Sonntag, 8. April 2012

Des Wahnsinns fette Beute!




Matthias Kamann, Springers Mann für „Grüne, Bioethik und Evangelische Kirche“ promovierte über das griffige Thema „Epigonalität als ästhetisches Vermögen in der deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts“ und beeindruckte mich mit seinen Karfreitaglichen Weisheiten.

Daß einige böse Piraten es wagen wollten am heiligen Karfreitag trotz gesetzlichen Verbots ZU TANZEN, wies er empört zurück.

„Zunächst einmal ist es verlogen, dass die Jux-Säkularisten zwar die Annehmlichkeiten der Arbeitsbefreiung am christlichen Feiertag in Anspruch nehmen, aber dessen religiösen Gehalt aktiv bekämpfen wollen. Zudem wirkt es so pubertär wie realitätsblind, wenn in Zeiten kirchlichen Relevanzverlustes noch so getan wird, als müssten die Christen endlich mal provoziert werden. Und was soll man im Übrigen von einem Atheismus halten, der stets als Jubel, Trubel, Heiterkeit daherkommt? Es würde die Gottlosigkeit deutlich attraktiver machen, wenn Atheisten wenigstens an einem Tag im Jahr zu jener kollektiven Trauer fähig wären, der sich Christen in der Karwoche unterziehen.“

Um mich ein wenig mehr in die „kollektive Trauer“ hinein zu fühlen, habe ich mich heute gleich zweimal selbst so nachhaltig gemartert, daß ich jetzt angemessen deprimiert bin, um mich selbst kreuzigen zu lassen.

Zuerst habe ich mir ab 10.00 Uhr morgens im TV den Päpstlichen Ostergottesdienst reingezogen. Sagenhaft. Bei der Gattung Menschen handelt es sich tatsächlich um einen „HOMO DEMENS.“

Wie könnte es anders möglich sein, daß so eine riesige Ansammlung von Geronto-Transen mit brennenden Handtäschchen wirres Zeug murmelnd über Stunden ihrem neurotischen Treiben nachgeht, ohne von den Männern in den weißen Kitteln abgeholt zu werden?

Besonders bizarr dabei: Die dementen Dragqueens hatten sich ausnahmslos in der falschen Reihgenfolge gekleidet und trugen ihre weißen Spitzen-Unterröckchen über den roten Kleidern!

Dabei war mein Gehirn ohnehin schon von Sauerstoffunterversorgung geplagt.

Als Atheist kann ich nämlich nicht atmen.

„Am Osterhalleluja ist der Atheismus zerbrochen. Das war nicht nur in der Vergangenheit so, das wird auch in der Gegenwart so bleiben.“

„Denn kein Mensch kann ohne diese Osterhoffnung wirklich leben. Was der Sauerstoff für die Lunge ist, das bedeutet Ostern für die menschliche Existenz. Nimmt man den Sauerstoff weg, so tritt der Tod durch Ersticken ein, nimmt man die Osterhoffnung weg, so kommt die Atemnot über die Menschen, die Verzweiflung heißt, die Lähmung der seelisch-geistlichen Spannkraft durch ein Gefühl der Nichtigkeit, der Sinnlosigkeit des Daseins. Der Vorrat an Sauerstoff entscheidet über das Schicksal der Organismen. Der Vorrat an Osterhoffnung entscheidet über das Schicksal der Menschheit.“
(Predigt von Erzbischof Joachim Kardinal Meisner zur Osternacht 2012 im Hohen Dom zu Köln am 7. April 2012)

Dieser kollektive Irrsinn hatte mich dann mental dermaßen zermürbt, daß ich zu schwach war auf der Fernbedienung den Aus-Knopf zu finden, nachdem ich aus Versehen zu NTVs „Bei Brender“ gezappt hatte.
Zu Gast war unter der Überschrift "In NRW geht es nicht um mich" der wiederauferstandene Christian Lindner.

Nikolaus Brender empfängt Christian Lindner in einer neuen Ausgabe "Bei Brender!". Der ehemalige Generalsekretär der FDP und jetzige Spitzenkandidat seiner Partei für die Landtagswahl in NRW steht Brender sowie Ulrike Winkelmann ("taz"), Stephan-Andreas Casdorff ("Der Tagesspiegel") und Nikolaus Blome ("Bild") Rede und Antwort. Neben der bevorstehenden Wahl geht es unter anderem auch um Lindners politisches Comeback in der FDP sowie um die derzeitige Situation seiner Partei.

Brender erklärte die FDP mache ebenfalls die Ostergeschichte durch - erst das Hosianna, dann die Kreuzigung. Fraglich sei, ob jetzt die Auferstehung folge.

(„Ulrike Winkelmann“ war in Wirklichkeit übrigens Bascha Mika, aber es wundert nicht, daß schon die NTV-Gästeliste ein Fehler ist.)

Eieieiei, das war auch was. 
Linder erklärte dabei unter anderem, daß der politische Liberalismus nicht untergehen dürfe, da die FDP die einzige Partei sei, die nicht immer gleich nach dem Staat rufe, sondern daran interessiert sei selbstständig Lösungen zu finden.

Der „freidemokratische Messias“ (394 von 395 FDP-Delegierten stimmten für ihn) müsse nun „für ein Wunder sorgen“ erklärte Frau Mika.

Das sei aber möglich, so Lindner, weil die FDP als einzige für „haushaltspolitische Solidität in NRW“ sorgen würde.

Haha. Das sagt also die Partei, die für Ausgabenorgien wie die Erhöhung der „Pendlerpauschale“ steht.

Wer ist eigentlich dieser grandiose Marktliberale Herr Lindner, der so für Selbstständigkeit und Staatsferne spricht?

Außer seinen eng sitzenden Anzügen erinnert man sich nur noch, daß er vor ein paar Monaten die Bettel hinwarf und ohne Begründung als Bundes-Generalsekretär abgehauen war.

Was hat er eigentlich vorher gemacht?

Christian Lindner war nach allgemeinen Empfinden schon immer in der Politik. Quasi seit seiner Geburt hopste „Bambi“ auf der großen Bühne umher.
Das stimmt aber nicht ganz. Der Katholik Lindner erwarb beispielsweise eine Rennfahrerlizenz.
 Tatsächlich hatte der  glühende Fan schneller Autos auch eine Phase, in der er versuchte in der Wirtschaft groß rauszukommen.

Unter dem Motto „Leistung muss sich wieder lohnen“ hatte der blutjunge Lindner nach seinem Landtagseinzug 2000 mit seinem Bekannten Hartmut Knüppel am 29.Mai 2000 die Internet-Firma „Moomax“ gegründet
Das Internet boomte und der schlaue Lindner wollte ein großes Stück vom Kuchen. 
Er brachte 30.000 Euro Eigenkapital auf  und holte sich weitere 1,2 Millionen Euro von der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau. Der Erfolg war rekordverdächtig. 
In nur 18 Monaten hatte Lindi das gesamte Kapital verbrannt.

„Das Kölner Team zog lange mit hübschen Powerpoints durch die Marketing-Etagen dieser Republik, um dummdröge animierte Helferlein zu verkaufen.
Das Buchstabengekürzel CRM ersetzte dabei jede logische Argumentation
Das ganz dolle Team "von Informatikern, Drehbuchautoren, Psychologen, Linguisten, Journalisten und Betriebswirten" wird sich jetzt wohl was anderes suchen müssen, weil der Markt für Avatare, offen gesagt, ziemlich tot ist. Auch ein Bernd Kolb ruiniert sich m. E. mit sowas gerade trefflich.
Im Internet hatte man sich sogar den Spass geleistet, eine Flash- und eine HTML-Seite zu haben: Ein Inhalt, 4-facher Preis - das freut doch den spendablen Investor, oder, äh, in diesem Fall wohl eher nicht mehr.“

Knüppel und Lindner wurden gefeuert. Der Staat blieb auf den 1,2 Millionen Linder-Miesen sitzen, für seine Eselei blecht nun der Steuerzahler und Lindner machte Karriere in der Marktwirtschaftspartei FDP. 
Für Bankrotteure aller Art hat diese Partei ein Herz! Die größten Versager spült sie dabei mit Vorliebe in die Bundesministerien.

Lindner gründete noch die zunächst als knüppel lindner communications gmbh firmierende Unternehmensberatung Königsmacher GmbH, die er auch sofort in den Sand setzte.

Einen jüngeren Generalsekretär als ihn hat es noch nicht gegeben, und von Wirtschaft versteht er zudem einiges - allerdings vor allem von Pleiten: Was Parteichef Andreas Pinkwart als "Achterbahnfahrt der New Economy" beschrieb, ist für Lindner peinlich. Seine Internet-Firma Moomax GmbH ging nach 17 Monaten mit dem Neuen Markt unter. Dabei verflüchtigten sich weit über eine Million Euro öffentlicher Fördergelder. Andere Lindner-Firmen, wie die Unternehmensberatung "die Königsmacher GmbH", kamen erst gar nicht gut genug in Gang, um so viel Geld verbrennen zu können.

Immerhin brachte es der Porsche-fahrende Zivildienstleistende durch seine politischen Verbindungen bis zum Luftwaffen-Hauptmann der Reserve! 
Irgendwann hatte er offenbar genug vom Zivildienst und stiegt um auf eine Laufbahn als Reserveoffizier, für die er einmal jährlich eine zweiwöchige Reserveübung absolviert. 

Freunde muß man haben.

Politisch war Lindner bekanntlich ähnlich erfolgreich! Unter seiner inhaltlichen Führung als FDP-Generalsekretär surrte die FDP von 15% auf 4% zurück.

Das ist also der heißgeliebte Liberale Messias der NRW-FDP.

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