Blogger
kritisieren.
Und das
ist auch gut so.
Schließlich
erlebt man immer wieder Situationen, bei denen die herkömmliche VERöffentlichte
Meinung aus Print und Fernsehen eine einseitige Sicht vertritt.
Das war
beispielsweise 2001/2002/2003 so, als SPIEGEL, STERN, FAZ und WELT
ununterscheidbar voneinander eine klar antisozialstaatliche Politik
herbeizuschreiben versuchten und das Lied des Neoliberalismus sangen.
Einen
ähnlichen Gleichklang erleben wir jetzt in der Verdammung Wladimir Putins. Das
funktionierte lange Zeit auch auf Landesebene im Hinblick auf Olympiaden und
Weltmeisterschaften. Wann immer sich eine Stadt dafür bewarb so ein
Megaereignis auszurichten, waren alle Lokaljournalisten Feuer und Flamme,
bejubelten diese Pläne. Daß jemand gegen Olympia in der eigenen Stadt sein
kann, wird erst seit kurzer Zeit von der „normalen“ Presse registriert.
Da ist
es angebracht in der Bloggossphäre auch andere Meinungen zu vernehmen. Es läuft
so gewaltig viel schief in der Politik, daß man wahrlich genug Grund hat zu
kritisieren.
Andererseits
ist Kritisieren immer viel leichter als eine konstruktive Lösung vorzuschlagen.
Wer nicht im Amt ist, hat es leicht dem Amtsträger Vorwürfe zu machen. Blogger
neigen dazu wünschbare Dinge als Zielvorgaben zu formulieren, die aber in der
Realität nicht passieren werden.
Das
bedingungslose Grundeinkommen als Alternative zu Hartz IV vorzuschlagen, ist
eine schöne Idee. Meiner Ansicht nach, sogar eine richtige Idee.
Aber
damit das Thema als abgeschlossen zu behandeln ist lächerlich, weil es so ein Gesetz
in absehbarer Zeit nun einmal nicht geben wird.
Dafür
gibt es keine Mehrheiten und die sind auch nicht ansatzweise in Aussicht.
Ich
versuche also demonstrativ immer wieder mit dem was wir nun mal haben und was
auch machbar ist zu arbeiten.
Welche
Regierung ist die bestmögliche, wenn man dafür die Abgeordneten zur Verfügung
hat, die nun einmal jetzt im Bundestag sitzen.
Darauf
zu beharren, daß man die alle nicht mag und lieber eine Piraten- und
PBC-Mannschaft im Kabinett sehe, ist eine extrem ärgerliche Realitätsverleugnung.
Politik besteht
nun einmal nicht nur aus Programmatik und Ideen, sondern wird wesentlich von
den handelnden Personen geprägt.
Deswegen
war es auch hochgradig unehrlich von Sigmar Gabriel die SPD-Basis über die
Koalition abstimmen zu lassen BEVOR ein einziger Ministername genannt wurde. Es
kommt eben NICHT auf die Inhalte an, wie die Parteispitze behauptete – wider besseren
Wissens. Denn wenn es tatsächlich nur um Inhalte ginge, hätte sie ja auch die
dazu gehörigen Ministerkandidaten nennen können. Aber sie befürchtete
natürlich, das könnte den Anteil der Ja-Stimmen erheblich schrumpfen lassen.
Ich kann
mir keinen idealen Kanzlerkandidaten backen. Ich habe auch nicht die freie Wahl
wer in Hamburg Bürgermeister werden könnte.
Ich kann
nur mit den Legosteinchen spielen, die vor mir liegen.
Dies
vorausgesetzt lobe ich immer wieder einzelne Politiker, da ich allgemeines
Politikerbashing („die lügen doch alle“…) für fahrlässig und dumm halte.
Tatsächlich
gibt es auch allerlei Menschen in den wichtigen Parteien, über die man allerlei
Lobendes sagen kann. Und das tue ich dann auch. Immer mal wieder hebe ich
einzelne Politiker verschiedener Generationen und verschiedener Parteien lobend
hervor.
Egon
Bahr, Helmut Schmidt, Hildegard Hamm-Brücher, Henning Voscherau, Jürgen
Trittin, Joscha Fischer, Gregor Gysi, Jan van Aken, Heiko Maas, Gerd Schröder,
Ingrid Matthäus-Maier, Peter Struck, Peer Steinbrück, etc. Es gibt also auch
GUTE!
Sollte
ich aber in zwei Worten zusammenfassen was wirklich sehr schlecht in der
Politik ist, könnte ich es so ausdrücken:
Philipp
Mißfelder!
Mißfelder,
seit 12 Jahren JU-Vorsitzender, ist der Prototyp des Apparatschicks, der noch
nie in seinem Leben irgendetwas anderes getan hat, als CDU-Parteifunktionären
in den Hintern zu kriechen und jüngere CDU’ler in seinem Hintern kriechend
genoss.
Es sind
besondere Typen, die es in die CDU-Ochsentour zieht.
Wenn ein junger
politischer Kopf nicht von diesem sozialdemokratischen Änderungs- und
Gerechtigkeitsdrang erfüllt ist, sondern eigentlich gar keine Visionen hat,
weil ihm das konzeptionelle Denken schwerfällt, wenn der Satus Quo und die
Ablehnung alles Neuen/Fremden/Bunten sein Trachten bestimmt, geht er in die
CDU.
Das ist eine
völlig andere Parteikultur.
Jeder, der das
Glück hatte in seiner Schulzeit aktive JU’ler zu beobachten, weiß wie sich
diese schon in ihrer Kleidung und ihrem Habitus frühestmöglich an die
Erwachsenen und die bestehenden Verhältnisse anpassen.
Wer in JU oder
RCDS organisiert ist, fällt durch Anpassung auf.
So geht das
immer weiter.
Auch ein
politisch Desinteressierter, der eine Bundestagsdebatte auf Phoenix ohne Ton
verfolgt, kann oft sofort erraten zu welcher Partei ein Redner gehört.
Die typischen CDU-Gestalten wie von Klaeden, Altmaier, Kauder, Gröhe, Mappus, Wulff, Koch, Bouffier, Kohl, Schavan oder Merkel sind eben phänotypisch in der SPD-Fraktion kaum vorhanden.
Die typischen CDU-Gestalten wie von Klaeden, Altmaier, Kauder, Gröhe, Mappus, Wulff, Koch, Bouffier, Kohl, Schavan oder Merkel sind eben phänotypisch in der SPD-Fraktion kaum vorhanden.
Solche Typen
meckern nicht, sondern nicken ab.
Sie ballen die Faust nur in der Tasche und wagen
niemals Widerspruch gegen ihre eigene Führung. Kanzlerwahlverein, Programm und
Politik irrelevant.
„Jung, männlich, dröge“ nennt denn auch Niko Fried den
Jungen (jünger als 44) in der CDU, die etwas grummeln ob des vagen und
zukunftsgefährdenden Koalitionsvertrages.
Wenn in der SPD der Nachwuchs aufbegehrt, dann
streitet er mit dem Parteichef über die große Koalition. Wenn in der CDU der
Nachwuchs aufbegehrt, dann schreibt er ein Papier. [….] Die jungen Unionisten wollen 2017 irgendwas.
Man muss den Juso-Enthusiasmus für eine linke Mehrheit nicht teilen. Aber er
kommt wenigstens nicht so dröge daher wie das CDU-Papier. Keiner der 54
Erstunterzeichner einer Erklärung junger CDU-Politiker (unter ihnen nur vier
Frauen) ist älter als 44. Umso frappierender ist es, dass sie mit einem
Koalitionsvertrag nicht schärfer ins Gericht gehen, der jener Generation, die
sie vertreten wollen, gewaltige zusätzliche Lasten auferlegt. Da wird gegen die
abschlagsfreie Rente mit 63 gemosert, weil sie von der SPD kommt. Aber kein
offenes Wort dazu, dass allein die Kosten für die von der Union gewollte
Mütterrente höher liegen als der geplante Aufwuchs für Ausgaben in Bildung und
Forschung. [….] Die Verdruckstheit
dieses Papiers weckt den Verdacht, dass der entscheidende Satz nicht da zu
finden ist, wo es um politische Inhalte geht. Sondern da, wo um Posten für die
Jungen in Partei und Fraktion gebettelt wird.
(SZ 09.12.13)
Fried schrieb
diese Zeilen VOR dem CDU-Parteitag, der heute zum Koalitionsvertrag
zusammenkam.
Die 54
Verdrucksten sind allesamt eingeknickt. Ebenso die CDU-Mittelstandsvereinigung,
die noch am Wochenende lautstark gegen das 185-Konvolut stritt.
Dem Vertrag
wurde heute beim „kleinen Parteitag“ der CDU in Berlin zugestimmt. Es gab
lediglich zwei Enthaltungen und keine einzige Nein-Stimme!
Die
langweiligste Partei Deutschlands
Die CDU hat den Koalitionsvertrag ohne Gegenstimmen
abgesegnet. Das ist kein gutes Zeichen. Unter Angela Merkel gleicht die größte
Volkspartei einem Abnickverein, in dem Kontroversen nur in Maßen gewünscht
sind.
[….] Die Jugend von heute ist sogar den Älteren
zu brav.
Das glaubt man sofort, betrachtet man den christdemokratischen
Nachwuchs. Der ist traditionell so rebellisch wie eine Teppichfliese. "Ich
bedauere, dass wir den Rentenkompromiss eingegangen sind", sagte der
Vorsitzende der Jungen Union, Philipp Mißfelder, an diesem Montag auf dem kleinen
Parteitag. So klingen Kontroversen in der CDU. Am Ende wurde der
Koalitionsvertrag natürlich abgenickt. [….] Klare
Kritik, womöglich spontan und im öffentlichen Raum geäußert, ist der CDU
weitgehend fremd. [….] Immer dann, wenn das Mitmachen nicht mehr
vollständig kontrollierbar ist, wird das Sicherheitsnetz aufgespannt. In
Merkels sogenanntem Bürgerdialog wurden die Teilnehmer vorher in Workshops
geschult. Im Wahlkampf waren Mitglieder und Unterstützer aufgerufen, am
Regierungsprogramm mitzuschreiben. Verfasst wurde es dann doch wieder von den
Spitzen und per Post an die Vorstandsmitglieder verschickt.
Schon Helmut
Kohl hatte Diskussionen in seiner CDU wo immer möglich unterbunden.
Aber unter
Merkel ist wird systematisch jeder Ansatz einer Meinungsverschiedenheit im Keim
erstickt. Man ist dröge, lethargisch und widerspricht nie.
Ein
Erfolgskonzept.
So mag es der
Urnenpöbel und belohnt die CDU mit Rekordzustimmung!
In einem Land,
in dem Duckmäusertum und Hasenherzigkeit so sehr zu Tugenden hochstilisiert
werden, muß man sich nicht über die Regierungsmannschaft wundern, die wir haben
und die wir mutmaßlich bekommen werden.
Mißfelder,
34, leicht untersetzt, schon im Anzug geboren, mit 14 in die JU eingetreten und
schon als Student im Bundestag, hat nie einen Beruf gelernt, nie irgendwo
anders als in der Politik Geld verdient.
Seinen Aufstieg
verdankt er nicht Sachkompetenz, sondern ausschließlich seinen Vernetzungen und
Verbindungen.
Er redet
über HartzIV’ler und Rentner, die sich keine Hüft-OP leisten können.
Die
Objekte seiner Redeschwalle hat er aber nie von Angesicht zu Angesicht
kennengelernt. Ein Mißfelder ist in der echten Realität völlig hilflos.
Dennoch
ist der fromme Katholik, verheiratet, zwei Kinder, der schon mit 28 in den
Bundestag einzog über Parteistiftungen so gut mit der Außenwelt in Kontakt, daß
er diversen dubiosen Tätigkeiten Einkünfte der Stufe 8, entsprechend jährlich
100.001 bis 150.000 Euro als Nebenverdienst einstreicht.
Zu
Beginn der Großen Koalition wurde dieses Halbwesen, das nur aus Parteiapparat
besteht zum Amerika-Beauftragten der Bundesregierung ernannt.
Das war
ihm allerdings zu wenig. Von Merkel hätte er sich einen prestigeträchtigeren
Posten für seine Sitzerei in den vielen CDU-Gremien erhofft.
Heute
warf er den Job hin. Nicht aus Frust, sondern weil dieser Posten wenig als
Sprungbrett für den weiteren Aufstieg taugt. Daß es einem wie ihn UM DIE SACHE,
also die Beziehungen zu Amerika gehen könne (und das ist derzeit wahrlich kein
uninteressantes Thema!!), wäre ein absurder Gedanke.
Er will
weiter kommen. Und dazu wird er lieber erst mal Schatzmeister des mächtigen
NRW-Landesverbandes. Denn Mißfelder muß bald den JU-Vorsitz aus Altersgründen
abgeben. Dann braucht er unbedingt eine neue Hausmacht, um seinen
Bundestagssitz abzusichern. Seiner Karriere hilft er also mehr, wenn er sich um
den Bezirksvorsitz der Ruhr-CDU bemüht und nicht indem er zwischen Berlin und
Washington hin und her jettet!
Wie stolz er auf das
Amt war, konnte man bereits am ersten Tag nach seiner Berufung erkennen. Die
größte deutsche Boulevard-Zeitung hatte ihn an diesem 30.Januar zum „Gewinner
des Tages“ erklärt. Philipp Mißfelder schnitt die Meldung aus, fotografierte
sie – und twitterte das Bild mit der Bemerkung: „Transatlantik-Koordinator:
Eine spannende neue Aufgabe, die ich gerne übernehme!“ Die Bundesregierung
hatte ihn am Vortag zu ihrem „Koordinator für die transatlantische
Zusammenarbeit“ ernannt – zuständig für die Kontakte in die USA und nach
Kanada. [….]
Der 34-Jährige hat
eine selbst für Apparatschicks beeindruckende Funktionärskarriere hinter sich. […] In der Partei gibt es in seiner
Alterskohorte vermutlich niemanden, der über ein besseres Netzwerk verfügt.
Böse Zungen in der Union sagen auch, es gebe keinen, der das Kungeln so gut
beherrsche.
[…] Warum
der Rücktritt als US-Koordinator? Er sehe einen möglichen Interessenskonflikt
zwischen den beiden Ämtern, sagt Mißfelder. In der vergangenen Woche hat er
mehrere Gespräche mit Parteifreunden geführt, bei denen ihm offenbar klar
wurde, dass sich die Ämter nicht gefahrlos gleichzeitig ausüben lassen. Was
würde zum Beispiel passieren, wenn Mißfelder als Koordinator der
Bundesregierung bei den Gesprächen über das Freihandelsabkommen mit den USA
eine Position vertritt, die Thyssen hilft – und der Konzern zufällig später
Geld an die CDU spendet? […]
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