Als sich
letzte Woche 9/11 das 13. mal jährte, wurde man wieder mit Erinnerungs-Dokus
zugeschüttet.
Eine
einzige patriotische Aufwallung rollte sich durch die sozialen Medien.
NEVER
FORGET-Bildchen; vorzugsweise mit Sternenbanner-Deko, pflasterten Facebook und
Twitter zu.
Schon
verblüffend, wie Amerika Osama bin Laden a posteriori Recht gibt.
Denn verglichen mit den rund 1,5 Millionen Menschen,
die unmittelbar und mittelbar durch die US-Angriffe auf Afghanistan und den
Irak starben, sind die 2.900 Toten des WTC ganz schön wenig.
Osama
hatte also einen aus seiner Sicht wirklich genialen Plan, den er systematisch
und höchst erfolgreich umsetzte.
Mit
vergleichsweise geringem Aufwand und „nur“ 19 Freiwilligen schuf er ein
Jahrhundertereignis mit derart spektakulären Bildern, daß zumindest Amerika den
Namen bin Laden nie vergessen wird und ihm den Gefallen tut ihn sogar posthum
kollektive Aufmerksamkeit und unendliche kostenlose PR zu verschaffen. So wird
der Terroristennachwuchsstrom nie versiegen.
Ich kann
mich diesbezüglich nur einem CultofDusty-Video anschließen. Der Mann hatte schon
zum zehnjährigen Jubiläum die Nase voll und
fand die passenden Worte.
Die
Gefahr durch eine Erdnuss oder eine Kuh zu sterben ist größer als die Opfer
eines Terroristen zu werden. Amerikanische Polizisten erschießen acht Mal mehr
Menschen jedes Jahr, als es Terrorismusopfer gibt.
56
Millionen Menschen sterben jedes Jahr.
56
Millionen Katastrophen für die Angehörigen.
Muß man
noch für Dekaden immer auf den speziellen 2.900 vom 9/11 nachdenken?
So
besonders ist NY nicht. New York – immerhin die Stadt, in der meine Eltern
viele Jahre lebten (und ich kurz lebte); ich bin also emotional nicht
unbeteiligt.
Es waren
aber Opfer erster Klasse: reich, hauptsächlich weiß, mehrheitlich Amerikaner.
Daß über
sechs Millionen Kinder vor ihrem fünften Geburtstag jedes Jahr an den Folgen
der Unterernährung sterben, obwohl man sie mit einem Bruchteil der
Militärausgaben am Leben halten könnte, stört uns/die Welt/Amerika nur deswegen
nicht, weil es sich dabei hauptsächlich um sehr Arme und sehr dunkle Menschen
handelt.
Also
keine Veranlassung für die auf dreistelligen Milliardenschätzen sitzenden
christlichen Lebensschützer Deutschlands ihre Portemonnaies zu öffnen.
Eine Million Kinder
sterben jedes Jahr noch am Tag ihrer Geburt. 2,8 Millionen überleben die ersten
vier Wochen nach der Geburt nicht. [….]
Pro Jahr [kommen] etwa 6,3 Millionen Kinder vor
ihrem fünften Geburtstag ums Leben. […]
Babys, die von
Minderjährigen oder Frauen über 40 zur Welt gebracht werden, haben laut Unicef
das größte Risiko, kurz nach der Geburt zu sterben.
[…]
Dabei könnten viele Todesfälle durch
einfache Maßnahmen verhindert werden. Etwa die Hälfte aller Schwangeren
weltweit erhalte nicht die vier Vorsorgeuntersuchungen, die das Minimum seien.
Äthiopien, Bangladesch, Nigeria und Kenia sind laut Bericht die Länder mit der
höchsten Sterblichkeit von Neugeborenen - und der schlechtesten medizinischen
Versorgung Schwangerer. […]
Kenianer
und Äthiopier sind eindeutig zu dunkel, um die beliebteste Bundeskanzlerin
aller Zeiten zu einer politischen Tätigkeit zu veranlassen.
Merkel,
die sich selbst rühmt stets am christlichen Menschenbild orientiert zu handeln.
Bei den
Konservativen hat sich offensichtlich noch nicht ganz herumgesprochen, daß
Schwarze auch „richtige“ Menschen sind. Daher gab es in 2000 Jahren auch noch
nie einen schwarzen Papst. Daß einer von 44 nun US-Präsident geworden ist,
haben Millionen Teebeutler bis heute nicht akzeptieren können.
Das
mit den Menschenrechten, der „unantastbaren Würde“ ist international betrachtet
eine ziemlich komplizierte Sache.
Für
wen gelten die eigentlich?
Das
kann je nach Hautfarbe und Geschlecht variieren. Weiße Männer in Europa und
Nordamerika haben maximierte Menschenrechte. Bei Frauen darf es schon etwas
weniger sein; es macht uns nichts aus, wenn sie wie in Deutschland für die
gleiche Tätigkeit 22% weniger verdienen als ein Mann.
Und
bei Schwarzen oder Asiaten…, naja, da wird bei Massakern schon mal weggesehen.
Es
wird aber noch mehr differenziert.
Syrische
Menschenleben sind wertloser als Libysche. Um Letztere zu retten betreibt die
NATO recht große Mühen. Bei den billigen Syrern guckt man demonstrativ weg.
Wir
empören uns ziemlich darüber, wenn im Iran Schwule an Baukränen aufgehängt
werden und beklagen lautstark, dass in einem Teheraner Prozess die Aussage
einer Frau grundsätzlich nur die Hälfte der eines Mannes zählt.
Wenn nebenan in Saudi Arabien Schwule getötet
werden, stört das niemanden.
Und
von den Rechten, die Frauen im Iran haben, wagen die Damen in Riad noch nicht
einmal zu träumen. Offensichtlich sind Saudi-Araber weniger wert.
Man
weiß ja noch nicht mal, wie man überhaupt die Menschenrechte definiert.
Noch
nicht mal unter Freunden.
So
wurde letztes Jahr ein bekannter Chef eines extrem antidemokratischen
Zwergstaates im Bundestag empfangen. Der Geront, der einem bizarren
Nachthemd-Fetisch frönt, Frauen grundsätzlich komplett aus der Teilhabe an der
Macht ausschließt und ein Kinderschutzalter von 12 Jahren in seinem Staat
gelten läßt, wurde mit Standing Ovations bejubelt.
Der
Greis im Kleid unterschreibt aber die UN-Menschenrechtscharta nicht, sondern
lässt vielmehr seine Emissäre bei der UN ausrichten, es müsse ein umfassendes
Recht auf Homophobie gewährt bleiben.
[….]
Schwarze
Leben zählen noch lange nicht so viel wie Weiße. Da dürfen auch Katholiken mal
nach Herzenslust Leute massakrieren.
Als Schauplatz des schlimmsten Genozids der letzten Dekaden
steht Ruanda zum einen für die Grausamkeit, zu der Menschen fähig sind -
mindestens 850.000 Tutsi wurden regelrecht abgeschlachtet.
Zum anderen zeigt das Beispiel Ruanda die sagenhafte Indolenz, zu der die Weltgemeinschaft fähig ist, wenn es um Schwarze in Afrika geht.
Während im Europäischem und Amerikanischen Blätterwald sofort ein Orkan ausbricht, wenn es (wieder einmal) zu einem Konflikt in oder um Israel kommt und von ganz links bei ganz rechts gerne „Genozid!“ gekreischt wird, wenn dabei ein Dutzend Palästinenser getötet werden, läßt es dieselben Leute vollkommen kalt, wenn fast eine Million Tutsi ermordet werden.
Die Staatengemeinschaft interessiert das einfach nicht.
Ein Menschenleben ist eben nicht gleich Menschenleben.
Je dunkler die Hautfarbe, desto geringer das Interesse.
Dieser offenkundige Rassismus der westlichen Weltöffentlichkeit wird umso deutlicher, wenn man sich dazu vergegenwärtigt, daß das erst 1962 aus belgischer Kolonialherrschaft entlassene Land eine fast rein christliche Bevölkerung hat.
Unsere christlichen Mitbrüder!
Knapp 60% Katholiken, knapp 40% Protestanten.
Das am dichtesten bevölkerte Land Afrikas wurde gründlich missioniert.
Es handelte sich 1994 also um einen Genozid an Christen - verübt durch Christen.
Ein Christengenozid, der keineswegs beendet ist - aus Furcht vor Rache flohen mindestens zwei Millionen Hutu in die Nachbarstaaten; insbesondere in den Kongo, in dem jetzt fröhlich weiter gemordet wird.
[….] Inzwischen finden noch größere Grausamkeiten im Nachbarland Kongo statt; sogar der Hardcore-Zyniker Scholl-Latour ist ernsthaft entsetzt.
Zum anderen zeigt das Beispiel Ruanda die sagenhafte Indolenz, zu der die Weltgemeinschaft fähig ist, wenn es um Schwarze in Afrika geht.
Während im Europäischem und Amerikanischen Blätterwald sofort ein Orkan ausbricht, wenn es (wieder einmal) zu einem Konflikt in oder um Israel kommt und von ganz links bei ganz rechts gerne „Genozid!“ gekreischt wird, wenn dabei ein Dutzend Palästinenser getötet werden, läßt es dieselben Leute vollkommen kalt, wenn fast eine Million Tutsi ermordet werden.
Die Staatengemeinschaft interessiert das einfach nicht.
Ein Menschenleben ist eben nicht gleich Menschenleben.
Je dunkler die Hautfarbe, desto geringer das Interesse.
Dieser offenkundige Rassismus der westlichen Weltöffentlichkeit wird umso deutlicher, wenn man sich dazu vergegenwärtigt, daß das erst 1962 aus belgischer Kolonialherrschaft entlassene Land eine fast rein christliche Bevölkerung hat.
Unsere christlichen Mitbrüder!
Knapp 60% Katholiken, knapp 40% Protestanten.
Das am dichtesten bevölkerte Land Afrikas wurde gründlich missioniert.
Es handelte sich 1994 also um einen Genozid an Christen - verübt durch Christen.
Ein Christengenozid, der keineswegs beendet ist - aus Furcht vor Rache flohen mindestens zwei Millionen Hutu in die Nachbarstaaten; insbesondere in den Kongo, in dem jetzt fröhlich weiter gemordet wird.
[….] Inzwischen finden noch größere Grausamkeiten im Nachbarland Kongo statt; sogar der Hardcore-Zyniker Scholl-Latour ist ernsthaft entsetzt.
Peter
Scholl-Latour:
Ich entrüste mich nicht leicht. Aber ich glaube, dass die Massaker, die
zurzeit wieder am Kongo Millionen Opfer fordern, die größte menschliche
Tragödie unserer Tage darstellen. Daran gemessen sind die schrecklichen
Ereignisse vom 11. September 2001 in New York nur eine tragische Episode.
[…]
ZEIT:
Sie haben von dem Mitgefühl gesprochen, das in Ihrem Buch Afrikanische
Totenklage steckt. Woher kommt die Anteilnahme?
Scholl-Latour:
Ich kenne die Kongolesen gut und mag sie. Auch dort habe ich kritische
Situationen erlebt, und gelegentlich hat man mir das Gewehr auf die Brust
gesetzt. Aber die Kongolesen sind ein heiteres, liebenswertes Volk. Vor ein
paar Jahren bin ich nach Kisangani gelangt, das frühere Stanleyville. Ich war
der einzige Ausländer außer ein paar Mitarbeitern des Roten Kreuzes. Da ist mir
ein alter elender Mann begegnet, und ich habe ihn, wie dort üblich, gefragt:
»Wie geht’s?« Ein Kongolese antwortet dann eigentlich immer: »Es geht« oder »Es
geht gut« oder »Es geht so leidlich«. Aber dieser Alte sagte: »Es geht
schlecht, Monsieur.«
[….] Das Geld für die
Waffenverkäufe erhält sie Hutu-Miliz FDLR unter
anderem von der protestantischen Kirche ECC (Église du Christ au Congo) im
Ostkongo, einer Partnerkirche der Evangelischen Kirche in Deutschland.
Deutsche
EKD-Funktionäre möchten das lieber nicht an die große Glocke hängen und
protestierten scharf gegen derartige Veröffentlichungen. Wer zahlt schon gern
Kirchensteuer, wenn davon über Umwege Waffen für Massaker in Zentralafrika
bezahlt werden? [….]
Penetrantes
Nichtstun und Ignorieren prägt auch Angela Merkels Ebola-Politik.
Die
sollen sich mal nicht so haben da unten.
Jetzt soll die
Bundeswehr tun, wozu sie in der Lage ist. Sie wird im Kampf gegen Ebola ein
Feldlazarett in Liberias Hauptstadt Monrovia liefern, sie wird zwei Flugzeuge
als Luftbrücke einsetzen sowie weitere Transporte prüfen. Außerdem legt das
Auswärtige Amt fünf Millionen Euro Soforthilfe nach. Wäre diese Meldung vor
zwei, drei Monaten bekannt geworden, könnte man sagen: okay, wenigstens ein
Anfang. Doch weil diese Botschaft erst am gestrigen Donnerstag die Obleute des
Verteidigungsausschusses erreichte, wird sie zum Beleg dafür, dass diese
Bundesregierung in einem zentralen Fall versagt hat. Sie ist ihrer internationalen
Verantwortung alles andere als gerecht geworden.
Wohl noch nie hat eine
Staatspräsidentin der Kanzlerin einen Brief geschrieben, der annähernd so
bedrückend gewesen ist wie das Schreiben von Liberias Präsidentin Ellen
Johnson-Sirleaf an Angela Merkel. Unmissverständlich warnt sie davor, dass ihr
Land „die Schlacht gegen Ebola verlieren“ werde, wenn nicht auch Deutschland
endlich mit Lazaretten und anderem helfe. Solche Briefe schreibt kein
Staatsoberhaupt gerne. Es ist eine große Peinlichkeit, dass er nötig wurde.[…]
Nun ist die zögerliche
Haltung der Bundesregierung an sich schon erbärmlich. Wenn man aber Tankred
Stöbe zuhört, dem Präsidenten der deutschen Sektion von „Ärzte ohne Grenzen“,
dann kann man dessen Zorn sehr gut verstehen. Stöbe hat jetzt geschildert, wie
die Regierung trotz monatelangen Drängens der Ärzte nicht reagiert hat. Seit
Juni sei nichts passiert, obwohl sich seine Organisation quasi den Mund
fusselig geredet habe. Stöbes Resümee: Es sei „einfach blanker Zynismus“,
angesichts der seit Monaten immer dramatischeren Lage noch immer von nötigen
Feinabstimmungen zu reden. Schlechter kann das Urteil über eine Regierung kaum
mehr ausfallen.
Dabei böte
ausgerechnet die Ebola-Epidemie eine Chance zu zeigen, was mit dem Terminus
„mehr deutsche Verantwortung“ für die Nöte in der Welt wirklich gemeint sein
könnte. [….]
(Stefan
Braun, SZ vom 19.09.2014)
Bisher
ist vermutlich genau die 9/11-Anzahl Menschen an Ebola gestorben.
ABER es
sind hauptsächlich sehr arme Personen mit ziemlich dunkler Hautfarbe.
Da muß
man nicht extra gutes deutsches Know How schicken, scheint sich die Kanzlerin
zu denken. Und der sonst so redefreudige Gauck mag Neger lange nicht so gerne
wie Ukrainer.
Ärzte ohne Grenzen
muss eine mit Ebola infizierte Mitarbeiterin nach Frankreich ausfliegen. Die
Frau hat sich in Liberia angesteckt. Die Hilfsorganisation, die seit Monaten in
Westafrika im Einsatz ist, kritisiert das zögerliche Verhalten der
Bundesregierung scharf.
[….]
"Ich bin mir nicht sicher, dass man sich
hier in Berlin des Ausmaßes dieser Krise wirklich bewusstgeworden ist",
sagte Geschäftsführer Florian Westphal am Donnerstag im Deutschlandradio
Kultur. Auch der angekündigte Transport einer Krankenstation in das
Krisengebiet sei ohne zugehöriges Personal wirkungslos. [….]
Was Ellen Johnson-Sirleaf angeht, gibt es, was ueblich deutsche Interessen angeht, auch die diesbezueglich typische Schattenseite.
AntwortenLöschen"Im
Land wird scharfe Kritik an Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf laut;
sie sei "schlichtweg unfähig" und gehe angesichts des wachsenden
Unmuts über ihre Amtsführung nun zu Repressalien gegen kritische
Journalisten und Medien über, heißt es. Das Urteil trifft auch den
Westen, da Washington und Berlin die ehemalige Weltbank-Mitarbeiterin
Johnson Sirleaf systematisch unterstützt haben; noch im Juni hat die
umstrittene Präsidentin PR-wirksam einen Preis des Instituts für
Weltwirtschaft an der Universität Kiel erhalten. Gravierende
Korruptionsvorwürfe sind im Westen stets ignoriert worden, zumal die
liberianische Präsidentin sich für Rohstoffinteressen der
Industriestaaten immer offen gab. Berlin hat ihr noch vor wenigen
Jahren "entschiedenen Reformwillen" bescheinigt."
http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/58953
Gruss
Jake