Freitag, 21. November 2014

Antipathien



Klar, ich bin auch Fan.
Es gibt schon tolle Leute in der Glotze. Schramm und Pispers, Bill Maher oder Rachel Maddow kann man sich immer angucken. Das ist immer gut.

Es gibt andererseits  Fernseh-Leute, die kann ich einfach nichts ausstehen.
Da befällt mich körperliches Unwohlsein, wenn ich die Gestalten sehen muß.
Sie werden zu echten Ausschlusskriterien. Selbst wenn sie an Produktionen mitwirken, die mich brennend interessieren, kann ich mir das nicht ansehen, weil mich eine Person so abstößt, daß ich nicht in der Lage wäre mich auf den Inhalt zu konzentrieren.

Oft sind solche Antipathien unproblematisch, weil Mario Barth, Veronica Ferres, Til Schweiger, Horst Lichter, Stefan Raab, Marzahn-Cindy, Johann Lafer, Jennifer Aniston, Steffen Henssler, Maria Furtwängler, Tanja Schuhmann, Kai Pflaume, Nina Ruge, Christian Ulmen, Sarah Kuttner, Elijah Wood, Horst Tappert, Paris Hilton, Miley Cyrus, Thomas Gottschalk, Marek Ehrhardt  und viele weitere Brechmittel, die mir gerade nicht einfallen, ohnehin nur Zeugs machen, das mich nicht interessiert. Denen kann man aus dem Weg gehen.

Es gibt ein großes Heer von TV-Gesichtern, die mich in keiner Weise triggern und deren Faszination auf andere mir ein Rätsel bleibt.
Gestern sah ich zufällig ein Stück eines Filmes mit Jennifer Lawrence. Die lieben also ALLE? Die wird mit Oscars und Eherungen überhäuft? Warum? So ein charismabefreites nichtssagendes durchschnittliches Gesicht.

Andererseits habe ich einige heimliche Lieben; Bildschirmgesichter also, die ich so nett finde, daß ich mir am liebsten alles mit ihnen ansehe. So lande ich gelegentlich im Trash und ziehe mir irgendetwas rein, das es eigentlich nicht wert ist geguckt zu werden. Aber Cosma-Shiva Hagen, Hannelore Elsner oder Lara Flynn Boyle erfreuen irgendwie meine Seele. Die mag ich nun einmal.

Ziemlich übel ist es hingegen, wenn Menschen, denen ich rein zufällig mit so einer Antipathie begegne, daß ich spontanen Brechdurchfall bekomme, plötzlich an so wichtigen Positionen sitzen, daß ich ihnen nicht entkommen kann.
Westerwelle, GWB oder Gauck sind Beispiele dafür. Da zieht sich alles in meiner Magengrube zusammen. Aber was soll ich tun? Als Homo Politicus kann ich nicht den US-Präsidenten oder deutschen Außenminister ignorieren.

In dieser Aufzählung fehlt nur noch die Gruppe derjenigen, die mir ebenfalls auf einer chemischen Ebene allerhöchstes Unbehagen bereiten, so daß ich instinktiv schreiend weglaufen möchte, wenn sie sich auf meinen TV-Bildschirm schmuggeln, denen ich aber offensichtlich Unrecht tue.
Ich WEISS, daß sie talentiert sind und zumindest phasenweise intelligente, gute Unterhaltung machen.

Beispiele sind Martina Gedeck, Christian Ehring, Michael Keaton, Olaf Schubert, Robin Williams, Naomi Watts und Dieter Nuhr. Ihnen rufe ich zu; Leute, ihr habt Qualitäten, aber es tut mir leid, ich kann euch nichts ausstehen.

Ganz angenehm, wenn einer aus dieser ambivalenten Gruppe sich zufällig doch aus Windei herausstellt.

Nervensäge Nuhr ist so ein Fall. Sein politisches Kabarett kann ich nicht beurteilen, weil ich ihn mir nicht ansehen kann.
Es war allerdings völlig unüberhörbar wie er kürzlich in einen Pseudostreit mit „dem Islam“ geriet. Nuhr hatte offenbar irgendwann einmal etwas halbwegs Kritisches über Muslime gesagt, woraufhin ihn ein Moslem anzeigte; ich wiederhole: ein einziger von vier Millionen in Deutschland.

Nuhr inszenierte sich flugs als Opfer und auch als mutiger Held, der dem angeblichen Tabu „keine Muslimwitze“ tapfer trotze.

„Wenn man nicht wüßte, daß der Koran Gottes Wort ist, könnte man meinen er sei von einem Mann geschrieben worden“ – das waren die ungeheuer tapferen Worte, die sich nur Nuhr traut.

Sofort hatte er die Krokodilstränen weinenden usual suspects auf seiner Seite.
Die AfD schwang sich zur obersten Nuhr-Verteidigerin auf.
Möllemannig hieß es „man wird doch wohl noch sagen dürfen!“.
Nun wollten die Muslime sogar schon die Satire verbieten.
Gähn. Als ob ein einziger Irrer grundgesetzlich verbriefte deutsche Rechte abschaffen könnte, als ob noch nie einer Religionen satirisch abgehandelt hätte.
Als ob noch kein Kabarettist Shitstorm generiert hätte.

Ach wie schlecht.

Gut, daß ein anderer Guter, Wilfried Schmickler, den Möchtegernhelden Nuhr auf das rechte Maß zurückstutze.

Nuhr gefalle sich als „Speerspitze im Kampf gegen die Bedrohung der Meinungsfreiheit durch Salafisten, Jihadististen und sonstige Antichristen.“
Wie lächerlich.







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