Dienstag, 17. November 2015

Polizei Osterei – Teil II



Nach den Anschlägen von Paris haben die Rechten die Hosen voll und tun dem IS den Gefallen so zu reagieren, wie es die Terroristen erreichen wollten:
Antimuslimische Äußerungen, Einschränkungen der Freiheit, Verdächtigungen gegen den Islam insgesamt, konfrontative Außenpolitik, Säbelrasseln, Öl ins Feuer. Es ist ein Aufstand der Angsthasen, den wir bei den Konservativen erleben; sie tappen dem Kalifat in die Falle.

Drei Staatschefs sprechen sogar von KRIEG und beleben damit George W. Bushs grandios gescheiterten „war on terror“ neu.

·        François Hollande, der aber die Entschuldigung hat als „Hauptbetroffener“ emotional angeschlagen zu sein und sein Land zusammenhalten muß.

·        Joachim Gauck spricht ebenfalls von Krieg; bei ihm liegt es vermutlich an einer Kombination aus genereller Militärfreundlichkeit und Senilität. Er weiß ohnehin meistens nicht was er redet.

·        Papst Franz spricht sogar vom Beginn des „dritten Weltkrieges“ und offenbart damit was es für eine radikale Absurdität ist jemanden wie ihn als „unfehlbar“ einzustufen.

Potentiell bellizistische Militärgrößen weisen immerhin drauf hin, daß die massiven Luftangriffe, die inzwischen so viele Nationen auf das Gebiet des IS fliegen offenbar nicht die geringste Wirkung zeigen.

Eine mögliche Lösung könnten Bodentruppen sein.
Fußsoldaten sind allerdings aus zwei Gründen ebenfalls keine Option.

1.) Das gesamte IS-Gebiet ist inzwischen so groß und unübersichtlich, daß man mindestens 300.000 Soldaten bräuchte. Besser 500.000. Und da das eine lange Aktion würde, bräuchte man noch viel mehr, um diese auch mal auszutauschen. Derzeit sind aber alle westlichen Armeen ohnehin schon fast ausgelastet und Obama will nicht.
2.) Westliche Soldaten können auf dem IS-Gebiet keinen Krieg führen, weil sie Freund und Feind nicht unterscheiden können. Wenn man also nicht zig Millionen Unschuldige gleich mitumbringen will, erübrigt sich die Option Krieg.

Wir sollten stattdessen lieber präventiv vorgehen und dafür sorgen, daß in westlichen Bildungs- und Sozialsystem nicht tausende Franzosen, Deutsche, Belgier oder Amerikaner generiert werden, die sich gern dem IS anschließen und sich vorzugsweise unter Mitnahme möglichst vieler Unschuldiger per Sprengstoffgürtel zu den 72 Jungfrauen hochschießen.

Und ja, Binsenwahrheit, Polizei, Justiz und Staatsschutz sind bei denjenigen gefragt, für die Prävention zu spät kommt.
Es wäre schon ganz nett wenigstens diejenigen, die bereits öffentlich gemacht haben Salafismus und Terrorismus zu befürworten in Schach zu halten.

Unglücklicherweise mangelt es da aber gewaltig an politischer Führung. Oder wie ist es sonst möglich, daß man über ein Jahrzehnt den Zschäpe-Terroristen nur beim Morden zusieht, während der BND damit beschäftigt ist für die NSA EU-Regierungen und Airbus auszuspionieren?
Wie kann es sein, daß der Thüringer Verfassungsschutz so unfassbar unfähig ist, daß er drei Jahre sogar gar keinen Chef mehr hatte und erst heute mit Stephan Kramer, dem Ex-Generalsekretär des Zentralrates der Juden, überhaupt wieder einen Leiter bekommt?

Und die Polizei? Ich weiß, es ist populistisch und vermutlich ungerecht, aber sind die vielen Bünabes, die durch die Straßen streifen, um eifrig jedes Auto abzuzetteln, das drei Zentimeter auf dem Fußweg parkt, wirklich die richtige Priorität?

Brauchen wir im Moment Bundesligaspiele, die jedes Wochenende zigtausende Polizisten binden und somit von Wichtigerem abhalten?

Die Impudenz des Monats August 2015, der Bayerische Innenminister Joachim Herrmann („Früher gab es so wunderbare Neger“) gibt – wieder einmal – ein besonders schlechtes Bild ab. Seiner Polizei ist offenbar völlig das Koordinatensystem verrutscht.

[….]  Bis zu 15 Jugendliche klopfen gegen die Scheiben einer Erstaufnahmeeinrichtung und rufen "Ausländer raus!" Für die Polizei ist das nichts Schwerwiegendes.
[….] In der Richard-Wagner-Straße wurden Eier an ein Haus geworfen und ein Beutel Restmüll in die Biotonne des Nachbarn gesteckt. Im Drosselweg wurde ein mobiles Toilettenhäuschen umgekippt. All das hat die Geretsrieder Polizei am 1. November berichtet, am Tag nach Halloween. Die Beamten melden auch regelmäßig, wenn Jugendliche Lippenstift oder Zigaretten klauen.
Nicht berichtet hat die Geretsrieder Polizei hingegen, was zwei Nächte später geschah. Da nämlich machten sich zehn bis 15 Jugendliche von der Mitbestimmer-Versammlung des Jugendzentrums Saftladen auf, um an die Fenster der Mittelschul-Turnhalle in der Adalbert-Stifter-Straße zu klopfen und "Ausländer raus!" zu schreien. In die Halle waren gerade erst Asylbewerber gezogen, es handelt sich um eine Erstaufnahmeeinrichtung. [….]

[….] Was passiert mit einem Ladendieb, der sich vom Personal erwischen lässt? Ganz klar, wird man jetzt denken, das ist ein Fall für die Polizei. Auch Michael Kiau hat so gedacht - bis vergangenen Freitagnachmittag. Da schlugen zwei Trickdiebe in seinem Grafinger Juweliergeschäft zu. Einer lenkte die Verkäuferin ab, der andere ließ teuren Goldschmuck unauffällig in der Tasche verschwinden. [….]  Die zuständige Polizeiinspektion Ebersberg habe mitgeteilt, es sei leider keine Streife verfügbar, man solle die Diebe doch bitte selbst dingfest machen und festhalten, bis die Polizei kommt - irgendwann.
[….] Bei der Ebersberger Polizei will man sich zu dem Vorfall gar nicht äußern und verweist auf das Präsidium in Ingolstadt. Pressesprecher Hans-Peter Kammerer bestätigt Kiaus Geschichte weitgehend und hat auch eine Erklärung: Die Kollegen hätten am Freitagnachmittag "tatsächlich keine Streife verfügbar" gehabt. [….] Trotzdem: "Wenn die Polizei gerufen wird, sollte sie natürlich auch kommen." Kammerer erklärt, dass man noch prüfe, warum keine Streife aus einer anderen Inspektion eingesprungen sei. Vermutlich liege das daran, dass der Notruf nicht über die zentrale Nummer 110, sondern direkt bei der Ebersberger Inspektion eingegangen war. Dort habe man dann entschieden, dass keine Streife frei sei, aber wohl versäumt, den Notruf an die Einsatzzentrale weiterzuleiten. [….] (Wieland Bögel, SZ, 17.11.15)


1 Kommentar:

  1. Guter Beitrag. Da fehlt noch, dass der BND die Ermittlungen sogar behindert hat. Darum haben sie auch massenhaft Akten zum NSU geschreddert. Ein V-Mann-Führer war ja sogar bei der Ermordung eines Opfers zugegen. Ich glaube, dass die rechte Szene damit den BND verhöhnt hat.

    Tino Brandt hat vom BND insgesamt 200.000 DM für den Aufbau des Thüringer Heimatschutzes erhalten. Dort haben sich die drei NSU-Mitglieder radikalisiert. Von dem Geld wurden sogar Waffen erworben. Ich glaube, die wussten irgendwann genau, was da abläuft. Und dann war es dem BND so peinlich, dass sie versucht haben, alles zu vertuschen.

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