Donnerstag, 18. Februar 2016

Extrem-Parteihopping

Früher einmal, in der guten alten Bundesrepublik, waren Wechselwähler selten.
FDP, SPD und Union konnten sich immer auf einen festen Stamm von Wählern verlassen, die unter allen Umständen bei ihnen ein Kreuz machten.

Inzwischen variieren die Wahlergebnisse stärker. Unzufriedenheit ist schneller generiert. Zweistellige Verluste bei Landtagswahlen sind keine Seltenheit mehr.

Noch seltener ist das Wechseln der Parteimitgliedschaft. Das liegt in der Natur der Sache, denn wer aktiv in eine Partei eintritt, hat stärkere Bindung an sie, als ein gewöhnlicher Wähler.

Es ist zwar nicht recht vorstellbar, daß einer von den Linken zur FDP, oder umgekehrt, wechselt. Aber CDU und CSU haben in den letzten Jahren immer wieder das zuvor Undenkbare erlebt: Konservative vom Lande treten auf einmal zu den Grünen über, weil ihnen dämmert, daß konservative Begriffe wie Nachhaltigkeit, Naturschutz, biologische Landwirtschaft, „Erhaltung der Schöpfung“ gut bei den Grünen aufgehoben sind, während die C-Parteien auf Gentechnik und Mega-Verkehrsprojekte setzen.

Manchmal ist es auch so, daß die Parteien ihre Wurzeln kappen und sich weit wegbewegen. Günther Verheugen und Ingrid Matthäus-Maier wechselten zwar von der FDP zur SPD, blieben sich aber in ihrem linksliberalen bürgerrechtlichen Kurs treu, während die FDP zum reinen CDU-Apendix und Lobbyistensprachrohr mutierte.
Auch Gustav Heinemann blieb seinen ehrenwerten Überzeugungen treu, als er 1950 als Bundesinnenminister der CDU aus Protest gegen die Wiederbewaffnung zurücktrat und schließlich Mitglied der SPD wurde.

Beim Weg von links nach rechts sind meistens persönlichere Verwirrungen, Animositäten oder Karrierestreben die Antriebsfedern.

Vera Lengsfels, Oswald Metzger, Angelika Barbe, Günter Nooke, Ehrhart Neubert, Arnold Vaatz wechselten aus PDS-Hass (außer Metzger) zur  CDU, die vorher mit zwei DDR-Blockparteien fusioniert war.
Logisch ist anders.

Außerhalb der reinen Parteipolitik haben auf dem Weg von links nach rechts Arnulf Baring und Horst Mahler die längsten Strecken zurückgelegt. 
Mahler schmort hoffentlich gerade im Knast. 
Baring schmort auf den Talkshowbänken von Maischberger und Will. Dort darf er den Wiedergänger der Comic-Figur Cholerix geben und seine angebräunten Sätze absondern.

Es ist eher selten, daß beim Politmäandern das gesamte politische Spektrum abgeschritten wird.
Üblicherweise bleibt es bei einem Wechsel.

Trippel-Parteihopper Oswald Metzger war nach seinen erratischen Eruptionen wider die Hartz-IV-Empfänger bei Grünen, Linken und SPD nicht mehr so ultrabeliebt.
Metzger hat behauptet, Hartz IV mache manche Arbeitslose «träge und antriebsarm» und steht wegen seiner Äußerung in der Kritik, viele Sozialhilfe- Empfänger sähen «ihren Lebenssinn darin, Kohlehydrate oder Alkohol in sich hineinzustopfen, vor dem Fernseher zu sitzen und das Gleiche den eigenen Kindern angedeihen zu lassen».
Aber mit Hilfe der CDU dachte Großsprecher Metzger wieder in den Bundestag zu kommen; der Wahlkreis Biberach sollte für den Christenunionsfrischling das neue Sprungbrett zu den Pfründen sein. (……)
Der STERN schreibt:

Metzger hat sich früher in großer ordoliberaler Pose gegen das Branntweinmonopol gefallen, das den kleinen Brennern am Bodensee überhaupt ihr wirtschaftliches Überleben auf ihren Streuobstwiesen erlaubt. Wären die EU-Subventionen gestrichen worden, wie von Metzger gefordert und von ihm als volkswirtschaftlich unsinnige Ausgabe bezeichnet, wären die Kleinbrenner am Ende gewesen. Jetzt plötzlich hat sich Metzger in seinem Wahlkampf für die Erhaltung der Subventionen eingesetzt. Der Eindruck ist eindeutig: Der Mann wechselt seine Überzeugungen so schnell wie seine Hemden und Parteien. Metzger war inzwischen in der FDP, bei den Grünen und ist jetzt in der CDU. Glaubwürdigkeit hat der Selbstdarsteller, dessen wichtigstes Programm "Metzger" heißt, auf Dauer nirgendwo erworben.

Kleine Anmerkung an den STERN:
Mit den Parteien habt Ihr ein bißchen was durcheinander bekommen: Von 1974 bis 1979 gehörte Metzger der SPD an, dann ab 1987 den Grünen und ab 2008 der CDU. Ein FDP-Parteibuch hatte er nie.
Aber versuchen sollte er es vielleicht bei Westerwelles Truppen - da spielen Inhalte doch ohnehin keine Rolle (…..)


Horst Mahler ist insofern ein Extremfall, weil er von ganz ganz links bis ganz ganz rechts, also einmal die längste mögliche politische Strecke durchschritt.

Horst Mahler, 80, heute Neonazi, war als Student in der SPD, flog aus ihr raus als er in den linken Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) eintrat.
Er war Mitgründer der Rote Armee Fraktion (RAF), wurde zum Terroristen und saß von 1970 bis 1984 im Knast.
Im Knast las er die von Otto Schily mitgebrachten Werke Hegels, sagte sich von der RAF los und wurde kontinuierlich konservativer. Ende der 1980er praktizierte er wieder als Anwalt. In den 1990ern kam er über Hans Filbingers braunen CDU-Flügel in Kontakt zu Rechtsextremen und Alt-Nazis.
 Er verteidigte NDP-Mitglieder, sowie die NPD selbst im Verbotsverfahren gegen sie. 2000 trat er in die NPD ein und wurde weiterhin kontinuierlich krimineller und rechtsextremer.
Die NPD wurde ihm allerdings zu lasch, weil sie „eine am Parlamentarismus ausgerichtete Partei“ sei. Er verließ sie also 2003 und wandte sich noch weiter nach rechts. Er wurde Verteidiger der Holcaustleugner, gründete den Verein zur Rehabilitierung der wegen Bestreitens des Holocaust Verfolgten, der fünf Jahre später verboten wurde.
Mahler gründete weitere rechtsterroristische Zirkel und verherrlicht heute offen und engagiert Adolf Hitler.
Seit 2009 saß er beinahe kontinuierlich wegen Volksverhetzung und anderer Delikte im Knast. Eine zehnjährige Haftstrafe ist noch offen, aber nachdem ihm 2015 sein halbes Bein abfaulte, wurde er mit knapp 80 aufgrund des miserablen Gesundheitszustandes von der Haft beurlaubt.

So weit wie Mahler lotete Dr. Berger nie die extremistischen Grenzen aus, aber dafür durchmaß er das Spektrum gleich zwei Mal.

Erst von ganz rechts nach ganz links und nun wieder zurück nach ganz rechts.
Einen besonderen Twist gibt es dabei, da er sich als Schwulensprecher empfindet, aber wie einst Otto Weininger (* 1880; † 1903) als Schwuler hauptsächlich gegen Schwule agitiert.
Der Superhomosexuelle, der stolze Vielficker, strammschwänzige Muskelfetischist und Sneakerschnüffler, der Promiske und Pornophile mit dem gewaltigen Gemächt sieht seine engsten Alliierten in den bekanntesten klerikalen Homophoben Deutschlands.
Dazu braucht es schon besondere Schaltungen in den Synapsen seiner Großhirnrinde.

David Berger, einst ganz stramm Tradi-katholisch, zwischen Piusbruderschaft und Kreuznet mäandernd, später zum Star der linken antiklerikalen Szene avanciert, der Kreuznet zu Fall brachte, sich dann aber mit seinem schwulen Verlag anlegte und seitdem konsequent immer weiter nach rechts rückte, sich an die fanatisch-katholischen Homohass-Frauen Beverfoerde, Kuby und Kelle heranrobbte, bis er sich für Akif Pirinçci einsetzte, hat inzwischen eine neue Freundin.
Tatjana Festerling, PEGIDA-Ikone, die im Juni 2015 bei der Dresdner Oberbürgermeisterwahl 10% holte.
Eine sehr sympathische Frau.

Dann will sie am liebsten eine noch höhere Mauer durch Deutschland ziehen und alle westdeutschen Gutmenschen von den wirklich guten Menschen und Patrioten im Osten trennen. Oder es geht gegen den „Terror der schwul-lesbisch-queeren intersexuellen Minderheit" oder die „verkrachten Gender-Tanten mit ihrem überzogenen Sexualscheiß".

Dr. Berger besprach Frau Festerlings Besuch im Mai 2015 in einer Dresdner „Boys-Bar“ und betont heute, was für eine nette Person Festerling sei.

David Berger auf Facebook

Pegida-Frontfrau Tatjana Festerling hat mit ihren neuesten, offen rechtsradikalen Aussagen zum Schusswaffeneinsatz gegen Flüchtlinge für Proteste gesorgt. Das britische Portal "Mail Online" zitierte Festerling nach einem Interview mit dem Satz: "Wenn sie weiter über die Grenze kommen und man sie nicht einsperren kann, erschießt sie!" Das Blatt hatte Festerling als die "mächtigste Frau des rechtsextremen Deutschlands" vorgestellt - und auch einen Videomitschnitt des Gesprächs veröffentlicht.
Darin bezeichnete die 51-Jährige Deutschland als "Freiluft-Psychiatrie mit der Geisteskrankheit 'politische Korrektheit'". "Wir von Pegida sind die einzigen, die sich nicht um politische Korrektheit scheren", sagte Festerling weiter. "Wir haben keine Skrupel und keine Angst. In Zeiten wie diesen: Scheiß auf Anstand!" Der Kampf gegen die Islamisierung sei "die letzte Schlacht", so die zweifache Mutter.

2 Kommentare:

  1. Da kann man mal sehen. Wer hätte das gedacht?! Ich habe mich ja als unverrückbaren Sozialdemokraten gesehen. Und nach Hartz IV bin ich Grünenwähler geworden. Ja, in der Tat. Die sind für ihre Überzeugungen nicht nur auf die Strasse gegangen. Die Anliegen waren redlich und recht. Die "Bürgerlichen" haben sie als Terroristen beschimpft. Als die Grünen dann die Trennung von Amt und Mandat aufgehoben haben, liebäugelte ich kurz mit der WASG, die dann aber schnell von der größeren DIE LINKEN geschluckt wurden. Da habe ich mich von den Ideen der Piraten anstecken lassen. Die wähle ich bis heute, weil ich keine andere Wahl sehe. Niemand will die parlamentarische Demokratie auflösen und den Bürgern mehr Freihei und mehr Demokratie geben. Wäre ja auch absurd, wenn Politiker ihre eigenen Jobs beseitigen, die ihnen ein Auskommen, Ansehen, Beachtung und Enfluss verschaffen. Darum überlege ich jetzt, zum Nichtwähler zu werden. Das drückt meine politischen Ziele am Besten aus. Ich will niemanden wählen müssen. Ich wähle die Freiheit. Ist das falsch?

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  2. Wieder hat ein CDU-Musterschüler in christlicher Manier seine Maske fallen lassen: http://www.blogrebellen.de/2016/02/19/cdu-politiker-daniel-wilms-diskriminiert-spd-politikerin-aufs-schaerfste/

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