Das war
ja ein ordentlicher Wirbel, den das deutsche Parlament mit der Vokabel „Völkermord“ im Zusammenhang mit den Armeniern
ausgelöst hatte.
Nur 101
Jahre nach dem Genozid wagten die Deutschen es das richtige Wort zu verwenden.
Nicht
alle Deutsche. Merkel, Gabriel und Steinmeier kniffen, die EU kneift auch.
Vor
einem Jahr noch hatte Steinmeier sogar aktiv gegen den Begriff „Völkermord“
argumentiert.
Schließlich
wollte man andere Völkermorde, wie den an den Hereros 1904-1908,
lieber noch verschweigen.
Der zahlenmäßig
gewaltigste Völkermord wird lieber immer noch nicht allzu laut erwähnt.
Vor 75
Jahren begann die bis heute euphemistisch umschriebene „Unternehmen Barbarossa“,
bei dem bis zu 25 Millionen Sowjetbürger bestialisch getötet wurden.
Bis 1995
Jan Philipp Reemtsmas „Wehrmachtsausstellung“ eine Beschäftigung mit dem Thema
erzwang, glaubte man sogar das Märchen, die Wehrmacht hätte damit gar nichts zu
tun gehabt, obwohl es a priori als klarer Vernichtungs- und Rassenkrieg geplant
war. Das überlebende slawische Volk sollte versklavt werden.
Es leben
immer noch russische Zeitzeugen des Grauens.
Wladimir
Putins älterer Bruder starb bei der deutschen Belagerung Leningrads, Putins
Mutter wäre um ein Haar verhungert, als die deutsche Heeresgruppe Nord
verbrecherisch die Großstadt so von der Versorgung abschnitt, daß mindestens
1,1 Millionen Leningrader elend verhungerten.
Es
grenzt an ein Wunder, daß Putins Mutter diesen Alptraum mehr tot als lebendig
überlebte.
Der
russische Präsident Putin hielt am 25.09.2001 eine Rede vor dem deutschen Bundestag
– in weiten Passagen
auf Deutsch.
Dabei
streckte er, wieder einmal, die Hand aus, warb um Versöhnung.
Es ist
eine bittere Kontinuität der Geschichte, daß Russland in den letzten 200 Jahren
immer wieder aus dem Westen mit Krieg überzogen wurde; 1812, 1914-1918,
1941-1945; nie aber selbst den Westen angriff.
Dennoch
streckte Russland immer wieder die Hand aus, wollte sich mit Westeuropa
versöhnen.
Insbesondere
Deutschland schlug dabei immer wieder die Türen zu.
Wenn wir die
deutsch-russische Geschichte betrachten, ist sie von einem Muster
gekennzeichnet: Immer wieder versuchte Russland, sich Deutschland anzunähern.
Und sehr oft hat es Zurückweisung erfahren. Schon der deutsche Kaiser Wilhelm
II., ein Vetter des Zaren, hatte kein Problem damit, den Bolschewikenführer
Lenin nach Russland zu schleusen, um dort die Revolution in Gang zu setzen. Das
war ein kaltes Interesse [um
den Krieg im Osten zu gewinnen.]
Der Frieden von Brest-Litowsk,
den die Deutschen Sowjetrussland 1917 aufzwangen, war ja für die Russen
demütigender als der Versailler Vertrag für Deutschland. 1922 wiederholte sich
das Muster bei der Konferenz in Rapallo. Die Sowjetunion widerstand dem Werben
der Westmächte und wandte sich Deutschland zu. Eine paradoxe Situation: Weil
Russland mit Deutschland ein Abkommen schloss, konnte sich die Reichswehr
heimlich in der Sowjetunion reorganisieren, sie übte dort mit Panzern und
Flugzeugen. So wurde die Grundlage für eine Wehrmacht geschaffen, die 1941 den
Vernichtungskrieg nach Russland trug. Daher müssen wir an diesem 75. Jahrestag
nachdenken: Warum weisen wir Russland immer wieder zurück?
(Gerhard Schröder, 18.06.2016)
Der
deutsche Bundeskanzler Schröder verlor seinen Vater „an der Ostfront“ bevor er
ihn kennenlernen konnte.
In den
1970er Jahren begann er sich intensiv für Russland zu interessieren und war
beschämt ob der Freundlichkeit, die ihm in der damaligen Sowjetunion widerfuhr.
Ich gehörte zu einer
Delegation der Jungsozialisten, wir reisten auf Einladung der staatlichen
Jugendorganisation Komsomol. Dabei kam es zu einer Begegnung, die ich nie
vergessen habe. Tief im Land besichtigten wir ein Kraftwerk an einem Stausee,
dort gab es eine Ausstellung über den "Großen Vaterländischen Krieg".
Der Verantwortliche, ein alter Mann, erzählte mir: Bei der Verteidigung dieses
Kraftwerks gegen die deutschen Faschisten sei sein Sohn gefallen. Und doch hege
er keinen Groll gegen die Deutschen, weil wir jetzt ja den Bundeskanzler Willy
Brandt hätten. Diese Ausstellung zeigte, was in der Bundesrepublik damals kaum
je zu sehen war: Bilder von deutschen Gräueltaten in Russland nach 1941,
Terror, Massenerschießungen. Aber zu uns sagte der alte Herr: Ihr könnt ja
nichts dafür, ihr seid jung. Und wir müssen jetzt gemeinsam dafür sorgen, dass
so ein Krieg nie wieder passiert. Das sagte einer, der in diesem Krieg ein Kind
verloren hatte.
Ja, und diese Haltung
ist mir in Russland oft begegnet. Man muss sich das vor Augen halten: 1941
überfiel Hitlerdeutschland die Sowjetunion mit dem Ziel, sie auszulöschen, ihre
Menschen zu versklaven und zu vernichten. Deutschland hat dort ein epochales
Verbrechen begangen. Und es ist ein Wunder, dass die Völker der Sowjetunion
trotzdem zur Versöhnung bereit waren. Das bewegt mich noch immer.
(Gerhard Schröder, 18.06.2016)
Es ist
nicht nur bewundernswert, sondern das einzig Richtige, daß Schröder als Kanzler
eine enge Kooperation mit Moskau anstrebte und erreichte.
Die
Achse „Paris-Berlin-Moskau“, die er während seiner Kanzlerschaft installierte,
war richtig und wichtig und effektiv.
Mit Merkels
mutwilliger Zerschlagung dieses mächtigen Trios ab 2005 begannen die Probleme
in Osteuropa.
Sie
wandte sich demonstrativ dem Doppelkriegsverbrecher George W. Bush zu und
erlaubte eine unmögliche Ukraine-Politik, in der die kulturell tief gespaltene Ex-Sowjetrepublik
vor die unmögliche Wahl gestellt wurde sich an Russland zu binden oder sich an
die EU zu assoziieren.
Eine
Handels- oder Zoll-Assoziierung Russlands bot man nicht an und strafte Moskau zu
Schröders und Clintons Entsetzen mit Nichtachtung.
Der
Kreml konnte es nicht fassen; nur durch sein Wohlwollen war es zur deutschen
Wiedervereinigung und der NATO-Ausdehnung auf Osteuropa gekommen und nun wollte
die USA die ehemaligen Sowjetländer Ukraine und Georgien auch noch in die NATO
aufnehmen, Kern-Russland also militärisch völlig einkreisen.
Ostentativ
ließen Merkel und Gauck ihren russophoben Gefühlen freien Lauf.
Gaucks
Kleingeistigkeit wird insbesondere in seiner unterschiedlichen Sicht auf
Russland und Amerika deutlich. Der deutsche Bundespräsident ist völlig in seinen
eigenen Vorurteilen gefangen und nicht in der Lage über seine kleinen
Tellerrand hinaus zu sehen. Russland ist doof und Amerika das
Freiheitsparadies. So glaubt Gauck und daran hält er ungeachtet der massiven
und extremen amerikanischen Menschenrechtsverletzungen fest.
Zu
Snowden, der NSA-Abhörerei, der massenhaft ausgeführten Todesstrafe,
Guantanamo, Monsanto-Dominanz, Kriegsverbrechen amerikanischer Soldaten und
illegalen Drohnenangriffen fällt Gauck
rein gar nichts ein. All das nimmt er achselzuckend hin.
Die
Amis sind in Gaucks Cortex als „gut“ abgespeichert und haben daher generellen
Persilschein.
(…..)
„Mut“
zeigt er nur auf ausgetretenen Pfaden, indem er beispielsweise gegen Russland
agitiert. Denn Russland mochte er noch nie. Aus persönlichen Gründen. Und aus
seiner Haut kann der geistige Zwerg eben nicht heraus.
Das
ist das Schlimme an „Giganten“ (Obama über Mandela) – sie zeigen uns nur allzu
deutlich was für erbärmliche Zwerge Merkel und Gauck sind.
Die Hürde ist hoch
zwischen den beiden Männern, über Jahrzehnte hat sie sich aufgebaut und wuchs
sogar noch weiter, nachdem die tatsächliche Mauer aus Stein und Stacheldraht
schon längst gefallen war. Auf der einen Seite der DDR-Bürgerrechtler Joachim
Gauck, der die Freiheit mit Leidenschaft zu seinem Lebensthema gemacht hat. Auf
der anderen Seite der frühere Top-Agent des sowjetischen Geheimdienstes KGB,
Wladimir Putin, der kühle Machtmensch. […] Gauck hat
sich entschieden, Anfang nächsten Jahres nicht zu den Olympischen Winterspielen
in die russische Schwarzmeerstadt Sotschi zu reisen. […] Gaucks Botschaft ist auch deshalb so
unmissverständlich, weil sie sich aus seiner Lebensgeschichte erklärt. Denn
spätestens seit seinem 13. Lebensjahr ist Russland, damals noch die
Sowjetunion, für Gauck eine Schicksalsmacht.
In seiner Autobiografie
beschreibt Gauck die dramatischen Umstände, unter denen sein Vater Wilhelm im
Sommer 1951 im mecklenburgischen Wustrow beim Verwandtenbesuch spurlos
verschwand. Gauck war da elf Jahre alt. Dass sein Vater vor einem sowjetischen
Militärtribunal in Schwerin unter anderem wegen "antisowjetischer
Hetze" zu einer jahrzehntelangen Freiheitsstrafe verurteilt wurde, erfuhr
der Sohn erst viel später.
[…] Das Verschwinden des Vaters, so
erzählt es Gauck in seinem Buch, prägte nicht nur das Familienleben, sondern
vor allem auch seine persönliche Haltung zum DDR-Regime und zur damaligen
Sowjetunion. "Das Schicksal unseres Vaters wurde zur Erziehungskeule. Die
Pflicht zur unbedingten Loyalität gegenüber der Familie schloss auch die
kleinste Form der Fraternisierung mit dem System aus", schreibt Gauck.
[…] 1955 kam der Vater vorzeitig frei,
abgemagert und äußerst geschwächt. Als Teenager erlebte Joachim, wie sein Vater
erst langsam wieder zu Kräften kam und nach einem Jahr schließlich wieder als
Schiffslotse seine Arbeit aufnehmen konnte. Wie sehr ihn diese Zeit bis heute
noch beschäftigt, zeigte sich wieder vor einigen Wochen. Anfang Oktober
besuchte Gauck in Berlin eine Ausstellung über russische Straflager wie das, in
dem sein Vater vier Jahre zubringen musste. Als der Bundespräsident nach seinen
Empfindungen beim Gang durch die Museumssäle gefragt wurde, musste der
73-Jährige merklich schlucken. "Sie werden verstehen, dass ich diese
Ausstellung nicht wie andere erlebe", antwortete er. […]
Gauck ist nach 20 Monaten als Präsident noch nicht in Russland gewesen.
[…] Im Juli, auf einer Reise durch die
baltischen Staaten, gab es wieder solche Momente: In Russland sei es noch
"ein weiter Weg bis hin zur Rechtsstaatlichkeit, die wir in Europa
wollen", sagte Gauck in Litauen. Und in Estland kam wieder die Geschichte
seines Vaters zur Sprache: Ob er denjenigen Russen verzeihen könne, die den
Vater jahrelang im Straflager interniert hätten, wurde Gauck dort gefragt. Er
antwortete, dass Hass und Buße ihm fremd seien. Verzeihen könne er aber nur
denjenigen, die sich zu ihren Taten bekannt hätten.
Was
für ein Wicht! 68 Jahre nach Kriegsende nimmt Gauck Putin immer noch persönlich
über, daß sein Vater in Gefangenschaft geriet.
Dabei
teilten das Schicksal Millionen andere auch. Und Russland ging mit den Gefangen
noch wesentlich netter um, als die Deutschen mit russischen Gefangenen. Und das
sage ich als jemand, der ein Familienmitglied hat, das zwar nachweislich noch
1955 in russischer Gefangenschaft lebte, aber nie zurückkehrte.
25
Millionen Russen wurden im zweiten Weltkrieg durch Deutsche gekillt, allein
drei Millionen sowjetische Gefangene ließ Deutschland elendig verhungern.
Und
Gauck, dessen persönliche Animositäten für sein Amt ohnehin irrelevant sein
sollten, ist sieben Dekaden später immer noch pissed.
Was
für ein unfassbar egomaischer und ungeeigneter Bundespräsident!
Gauck
und Merkel handeln nicht nur kleingeistig und schädlich, sondern auch
ahistorisch.
Sie
haben Präsident Putin mutwillig von Westeuropa weggestoßen, ihn in die
Isolation und den Nationalismus getrieben, russische Einkreisungsängste
beflügelt.
Die
vielen großherzigen Gesten des Kremls wollen Merkel und Gauck nicht sehen.
Kanzler
Schröder ist darüber nachhaltig entsetzt.
Präsident Putin hat
mich und meine Frau 2005 bei den Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag des
Kriegsendes auf dem Roten Platz neben die Vertreter der Siegermächte platziert.
Das war eine große historische Geste. In seiner Rede hieß er ein friedliches
Deutschland willkommen. Und was geschieht jetzt? Obwohl die Nato-Russland-Akte
keine dauerhafte Stationierung von Nato-Truppen an der russischen Grenze
zulässt, sollen diese jetzt genau dort hin.
[…] Wir reden hier über 75 Jahre Ostfeldzug.
Ich halte die Beteiligung der Bundeswehr vor dem Hintergrund unserer Geschichte
für einen großen Fehler.
[…] Wir sollten jetzt darauf achten, nicht in
einen neuen Rüstungswettlauf einzusteigen. Das trägt nicht dazu bei, Konflikte
zu reduzieren und ein gutes Verhältnis mit Russland wiederherzustellen. Ich
bezweifle, dass die Nato-Verbände in Osteuropa überhaupt nötig sind. Aber von
der Nato hätte ich so viel Klugheit erwartet, nicht ausgerechnet Deutsche mit
Führungsaufgaben zu betrauen. 75 Jahre nach dem Überfall auf die Sowjetunion
sollen wieder deutsche Soldaten an der russischen Grenze stationiert werden.
Welche Wirkung muss so etwas in Russland haben? Darüber macht man sich in der
Nato anscheinend kaum Gedanken.
[…] Nur vor dem Hintergrund von 1941 lassen
sich die Einkreisungsängste Russlands verstehen, auch wenn uns diese irrational
erscheinen und die Welt sich verändert hat. Aber wenn man den Russen erklärt,
Nato-Soldaten schauten sich an ihren Grenzen nur ein wenig um und das
US-Raketensystem in Polen, Rumänien und Tschechien diente nur dazu, vor
Mittelstreckenraketen des Iran zu schützen, dann unterschätzt man die
Analysefähigkeit der russischen Seite ein bisschen, um es diplomatisch
auszudrücken.
[…][…] Die Amerikaner [hatten] vor, Georgien und die Ukraine in die Nato
zu führen, und das sind nicht nur zwei ehemalige Sowjetrepubliken, sondern
unmittelbare Nachbarn Russlands. Man muss sich vorstellen, was das bedeutet
hätte: Zum Beispiel wäre Sewastopol, das 1941 noch ein Jahr lang der deutschen
Belagerung standhielt, ein Teil des Nato-Gebietes geworden. Damals gehörte die
Krim ja noch zur Ukraine. . .
(Gerhard Schröder, 18.06.2016)
75 Jahre
nach dem Beginn des Supervernichtungsfeldzuges gegen Russland, dem ungezählte
Menschen, wahrscheinlich über 25 Millionen*, zum Opfer fielen, wollen die
deutschen Staatsspitzen lieber nicht daran erinnern.
Die Erinnerung an die
Gräuel des Rußlandfeldzugs durfte und darf man nicht Putin überlassen. Dieser
Krieg zeigt die zerstörerische Kraft, die mit Abgrenzung beginnt und im Hass
endet.
Wladimir Putin hat am
22. Juni gemacht, was man erahnen konnte. Er nutzte den 75. Jahrestag des
Überfalls von Nazi-Deutschland auf die Sowjetunion, um seiner Politik
historische Legitimation zu verschaffen. Er verglich den Angriff damals mit
einer Bedrohung Russlands durch die Nato heute. Und er erklärte, dass er sein
Land aufrüsten müsse, weil der Westen die historischen Herausforderungen nicht
erkenne. […]
Putins Auftritt zeigt,
wie falsch es ist, die Erinnerung ihm zu überlassen. Und deshalb ist es auch
falsch gewesen, dass Bundespräsident, Bundesregierung und Bundestag diesem verheerenden
Kapitel des Krieges nicht ein umfassenderes Gedenken gewidmet haben. Eine Rede
hier, eine Ausstellungseröffnung dort, eine kurze Debatte im Bundestag - das
ist zu wenig. Gedenken heißt gerade nicht, sich Putin zu ergeben. Gedenken
heißt, sich mit Empathie für die Opfer der Geschichte dieses Krieges
ausführlicher zuzuwenden.
[…] Was also wäre gewesen, wenn in einer Gedenkstunde
im Bundestag Veteranen aus all diesen Ländern von ihren Erlebnissen, Ängsten,
Schmerzen erzählt hätten? Was wäre geschehen, wenn vor dem Brandenburger Tor
auf Einladung von Joachim Gauck Persönlichkeiten aus Polen, der Ukraine,
Russland, dem Baltikum, auch Deutschland aus Walter Kempowskis
"Echolot" gelesen hätten? Jener durch ihre Nüchternheit so
schmerzhaften Komposition aus damaligen Tagebucheinträgen? Und was wäre
passiert, wenn Schulen den Tag zu einem Gedenktag mit Ausstellungen und
Vorträgen gemacht hätten? Es wäre richtig und wichtig gewesen, weil über diesen
Feldzug bis heute viel weniger bekannt ist als über die meisten anderen Kapitel
des Zweiten Weltkriegs. […]
Merkel
und Gauck wollen Russland lieber demütigen, indem sie vor den russischen
Grenzen das NATO-Manöver „Anaconda“ durchführen und das unfassbarerweise auch
noch unter deutscher Führung geschehen lassen.
Von der
Leyen und Merkel erklären sogar ausdrücklich die Bundeswehr aufrüsten zu wollen
und Teile davon dauerhaft vor Russlands Haustür zu stationieren.
Militärministerin von
der Leyen hingegen scheint dem naiven Glauben anzuhängen, Putin ließe sich in
seiner Ukraine-Politik beeindrucken, wenn Deutschland die klassischen
Landverteidigungskräfte weniger stark abbaut, als vor Beginn des Konflikts
geplant war. Mit dieser wenig überzeugenden Begründung hatte die Ministerin
letzte Woche verkündet, dass weniger Leopard-Panzer verschrottet werden sollen
als vorgesehen und dass ein bereits eingemottetes Panzerbataillon wieder in
Dienst gestellt wird.
[…]
Trotz Warnungen vor
einer Eskalation der angespannten Beziehungen zu Russland will Bundeskanzlerin
Angela Merkel (CDU) die deutschen Militärausgaben massiv erhöhen.
Die überraschende
Ankündigung der Kanzlerin kommt einer Zeitenwende gleich - seit einem
Vierteljahrhundert wurde bei der Bundeswehr nur gespart. Nur werden die
Rüstungsausgaben wieder steigen.
[…]
Keine Frage, wer mit dem Ausdruck
"neue Bedrohungen" in erster Linie gemeint ist: das Russland Wladimir
Putins.
[…] Die Bundesregierung will den
Verteidigungsetat nach aktuellem Planungsstand bis 2020 von derzeit 34,3 auf
39,2 Milliarden Euro aufstocken. […] Der
Russlandbeauftragte der Bundesregierung, Gernot Erler (SPD), kritisierte
Merkels Ankündigung. Auch wenn diese Aussage an die osteuropäischen Staaten
adressiert sei, "die sich bedroht und verunsichert fühlen", stelle
sich hier die Frage, "ob das zu mehr Sicherheit führt oder zu
weniger", sagte er in einem Gespräch mit der "Passauer […] "Eigentlich wäre es Zeit für eine
Abrüstungsinitiative". Er warnte vor einer Eskalationsspirale zwischen
NATO und Russland. Erler forderte, die Eskalation zu stoppen: "Genau aus
solchen Entwicklungen heraus entstehen unkontrollierte Situationen bis hin zum
Krieg."
[…]
Es gehe in die falsche Richtung, sagte
der stellvertretende Parteivorsitzende Ralf Stegner der Deutschen
Presse-Agentur.
"Wir brauchen
kein Nato-Säbelrasseln, sondern eine neue Initiative für eine Friedens- und
Entspannungspolitik." […]
[…]
Russland kündigt Reaktion auf
Nato-Aufrüstung im Osten an
Verteidigung
[…]
Die Nato treibt die Aufrüstung in den an
Russland grenzenden Mitgliedstaaten weiter voran. […] Merkel bestätigte Nato-Überlegungen zu einer weiteren
Truppenaufstockung in Polen und den baltischen Staaten. In Litauen soll eine
Bundeswehrkompanie mit 150 bis 250 Soldaten ein Nato-Bataillon mit
schätzungsweise 1000 Soldaten anführen. […] Lawrow reagierte in einem vom russischen Außenministerium verbreiteten
Interview der schwedischen Zeitung "Dagens Nyheter" auf die
Nato-Aktivitäten: "Wir haben immer gesagt, wenn sich militärische
Infrastruktur der russischen Grenze nähert, dann werden wir selbstverständlich
die notwendigen Maßnahmen ergreifen", sagte er. Das russische Militär
werde seine Entscheidungen nicht auf der Basis von Nato-Erklärungen treffen,
sondern anhand dessen, was es "mit den eigenen Augen" sehe. […]
(SZ, 29.04.2016)
*
*
[….]
Heute ist die Bundeswehr Teil der
Nato-Übungen in den osteuropäischen Mitgliedstaaten; zur Abschreckung gegen
Russland. Selbstredend verbietet sich jeder Vergleich zwischen damals und
heute, die Deutschen sind nun Teil eines Bündnisses freier Nationen und auf
Wunsch der osteuropäischen Partner dort, die sich vor dem neuen russischen
Nationalismus fürchten. Und doch ist der Mangel an historischer Sensibilität
erstaunlich, dass ausgerechnet das Land der Invasoren von einst, statt Soldaten
zu schicken, seine Rolle nicht deutlicher als Mittler zwischen dem Westen und
Moskau versteht.
Vielleicht hat das
noch immer damit zu tun, dass der Krieg des Deutschen Reiches gegen die
Sowjetunion 1941 hierzulande in seinen apokalyptischen Dimensionen bis heute
vielfach nicht ganz begriffen wurde. Mindestens
27 Millionen Menschen wurden auf sowjetischer Seite Opfer dieses Krieges. […]
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