Montag, 22. Mai 2023

Rechtspopulistisch in den Ruin.

Die FDP verabschiedete sich schon bei den Ampel-Koalitionsverhandlungen endgültig von der seriösen Politik. Ein halbes Dutzend Wahlpleiten später, negieren die Hepatitisgelben jede Form der Realität. Sie suggerieren dem trägen Wahlvolk, es müsse sich gar nicht ändern, den Klimawandel könne man ignorieren. Also weiterhin Raserei auf der Autobahn (kein Tempolimit), weiterhin PS-Monster mit Verbrennerantrieb (EFuels) und nun verkündet FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai auch noch maximalpopulistisch, man könne weiterhin Häuser fossil heizen wie immer.

[….] Im koalitionsinternen Streit um das geplante Heizungsgesetz hat sich die FDP weiter von SPD und Grünen entfernt. Es gebe im Entwurf "unfassbar viele Fehler", sagte FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai nach den Sitzungen der Parteigremien in Berlin und verlangte: "Hier brauchen wir ein neues Gesetz im Prinzip."   [….]

(Tagesschau, 22.05.2023)

Ein Volk, das sich solche Politiker in die Regierung wählt, hat es verdient, international abgehängt und ausgelacht zu werden.

[….] Jetzt haben wir eine Automobilindustrie, die sich in einem akuten Abstiegskampf befindet. In den nächsten Jahren werden ihr rapide Absatzmärkte wegbrechen, weil sie sich vor dem Umbau hin zum Elektroauto zu lange gedrückt hat. Wir haben praktisch keine heimische Solar- und Windenergiebranche mehr. Wir haben zu wenig Fachleute für den Einbau und die Wartung von Fotovoltaikanlagen, Stromspeichern, Wärmepumpen. Wir haben ein überaltertes, schlecht ausgebautes und nach wie vor nicht smartes Stromnetz. Und wir haben eine Bevölkerung, der zwar die Dringlichkeit der Klimakrise längst mehrheitlich bewusst ist, die aber zu einem guten Teil weiterhin in dem Irrglauben lebt, eigentlich müsste sich gar nicht allzu viel ändern. Das liegt nicht zuletzt darin, dass sie viele Jahre lang falsch informiert wurde. Realitätsverweigerung führt aber nicht dazu, dass die Klimakrise oder die unabdingbare Transformation unserer Industrie und Wirtschaft mal eine Pause macht. Entweder, wir passen uns an, sehr viel schneller als bisher, oder wir steigen ab. Das ist längst keine rein ökologische Frage mehr, sondern eine ökonomische. Wir haben es wirklich sehr eilig.  [….]

(Prof. Christian Stöcker, 21.05.2023)

Ein neuer Ansatz der Klimaforschung stellt die Erderhitzung nicht mehr in finanziellen Dimensionen dar, sondern die Folgen des Klimawandels mittels der Klimanische des Menschen. Wie klein wird die bewohnbare Landmasse des Planeten werden, wenn die Hitze menschliches Leben unmöglich macht?

Ein internationales Forscherteam um den Klimaforscher Timothy Lenton von der Universität Exeter im Fachjournal Nature Sustainability berechnete die Folgen der Erderwärmung für unseren Lebensraum. Bisher leben etwa 60 Millionen Menschen in so heißen Gebieten, wie zum Beispiel der Sahara, daß sie sich dort nicht mehr ernähren können und zur Flucht gezwungen sind. Weniger als ein Prozent der Menschheit. Die Klimanische wird sich aber dank der Nichtstun-Politik von CDU, CSU, AFDP und ähnlichen Parteien in aller Welt dramatisch verkleinern.

Südeuropa wird mutmaßlich noch zu meiner Lebenszeit so extremen Wetterbedingungen ausgesetzt sein, daß die Menschen wegziehen müssen. Enorme Dürren in Spanien und Portugal, Sommertemperaturen um 50°C und katastrophale Überschwemmungen wie derzeit in Italien, weil die ausgedörrten Böden kein Wasser mehr aufnehmen können, erleben wir jetzt schon. Zum Ende dieses Jahrhunderts werden aber zwei bis drei Milliarden Menschen in den kühleren Norden umgesiedelt, oder tot sein.

Grenzschließungen, die Söder/Merz/Spahn/Trump als probates Mittel gegen die klimabedingten Migrationsbewegungen ansehen, werden zukünftige Generationen herzlich auslachen. Solche Maßnahmen erinnern an Wächters Sternengucker, der mit seinem Feldstecher auf einen Schemel steigt, um den fremden Planeten näher zu sein.

[….] Zum Ende des Jahrhunderts könnte ein Drittel der Weltbevölkerung außerhalb der Klimanische des Menschen leben und damit in Gebieten, in denen Landwirtschaft und Viehzucht erschwert und die Sterberate höher ist. Besonders gefährlich wird das Leben in Regionen, wo Temperaturen von 29 Grad Celsius oder mehr herrschen. [….] Am meisten Menschen müssten dann in Indien und Nigeria unter diesen Bedingungen leben. Auch Indonesien, Pakistan und Thailand seien besonders betroffen. Darunter besonders Länder mit hoher Luftfeuchtigkeit. Gepaart mit dieser genügen bereits geringere Temperaturanstiege als in trockenen Regionen, um den menschlichen Körper an seine Belastungsgrenze zu bringen. [….] "Eine zukunftsweisende Politik würde jetzt schon damit anfangen, legale Migrationswege zu schaffen und sich auf eine anwachsende Migration zum Beispiel nach Europa und Deutschland vorzubereiten", sagt der Klimaforscher Christian Franzke von der Nationaluniversität Pusan in Südkorea. [….]

(Benjamin von Brackel, 22.05.2023)

Selbst der erzkonservative und Grünen-hassende BILD-Mann Blome wundert sich in seiner SPIEGEL-Kolumne über die Doofheit seiner schwarzgelben Freunde. Mit dem Graichen-Rücktritt das Aus der Klimapolitik zu begründen, ist in der Tat selbst für deutsche Konservative tolldreist.

[….] Den Rücktritt des Staatssekretärs atemlos zu betreiben, wird in der eigentlichen Sache nicht viel bewirken, doch es vergiftet den Brunnen, aus dem die CDU bald trinken will. Schön blöd ist das.

Oder glaubt irgendjemand, mit dem Staatssekretär verschwände nun wahlweise der Klimaschutz an sich, die grüne Haltung dazu oder auch nur das umstrittene Heizungsgesetz ? Die FDP mag »hundert Fragen« haben, doch am Ende wird sie selbst eine beantworten müssen: Lässt sie die Regierung deswegen platzen? Dass ich nicht lache. [….] Für meinen Geschmack tut die Opposition darum ein bisschen zu sehr überrascht, dass sich auch Grüne ihre Vertrauten an die Spitze der Ministerien holen, die sie führen. Ich kenne keine Partei, die das anders macht. Dafür sind politische Beamte ja da. Folglich sollte eine kluge konservative Kraft in dieser an und für sich komfortablen Lage der Versuchung widerstehen, immer noch einen darauf zu setzen und auf Kulturkampf im Heizungskeller zu machen. Denn wie das mit Kulturkämpfen so ist: Ohne Selbstverstümmelung geht es selten ab.

Bei der CDU-Unterschriftenkampagne  gegen das Heizungsgesetz beginnt die Selbstgefährdung mit der Sprache: Den »Heizungs-Hammer« hätte ich bei »Bild« als Zeile auf der Seite eins auch gemacht, nicht aber über dem Papier einer Partei, die den Bundeskanzler stellen möchte. [….]

(N. Blome, 22.05.2023)

Wenn man selbst Blome verliert, gäbe es für die Konservativen eigentlich Grund genug, sich Sorgen zu machen.

Aber offenbar haben sie inzwischen vollständig verlernt an das Allgemeinwohl und die Zukunft zu denken. Sie handeln ausschließlich für ihren kleinen aktuellen parteipolitischen Vorteil.


 

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