Sonntag, 27. Dezember 2015

Platz für Gott.



Inzwischen wissen wir ja alle so ungefähr welche coolen Dinosaurier über hunderte Millionen Jahre auf der Erde lebten und wir wissen auch wieso sie ausgestorben sind.
Das ist aber schon ein bißchen her.

Aber weniger bekannt ist, wieso in den letzten 50.000 Jahren der größte Teil der Megafauna – also Riesenviecher wie 10 Tonnen schwere Mammuts, drei Meter große Höhlenbären, Megatherium (vier Tonnen schweres Faultier) oder das gigantische Wollnashorn ausstarben.

Nordamerika verlor 72 Prozent, Australien 88 Prozent der großen Landsäuger. Zu den Opfern zählten zudem Panzerechsen und Vögel, die bis zu 400 Kilogramm wogen.  Berühmt ist das Schicksal der Mammuts, die als friedliebende Dickhäuter die kräuterblühenden Steppen Eurasiens durchstreiften. Die letzten Exemplare starben vor etwa 4000 Jahren auf der sibirischen Wrangelinsel. Zu der Zeit errichteten die Ägypter gerade ihre Pyramiden.  Rund 90 Säugergattungen mit mehr als 44 Kilogramm Gewicht verschwanden; Geschuppte und Gehörnte und solche mit Rüsseln raffte es dahin, dazu Rindergiraffen oder Wombats in XXL – seltsame Kreaturen einer verlorenen Wildnis.
(SPIEGEL 39/2015 s.112)

Wie so oft sind wir Menschen schuld gewesen.
Erst vor ca 1,5 Millionen Jahren erschienen die Hominiden auf dem Planeten. In Afrika entwickelten sie den aufrechten Gang und wanderten in den nächsten Hunderttausenden Jahren in mehreren Wellen gen Nordosten nach Asien und Europa aus.

Die ersten Vormenschen waren noch ganz nett und fügten sich in den jeweiligen Erdteilen ein, ohne großen Schaden anzurichten.

Die stiernackigen Neandertaler siedelten damals von England bis hinab in den Irak. Die Weiten Ostasiens durchstreifte der Denisova-Mensch. Auf den Inseln Indonesiens lebten Knirpse der Art Homo floresiensis. Sie waren nur etwa einen Meter groß.
(SPIEGEL 39/2015 s.113)

Blöd war allerdings, daß sich die Zweibeiner in Afrika weiterentwickelten. Vor ca 160.000 Jahren erschien der moderne Mensch, der dann schließlich vor ca. 70.000 Jahren losmarschierte, um seine Kollegen Neandertaler und Homo Florensis abzumurxen.
Keine andere Hominidenrasse überlebte den modernen Menschen, den die Bibel als Krone der Schöpfung darstellt.
Wir sind eine Killerrasse, der uneingeschränkte Top-Prädator der Erde.
Wo immer wir auf die Tiere der Megafauna trafen, rotteten wir sie sogleich aus.
Wir waren fies und zogen in Hundertschaften mit tödlichen Waffen los.

[….] Der US-Archäologe [Curtis Marean] hat ein verblüffendes Szenario entworfen. Er glaubt, dass die Kolonisten der Eiszeit weit besser organisiert waren als bisher vermutet und als "kleine Armeen" von 500 und mehr Personen die Welt eroberten.   [….] Zudem gelang ihnen eine technische Meisterleistung. Neuere Datierungen beweisen, dass die Muschelesser von Pinnacle Point schon vor 71 000 Jahren Mikrolithen herstellten. Der Name steht für kleine, sehr scharfe Steinklingen. Diese Projektile steckten sie auf Speere. Selbst aus der Entfernung schlugen die Waffen tiefe, blutende Wunden in die zentimeterdicke Haut von Elefanten oder Nashörnern.
Die Neandertaler mit ihren Holzwaffen mussten den Kolossen im Nahkampf Spieße oder Lanzen ins Herz rammen – für die Angreifer ein riskantes Unterfangen.
Der Homo sapiens dagegen konnte sich derlei Kämpfe nun sparen. Er warf seine  Speere aus sicherer Distanz. Womöglich benutzte er dabei schon den Atlatl, eine Art Verlängerungsarm, der das Wurfgeschoss auf 150 Stundenkilometer beschleunigte. Und er könnte seine Waffen bereits in Gift getränkt haben.
Es ist dieses Rüstzeug, das nach Ansicht Mareans dem Menschen den Aufstieg zum "Alpha-Prädator zu Land und schließlich auch zu Wasser" erlaubte und ihm die ganze Welt untertan machte. In Hundertergruppen seien die Auswanderer wie eine "seltsame Brut von Killern" die afrikanische Ostküste emporgezogen und dann in die Levante abgebogen.
(SPIEGEL 39/2015 s.113)

Ausgerechnet diesen sehr neumodischen Superkiller, der so viele andere Tiere ausrottete, sieht Gott als sein Ebenbild an.
Es ist dabei immer noch eine erstaunlich Hybris, daß sich eben dieser tödliche Mensch, der erst so kurz auf diesem Planeten weilt, einbildet von Gott geschickt zu sein.
Ein Gott, der offensichtlich fast die gesamte Zeit der Erdgeschichte keinerlei Interesse zeigte und dann buchstäblich in der letzten Sekunde auftauchte, um einen miesen Zerstörer zu schaffen.

Wenn man die Erdgeschichte als einen Tag mit 24 Stunden betrachtet, dann kam der Homo Sapiens gerade mal vier Sekunden vor Mitternacht auf die Welt, es existierten Myriaden Kreaturen, bevor es ihn gab und er wird auch wieder verschwinden. Und es gibt neben dem Menschen andere Lebewesen, die großartig und intelligent sind. Elefanten haben keinen Hände, sie können keine Messer herstellen oder im Internet surfen, aber sie haben Gefühle, sie freuen sich, wenn sie Verwandte sehen, sie sind furchtbar traurig, wenn ihre Freunde sterben.
(Prof. Ben Moore, Inhaber des Albert Einstein-Lehrstuhls in Zürich; Spiegel 53/2015 s.17)

Viele Milliarden Jahre hatte Jesus kein Interesse an der Schöpfung gezeigt, kam erst im Jahre 0 auf die Erdoberfläche, um seine Lehren zu verbreiten.
Da waren inzwischen auch Säbelzahntiger, Monsterbiber und rund vier Tonnen schwere Faultiere in Amerika seit 12.000 Jahren von der Krone der Schöpfung ausgerottet worden.


Aber seit wir Christen sind und die Religion sich wie ein ekeliger Schimmelpilz über den Erdball wucherte, kennen wir überhaupt keine Rücksichtnahme mehr.


Es ist inzwischen noch grauenvoller geworden.
Die durch den Menschen gemachte Zerstörung des Artenreichtums unseres Planeten ist abermals fortgeschritten.

Im September 07 schrieb ich:

41415 Das ist die Horrorzahl, die die Weltnaturschutzunion (IUCN) in Genf durch weltweit rund 7000 Biologen erfasst hat.
Das sind die derzeit vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten. Davon gelten 16 306 als „stark gefährdet, vermutlich ausgestorben“. Als sicher ausgestorben seit Beginn der Aufstellung dieser Liste im Jahr 1963 gelten inzwischen 785 Arten, und weitere 65 Tierarten existieren nur noch in Gefangenschaft.
Weitere 3124 Arten befinden sich derzeit in der allerhöchsten Risikoklasse mit sehr schlechten Überlebenschancen.

Ein Blick in die neue „red list“ ist das pure Grauen:

44,838 Arten befinden sich inzwischen auf der Roten Liste.
3.423 Arten sind also seit 2007 hinzu gekommen.
Davon gelten 16 928 als „stark gefährdet, vermutlich ausgestorben“ (+622).
Sicher ausgestorben sind inzwischen 869 Arten (+84) und es sind sogar 1.259, wenn man die mittlerweile 290 nur noch in Zoos lebenden und in freier Wildbahn ausgerotteten Tierarten hinzu rechnet.

Der Blick auf die UICN-Seite führt dazu, daß man sich dafür in Grund und Boden schämt zur Spezies Mensch zu gehören - es ist das blanke Grauen:

17% der 1045 Hai- und Rochenarten, 12,4 % der Zackenbarsche und sechs der sieben Meeresschildkrötenarten sind vermutlich nicht mehr zu retten.

27 % der 845 Riff-bildenden Korallen stehen unmittelbar vor der Ausrottung, weitere 20% sind bedroht. 27,5 % der Seevögel sind unmittelbar vom Aussterben bedroht (11,8% der Landvögel).

Elf der 28 bereits ausgestorbenen Amphibien-Arten sind in den vergangenen 29 Jahren verschwunden. Bei 120 weiteren Arten haben die Forscher kaum noch Hoffnung, ein lebendes Exemplar zu finden. So gilt mittlerweile ein Drittel aller Amphibien als vom Aussterben bedroht - das sind 2000 Spezies.
So Martin Kotynek, der in dem Artiek "die dunkelrote Liste" auf die zusätzlichen Gefahren durch den Klimawandel hinweist.

Von den 17.000 untersuchten Vogelarten, Korallen und Amphibien, die derzeit nicht direkt vom Aussterben bedroht sind, sind hohe Prozentsätze mittelbar durch die Folgen der Erderwärmung gefährdet.
Das betrifft 30% der Vögel, 51 % der Korallen und 41 % der noch nicht direkt gefährdeten Amphibien.

Aber auch an dieser Front, können wir uns ob unserer Industrie-hörigen Öko-feindlichen Führer wie Merkel und Co in Pessimismus ergehen.
(41415 – Teil II, 10.07.2009)

NACHTRAG:




"Tiere und Pflanzen, sogar ganze Ökosysteme verschwinden. Dabei ist jede Art einmalig und ein Wert an sich", sagt WWF-Vorstand Eberhard Brandes. Nie zuvor habe es auf der Roten Liste gefährdeter Arten mehr Einträge gegeben.

Mehr als 23.000 Spezies gelten zum Jahreswechsel als bedroht, bilanziert der WWF."
(SPON 28.12.2015)

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