Mein
Gemüsemann sucht seit Jahren einen Mitarbeiter, der morgens zur
Kommissionierung der Ware kommt, sowie einen Ausfahrer.
Die sind
ein sehr nettes Team; ein echter Familienbetrieb mit lauter sonnigen Gemütern.
Das ist natürlich körperliche Arbeit, aber dafür geht man da mit schönen Dingen
um: Frischen Früchten und Obst. Es duftet sehr gut und man kann ständig naschen.
Mitarbeiter
zu finden ist aber nahezu aussichtslos.
Die, die dürfen wollen nicht, weil die
Arbeitszeiten natürlich extrem sind.
Einer
muss morgens um vier Uhr mit dem Chef zum Markt fahren und die anderen müssen
ab sechs Uhr im Laden sein, um die die Ware auszupacken und zu dekorieren, die
Kisten für die Lieferungen zu bestücken.
Und die,
die wollen, dürfen nicht, weil sie als Migranten der verschiedensten
rechtlichen Situationen keine Arbeitserlaubnis bekommen.
Ein
weiteres Problem ist oft der bei Flüchtlingen fehlende Führerschein.
Die
Firma würde zwar die Fahrschule und sonstigen Kosten übernehmen, aber natürlich
nur gegen die Garantie, daß derjenige anschließend auch wirklich bei ihr
arbeiten darf und nicht doch plötzlich abgeschoben wird.
Ein
unlösbarer Problem; der Laden hält sich nur noch über Wasser, weil alle rund um
die Uhr arbeiten und die 81-Jährige Mutter weiterhin den Verkauf übernimmt.
Seit
einer Woche warte ich auf einen Friseurtermin gegenüber von mir.
Eine
ganz ähnliche Situation; die Inhaberin macht auch komplizierte Damenfrisuren,
die Stunden brauchen. Da ist ein einfacher Herrenschnitt nicht dazwischen zu
klemmen, so lange sie allein ist, aber sie findet einfach keine Mitarbeiterin.
Frisur
ist einfach zu unattraktiv und zu schlecht bezahlt im reichen Hamburg.
Jeder,
der mal einen Handwerker braucht, weiß was Arbeitskräftemangel bedeutet. Es
gibt kein Gewerk, das nicht Monatelange Wartezeiten vor sich herschiebt, weil
die Auftragsbücher überquellen.
Kein
Handwerker-Kombi auf Hamburgs Straßen, an dem nicht ein „Mitarbeiter gesucht“
prangt.
Vor
einem halben Jahr überlegte ich ein kleines Badezimmer fliesen zu lassen. Ich
kenne einen sehr guten Fliesenleger, mit dem ich schon ein paarmal zu tun
hatte, rief den an und wurde glatt abgelehnt. Selbst als ich sagte, es wäre
nicht eilig, sagte Igor er nähme überhaupt gar keine Aufträge mehr an.
Auf
meine Frage, ob er mir irgendeinen anderen Menschen empfehlen kann, der mir ein
Bad kachelt, lachte er laut los: Wenn ich so einen wüßte, würde ich dir das nicht
sagen, sondern den sofort selbst einstellen.
In
Zukunft wird der Handwerkermangel noch
gravierender werden. Für die Verbraucher wird es schlimmer.
Hans
Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH)
sieht schwarz, und zwar dunkelschwarz:
[…..] Hans Peter Wollseifer: Wir haben eine extrem hohe Nachfrage, dazu sehr niedrige Zinsen. Das
begünstigt die Auftragslage. Die Auftragsbücher sind prall gefüllt. Doch es
gibt nicht genügend Fachkräfte. Über viele Jahre haben sich zu wenig
Jugendliche für eine Lehre im Handwerk entschieden. Jedes Jahr fehlen 15.000
bis 20.000 Azubis und Lehrlinge.
[…..] Derzeit
könnten wir 200.000 bis 250.000 zusätzliche Handwerker sehr gut in unseren
Betrieben unterbringen.
[…..] Ganz
besonders bei den Bäckern und Fleischern. Auch bei Klempnerbetrieben, Sanitär-
und Heizungsbetrieben und in der Haustechnik ist der Mangel an Auszubildenden
und Fachkräften gravierend.
[…..] Das Problem mit den langen Wartezeiten im
Handwerk wird sich noch verschärfen. Rund 200.000 Betriebe mit rund einer
Million Mitarbeitern stehen in den kommenden fünf bis sechs Jahren vor einem
Generationswechsel. Nachfolger werden gesucht.
[…..] Es gibt
weder in den Familien selbst noch von außen genügend Nachwuchs. Wenn ein
einzelner Handwerksbetrieb seine Tür schließt, dann fallen im Schnitt vier bis
sechs Arbeitsplätze weg. Das hört sich erst mal nicht so viel an. Wenn aber
50.000 Betriebe nicht übernommen werden, dann sind das rund 250.000 bis 300.000
Arbeitsplätze, die dadurch wegfallen. Das trifft oft Betriebe auf dem Land –
wodurch neue Versorgungsengpässe entstehen. Aber dieser drohende Schwund
scheint kaum einen zu kümmern, auch nicht in der Politik. [……]
Rund
100.000 Stellen sind in der Pflegebranche unbesetzt, so daß Senioren und
Demente in ihren Exkrementen rumliegen müssen.
Der
maximal ungeeignete Gesundheitsminister Jens Spahn kann dafür keine Empathie
aufbringen, kündigte aber an, 13.000 Stellen zu schaffen.
Also gerade mal ein Zehntel der Benötigten. Und auch das ist eine reine
Luftnummer, denn bezahlen wird es nicht das Ministerium, sondern das sollen die
Krankenkassen selbst machen und wo sie die 13.000 Menschen für die Jobs finden
sollen, weiß Spahn auch nicht.
[….]
Bei "Hart aber fair" verteidigt
Gesundheitsminister Spahn wenig einfühlsam seinen Plan, 13.000 Pflegestellen zu
schaffen. Die Betroffenen in der Runde sind kaum begeistert - und begründen
dies teils sehr persönlich. […..] Von
der Politik fühlen sich Pfleger alleingelassen - genauso wie Angehörige, die
bis zum Ende ihrer Kräfte zu Hause pflegen, und dabei um finanzielle
Unterstützung kämpfen müssen. Dazu die Zahlen: Rund 2,5 Millionen Menschen in
Deutschland sind pflegebedürftig, 2030 könnten es schon 3,5 Millionen Menschen
sein. […..] Wie es sein könne, dass
private Investoren dicke Gewinne mit Pflegeeinrichtungen machen, in denen sie
das Personal immer noch weiter zusammenstreichen? Für Spahn kein Grund zum
Handeln: Das müsse man sich erst einmal genauer anschauen. Vielleicht könnten
private Anbieter ja auch "effiziente Strukturen" in den Heimen
schaffen?
Jedem, der sich
vielleicht jetzt schon vor der Pflegebedürftigkeit fürchtet, dürfte es bei
solchen Formulierungen kalt den Rücken hinunterlaufen. Denn "effiziente
Strukturen" sind so ziemlich das Letzte, woran es nach Aussagen der
Betroffenen in der Pflege mangelt. Der Pflegenotstand wird nicht beseitigt
werden, indem man nach den billigsten Lösungen sucht. [….]
Schwere
zeitaufwändige Arbeit billig zu bezahlen, ist auch eine Methode
steinreicher Sylter, die inzwischen unter so eklatantem Arbeitskräftemangel
leiden, daß sie Einbußen in der Tourismus-Industrie befürchten.
(…..)
Der Reichtum boomt, also boomt auch Sylt.
Nur
ein paar Tage Urlaub dort zu machen, gilt schon als großer Luxus.
Kein
Wunder, beginnen doch die Hotelpreise in der Saison mit 300 Euro pro Nacht.
Zwei
Wochen mit Frau und Kind kosten dann leicht 10.000 Euro für die Übernachtung.
Mal ganz abgesehen von den unfassbar hohen Preisen für das Leben dort.
[…..] […..] Ein
Hotel auf Sylt ist wie die Lizenz zum Gelddrucken. Kein Wunder, denn die
nordfriesische Insel mit gerade mal 16.000 Einwohnern ist klein, gerade mal
fünf Kilometer breit. Fast kein neues Bauland, aber umso begehrter als
Statussymbol der Megareichen.
[….]
Auf Sylt wurden in den vergangenen Jahren
zahlreiche große neue Häuser im Vier- und Fünfsternesegment eröffnet: 2007 das
TUI Dorfhotel in Rantum mit 159 Appartements, 2009 das Hotel Budersand in
Hörnum mit 77 Zimmern und Suiten, 2010 das A-Rosa in List mit 177 Zimmern und
Suiten. Im Dezember 2014 folgte das Luxushotel Severin's mit 62 Zimmern und
Suiten sowie 27 Appartements in Keitum. Im Sommer 2017 begrüßte das Easy Living
Hotel in List die ersten Gäste in den 38 Doppelzimmern. In List soll 2020 auch
der Lanserhof mit 67 Zimmern eröffnen. [….]
Aber
nun droht Ungemach beim Geldscheffeln.
Die
Luxusboutiquen, Edelrestaurants und Sternehotels finden kein Personal mehr.
Nicht
unbedingt, weil keiner den Job machen möchte, sondern weil keiner sich den Job
leisten kann.
Der
Verdienst als Zimmermädchen, Butler oder Putzfrau reicht nicht aus, um sich
eine Unterkunft auf Sylt zu leisten.
Die
Domestiken sind also gezwungen vom Festland aus zu pendeln. Und auch dort
werden die Unterkünfte teurer.
Die
Multimillionäre schlagen Alarm! Was sollen sie tun? Etwa selbst niedere Dienste
verrichten?
Geschickt
spielen sie den Ball weiter und beklagen, der Personalmangel ginge zu Lasten
der Feriengäste.
Wie
uneigennützig und edel von ihnen.
Altruistisch
denken sie nur an das Wohl ihrer Gäste und Kunden.
Dem
Hamburger Abendblatt kommen fast die Tränen.
[…..] Personalmangel wird auf Sylt immer
problematischer [….] Die Sommersaison
auf Sylt hat begonnen, zahlreiche Hotels sind im Juli und August bereits
ausgebucht. In den Buchungsportalen im Internet sind nur noch wenige freie
Zimmer zu finden – und wenn, dann meist zu horrenden Preisen. Es ist durchaus
üblich, dass in der Hochsaison Viersternehäuser um die 300 Euro pro Nacht für
ein Doppelzimmer aufrufen.
[….]
Sylt ist wohl die teuerste deutsche
Insel, doch es kommen immer mehr Gäste: Die Zahl der Übernachtungen ist im
vergangenen Jahr auf 7,093 Millionen gestiegen. Das waren rund 166.000 mehr als
noch im Jahr 2016.
Aber es gibt ein
Problem auf der Lieblingsinsel der Schönen und Reichen: Es fehlt das Personal.
"Die Lage wird immer dramatischer. Nach unseren Schätzungen gibt es auf
der Insel Sylt in der Hotellerie und Gastronomie zurzeit etwa 300 freie
Arbeitsstellen", sagte der Vorsitzende des Dehoga Sylt, Claas-Erik
Johannsen, dem Abendblatt. "Das stellt unsere Branche, besonders aufgrund
der bevorstehenden Sommersaison, vor große Herausforderungen. Die Leidtragenden
sind unsere Gäste."
[….]
Seit Jahren gebe es auf Sylt zu wenige
Arbeitskräfte, doch in diesem Jahr habe sich die Situation noch einmal
verschärft. Gründe dafür gebe es viele, ein Hauptgrund sei aber weiterhin, dass
bezahlbarer Wohnraum für die Mitarbeiter fehle, so Johannsen weiter. Und das
Pendeln vom Festland auf die Insel sei aufgrund der Unzuverlässigkeit der
Deutschen Bahn für die Arbeitskräfte immer weniger eine Option. […..]
Arbeitskräfte
importieren?
Visaerteilung
für Billiglöhner aus Übersee?
Wohngeldzuschüsse
für die Putzfrauen vom Land? Oder vom Bund?
Werbekampagnen,
um gezielt Hotelangestellte aus Rumänien und Griechenland anzulocken?
Es
gibt viele Ideen.
Nur
eine Möglichkeit wird gescheut und noch nicht mal ausgesprochen, weil das viel
zu frevelhaft wäre:
Die
Concierges, Kellner, Gärtner und Reinigungskräfte so anständig zu bezahlen, daß
sie sich selbst eine Wohnung irgendwo leisten können und womöglich – jetzt wird
es aber linksradikal von mir: sogar noch ein paar Euro für ihr eigenes Leben
übrig haben. (…..)
Absolut
schockierend auch die Zustände in der deutschen Landwirtschaft.
Während
täglich rund 20.000 Kinder auf der Welt verhungern, verrotten in Deutschland
zehntausende Tonnen Lebensmittel auf den Feldern, weil wir es nicht schaffen
die Ernte zu organisieren.
Gerd Schröder und Walter Riester hatten vor 15 Jahren die durchaus sehr populäre
Idee Arbeitslose auf die Felder zum Spargelstechen und Erdbeeren pflücken zu
schicken. Statt sich zu Hause zu langweilen und sich die Decke auf den Kopf
fallen zu lassen, könnten sie doch mit einem kleinen finanziellen Aufschlag
Arbeit tun, die ohnehin getan werden muss. Das wäre billiger für den Staat und
würde die Arbeitslosen aktiv halten und auch dazu führen, sich besser zu
fühlen, weil sie gebraucht würden.
Klingt theoretisch
gut, war aber praktisch nicht umsetzbar.
Statt
kostenlosen deutschen Arbeitskräften, die einem „das Amt“ schickt, wollten die
Bauern sehr schnell lieber selbst Löhne zahlen und damit Polen und Rumänen
einsetzen: Deutsche sind nämlich a) viel zu unzuverlässig, b) zu wehleidig und
c) zu unwillig.
Deutsche können diese schwere Arbeit gar nicht mehr; dazu sind sie viel zu bequem und degeneriert.
Deutsche können diese schwere Arbeit gar nicht mehr; dazu sind sie viel zu bequem und degeneriert.
Ich sage
das ganz ohne Häme und bin mir voll darüber bewußt auch nicht körperlich dazu
in der Lage zu sein zehn Stunden am Tag in gebückter Haltung pro Stunden 15-18
Kilo Spargel aus der Erde zu ziehen.
Die
nächsten zehn Jahre half man sich also weiter mit osteuropäischen
Saisonkräften.
Inzwischen
funktioniert das aber nicht mehr, weil das Billiglohnland Deutschland überholt
wurde.
[….]
„Man merkt, dass der Wohlstand in
Osteuropa Stück für Stück wächst“, sagte Hans Lehar, Geschäftsführer der Obst-
und Gemüse-Absatzgenossenschaft Nordbaden (OGA). „Sobald sich die
wirtschaftliche Situation in ihren Heimatländern verbessert, sehen viele
Arbeiter nicht mehr die Notwendigkeit, für mehrere Wochen ihre Familien zu
verlassen.“ In diesem Jahr seien viele Helfer gar nicht erschienen, obwohl sie
im Winter ihre Verträge unterzeichnet hatten - in einigen Betrieben fehlen 40
bis 50 Arbeiter.
Dass die Erntehelfer
mittlerweile den gesetzlichen Mindestlohn von 8,84 Euro pro Stunde bekommen,
hat für die Landwirte einen unerwünschten Nebeneffekt: Viele Rumänen reisten
schon vor Ende der Saison wieder ab, da sie bereits ausreichend Geld verdient
hätten, beklagte VSSE-Geschäftsführer Simon Schumacher.
Noch bis 2020 ermöglicht
eine Sonderregelung, auch Helfer vom Westbalkan zu beschäftigen. Dies scheitere
jedoch oft daran, dass diese monatelang auf ihr Visum warten müssten, sagte
Schumacher. Wie Burkhard Möller vom landwirtschaftlichen Arbeitgeberverband
GLFA spricht er sich dafür aus, wirksame Abkommen für Erntehelfer aus anderen
Ländern zu schließen - etwa mit der Ukraine. [….]
Die Polen sind ökonomisch so weit gesundet, daß sie zu Hause besser verdienen, als auf einem deutschen Spargelfeld und die Rumänen ziehen lieber gleich weiter bis Dänemark, Norwegen und England, weil dort wesentlich bessere Löhne gezahlt werden.
[….] Spargelbauer Jürgen Jakobs hat in dieser
Saison Zehntausende Euro verloren - weil er keine Helfer gefunden hat, um die
Stangen zu ernten. […..] Mit kleinen Gesten und modernen Unterkünften
hofft Jakobs, Saisonarbeitskräfte zu halten, denn zum ersten Mal seit 17 Jahren
hat er Schwierigkeiten, genügend von ihnen zu rekrutieren.
"Die Wartelisten
waren immer voll, aber in diesem Jahr sind 85 von 350 Leuten einfach nicht
gekommen", sagt er. "Sie haben nicht einmal abgesagt." Jakobs
kümmerte sich um Ersatz, aber am Ende fehlten immer noch etliche Helfer. 50
Tonnen Spargel konnte er deshalb nicht ernten - ein Verlust von 50.000 Euro.
[…..] "Deutsche
wollen diese Arbeit auf jeden Fall nicht machen", sagt Jakobs. […..]
Mit seinem Bruder
investiert er inzwischen in Immobilien und erneuerbare Energien, um sich andere
Einkommensquellen zu sichern und nicht nur von der Spargelernte abhängig zu
sein. Das können aber nicht alle Unternehmen. "Kleinere Betriebe mit
weniger Kapital werden in Zukunft Schwierigkeiten bekommen", sagt Burkhard
Möller vom GLFA. "Der leer gefegte Arbeitsmarkt wird zu Strukturveränderungen
führen." [….]
Bauer
Jakobs geht offensichtlich nicht völlig am Bettelstab; er investiert massiv in
Erntemaschinen, Immobilien und erneuerbare Energien. Da ist offensichtlich
lukrativer für ihn.
Ich bin
weder Agrarexperte noch Arbeitsrechtler, aber ich stelle fest, daß Deutschland
nach 12 Jahren Merkel, vier Jahren Arbeitsministerin von der Leyen und
anschließenden vier Jahren Arbeitsministerin Nahles ganz offensichtlich nichts
unternommen wurde, um gegen diesen eklatanten Fachkräftemangel zu wirken.
Allein
Bauer Jakobs musste 50 Tonnen Spargel in der Erde vergammeln lassen, 80 Prozent
aller Spargelbauern konnten nicht ihre gesamte Ernte einbringen, weil ihnen
Arbeitskräfte fehlten.
Nun
müssen immer mehr landwirtschaftliche Betriebe aufgeben, weil sie einfach keine
Mitarbeiter mehr finden.
Was
haben die letzten beiden zuständigen Ministerinnen eigentlich getan in den
letzten acht Jahren?
Mal ganz
abgesehen von den schlimmen Pfeifen auf dem Posten des
Landwirtschaftsministers, Horst Seehofer (2005-2008), Ilse Aigner (2008-2013),
Hans Peter Friedrich (2013-2014), Christian Schmidt (2014-2018) – alle CSU –
und nun Julia Klöckner (CDU).
Was ist
das für eine Politik, wenn man einfach zusieht, wie die Ernte auf den Feldern
vergammelt?
Bisher
hat man offenbar einfach darauf gesetzt, daß es anderen Ländern so unglaublich
mies geht, daß man deren Bürger nach Belieben als Billiglöhner auspressen kann.
Nun also das große deutsche Pech: Die Erde dreht sich weiter, andern Ländern
geht es besser, während wir uns einfach im Merkel-Stil nicht bewegen.
[…..]
Osteuropas Wirtschaft wächst zurzeit so
enorm, dass auch dort vielerorts schon die Arbeitskräfte knapp werden, so
warnen die Handelskammern in vielen Ländern. Bulgariens Statistikämter meldeten
zuletzt einen Rekordtiefststand bei der Arbeitslosigkeit mit rund sechs
Prozent. Rumänien liegt bei rund 4,6 Prozent, Ungarn bei 3,7, in Tschechien
herrscht quasi Vollbeschäftigung. Unternehmen in diesen Ländern klagen bereits,
dass sie keine Mitarbeiter mehr finden, weil der Arbeitsmarkt leergefegt sei,
weshalb sie sich schon gegenseitig die Beschäftigten abwerben.
Wenn sich
osteuropäische Arbeiter dennoch auf einen Job in der Ernte einlassen, dann
ziehen sie häufig an Deutschland vorbei. In Belgien oder den Niederlanden ist
die Landwirtschaft ebenfalls ein wichtiger Sektor – aber der Mindestlohn liegt
dort höher, bei rund 9,50 bis 9,70 Euro. [….]
Es
betrifft alle genannten Branchen.
Statt
wie Spahn auf „billig, billig, Einsparen, effizientere Strukturen“ zu setzen,
sind offenbar ganz andere Dinge gefragt:
Wesentlich
höhere Löhne, Jobgarantien, die solche Berufe attraktiv machen, Werbeprogramme
an Schulen, die darüber aufklären, welche Karrierechancen sich ohne Uni
ergeben.
Es muss
ein ganz anderes Ansehen für Berufe wie Kindergärtnerin, Altenpfleger oder
Grundschullehrer generiert werden. In Skandinavien sind solche Tätigkeiten hoch
angesehen und entsprechend bestens bezahlt, während wir in Deutschland immer
noch denken, das wären minderwertige Tätigkeiten, die ja „bloß mit Kindern oder
Kranken“ zu tun hätten.
Was für
ein Schwachsinn.
Wieso
stürzen sich Parteien und Politik mit aller Macht auf Auto- und
Pharmaindustrie, lesen den Banken jeden Wunsch von den Lippen ab und strafen
Hebammen, Maler und Tischler mit Missachtung?
Davon
abgesehen ist es natürlich absolut verwerflich den vielen Heimatvertriebenen in
Deutschland, die durchaus arbeiten wollen, immer noch mit aller Macht Knüppel
zwischen die Beine zu werfen und sie in ein derartiges Netz aus bürokratischen
Hindernissen zu verwickeln, daß es selbst mit täglichen persönlichen Einsatz
des Arbeitsgeber kaum jemals gelingt einen motivierten Mitarbeiter aus den
Krallen der „Ausländer-raus“-Behörden zu entreißen.
Wie ich
schon oft erwähnte, kann ich ohnehin keinerlei patriotische oder gar
nationalistische Regung empfinden und verstehe daher auch nicht, wieso man Deutsche
unbedingt vor den bösen Ausländern, die auf unseren Arbeitsmarkt drängen,
schützen sollte.
Aber
klar, da bin ich in einer extremen Minderheitenposition; ich glaube so gut wie
alle Parteien verlangen Vorrang für deutsche Arbeitssuchende.
Nur kann
das Primat für „Biodeutsche“ doch längst keinen Sinn mehr machen, wenn in
Dutzenden Branchen schon Betriebe aufgeben müssen, weil sie gar keine
Mitarbeiter mehr finden.
Wir
sollten und über jeden, der über unsere Grenzen kommt freuen und „die Politik“,
um mal populistisch zu pauschalisieren, hat gefälligst aufzuhören
Integrationshemmnisse und Abwehrmaßnahmen zu ersinnen, sondern muss ganz im
Gegenteil behilflich dabei sein die Neuankömmlinge anzuerkennen, weiter zu
bilden und ihnen rechtlich den Rücken freizumachen, um bei meinem Gemüsemann,
meiner Friseurin oder irgendeinem Malerbetrieb anzufangen.
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