Eine entfernte Cousine, die heute mit Mitte 70 ein Hundeheim
in Spanien betreibt, weil sie Vierbeiner so liebt und sich um all die Straßenhunde
kümmern muss, wohnte vor Dekaden nur ein paar Straßen weiter von mir.
Schon damals hatte sie natürlich auch immer Hunde und weil ich
ein Kind war, fand ich die natürlich toll.
Dabei erklärte sie, die kinderlose Diplompädagogin immer wie
man andere erzieht. Hunde solle man so behandeln wie Kinder. Liebevoll, aber
bestimmt. Sie machten ihre Fehler nicht aus böser Absicht und hätten Freude am
Lernen.
Sie ging natürlich auch gern feiern, so daß die Hunde immer
mal wieder recht lange in der Wohnung eingesperrt waren und es zu dem ein oder
anderen Malheur kam.
Das war nicht schön. Aus mehreren Gründen.
Hundekacke stinkt entsetzlich, Hundekacke auf dem
Wohnzimmerteppich ist schwer zu entfernen, aber am schlimmsten fand ich das
Gewinsel der armen Viecher, wenn meine Großcousine dann den Übeltäter am Schlafittchen
packte und mit der Nase voller Wucht mitten in den Scheiße steckte.
Ich war noch zu klein, um einzuschreiten, aber ich wußte,
daß Hundenasen verdammt gut riechen können und stellte mir vor wie mies es sein
muss mit so einer Nase die ganze Schnauze voll Stinkescheiße zu haben, wenn
mein vergleichsweise unempfindlichen Menschensinne schon olfaktorisch auf
Alarmstufe Rot hyperventilierten.
Die Methoden stellte ich nicht in Frage. Sie kannte sich
doch so gut aus und hatte studiert. Aber ich wollte lieber keinen Hund haben,
weil ich nicht dieses Schnauze-in-Scheiße-Stecken durchführen mochte.
Jahrzehnte später habe ich immer noch keinen Hund und auch
keinen Kontakt mehr zu selbst ernannten Hundeflüsterin. Ich schätze mal, daß
ihre Viecher aber immer noch scheißen und anschließend hingebungsvoll von ihr
diszipliniert werden.
Themenwechsel.
Jeder Mensch, der sich auch
nur halbwegs für Politik interessiert, kann gar nicht anders als intensiv auf
Großbritannien zu gucken. Wie will May das bitte morgen hinbekommen? Sie, die
Austrittsbefürworterin ist Brexiteer der ersten Stunden, wurde durch das
unsägliche Referendum erst ins Amt gespült und hat ihr Land in eine derartige
Sackgasse manövriert, daß es nur noch schlechte Optionen gibt.
Chaos-Brexit, Exit vom Brexit? Bestenfalls
wird es nur sehr teuer und ein Börsencrash hält nicht allzu lange an.
Die armen Briten – so eine große stolze Nation und so ein
verdammtes Pech mit lauter total unfähigen Premierministern nacheinander.
Und wofür den Mist? Nur weil ein paar Hetzer der
Murdoch-Presse und unfähige Tories mit dem Feuer spielten, während die
U30-Briten zu dumm und desinteressiert waren am Referendum teilzunehmen?
Nach allen Umfragen käme es bei einem zweiten Referendum
nicht noch einmal zu einer Brexitmehrheit. Und die EU wäre froh das leidige
Britentheater zu vergessen.
Alternativ gingen auch Neuwahlen. Bekäme Labour die absolute
Mehrheit könnten sie einfach den Brexit absagen. Theoretisch.
Praktisch ist aber auch die Opposition von so unfassbarer
Unfähigkeit geschlagen, daß SPD und US-Demokraten aufgeweckt und patent wirken.
[….] Neben der unerträglichen Inkompetenz und Verantwortungslosigkeit der
Tories ist es nämlich die Labour Party, die sowohl den Zerfall der politischen
Kultur als auch die Prinzipienlosigkeit verkörpert.
Corbyn hat das Kunststück vollbracht, dass er zweieinhalb Jahre nach dem
Brexit-Votum keine belastbare Aussage über das Ziel seiner Partei vorlegen
kann. Labour will einen Brexit, aber keinen unkontrollierten. Eine Mehrheit der
Mitglieder würde allerdings auch gerne in der EU bleiben, nicht aber der
Vorsitzende. Die Partei will möglicherweise ein neues Referendum, aber auch nur
unter bestimmten Bedingungen. Kommt auf die Frage an.
Sicher ist nur: Corbyn will an die Macht, und deswegen will er eine
Vertrauensabstimmung und dann Wahlen gewinnen. Brexit? Wird irgendwie gelöst. [….]
Wenn Politik so richtig schiefgeht, spricht man gern von “Neustart“.
Wäre das nicht toll, wenn man die fatalen Entscheidungen der
letzten drei Jahre rückgängig machen könnte?
Exit vom Brexit. Sebastian Kurz stürzt, Salvini-Rücktritt, Trump-Impeachment und Ende der Mauerbau-Pläne an der mexikanischen Grenze.
Exit vom Brexit. Sebastian Kurz stürzt, Salvini-Rücktritt, Trump-Impeachment und Ende der Mauerbau-Pläne an der mexikanischen Grenze.
Ganz abwegig ist es nicht, daß Mueller Trump zu Fall bringt
oder daß May sich so verspekuliert, daß sie bald ihr Amt los ist und Neuwahlen
andere Mehrheiten erbringen.
Ein verlockender Gedanke.
Aber davor muss man sich hüten, denn das würde die
tiefsitzenden Probleme nur zukleistern und unweigerlich zu einer späteren noch
schlimmeren Eruption führen.
Natürlich wünsche ich mir Trump im Knast zu sehen, oder noch
besser: als Pleitier blamiert, der sein Amt verloren hat und dessen winzigen
Pilz-Penis dank geleakter Sextapes jeder Amerikaner gesehen hat.
Natürlich wünsche ich mir die dummen Gesichter der
Großmäuler Johnson und Farage zu sehen, wenn ihr Lebenstraum Brexit beerdigt
wird.
Die viel größeren Probleme blieben aber. Eine starke
destruktive rechte Hetzpresse, ein durch Falschinformationen und edukative
Mängel schwer verblödetes Volk, welches sich von tumben Radikalen bereitwillig
verführen lässt.
62 Millionen Amerikaner haben Trump gewählt, rund 50
Millionen bewundern ihn immer noch rückhaltlos.
Würde Trump vorzeitig stürzen, verschwänden diese 50
Millionen Übelhirne nicht.
Sofort wäre eine Dolchstoßlegende erfunden. Deep
State/Linke/Soros/Libtards/Pädophile hätten ihr Idol mit miesen Methoden
gestürzt und davon abgehalten die USA stark zu machen.
Das rechte Pack wäre nicht mehr einzufangen. Wenn sie nicht
mehr Trump zujubeln können werden sie sich andere Ventile für ihre innerliche
rage suchen.
Sie werden destruktiver, aggressiver, gewalttätiger.
Das Gleiche gilt für England. Ohne den Brexit würde eine
(knappe) Hälfte der Bevölkerung sich betrogen fühlen, endgültig jedes Vertrauen
in den Staat verlieren und erst Recht den Brexit fordern.
[….] Die 52 Prozent, die sich beim ersten
Mal gegen die EU entschieden, hatten dafür viele Gründe. Zu den wirksamsten
zählten die irrationale Angst vor Überfremdung, die Verachtung gegenüber
den sogenannten Eliten in London und Brüssel und der tief sitzende Verdacht,
in einer Fassaden-demokratie zu leben, in der eine Mehrheit geschröpft
und eine Minderheit gepäppelt werde. Mit anderen Worten: Was den Italienern
die Lega, den Franzosen der ehemalige Front National, den Spaniern
Vox, den Deutschen die AfD ist, das war vielen Briten der Brexit. Würde er
nun, mehr als zweieinhalb Jahre später, mit dünner Mehrheit abgesagt,
könnte das Geister aus der Flasche lassen, die kaum kontrollierbar wären.
[….] Eine EU-freundliche Konservative
wurde kürzlich vor dem Parlament als »Nazi« beschimpft, weil sie angeblich
deutschen Interessen diente. Andere erhalten Todesdrohungen. Umfragen
zeigen, dass sich immer mehr Briten von den etablierten Parteien abwenden.
Nigel Farage, der große rechte Verführer, hat bereits sein Comeback angekündigt,
sollte der Brexit, sein Lebenswerk, angetastet werden.
Die Zahl der Hassverbrechen ist
in Großbritannien nach dem ersten Referendum in die Höhe geschnellt.
Und damals gingen alle davon aus, dass der Brexit kommen wird. Und wenn er
nicht kommt? Es ist unschwer zu erahnen, wen die Wut der Menschen dann treffen
wird: »Die da oben« – aber vor allem Flüchtlinge und Fremde. Wie überall
sonst auch.
Ja, der Brexit ist eine Übung in
Selbstverstümmelung. Aber wie die Dinge stehen, könnte es noch katastrophaler
sein, ihn auf den letzten Metern abzuwürgen. [….]
(Jörg Schindler, SPIEGEL Leitartikel, 12.01.2019)
Man sollte
Trump und den Brexit nicht abwenden bevor Trumpmerica und die Brexiteers ihre
Lektion gelernt haben.
Die vielen Millionen Menschen sind dümmer und
amoralischer als alle Hunde Spaniens und Deutschlands zusammen.
Sie müssen wirklich mit voller Kraft ihren Kopf in die von
ihnen selbst geschissene Scheiße gerammt bekommen.
Anders lernen sie es nicht.
Wer so heftig in sein Haus kackt, muss auf die harte Tour
erzogen werden.
Die Evangelikalen, Hillbillies, Rednecks und sonstigen
Trump-Rassisten müssen am eigenen Leib erleben wohin seine isolationistische
Hasspolitik führt.
Sie brauchen eine tiefe Wirtschaftskrise, Jobverlust und
böse Krankheiten ohne Obamacare.
Sie brauchen durch Trumps environment-feindliche Politik
ausgelöste Umweltkatastrophen vor ihrer Haustür und durch von Trump ermächtigte
raffgierige Banker herbeigeführte Obdachlosigkeit.
Nur so begreifen sie, daß Trumpismus in die Krise führt und
daß man so einen nicht wieder wählen darf.
Und so leid es mir für alle normalen Briten tut – auch ihre
Europa-hassenden Landsleute brauchen diese Lektion. Sie müssen einen
katastrophalen Wirtschaftszusammenbruch mit Lebensmittelknappheit und
geplatzter Immobilienblase erleben. Sie müssen deutlich spüren wie sehr sie auf
die anderthalb Millionen in England arbeitenden Europäer anderer Länder angewiesen sind.
Erst wenn jeder das bitter erfahren hat und GB am Boden
liegt, sollen sie wieder angekrochen kommen und ein neues EU-Beitrittsgesuch
stellen.
Farage und Johnson werden dann nicht noch mal ihr Maul aufreißen.
Farage und Johnson werden dann nicht noch mal ihr Maul aufreißen.
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