Montag, 9. Mai 2016

Grube selbst gegraben



Schon ein bißchen lahm, daß jeder Artikel über den türkischen Präsidenten mit den Dekorationsmetaphern „Sultan vom Bosporus“ und „Macho“ aufgehübscht wird.
Das ist so viel Wertung, daß man sich Analysen und konstruktive Gedanken sparen kann.
Wie kommt es, daß der Mann, der einst so offen für Reformen war, seine Familie wegen der Kopftücher nicht in der Öffentlichkeit zeigte, den Kurden die Hand zum Frieden reichte und sich klar und kräftig der EU annäherte, so wandeln konnte?
Erdogan 2016 scheint eher ein Fall für die Couch zu sein, wenn man ihn wie z.B. in der aktuellen VIEW-Titelgeschichte in seinem gewaltigen 1.100-Zimmer-Palast wie Ratzi oder Trump in Gold protzen sieht.

So lebt Erdogan - Sein Palast, seine Macho-Welt und sein dunkles Familiengeheimnis - so tickt der Boss vom Bosporus.

Was ist mit dem türkischen Staatschef los, daß er so sehr den Bezug zur Realität verliert. Er scheint ja nicht mehr zu merken, wie lächerlich er sich im Rest der Welt macht.
In der Mai-Ausgabe der Titanic fiel schon im Zusammenhang mit Staatsoberhauptbeleidigungen das Wort „Genitalbonsai.“
Mit etwas aufgeschnappter Küchenpsychologie aus der Fernsehzeitschrift kommen mir schon Begriffe wie „Überkompensation“ und „Minderwertigkeitskomplex“ in den Sinn.

Ähnlich wie in einem anderen berühmten psychotischen Fall aus Ingolstadt scheinen die psychopathischen Charaktereigenschaften kontinuierlich stärker zu werden.

In immer kleinerer Frequenz haut Merkels Asylpartner einen raus.

Nach Rücktritt von Davutoglu: Türkische Machtspiele
Nach dem erzwungenen Rücktritt des türkischen Premiers sucht Präsident Erdogan nach einem loyalen Nachfolger.

Scharfe Kritik an Verurteilung von "Cumhuriyet"-Journalisten.
Politiker und Journalistenverbände halten die langen Haftstrafen für Can Dündar und Erdem Gül für skandalös. Die Türkei trete die Pressefreiheit mit Füßen.

"Die EU sagt, ihr werdet eure Anti-Terrorgesetze für die Visa ändern. Entschuldigen sie bitte, aber wir gehen unseren Weg und ihr könnt euren gehen“, hatte Erdogan im türkischen Fernsehen verkündet.

Das Verhältnis zwischen Brüssel und Ankara dürfte nach dem Rückzug von Regierungschef Davutoglu erheblich schwieriger werden. Präsident Erdogan lässt kaum einen Tag verstreichen, ohne die EU mit massiver Kritik zu überziehen.

Recep Tayyip Erdoğan hat eine einstweilige Verfügung gegen Springer-Chef Mathias Döpfner beantragt. Das bestätigte der Anwalt des türkischen Präsidenten, Ralf Höcker.  Döpfner hatte Böhmermanns Schmähgedicht in einem offenen Brief gelobt.

Zum Glück bin ich zu klein und unwichtig, um Post von Erdogan zu bekommen.


Es gibt schon die ersten Journalisten, denen Merkel Leid tut, weil die arme Frau nun vom Wohlwollen Erdogans abhängig ist.

Das geht allerdings zu weit.
Diese Zwickmühle baute sich Merkel ganz allein auf.
In mühevoller Kleinarbeit begann sie schon vor ihrem Amtsantritt als Kanzlerin Erdogan maximal zu demütigen, um sich ein echtes Problem am Bosporus zu generieren.

Ähnlich verhält es sich mit dem Türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, der offenbar auch nicht die gleichen Vorstellung von Pressefreiheit wie in Westeuropa hat.
Aber ähnlich wie Putin war er einst viel proeuropäischer ausgerichtet und wurde maßgeblich durch Merkels harte Haltung in den Schmollwinkel geschoben.
Hätte sich nicht vornehmlich die Bundeskanzlerin so massiv gegen die Aufnahme der Türkei in die EU gewehrt – obwohl dies seit 40 Jahren versprochen wurde – wäre es in Ankara womöglich nie zu so extremen Positionen gekommen.
Aber man soll auch die Kirche im Dorf lassen. Was für ein Witz – ausgerechnet die moralische Ikone „BILD“ fragt heute besorgt, ob man mit „Sultan Erdogan“ Geschäfte machen dürfe.
Die Türkei ist eine säkulare Demokratie, die bezüglich der Menschenrechte 1000 mal fortschrittlicher ist, als China oder Saudi-Arabien, die unsere Haupthandelspartner sind.

Naja, OK, mit dem Terminus säkulare Demokratie wäre ich sieben Monate vorsichtiger.
Da läuft etwas exponentiell aus dem Ruder.

Das passiert eben, wenn eine Frau wie Merkel die Regierung leitet: keine Konzeptionen, keine Strategien für die Zukunft, stattdessen lavieren, mäandern, Macht erhalten.

Kann man über Merkels Methoden, mit der sie immer noch ganz oben auf der Beliebtheitsskala steht noch etwas Neues schreiben?
Grundsätzlich eher nicht.

Aber sehr, sehr schön wird Merkels stoisches und daher destruktive Nichtstun im aktuellen SPIEGEL-Kommentar von Christiane Hoffmann beschrieben.

Die Kanzlerin ist wieder die Alte. Machtpolitik statt Überzeugungen. Und sie schweigt.
Jetzt schweigt sie wieder. Das Visier ist wieder runtergeklappt, sie ist wieder die altbekannte Merkel, von der Joachim Gauck sagte, er könne sie nicht richtig erkennen. Die ihre Politik nicht erklärt und nicht begründet, als hätte sie es nicht nötig – wie der Allmächtige. Die sich von nichts leiten lässt als von machtpolitischer Notwendigkeit. Sie denkt wieder vom Ende her, und das heißt: Machterhalt. [………….]

Statt sich nun über Erdogan aufzuregen, sollten die Deutschen erst mal darüber nachdenken wie sie sich eine bessere Bundesregierung zusammenwählen.

Mit einem gewissen Amüsement gucke ich unterdessen auf die juristische Auseinandersetzung Erdogan-Döpfner.

Schwer vorstellbar, daß Merkel ihren monströsen Kardinalfehler im Fall Böhmermann wiederholt, indem sie sich a priori um Kopf und Kragen redet.

Aber die Causa Döpfner könnte sogar noch unangenehmer für sie werden.
Sofern Matthias Döpfner nicht nachgibt, könnte der türkische Präsident endgültig in seine neroeske Phase eintreten und der Kanzlerin den Flüchtlingspakt wutschnaubend vor die Füße werfen.
Damit hätte Merkel maximalen Ärger in der EU und auch in ihrer GroKo.
Womöglich holpert es sogar so heftig, daß ihre Wiederwahl im Herbst 2017 ausfallen muß.
Das aber gefiele ihrer besten Freundin Friede Springer überhaupt nicht, die als Springer-Besitzerin offensichtlich dem mächtigen Springer-Chef Döpfner geradezu hörig zu sein scheint.
Die beiden wohnen quasi zusammen; sie schenkte ihm sogar Springer-Anteile.
Das dürfte spannend werden auf welche Seite sich ihre Zeitungen werfen.

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