Montag, 9. April 2012

Generalsekretärlicher Geschäftssinn.



Wie wir gestern gelernt haben, besaß die FDP 2009 - 2011 einen echten Wirtschaftsexperten als Generalsekretär. Christian Lindner hatte den deutschen Steuerzahler seine privaten geschäftlichen Aktivitäten ruhmreich spüren lassen.

Aber auch sein 38-Jähriger Nachfolger Döring, der am 14. Dezember 2011 als Generalsekretär der FDP nominiert wurde, hat schon Beeindruckendes zum deutschen Unternehmertum beigetragen.

24-jährig verließ er als Diplom-Ökonom die Uni und wurde Versicherungsvertreter, sowie seit 2002 Vorstandsmitglied der Agila Haustierversicherung AG.
 Ein echter FDP’ler, wie er im Buche steht.
 Als fanatischer Anhänger der privaten Krankenversicherung verscherbelte er solche Privat-Policen auch noch für Hamster und Goldfische!

Im liberalen Weltbild dürfen auch Haustiere ihre Vorsorge nicht vernachlässigen und spätrömische Dekadenz einschleichen lassen!
 Man kann ja nicht immer nur nach dem starken Staat rufen, nicht wahr?

Die Idee einer Krankenversicherung für Haustiere kommt ursprünglich wohl aus Schweden.  […] 1988 versuchten es dann hierzulande die Uelzener und die Vereinigten Tierversicherungen zunächst mit mäßigem Erfolg. Ein paar Jahre später kam mit der Agila aus Hannover ein dritter deutscher Anbieter auf den Markt.  […] Heute ist Agila die Nr.2 auf dem deutschen Markt. Ca. 27 000 Hunde und Katzen sind hier versichert, 7 Mitarbeiter sind für das Unternehmen tätig. Geschäftsführer Patrick Döring ist stolz auf das Erreichte:
Das heutige Ergebnis zeigt, dass wir mit unserem Angebot richtig liegen. Neue Leistungen sind dazugekommen. Besonders attraktiv ist für viele die Versicherung für Ersttierbesitzer, die noch nicht wissen, was später auf sie zukommt

Als FDP-Größe bekam Döring selbstverständlich mit der Zeit noch weitere Pöstchen zugeschoben: 
Er sitzt seit 2005 im Vorstand der Wertgarantie Technische Versicherung AG und gehört seit 2010 dem Aufsichtsrat der Deutsche Bahn AG an.

Lustig ist aber auch Christian Lindners Amtsvorgänger Dirk Niebel, der nach mehreren Wehrübungen genau wie Lindner Hauptmann der Reserve wurde.

Der 49-Jährige geborene Hamburger ist Diplom-Verwaltungswirt und versuchte sich zunächst in der CDU Baden-Württembergs. 
Die Idee haben in BW natürlich noch einige andere Leute und so wechselte der dralle Dirk lieber zur FDP, die ihn auch tatsächlich 1998 in den Bundestag schickte.
Ab 2005 wurde der Schirmherr des Deutschen Rugby-Verbandes als FDP-Bundesgeneralsekretär Guidos Mann für’s Grobe und forderte markig die Abschaffung des Entwicklungshilfeministeriums. 

Bis er selbst Entwicklungshilfeminister wurde.

Endlich saß der aus ärmlichen Verhältnissen Stammende auch mal an der Spritze und konnte Wirtschaftspolitik à la FDP betreiben; nämlich die wirtschaftliche Absicherung möglichst vieler FDP-Kader in die Wege leiten.

Den Liberalen droht die politische Bedeutungslosigkeit. Deshalb versorgen sie ihre Getreuen noch schnell mit Jobs.    In keiner Partei sind Jobangebote derzeit so gefragt wie in der FDP. Nach der nächsten Bundestagswahl könnten die Liberalen aus dem Bundestag fliegen, bei den Mitarbeitern geht die Angst um. Da kam ein Angebot von FDP-Staatssekretär Hans-Jürgen Beerfeltz gerade recht.
Auf dem Parteitag in Frankfurt am Main Mitte November, berichten Teilnehmer, habe der Vertraute von Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel FDP-Kollegen ermuntert, sich auf eine der 180 Stellen zu bewerben, die gerade in Niebels Ministerium geschaffen worden sind. FDP-nahe Kandidaten, so der Tenor, würden bevorzugt.
In der Existenzkrise der Liberalen werden die FDP-Ministerien offenbar zu Rettungsinseln umfunktioniert: Wer kann, flüchtet sich auf eine sichere Beamtenstelle. Als besonders hilfsbereit erweist sich dabei Entwicklungshilfeminister Niebel. Zwar sparte er durch die Zusammenlegung verschiedener Entwicklungshilfeinstitutionen 180 Stellen ein, streichen aber will er die Posten nicht. Stattdessen sollen sie möglichst mit FDP-nahen Getreuen besetzt werden.
[…] 
Bereits im November schrieb die Personalratschefin des Wirtschaftsministeriums einen Brief, in dem sie sich darüber beklagte, dass Spitzenposten systematisch mit externen Kandidaten besetzt würden, ohne ordentliche Ausschreibung. Dem Minister kommt es augenscheinlich vor allem auf das richtige Parteibuch an.


Keine Sorge übrigens wegen der mangelnden Fachkompetenz der Mitarbeiter in FDP-Ministerien. Ja, es wird zwar nur nach Parteibuch befördert und eingestellt, aber die laufende Arbeit haben die Lobbyisten-hörigen Liberalen sowieso schon direkt an die zu Fördernden übergeben.

Mehrere Mitarbeiter von Wirtschafts- und Interessenverbänden arbeiten in FDP-geführten Bundesministerien als Berater mit. Dies geht aus dem achten Lobbyistenbericht des Bundesinnenministeriums hervor. […] Laut dem Bericht arbeitet im Entwicklungsministerium ein Mitarbeiter des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) - ebenso im Auswärtigen Amt, wo ein BDI-Mitarbeiter sich mit Projekten zur Außenwirtschaftsförderung beschäftigt. Vom 1.Juli bis zum 31. Dezember 2011 waren insgesamt 70 externe Mitarbeiter in fünf obersten Bundesbehörden beschäftigt, um dort ihr Fachwissen einzubringen.
(dpa 05.04.12)

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