Wenn Toppolitiker der westlichen Demokratien endgültig ausrangiert werden, wird es für sie Zeit, ihre Pfründe einzusammeln. Im Gegensatz zu der Ansicht der meisten Wähler, werden Regierungschef schlecht bezahlt. Manager der freien Wirtschaft lachen über die albernen Summen. Ex-Kanzler oder Ex-Premiers oder Ex-MPs können dafür nach der politischen Karriere die finanziellen Früchte genießen. Vorträge, Buch-Deals, Lobby-Engagements oder Berater-Jobs machen a posteriori reich.
Außer Geld werden aber auch Orden, Ehrungen, Titel und Preise eingesammelt, die für manchen als sehr wichtiger Penisersatz fungieren.
(….) Orden sind nicht nur grundsätzlich aus der Zeit gefallene Albernheiten, sondern werden auch inflationär verteilt. Neben den 1.500 – 2.000 Verdienstorden in acht Stufen und verschiedenen Ausführungen, die der Bundespräsident durch Deutschland klekst, vergeben auch Bundesländer, Städte und Gemeinden, sowie Vereine, Kirchen und Militär Orden. Vorzugsweise bedenken sich Politiker und Kleriker und Soldaten gegenseitig mit den bunten Broschen.
Wer einen beliebigen Ministerpräsidenten, Bundesminister oder Bischof googelt, wird bei Wikipedia immer einen ganze Liste von Orden finden. Es gibt so viele dieser emaillierten Blech-Plomben, daß längst niemand mehr registriert, wer gerade welche von wem verliehen bekommt. (…)
(Steinmeiers Anachronismus, 23.04.2023)
Während Merkel Tand, wie das "Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland in besonderer Ausführung", den zweithöchstmöglichen deutschen Orden, gern einsammelt, nutzt auch der Ordensverleiher den Glanz für aktuelle politische Zwecke aus. Frank-Walter Steinmeier wusch mit den Großkreuz-Firlefanz auch seine eigene verfehlte Russland-Politik rein.
In zwei Wochen gibt es schon das nächste Blech-Gedöns für die Exkanzlerische Brust: Ministerpräsident Hendrik Wüst verleiht Merkel feierlich den Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen.
Der Hintergedanke ist offensichtlich, wenn der CDU-Regierungschef der ehemaligen CDU-Regierungschefin den Preis dafür verleiht, Deutschland 16 Jahre lang aufs Abstellgleis geführt zu haben: Wüst will zukünftiger CDU-Regierungschef im Bund werden und muss dazu seinen Gegenspieler, den CDU-Chef Merz aus dem Weg räumen. Der aufbrausende Merz leidet nicht nur an schweren Bildungslücken, sondern kann sich insbesondere nicht selbst kontrollieren. Daher entfährt ihm immer wieder irgendein unausgegorener Unsinn, der ihn anschließend dumm dastehen lässt. Ein besonders wunder Punkt ist für ihn Angela Merkel, die er a) hasst wie die Pest und auf die er, noch schwerwiegender, b) rasend eifersüchtig ist.
Jeder vernünftige CDU-Bundesvorsitzender hätte der ewigen CDU-Vorsitzenden Merkel zur Verleihung des "Großkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland in besonderer Ausführung" gratuliert, wäre zur Verleihung erschienen, egal wie sehr er sie nicht ausstehen kann.
[….] Wer hörte, wie der stellvertretende CDU-Vorsitzende Carsten Linnemann, ohne der Geehrten mit einem Wort zu gratulieren, davon sprach, die Kanzlerin habe "große Verdienste", nur um im selben Atemzug zu betonen, sie habe "eklatante Fehler" gemacht - der musste sich über Friedrich Merz' gesammeltes Schweigen nicht weiter wundern. Die traurigsten Unterstellungen kamen allerdings von einem Mann, der als Vorsitzender der CDU-Kommission "Wertefundament und Grundlagen" gehalten ist, über die Grundwerte der Union nachzudenken: Wenn Steinmeier seiner "alten Chefin" einen Orden verleihe, so der Historiker Andreas Rödder, sei das nicht nur Selbstbeweihräucherung, sondern auch ein "Akt der verantwortungslosen Ignoranz". [….]
(Norbert Frei, SZ, 27.04.2023)
Merz verhielt sich aber wie ein schmollendes Sandkastenkind und gönnt seiner Vorgängerin nicht das Schwarze unter den Fingernägeln.
Das ist charakterlich verkommen und politisch dämlich.
Insbesondere eröffnet das aber eine Flanke für seinen Rivalen Wüst, der sofort
die Chance ergriff, um zu demonstrieren, daß er das kann, was Merz nicht fertigbringt:
Den Schulterschluss mit der breiten Merkel-Wählerbasis und ausreichend
Selbstbeherrschung, um so eine Schauveranstaltung durchzuziehen. Außerdem zeigt er, daß er als Regierungschef ein Amt hat, in dem er hoinorige Preise vergeben kann, um Merz damit Salz in seine Wunden zu streuen. Der alternde Sauerländer hat gar nichts zu vergeben.
Merz, *1955, zeigt einmal mehr, wieso er in über 67 Jahre noch nie ein Regierungsamt innehatte und fast jede Wahl, zu der er antrat, verlor. Sogar in verzweifelten Situationen zweitklassigen Alternativen wie Kramp-Karrenbauer oder Laschet unterlag. Seine intellektuellen Mängel sind gar nicht das Problem, sondern seine persönliche Unausstehlichkeit. Selbst in der eigenen Partei mag man ihn nicht, weil er nicht netzwerkt und unfähig ist, Freundlichkeit oder Empathie wenigstens zu simulieren.
So muss der NRW-Mann Merz als Bundesvorsitzender hilflos zusehen, wie ihm sein eigener Landesverband abhandenkommt und sich an den 20 Jahre jüngeren Wüst ranwirft, weil der es vermag, die in der Bundespartei so extrem dominierenden NRW-Delegierten zu umgarnen.
Darin ist er seinem ehemaligen Chef Armin Laschet nicht unähnlich. Pannen-Armin war zwar ein sagenhaft schlechter Wahlkämpfer, dem ich ewig dankbar sein werde, Olaf Scholz zur Kanzlerschaft verholfen zu haben, aber er ist wenigstens so nett, daß man ihn in CDU-Kreisen mag. So konnte er sich nach der desaströsen Bundestagswahl Ende 2021 nur drei Monate später auf den Prestige-Posten des Vizepräsidenten der Parlamentarischen Versammlung des Europarates retten. Natürlich sammelt der Trottel-Politiker fleißig Orden und Auszeichnungen.
Im Februar 2020 erhielt er den Orden wider den tierischen Ernst. Er war der erste Aachener, der den Orden erhielt.
Im März 2020 zeichnete die Union progressiver Juden in Deutschland (UpJ) ihn mit dem Israel-Jacobson-Preis aus und würdigte damit seine Verdienste für das liberale Judentum sowie die Stärkung des jüdischen Lebens in Nordrhein-Westfalen.
10. Mai 2021: Europäischer Handwerkspreis.
Im Juni 2021 wurde Laschet mit dem Großkreuz des Verdienstordens Pro Merito Melitensi ausgezeichnet. Der Souveräne Malteserorden ehrte ihn für seine Flüchtlings- und Migrationspolitik.
Die Anekdote mit den Examensklausuren veranlasste den Ehemann der ehemaligen französischen Lehrerin Brigitte Macron zu einem außergewöhnlichen Schritt. Wir erinnern uns:
(….) Ein noch unglücklicheres Bild gibt Armin Laschet ab, der schon immer zur Tölpelei neigte, ebenfalls in seinem Buch plagiierte, während eines Telefoninterviews in den Swimmingpool stolperte und bekanntlich die Klausuren seiner Studenten verbummelte.
Ungeschicklichkeit allein ist noch nicht so problematisch. Hinzu kommt bei Laschet aber die unangenehme Eigenschaft, furchtbar viel zu lügen und sich mit Hingabe selbst zu widersprechen.
Es passt ins Bild, daß er seine Studenten, nachdem er ihre Klausuren verloren hatte, nicht etwa die Wahrheit sagte, sondern sich aus der Situation schummelte, indem er sich Lügenzensuren aus den Fingern saugte. (….)
(Politisierende Fluten, 18.07.2021)
Laschet wird sein Leben lang für zwei Eigenschaften bekannt sein: Stümpern und Lügen.
[….] Nordrhein-Westfalens ehemaliger Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) erhält die höchste Auszeichnung Frankreichs: Staatspräsident Emmanuel Macron ernennt Laschet nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur zum Kommandeur im Nationalen Orden der französische Ehrenlegion. Laschet soll den Orden am kommenden Dienstag vom französischen Botschafter François Delattre in Berlin überreicht bekommen. Laschet war deutsch-französischer Kulturbevollmächtigter. Während der Pandemie nahm das Land NRW französische Patienten auf - was man Laschet im Elysee-Palast hoch anrechnete. Macron und er duzen sich. [….] Der Orden wurde 1802 von Napoleon gestiftet. Bis heute ist mit ihm ein Ehrensold verbunden. Für den Rang des Kommandeurs sind das rund zwölf Euro pro Jahr. [….]
Die höflichen Franzosen nehmen Laschet aber nicht nur als Kommandeur in die Ehrenlegion, sondern ehrten ihn gleichzeig auch noch, indem sie sein Verhalten mit Prüfungsklausuren adaptierten. Das nenne ich französisch-deutsche Synergie!
[….] Bewerberinnen und Bewerber für die französische Eliteuniversität École Normale Supérieure (ENS) in Lyon müssen erneut einen Aufsatz schreiben. Denn: Die Uni hat Unterlagen einer Zulassungsprüfung verschlampt, 4400 junge Leute sind davon betroffen. Ein Briefumschlag mit den Aufsätzen habe die Hochschulverwaltung nicht erreicht, teilte die Uni mit. Nach ergebnisloser Suche der Uni sowie des Postdienstleisters habe man sich zum Nachschreiben der Prüfung entschieden, alle Bewerber seien informiert worden. [….]
Laschet passt besser zu Frankreich, als ich dachte.
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