Samstag, 18. März 2017

Die kleinen Freuden genießen



Schlimm, schlimm, schlimm – anders kann man das Niveau der protestantischen Zeitungsbeilagen nicht bezeichnen.
Evangelische Theologie ist heutzutage ziemlich weiblich, aber das ist wahrlich kein Aushängeschild für den Feminismus. Da sich gebildete und intelligente Menschen beiderlei Geschlechts ohnehin von der Kirche abwenden, bleiben offenbar keine durchschnittlichen Frauen der rapide schrumpfenden Kirche als Pfarrerinnen erhalten, sondern es sind die geistig Schlichtesten, die sich zu Geistlichen entwickeln.

(…..) Frappierend ist insbesondere die Unfähigkeit dieser Kategorie der Plapper-Bischöfinnen über ihren eigenen Tellerrand hinauszublicken.

Genau wie Kollegin Käßmann, nimmt auch Breit-Keßler stets sich selbst und ihr eigenes Leben zum Maßstab.
In ihren Texten erzählt sie aus ihrer Familie, ihrem Alltag, beschreibt was ihr gefällt und überträgt das dann flugs auf alle anderen.

Die ganze bischöfliche Theologie ließe sich auf den Kernsatz: „Seid alle so wie ich, dann wird alles gut!“ reduzieren.

Auch in der heutigen Kolumne geht das so. (….)

Die frömmelnden Frauen im Norden halten sich ebenfalls streng an dieses Muster.

  Den Begriff Schuld kann man auf viele Arten und Weisen betrachten [….] Ich erinnere mich noch gut an eine Situation, in der ich als Kind einen Freund aus Wut beschuldigt habe, etwas getan zu haben, und er dann eine Strafe von seinen Eltern erhielt, die er eigentlich gar nicht verdient hatte. Ich hatte hinterher Scham-und Schuldgefühle, konnte schlecht schlafen. Als mein Kumpel
mir vergab, fühlte ich mich wie von einer Last befreit.
[….] Und vielleicht kann auch der Glaube helfen, wenn man sich sicher ist, dass Gott immer zu einem hält, egal was man gemacht hat.

 „Und wo bleibt das Positive?“, wurde der Schriftsteller Erich Kästner seinerzeit immer wieder gefragt, wenn er seine zeitkritischen Gedichte und Kolumnen veröffentlichte. [….] Witze, die mitunter gerade aufgrund ihrer Arglosigkeit, in der sie daherkommen, umwerfend wirken, uns erheitern und im selben Moment zum Nachdenken bringen. Zu diesen gehört für mich jener: „Was sagt eine Schnecke, die auf dem Rücken einer Schildkröte sitzt? – Hui!“ Das ist nicht nur einer der besten Schneckenwitze, die ich kenne. Er ist darüber hinaus auch tiefsinniger, als er zunächst klingt. Ich sehe zumindest sofort die Schnecke vor mir, der der Fahrwind die Fühler um die Ohren schlenkert. [….]

[….] wenn ich in die Kirche gehe, ist für mich der Segen am Schluss des Gottesdienstes immer ein Höhepunkt. Weil er Kraft gibt, vielleicht
Auch beruhigend ist. Ich habe danach immer das Gefühl, unter Gottes Schutz zu stehen – zumindest für den Tag oder den Anfang der Woche [….] Manche empfinden es als Segen, Freunde oder eine nette Familie zu haben. Und das Schönste ist, jeder kann ihn geben: Die Eltern ihrem heiratswilligem Sohn, die Ehefrau ihrem Mann auf den Arbeitsweg, eine Kollegin einer anderen für eine Reise.
[….]

„Ich musste sofort an die Worte meiner Mutter denken: Auch in brenzligen Situationen ruhigbleiben.“ Entscheidend ist zudem ein festes Wertegerüst, ein Glaube oder eine Hoffnung. Kürzlich erzählte mir eine Freundin, sie stecke in Gedanken jede gute Erfahrung in ihrem Leben in einen imaginären „Mutmachkoffer“. Bei Bedarf schöpfe sie aus diesem Fundus, wenn sie verzagt sei und sich selbst Mut zuspreche. Ganz ähnlich ist es mit unserer christlichen Tradition:
Sie ist ein unerschöpflicher Fundus von Mutmachgeschichten.

Ich lese gerade begeistert ein Buch über Hummeln. [….] Nicht nur, dass die pummeligpelzigen Tierchen die Gesetze der Erdanziehung überlisten und darin ein Wunder sind. Wie viele Abermillionen von Tomaten, Gurken und Johannisbeeren werden jährlich durch sie bestäubt! Was für einen riesigen Nutzen wir von diesen putzigen Lebewesen haben, war mir bis dahin nicht bewusst.[….]

Die norddeutschen Top-Theologinnen erstaunen nicht nur mit der sagenhaften Banalität ihrer Gedanken, sondern auch mit einer geradezu unheimlichen Unfähigkeit zur Abstraktion. Sie scheinen allesamt überhaupt nicht über ihren eigenen Horizont hinausblicken zu können und sehen die Gesellschaft als glückliches Abziehbild der 1950er Jahre, als der Mann arbeiten ging, die glückliche Hausfrau ihm auf dem Weg ihren Segen wünschte und alle zufrieden in die Kirche gingen.

Andere Lebensentwürfe, die nicht der Bilderbuchfamilie entsprechen kennen sie gar nicht; echte Probleme wie Drogen, Depressionen oder Gewalt kommen ihnen gar nicht in den Sinn.

Die Welt der femininen Theologie besteht heute aus niedlichen puscheligen Hummeln, lustigen Witzen und glücklicher Familienidylle.

Aber das ist kein Grund zur Sorge, denn die meisten Frauen (und Männer) heutzutage sind offensichtlich deutlich weiterentwickelt und wollen mit dieser Göring-Kirchentag-Kitsch-Welt nichts mehr zu tun haben.

[…..] Bis zum Jahr 2024 sollen in Württemberg die Zahl der Pfarrstellen um 13 Prozent reduziert werden. Bis 2030 wird der fehlende Pfarrernachwuchs zur Herausforderung.  Die Evangelische Landeskirche in Württemberg bereitet eine deutliche Reduzierung ihrer Pfarrstellen bis zum Jahr 2024 vor. Vor der in Stuttgart tagenden Landessynode sagte am Samstag Oberkirchenrat Wolfgang Traub, die Einschnitte würden wegen des zwar leichten, aber kontinuierlichen Rückgangs der Gemeindemitglieder und künftig sinkenden Einnahmen nötig. Im Durchschnitt der Landeskirche sollen die Gemeindepfarrstellen bis 2024 um 13,2 Prozent (184,75 Stellen) auf 1.207 reduziert werden. [….]

2 Kommentare:

  1. Das wunderschöne an der Theologie ist die Tatsache, dass sie vollkommen abgekoppelt von der Erde und ihren Mitbewohnern ist. Es ist eine komplett an der Realität vorbeigehende Weltanschauung...

    >> Ich erinnere mich noch gut an eine Situation, in der ich als Kind einen Freund aus Wut beschuldigt habe, (...) <<

    Der Mensch erlernte "Schuld und Sühne" innerhalb seiner soziokulturellen Entwicklung. Es förderte das Überleben in der Gesellschaft. Ein simpler Lernprozess.

    >> Und vielleicht kann auch der Glaube helfen, wenn man sich sicher ist, dass Gott immer zu einem hält, egal was man gemacht hat. <<

    Vielleicht aber auch nicht. Das Christentum ist eine apokalyptische Endzeitvorstellung. Nach all der schlimmen Zeit wird Gott nun endlich kommen und wirken! Nachdem etliche Jahre vergangen waren und die Christen noch immer keine göttliche Gerechtigkeit auf der Erde sahen, erfand man einfach eine Ausrede. Erst einmal MUSS Zeit und Leid vergehen. Ein bisschen Vergasung des eigenen Volkes nimmt dieser Yahweh auch noch in Kauf. Und vielleicht ... VIELLEICHT ... gibt's einen Bonuspreis für das lange Warten. Zuerst muss jedoch Jesus kommen und mit einem AUS DEM MUND WACHSENDEN SCHWERT einen vielköpfigen Dämon den Hintern versohlen. Ohne dies macht Hoffnung auf eine Gottesherrschaft nunmal keinen Spaß ;)

    Frau Pröbstin Kleist, anscheinend die Vorzeigebiologin der Evangelen, ist auch nicht viel lustiger.

    >> [….]Ich habe danach immer das Gefühl, unter Gottes Schutz zu stehen – zumindest für den Tag oder den Anfang der Woche [….] <<

    Schön zu wissen, dass Menschen "ein Gefühl" haben. Eine echt welterschütternde Erkenntnis, die wir nun dank der Evagelen erlernen durften. Nichtevangelen sind ja sooooo unwissend über Gefühle ;)

    Ich schlage vor, diese vor Segenkraft strotzenden Gefühlschristen einfach mal unter dem "Schutz" ihrer Gottheit in ein IS-Territorium zu transportieren und ihnen die Aufgabe zu stellen, die Menschen zum Segenchristentum zu bekehren. Ihnen wird NICHTS geschehen, denn ein unendlich machtvolles Wesen mit unendlicher Liebe SCHÜTZT sie ja.
    In nur wenige Tagen wäre das Problem des IS-Terrorismus besiegt. Nebenbei versegen wir noch die Taliban und Boko Haram, erfinden ein Mittel gegen Krebs und erobern mit Sternenschiffen den Weltraum. Liebe Segenschristen, ich will Taten sehen! :)

    >> Nicht nur, dass die pummeligpelzigen Tierchen die Gesetze der Erdanziehung überlisten und darin ein Wunder sind. <<

    Das ist kein Wunder. Die Gesetze der Erdanziehung gelten z.Bsp. auch beim Menschen, der sie alltäglich "überlistet". Wenn er "nach vorne fällt" und den Fall mit dem Bein abfängt, bezeichnet man dies als "Gehen". Simple Evolution, ganz wie bei den Bienen, Hummeln und Kolibris dieser Welt.

    Zur Bestäubung: Der Nutzen von Viren, welche durch ihren Mechanismus das Genom modifizieren und fremdes Erbgut einschleussen können, darf ebenfalls nicht vergessen werden. Ob Frau Biologin Kleist ein biblisches Loblied auf Ebola singen wird, wage ich zu bezweifeln. Aber man soll die Hoffnung bei Christen nicht aufgeben ;)

    Wäre es eine Tatsache, dass sich ein Gott durch sein Bodenpersonal definiert, so würde ich als Gott schnellstmöglich an einer zweiten Sintflut feilen. Abertausende Bücher in der Wissenschaft, Millionen von Kinderbücher und sogar die "Sendung mit der Maus" bieten Erkenntnisse, welche im Jahre Zweitausendundsiebzehn nach Christi Geburt bei der evangelischen Kirche nicht angekommen sind. Solange das "Wohlfühlgefühl" stimmt, benötigt man eben kein Wissen. Als Gott würde ich mich schämen! ;)

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    1. Es wäre wirklich besser auf Latein zu predigen so daß man es nicht versteht.

      Pfaffen plappern das banalste Zeug und die Menschen sind begeistert.
      Das ganz große Rätsel ist für mich nach wie vor, daß auch relativ gebildete und vernünftige Menschen oft diese Inselverarmung haben. Die sitzen in irgendwelchen Veranstaltungen, hören diesen Pfaffen-Unsinn und sind anschließend ganz entzückt.
      In der Regel fallen dann auch noch die Vokabeln „lebensnah“ und „tiefgründig“.

      Ich habe das in diesem Blog schon ein paar Mal erzählt, daß ich mich EINMAL dazu breit schlagen ließ bei einer Hochzeit mit in die Kirche zu kommen.
      Das Paar kannte und schätze ich sehr und den Pfaffen hatten sie extra aus einer anderen Stadt kommen lassen, weil der so großartig sein sollte.
      Sie kamen gar nicht mehr raus aus dem Schwärmen.

      Also ging ich ausnahmsweise mit rein und hörte dann den wirklich größten Schwachsinn, den ich jemals erlebte.
      Sein Lieblingswort war „Fleischlichkeit“. Immer wurde die „fleischliche Vereinigung von Mann und Frau“ erklärt, die nur durch Jesu Willen erfolge.
      Als es endlich vorbei war, bin ich halb betäubt rausgetaumelt und freute mich schon drauf den anderen triumphierend mein „I TOLD YOU SO! Ich sagte doch, daß Pfaffen scheiße reden!“ entgegen zu schleudern.
      Aber (bis auf einen anderen Hochzeitsgast) war ich der einzige, der das so sah.
      Alle anderen waren BEGEISTERT! Der hätte das ja sooo gut gemacht.
      Mehre anwesende Frauen scharten sich um den Pfaff und wollten unbedingt, daß der auch bei ihren zukünftigen Hochzeiten fungiere.

      Beim anschließenden Fressgelage war der Pfaff natürlich dabei und sonnte sich in der allgemeinen Bewunderung.
      Ganz am Ende des Abends saß ich irgendwo allein an einem Tisch und der Typ setzte sich neben mich und fragte mich dann doch ERNSTHAFT, ob mir seine Predigt denn auch so gut gefallen habe!

      Was ist denn das bitte sehr eigentlich für ein Gesprächsanfang mit einem Fremden?

      „Hallo! Finden Sie mich auch so toll, wie die anderen, die mir zu Füßen liegen?“

      Der konnte sich offensichtlich gar nicht vorstellen, daß jemand ihn nicht bewundern und beglückwünschen will.
      Naja, bei Hochzeiten sind ja viele Leute braingewashed, machen den beklopptesten Mist mit und weinen dann vor Rührung.
      Das war 1998 und seitdem habe ich sowohl alle Hochzeiten konsequent boykottiert, als auch alle anderen LIVE-Auftritte von Theologen.
      Sowas gucke ich nur noch online, im TV oder lese das. Jedenfalls zu HAUSE, wo ich binnen Sekunden im Bad sein kann, um mich zu übergeben.

      LGT

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