Mittwoch, 6. März 2024

Jeder Trump-Gegner willkommen

Natürlich sind die Bidemokratischen Influencer meiner Social-Media-Blase allesamt riesige Taylor Swift-Fans. Auch intelligente US-Freunde mit gutem Geschmack schicken mir Taylor-Swift-Videos und benehmen sich als „Swifties“ wie diese 11-Jährigen Tokio-Hotel-Fans vor 20 Jahren, über deren verzweifelte Väter die SZ damals eine Staun-Reportage schrieb. Die erschöpft im hinteren Hallenbereich der Tokio-Hotel-Konzerte ausharrten, weil ihre Brut zu jung war, um allein auf ein Popkonzert zu gehen. Die fassungslos in wabernden Wolken beißenden Uringeruchs standen, weil sich ihre präpubertären Töchter kollektiv vor Entzückung einnässten.

Für mich scheint der Zusammenhang zwischen Popmusik und Blasentätigkeit immer noch rätselhaft; wenn ich auch zugeben muss, gelegentlich gelitten zu haben, wenn eine musikalische Darbietung auf der Bühne so beeindruckend war, daß ich keinesfalls meinen Platz vorn inmitten einer jubelnden Masse aufgeben wollte, andererseits aber, ob der Höllentemperaturen seit Stunden ein Bier nach dem nächsten gesoffen hatte. Aber offenbar war ich niemals Fan genug, um nicht im Zweifelsfall doch lieber die Klos aufzusuchen.

Aber im Ernst, wer ist denn als erwachsener Mann noch Kreischfan so eines mainstreamigen blonden weißen Country-Gewächses aus Tennessee?

Die Antwort ist auch klar: Demokraten lieben sie, weil GOPer sie hassen. Letztere hassen zuverlässig immer das, wovor die Angsthasen sich am meisten fürchten! Und das ist in diesem Fall Swifts enorme Medienpower. Sie ist ultraerfolgreich, Milliardärin, Musikpreisrekordhalterin, vermutlich die bekannteste Frau der Welt und, besonders relevant, verfügt über rund 300 Millionen Social-Media Follower, die auf sie hören. Der größte Gruselfaktor aus republikanischer Sicht ist aber ihr Privatleben, denn mit der Verbindung zu einem superprominenten und bulligen bärtigen Ballspieler, der auch noch just den Superbowl gewann, dringt Swift endgültig in Fanschichten ein, die eher republikanisch ticken und normalerweise für politische Botschaften der Liberalen nicht empfänglich sind. Football ist der Sport der Konservativen und hier ist Multimillionär Travis Kelce mit fünf Millionen Instagram-Followern auch ohne seine Freundin eine große Nummer.  Mit seinem Podcast macht er weitere 100 Millionen US-Dollar. Peanuts verglichen mit Taylor, die mehr als 300 Millionen Tonträger verkaufte und deutlich mehr als eine Milliarde Dollar besitzt.

Ich versuche gar nicht erst diesen Megaerfolg zu erklären. Ich mag weder ihre Musik, noch ihre äußere Erscheinung, aber offenbar vertrete ich dabei eine extreme Minderheitenmeinung. Elf Nummer-eins-Singles, 13 Nummer-eins-Alben, über 100 Guinness-Weltrekorde, die am meisten gestreamte Frau auf Spotify, 14 Grammys, 40 American Music Awards, 29 Billboard Music Awards, 23 MTV Video Music Awards und 2023 Times Person of the Year.

Da machen es republikanische Strategen den 11-Jährigen Tokio Hotel-Fans von damals nach und nässen sich kollektiv ein, bei der Vorstellung, Tylor Swift könnte ein Instagram-Posting mit einer Biden-Wahlempfehlung absetzen.

Geschehen ist das bisher freilich nicht. Dafür ist Swift ganz offenkundig viel zu geldgierig und traut sich nicht, Trumpmerica offen zu verprellen.

[….] Taylor Swift took time out on Super Tuesday to implore her fans to vote in the 2024 primary elections.  “Today, March 5, is the presidential primary in Tennessee and 16 other states and territories. I wanted to remind you guys to vote the people who most represent YOU into power. If you haven’t already, make a plan to vote today,” Swift shared in a post on her Instagram Story.

“Whether you’re in Tennessee or somewhere else in the US, check your polling place and times at Vote.org.”

Swifties around the globe, who have been waiting with bated breath for the pop sensation to speak [….] Outside of these instances, as she did on Tuesday, Swift has used her platform repeatedly to tell fans to vote. Notably, voter registration soars by the tens of thousands after each of her get-out-the-vote Instagram posts.

It remains unclear if Swift will use her platform this year to do more than tell her fans to vote, but there is certainly an appetite for her to do so – and an appetite for her to keep quiet. [….] Also this year, there have already been many rightwing conspiracy theories flourishing online that suggest Swift is a covert asset to bolster Biden and that she and her boyfriend, Travis Kelce, are a set-up to bolster Biden; allies of Trump even pledged a “holy war” against Swift if she sides with the Democrats in November. [….]

(Guardian, 06.03.2024)

Aber schon ihr parteipolitisch neutraler Hinweis, doch bitte an den Vorwahlen teilzunehmen, gruselt die GOP. Denn sie profitiert immer von niedriger Wahlbeteiligung. Je mehr Leute überhaupt zur Wahl gehen; womöglich auch noch überproportional junge Swift-Fans, desto besser für die Demokraten.

Ob sich Swift und Kelce klar gegen Trump und die GOP stellen, wie es sich eigentlich für jeden Amerikaner mit auch nur einem Funken Anstand gehört, wage ich bisher zu bezweifeln.

Die Südstaatenblondine will schließlich noch viel mehr Geld verdienen.

[…..] Vom Rechtspopulisten Milo Yiannopoulos und anderen Vertretern der Alt-Rights wurde Swift als Ikone verehrt. Andre Anglin, Autor des neonazistischen Blogs The Daily Stormer, bezeichnete die Sängerin als „reine arische Göttin“. Swift bezog dazu nicht direkt Stellung, sondern versuchte, die Beiträge löschen zu lassen. Daher wurde ihr damals vorgeworfen, sich nicht von Neonazis zu distanzieren. In einem späteren Interview mit Rolling Stone erklärte Swift “There’s literally nothing worse than white supremacy. It’s repulsive. There should be no place for it” („Es gibt buchstäblich nichts Schlimmeres als weiße Vorherrschaft. Sie ist abscheulich. Dafür sollte es keinen Platz geben“). In einem Interview mit der Zeitschrift Time begründete Swift (damals 22-jährig) ihre Zurückhaltung in Sachen Politik damit, dass sie andere Menschen nicht beeinflussen wolle, solange sie noch nicht genug wisse, um den Leuten zu sagen, wen sie wählen sollen. Zudem fürchtete Swift, durch politisches Engagement in ähnliche Situationen wie die US-amerikanische Country-Band The Chicks im Frühjahr 2003 zu gelangen, als sich ein Band-Mitglied darüber äußerte, beschämt zu sein, weil der Präsident der Vereinigten Staaten (damals George W. Bush) ebenfalls aus Texas komme. Daraufhin erhielt die Band scharfe Kritik und wurde von zahlreichen Menschen der US-amerikanischen Bevölkerung boykottiert.  […..]

(Wikipedia)

Bisher ordnen sich ihre (angeblichen) Überzeugungen immer noch dem Mammon unter.

Das zeigt sich auch daran, daß Swift unter allen Prominenten weltweit seit Jahren die größte Klimapest ist.

[….]  Taylor Swift ist die Nummer eins. Nur geht es dieses Mal nicht um die Charts, sondern um Flugsünden. Die amerikanische Digitalagentur Yard hat ausgewertet, welche Promis am häufigsten mit ihren Privatjets durch die Gegend jetten, und Swift zur unrühmlichen Siegerin erklärt: Seit Januar dieses Jahres ist die Sängerin demnach schon 170 Mal geflogen. Laut Yard hat sie so 2022 schon 8293,54 Tonnen Emissionen ausgestoßen, 1100 mal mehr als eine durchschnittliche Person. […..]

(FAZ, 02.08.2022)

[…..] Wenn es um die Liebe geht, ist für Taylor Swift kein Weg zu weit – und keine Tonne CO2-Emissionen zu viel. 2022 wurde die US-Sängerin bereits angeprangert, unter den Promis das umweltschädlichste Verhalten an den Tag zu legen. Sie hatte im Gegensatz zu Kolleginnen und Kollegen die meisten Meilen im Privatjet zurückgelegt und damit den größten CO2-Fußabdruck hinterlassen. In diesem Jahr gibt es keine Besserung. Grund dafür soll ihre Beziehung sein.

Seit ein paar Monaten zeigt sich Taylor Swift an der Seite von Footballstar Travis Kelce. Für ihn ist die 34-Jährige in den vergangenen Monaten zwischen New York und Kansas City hin und her gependelt. Zusätzlich ist sie zwischen ihren Tourneestopps in Südamerika in den Flieger gestiegen, um nach Kansas City zu reisen. Das berichten mehrere Medien und beziehen sich auf den Instagram-Kanal "Taylor Swift's Jets", der die Routen des Privatjets verfolgt.

Durch die mehr als zwölf Flüge innerhalb der vergangenen drei Monate hat sie 138 Tonnen CO2-Emissionen ausgestoßen. Um diesen Umweltschaden wieder auszugleichen, müsste Taylor Swift 2.282 Bäume pflanzen und diese 10 Jahre lang wachsen lassen. Für die Fahrten wurden 12.622 Gallonen (umgerechnet 47.779 Liter) Kerosin verbraucht, was einem Wert von 70.779 US-Dollar – 64.230 Euro – entspricht.  […..]

(T-Online.de, 31.12.2023)

Aber noch wesentlich unsympathischer: Swift geht mit allen Mitteln gegen diejenigen vor, die es wagen, über ihre Klimaverpestung zu berichten.

[…..] Seit Jahren veröffentlicht ein Student aus Florida die Flugdaten der Privatflieger von Prominenten auf Social Media. Popstar Taylor Swift fühlt sich verfolgt - und will nun gegen ihn vorgehen.

Musikerin Taylor Swift will sich nicht länger überwachen lassen und geht gegen den Informatikstudenten Jack Sweeney aus Florida vor. Dieser hatte wiederholt Flugdaten ihres Privatfliegers veröffentlicht. Für Swift und ihr Management ein Problem: Mehrere US-Medien berichteten nun, dass Swifts Anwälte dem Studenten bereits im Dezember ein Unterlassungsschreiben geschickt hätten.

Pop-Superstar Swift ist dabei nicht die einzige, deren Flugdaten von dem Studenten getrackt und veröffentlicht wurden. Der 21-Jährige sammelt regelmäßig Bewegungen von Flugzeugen einer Reihe von Prominenten und veröffentlicht diese. Dafür benutzt der junge Mann öffentlich zugängliche Daten und verbreitet diese auf verschiedenen Social-Media-Kanälen.  [….]

(Tagesschau, 08.02.2024)

Keinerlei Umweltbewußtsein, Einschüchterung von Kritikern, Milliardärin – die klassische Vertreterin der Demokraten ist sie sicherlich nicht.

Sie ist eher das Idol der Superreichen. Arme können sich ihre Ticketpreise ohnehin nicht leisten.

[….] Singapur engagiert Taylor Swift für sechs Konzerte - ein Vergnügen ausschließlich für Reiche. [….] Bis zum Samstag tritt Swift im Rahmen ihrer "Eras"-Welttournee sechsmal in Singapur auf. Die Tickets kosten zwischen 108 und 1228 Singapur Dollars, also zwischen 75 und 850 Euro. Wer aber nicht zufällig zu den etwa 5,5 Millionen Einwohnern des Stadtstaates gehört, wird ganz leicht eine Fantastilliarde los, wenn er oder sie die Künstlerin live in Südostasien erleben will. Denn sie spielt nur in Singapur, nicht in Bangkok, Jakarta oder Manila. Die geografische Verknappung bedeutet, dass alle Swifties aus Laos, Kambodscha, von den Philippinen und aus Indien einfliegen müssen - in die derzeit teuerste Stadt der Welt.

"Ein Tourist, der ein Konzert oder eine Veranstaltung besucht, gibt in der Regel das Fünffache des Eintrittspreises aus", erklärte Sarah Wan, General Manager der Reiseagentur "Klook" dem Nachrichtensender CNN. Im Mittel sind das etwa 800 US-Dollar pro Fan, ohne Flüge. Und das in einer Weltregion, in der das durchschnittliche Monatseinkommen von etwa 180 Euro (Laos) bis zu 440 Euro (Thailand) reicht. Taylor Swift in Südostasien live zu sehen, ist also etwa so ein demokratisches Vergnügen wie eine Reise ins Weltall. Am 16. Februar behauptete der thailändische Premierminister Srettha Thavisin auf einem Wirtschaftsforum in Bangkok, Singapur habe Swift drei Millionen Dollar pro Auftritt bezahlt. Der philippinische Politiker Joey Salceda erklärte laut der Nachrichtenagentur Reuters, dies sei "nicht das, was gute Nachbarn tun". [….] Das "Singapore National Stadium", ist eine Open-Air-Arena, die 55 000 Menschen fasst. Für eine Künstlerin wie Swift, die lange, aufwendige Shows bietet, eine besondere Herausforderung. "Wie ihr sehen könnt, ist mein Haar zu seiner Werkseinstellung zurückgekehrt, dank der Luftfeuchtigkeit hier", scherzte eine perfekt geschminkte, aber sanft schwitzende Taylor Swift mit welligem Haar, zum Ende ihres Auftritts am Montag. Man kann ihr nicht vorwerfen, dass sie sich nicht ins Zeug legt, für ihre wohlhabenden Fans.  […..]

(SZ, 06.03.2024)

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