler können über die
"mutmaßlichen Verstöße" über ein Kontaktformular an die AfD
berichten. Dafür startete die AfD in mehreren deutschen Städten
Online-Meldeportale. [….]
Der Berliner Urinduscher Berger begeistert
sich selbstverständlich auch für das Denunzieren und berichtet als
selbsternannter Führer der „freien Medien“ entzückt von den Erfolgen der
Meldemuschis seiner Partei.
[….] Internetportal „Neutrale Schule“: Erste Erfolge im Einsatz gegen
linksextreme Propaganda an Schulen
Der Hinweis eines Schülers auf dem Internetportal „Neutrale Schule“
sowie eine kleine Anfrage der AfD-Bürgerschaftsfraktion haben dazu geführt,
dass die Hamburger Schulaufsicht eine Ortsbegehung an der Ida-Ehre-Schule im
Stadtteil Eimsbüttel durchführen musste.
Aushänge und Werbeaufkleber der gewaltbereiten und vom
Verfassungsschutz beobachteten Gruppierung „Antifa Altona Ost“ mussten
daraufhin entfernt werden. Diese Vorgänge zeigen:
An Hamburger Schulen konnten offenbar linksextremistische Gruppierungen
ihr verfassungsfeindliches Gedankengut ungehindert verbreiten. Und: Es war
allerhöchste Zeit, dass hier ein Meldeportal eingeführt wurde.
Der Hamburger Bundestagsabgeordnete und Erste Parlamentarische
Geschäftsführer der AfD-Bundestagsfraktion, Baumann äußerte sich zufrieden mit
den ersten Erfolgen. [….]
Die faschistoiden Pipi-Epigonen im Kommentarbereich bekamen
ob dieser Meldung sofort vermehrten Speichelfluss.
Ein toller Erfolg für die Rechten, die sich nun selbst
ausgiebig beglückwünschen.
Einziger kleiner Schönheitsfehler: An der Geschichte ist
rein gar nichts dran.
Der inkriminierte Aufkleber war Teil des Gemeinschaftskundeunterrichts
einer 12. Klasse, in dem auf einer als „Meinungswand" gestalteten Fläche
Dutzende Aufkleber, wie z.B. „Bier für mich, Tequila für Haiti" oder „I am
not a nugget" oder „Viva la Bernie" und auch der Antifa-Sticker prangte,
um Parteienprofile zu erstellen. Es sollte diskutiert werden welche künstlerischen
Zugänge zum politischen Handeln existieren.
[…..] AfD-Petze wird zum Bumerang: Schüler solidarisieren sich mit
Ida-Ehre-Schule.
Das nennt man wohl ein klassisches Eigentor. Die AfD hatte einen
vermeintlichen Erfolg mit ihrem Petz-Portal erzielt und von Antifa-Stickern in
der Ida-Ehre-Schule (Hoheluft-Ost) erfahren. Über die zugehörige Senatsanfrage
der Partei berichteten die Medien. Jetzt der Bumerang: Schüler des Gymnasium
Allee (Altona) solidarisieren sich mit der Ida-Ehre-Schule. Und deren
Schulleitung stellt klar: die Sticker waren ganz normaler Teil des
Politik-Unterrichts.
„Wir, die Schüler*innen des Gymnasium Alllee, solidarisieren uns mit
den von der AfD diffamierten Schüler*innen und Lehrer*innen der
Ida-Ehre-Schule“, heißt es im Statement der Altonaer Schüler. Dazu gibt es ein
Foto, das eine offenbar recht große Zahl von Schülern zeigt. In der Hand
Antifa-Sticker, die ja der Stein des Anstoßes waren, im Vordergrund ein großes
Banner mit der Aufschrift „Antifa Area überall“. Sich gegen Rassismus und
soziale Missstände auszusprechen sei eben kein Linksextremismus, sondern
selbstverständlich, heißt es in dem Statement weiter..
Auch die Leitung der Ida-Ehre-Schule hat sich mit einer Stellungnahme
positioniert. […..] Worauf die
Schulleitung allerdings mit Stolz verweist, ist die politische,
antifaschistische Tradition der Schule. Schwester und Mutter der jüdischen
Schauspielerin Ida Ehre waren im KZ gestorben. [….]
Wieder einmal erweist sich Hamburg, wo die AfD bei Umfragen unter
5% liegt als schwieriges Pflaster für die Hobby-Nazis. Sie erreichten, wieder
einmal, das Gegenteil: Nun solidarisieren sich andere Schulen mit der
Ida-Ehre-Schule (IES), demonstrieren gegen die AfD und stellen klar, daß
Antifaschismus nicht etwa linksextrem, sondern allgemeingültig ist.
👎 Auf nem #AfD-Hetzportal werden #Antifa-Aufkleber an der #idaehreschule denunziert, das #Abendblatt bläst's auf, die #Schulbehörde schickt die Kavallerie.— Linksfraktion Hamburg (@LinksfraktionHH) 19. März 2019
„Antifaschismus ist kein Verbrechen, sondern gerade heute wieder bittere Notwendigkeit!" meint @s_boeddinghaus.#Hamburg pic.twitter.com/2KRAjGW9V0
[….] Hamburgs
DGB-Gewerkschaften erklären sich solidarisch mit Schüler*innen, Lehrer*innen
und Schulleitung der Ida Ehre Schule und schließen sich einer Stellungnahme der
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) an.
Hamburgs DGB-Vorsitzende Katja Karger: „Nicht Antifaschismus ist das
Problem, sondern Faschismus. In Anbetracht der deutschen Geschichte ist es
unfassbar, dass Menschen mit einer antifaschistischen Haltung sich in dem
Ausmaß rechtfertigen müssen, weil eine rechtspopulistische Partei Druck
aufbaut. Als Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter reihen wir uns ein bei den
vielen, die sich jetzt hinter die Akteure an der Ida Ehre Schule stellen. Eine
antifaschistische Haltung gehört zu unserer DNA, die wir tagtäglich in den
Betrieben und auf der Straße leben. Alle Beteiligten Institutionen, die die
Diskussion um die Ida Ehre Schule losgetreten haben, sollten sich kritisch
hinterfragen. Antifaschismus in eine linksextremistische Krawallecke zu stellen
ist genau das, was die AfD will. Dabei darf man ihr nicht helfen. Das
Meldeportal der Partei lehnen wir nach wie vor ab, denn wir wollen keine Stadt
der Denunzianten.“ [….]
Sogar das konservative Hamburger Abendblatt senkt verwundert
die Daumen über die AfD-Dümmlichkeit. Und leider auch das Versagen der
Schulbehörde, die tatsächlich eingeschritten war, um den Aufkleber zu
entfernen.
Nun sind die Eltern empört.
[….] Die
Schulbehörde mache sich „in einem ersten Reflex auf die Initiative der AfD auf
die Suche nach den Antifaschist*innen“, heißt es in einer am Donnerstag
verbreiteten Erklärung von Eltern der IES. „Wir hätten uns gewünscht, dass
eine Behörde dieses Thema eher zum Anlass nimmt, Schüler*innen und
Lehrer*innen zu schützen und sich klar gegen Denunziation von rechts positioniert.
Als Eltern unterstützen wir unsere Kinder und die Lehrer*innen in ihrem
Engagement gegen Faschismus und fordern eine klare Positionierung der
Schulbehörde.“
Auch einige Medien betrachteten „die Denunziationsplattform der AfD nun
als normale Bezugsquelle von Informationen“, so die Kritik. Dabei erinnere
dieses an „Denunziationsstrategien in der NS-Zeit“, so die Elternerklärung, für
die derzeit weitere Unterschriften gesammelt werden. „Schon vor 1933 legten die
Nazis Listen an, auf deren Grundlage nach der Machtübernahme Tausende
verhaftet und ermordet wurden.“
[…..] „Kunstunterricht als offenes Experiment ermutigt Schüler, durch
mitunter ungewöhnliche Impulse eigenes einzubringen und Neues zu entwickeln“,
sagte Birte Abel-Danlowski, Mutter einer IES-Schülerin und selbst
Kunstpädagogin und Autorin, dem Abendblatt. „Solche Prozesse arbeiten mit
widersprüchlichen Erfahrungen und Wahrnehmungen jenseits von Standards. Sie
setzen darauf, das kritische Denken der Schüler über selbstständiges Entdecken,
nicht über Belehrung, zu fördern und eigene kreative Lösungen anzustoßen. Damit
leistet der Kunstunterricht einen wesentlichen Beitrag zur
Demokratie-Erziehung.“ […..]
Unnötig zu erwähnen, daß der Urinduscher selbst natürlich
auch die einfachsten Formen journalistischen Anstands ignoriert, auf seinem
Pipi-Blog nichts richtigstellt und weiterhin seine Lügen auftischt.
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