Joachim
Gauck ist vermutlich der Politiker mit der größten Selbstverliebtheit Nachkriegsdeutschlands. Neben Helmut Kohl
natürlich.
Erst
überlegte ich, ob man nicht auch noch FJ Strauß diesem Duo zuschlagen müßte,
aber da ich ihn 1983 einmal in Les Issambres unweit seines Ferienhauses in dem
kleinen Lebensmittelladen sah, als er in Badehosen etwas vom Boden aufklaubte
und freundlich in perfekten französisch parlierend erlebte, glaube ich, daß FJS
persönlich uneitel war.
Zudem
spricht seine umfassende humanistische Bildung dafür, daß er sich immerhin für
die Welt interessierte und sich nicht selbst genügte.
Das
alles steht freilich in keinem Widerspruch zu seine gewaltigen politischen Ego,
seiner Verschlagenheit und der kriminellen Energie.
Und
selbstverständlich war FJS ein unglaublicher Heuchler, der sich jeden Abend Nutten
zuführen ließ (immer zwei auf einmal, weil er gesandwicht werden wollte) und am
nächsten Morgen gegen die verlotterte Moral der Linken pöbelte.
Gauck
hingegen ist Kleinbürger im schlechtesten Sinne.
Er
findet sich selbst so ungeheuer großartig, daß er sich ausschließlich mit dem
Gauck-Sein an sich beschäftigt.
Gewaltige
Wissenslücken, das völlige Fehlen von Empathie und diplomatische Verwerfungen irritieren
ihn kein bißchen.
Gauck
wähnt sich Gott-gleich, so daß von ihm Ausgesprochenes; und sei es auch noch so
absurd; automatisch Realität werden muß.
Sein
Verhältnis zu Presse und Untergebenen ist erratisch-psychotisch.
Im
Grunde erwartet er immer Jubelstürme und breite Zustimmung.
Wagen es
einzelne Journalisten ihm zu widersprechen, oder fühlen sich Anwesende in
seinem Auditorium beleidigt, interpretiert der deutsche Bundespräsident es als
Beweis für seinen Mut und fühlt sich nur noch großartiger.
Wie ein
politisch Halluzinierender kreiert Gauck aus seinen eigenen Vorurteilen die
Welt, in der er wandelt.
Die
Gauck-Welt prägt eine neoliberale Kaltherzigkeit.
Wer in
ökonomischen Schwierigkeiten steckt, hat selbst Schuld.
Bei
internationalen Konflikten sollen die Deutschen sich ihrer militärischen Macht
bedienen.
Und wenn
es in Europa irgendein Problem gibt, ist der böse Russe Schuld.
Die
Russen mag Gauck noch weniger als verhungernde und an Ebola verreckende Schwarze.
Letztere ignoriert er einfach.
Seine
Russophobie kultiviert Pfarrer Gauck regelrecht.
Verzeihen,
Vergebung darf es niemals geben! Schließlich habe in der Gauck-Version der
Geschichte des 20. Jahrhunderts die Bolschewiki aus purer Bosheit das arme,
friedliche Deutschland überfallen – stets getrieben von der Absicht Gaucks
Vater umzubringen.
Und als
guter Christ weiß Gauck, daß Sühne für das russische Verbrechen bis ins siebte
Glied anhalten muß. Gott strafe Russland.
Besonders
verachtenswert sind im Gauckiversum diejenigen Deutschen, die es wie Erhard Eppler wagen Russische Sorgen zu verstehen.
Zuletzt
kam noch der üble Renegat Genscher hinzu, der sich erdreistet die antirussischen Sanktionen zu kritisieren.
Da fühlt
sich Gauck in seiner Ehre als Präsident persönlich beleidigt und rückt die
Dinge zurecht. Diese „Empfindsamkeiten“ kann er absolut nicht verstehen.
[…Ich
habe] Sorge […] vor dem, was dort gerade passiert: Dass im Osten Europas, in
unmittelbarer Nachbarschaft zur EU, ein lange Jahre akzeptierter Respekt vor
Völkerrecht plötzlich durch Russland in Frage gestellt wird. […] Mir
geht es bei meiner Kritik nicht um das Land Russland, das ich mit seiner Kultur
und seinen Menschen schätze. Mir geht es um die Missachtung von Bürgerrechten,
von Menschenrechten und um den Bruch des Völkerrechts. […]
Ich sehe […] Fehler auf westlicher Seite nicht. […] Ich kann die Auffassung mancher
Beobachter und Kommentatoren nicht nachvollziehen, dass man es Russland nicht
zumuten könne, wenn in seinem Umfeld andere Völker eigene
Politik-Entscheidungen treffen. Als Teil der ostdeutschen Demokratiebewegung
hätte ich mich auch niemals mit dem Gedanken zufrieden gegeben, dass eine
Demokratisierung Ostdeutschlands und Polens Moskau nicht zumutbar sei. Das
Selbstbestimmungsrecht der Völker hat Vorrang. Deshalb muss der selbst
gewählte, auch an einer engen Zusammenarbeit mit der EU orientierte Weg der
Ukraine respektiert werden. Ich kann nicht nachvollziehen, dass wir in
vorauseilendem Gehorsam die Empfindsamkeiten Russlands ernster nehmen sollten
als das Selbstbestimmungsrecht der ukrainischen Bevölkerung.
[…]
[gut, dass es die Nato-Osterweiterung gegeben hat.]
[…] Unsere Nachbarn hatten das Recht, der NATO
beizutreten, die für sie nicht nur als politisches Bündnis sondern auch als
Verteidigungsbündnis von zentraler Bedeutung war und ist. […]
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