Wenn
organisierte Religioten über den Wert des Lebens orakeln, unterschiedliche
Wertigkeiten definieren und schließlich zum Kampf für das ihrer Meinung nach
wertvollste Leben ansetzen, ist immer Vorsicht geboten.
Was
eigentlich Leben ist, welches geschützt werden muß, definieren sie ganz allein.
Tierleben
gehören natürlich nicht dazu.
Amerikanische
PRO-LIFE-Aktivisten sind genauso fanatisch wie die deutschen sogenannten „Lebensschützer“.
Sie ordnen das Leben einer Frau oder eines Gynäkologen etwas anderem unter.
Ihr
geschlossenes Weltbild ist typischerweise mit vielen anderen Ressentiments
verquickt. Lebensschützer sind in Personalunion fast immer auch Homohasser oder
agitieren gegen PID, Stammzellenforschung, Gentherapie für MS- oder
Alzheimerkranke, Sterbehilfe und Patientenverfügungen.
Die christliche Religion bietet dabei den Leim, der die diversen Vorurteile mit der Fundi-immanenten „Wir sind besser als die“-Attitüde verklebt. Wir sind besser als die, wir dürfen mehr als die.
Sie
maßen sich daher an exklusiv zu definieren was Familie ist. Uneheliche
Gemeinschaften oder gemischtrassige Paare müssen nicht unbedingt dazu gehören.
Schwule und Lesben sogar ganz bestimmt nicht - als ob nicht auch jeder LGBTI
Eltern, Geschwister, Tanten und Cousins hätte.
Besonders
grotesk agieren Lebensrecht-betonende Fundis in Bezug auf Gewalt.
Folter,
Kriegseinsätze, Militär, Waffen, Todesstrafe – alle Methoden, bei denen
letztendlich menschliche Leben vernichtet werden, finden ausgerechnet bei
sogenannten PRO-LIFE-Anhängern signifikant mehr Zustimmung als bei Atheisten.
Christians More Supportive of Torture than Non-Religious Americans
A new Washington Post/ABC News poll finds that Americans, by a 59-31%
margin, believe that CIA “treatment of suspected terrorists” in detention was
justified.
A plurality deemed that “treatment” to be “torture,” by a 49-38% margin.
Remarkably, the gap between torture supporters and opponents widens
between voters who are Christian and those who are not religious. Just 39% of
white evangelicals believe the CIA’s treatment of detainees amounted to
torture, with 53% of white non-evangelical Protestants and 45% of white
Catholics agreeing with that statement. Among the non-religious, though, 72%
said the treatment amounted to torture. (The poll did not break down non-Christian
religions in the results.)
Sixty nine percent of white evangelicals believe the CIA treatment was
justified, compared to just 20% who said it was not. (Those numbers,
incidentally, roughly mirror the breakdown of Republican versus Democratic
voters among white evangelicals.) A full three-quarters (75%) of white non-evangelical
Protestants outnumber the 22% of their brethren in saying CIA treatment was
justified. White Catholics believe the treatment was justified by a 66-23%
margin.
But a majority of non-religious adults, 53%, believe the CIA actions
were not justified, with 41% of the non-religious saying the treatment was
justified. [….]
Ein
ähnliches Bild bei der Todesstrafe in Amerika. Obwohl dort seit 1973 bisher 130 Fälle von unschuldig Hingerichteten dokumentiert
sind, begeistern sich gerade die Bibelleser für das Töten anderer Menschen.
Individuals who self-identify as Protestants are somewhat more likely to endorse capital punishment than are Catholics and far more likely than those with no religious preference. More than 7 in 10 Protestants (71%) support the death penalty, while 66% of Catholics support it. Fifty-seven percent of those with no religious preference favor the death penalty for murder. [….]
In Deutschland ist man eigentlich zurückhaltender gegenüber der Todesstrafe, aber unter der Führung der christlichsten Kanzlerin aller Zeiten, weicht die Opposition zum offiziellen Töten anderer auf.
Kein böses
Wort hört man aus den Reihen der zu 100% christlichen Bundesregierung zu den
hunderten Todesopfern durch US-Drohnen.
De
Maizière und Merkel und Seehofer und der tägliche Bibel-Hörer Söder, die alle
für Parteien mit dem C im Namen stehen, finden es auch offensichtlich nicht
weiter störend, daß im Jahr 2016 ein Rekordzahl Flüchtlinge im Mittelmeer verreckt
ist.
Bei der Flucht über
das Mittelmeer sind nach Schätzungen der internationalen Organisation für
Migration (IOM) und des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) in
diesem Jahr etwa 5000 Menschen umgekommen. Das seien so viele wie in keinem
Jahr zuvor, sagte IOM-Sprecher John Millman in Genf. "Ein trauriger
Rekord." Schätzungen zufolge starben im Jahr 2015 etwa 3600 Menschen im
Mittelmeer.
Zuletzt kamen nach
Angaben der Organisationen am Donnerstag etwa 100 Menschen ums Leben, als zwei
Schlauchboote vor Sizilien kenterten, die von Libyen nach Italien unterwegs
waren. [….]
Im
Gegenteil; sie tun alles dafür, um die Zahl weiter hoch zu treiben, indem für
hermetisch verschlossene Grenzen gesorgt wird.
Die
fromme Pfarrerstochter Merkel, die immer wieder die christlichen Wurzeln ihres
Handelns betont, respektiert nicht jedes Mitglied der göttlichen Schöpfung.
2011
freute sich Frau Merkel sogar öffentlich über die widerrechtliche Tötung eines
Menschen – das brachte ihr eine Anzeige ein.
[….]
Ein Satz von Angela Merkel, den die
Bundeskanzlerin als Reaktion auf die Tötung Osama Bin Ladens äußerte: "Ich
freue mich darüber, dass es gelungen ist, Bin Laden zu töten", sagte die
CDU-Politikerin am Montag.
Die Reaktion wird
seither heiß diskutiert - politisch, völkerrechtlich, ethisch, moralisch. Heinz
Uthmann hat die öffentliche Debatte nun neu befeuert, auf seine ganz
persönliche Art: Er hat die Bundeskanzlerin angezeigt. Wegen öffentlicher
Billigung eines vorsätzlichen Tötungsdelikts, strafbar gemäß Paragraf 140 des
Strafgesetzbuches (StGB).
Darin heißt es im
Kern: Wer eine rechtswidrige Tat öffentlich billigt, kann mit bis zu drei
Jahren Haft oder einer Geldstrafe bestraft werden. Merkels Äußerung begründe
"den Anfangsverdacht einer Straftat nach § 140 StGB", schreibt
Uthmann in seiner zweiseitigen Anzeige, die er am Mittwochabend bei der
Hamburger Staatsanwaltschaft in den Briefkasten geworfen hat und die SPIEGEL
ONLINE im Wortlaut vorliegt.
[….]
Als Top-Misanthrop
kann ich mich nur wundern.
Ja,
natürlich wünsche ich mir abstrakt betrachtet das Ende der Rasse Homo Sapiens. Homo
Sapiens ist generell zu schädlich für alle anderen Arten der Flora und Fauna.
Weil ich aber selbst zu dieser Pest-Gattung* gehöre, möchte ich mir umso weniger anmaßen über das Lebensrecht anderer zu urteilen.
Es
erschreckt und schockiert mich zu beobachten, wie auch Westeuropa erneut
verroht.
Immer
wieder wird der grausame Tod eines Individuums nicht nur achselzuckend
hingenommen, sondern sogar begrüßt.
Saddam
Hussein, der in seinem Loch hockte und schließlich grausam im Zuge seiner
Hinrichtung zehn Minuten mit dem Tode ringend am Strick hing und dabei gefoltert
und ausgelacht wurde – der fromme Christ und US-Präsident George W. Bush
würdigte die Hinrichtung von Saddam Hussein als „gerechte Strafe“.
Laut des
Arabien-Experten Peter Scholl-Latours wurde der frühere libysche Diktator
Muammar al-Gaddafi von seinen Gegnern zu Tode gefoltert worden und dabei "mit
einer Eisenstange gepfählt".
Über
Osama bin Ladens Tod weiß man bis heute keine Einzelheiten, außer daß
mindestens vier weitere Anwesende erschossen wurden, darunter auch ein
Kind und die Ehefrau bin Ladens.
Überfallartig
wurden auch Familienangehörige gekillt und die Bundeskanzlerin freut sich?
Der fromme
überzeugte Christ Charles Taylor ließ als liberianischer Präsident seinen
Vorgänger Samuel Doe, der 1980-1990 an der Macht war, vor laufenden Kameras
lebendig zerstückeln. Im Jahr 2009 konvertierte Taylor zum Judentum, obgleich
er behauptete weiterhin Jesus Christus zu dienen.
Gestern
nun wurde der Berlin-Attentäter Anis Amris erschossen und auch das wird eher
freudig aufgenommen.
Grazie mille, Signori lautet die Überschrift in der SZ zum
Thema.
Keiner
der genannten Typen war ein netter Mensch, alle haben selbst mehrfach getötet.
Aber es
widert mich an, wie selbstverständlich das Tötungstabu relativiert wird.
Weil
Saddam und Osama Arschlöcher waren, dürfen wir auch Arschlöcher sein?
Da ist
er wieder, der ekelhafte Rache- und Strafe-Gedanke aus dem Alten Testament.
Auge um Auge, Zahn um Zahn.
Für
Christen mag das OK sein. Ich wünsche mir, daß Homo Sapiens diese Ideologie
überwindet und zu etwas besseren als Christen wird.
* Sind wir, Homo Sapiens, eigentlich eine
Art, eine Spezies, eine Rasse? Wie heißt das wissenschaftlich korrekt. Fall hier
zufällig ein Biologe mitliest, wäre ich über Aufklärung dankbar.
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