Die Unternehmer haben nach Jahrzehnten der Arbeitgeber-Ökonomie vielfach noch nicht verstanden, wie sich der Wind gedreht hat; wissen nicht wie man sich in einer Arbeitnehmer-Wirtschaft verhält.
Annonce schalten, herrisch auftreten, Mindestlohn bieten und im rüden Ton Bedingungen diktieren, funktionierte ein halbes Jahrhundert bei hoher Arbeitslosigkeit wunderbar. Die Angestellten muckten nicht auf, trauten sich nicht krank zu sein, nahmen klaglos Überstunden hin, ließen den Urlaub verfallen.
Lohnverhandlungen liefen stets im Sinne der Unternehmer, da sich immer jemand finden ließ, der den Job für weniger Gehalt machen wollte.
Die Folgen sind bekannt: Renditerekorde an der Börse, immer mehr Superreiche, sinkende Reallöhne, dramatische Spreizung der sozialen Schere.
Heute sind Läden geschlossen, werden keine Handwerkeraufträge angenommen, liegen Betriebe still, bleiben Hotels und Restaurants zu. Nicht weil es keine Nachfrage gäbe, sondern weil alle Arbeitgeber mit dem Fachkräftemangel hadern.
Sie haben noch nicht verstanden, nun um Mitarbeiter werben zu müssen, sie zu locken, zu umschmeicheln, für sich gewinnen zu müssen.
Was war das für eine Aufregung, als 2004 die EU erweitert wurde. CDU und CDU begleiteten das Ereignis mit Heulen und Zähneklappern, prophezeiten den Untergang der deutschen Wirtschaft, wenn nun Billigarbeiter aus Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Zypern über die Ostgrenze schwappten. Die Konservativen bekamen solche Schnappatmung, daß eigens ein bis zu sieben Jahre verzögerter Zugang zu den nationalen Arbeitsmärkten (Übergangsregelung nach „2+3+2-Modell“) vereinbart wurde. Die Schröder-Regierung versprach den xenophoben deutschen Wählern, die Polen erst 2006 ungehindert rein zu lassen.
Der damalige NPD/DVU-Wähler wußte genau, wie der heutige AfD/CSU-Wähler nämlich zwei Dinge ganz sicher:
1) Die Ausländer sind alle faul und arbeitsscheu.
2) Die Ausländer arbeiten bienenfleißig und nehmen uns die Jobs weg.
Schon perfide, diese Ausländer: Betreiben Lohndumping, indem sie klaglos jeden Job übernehmen und ruhen sich auf unsere Kosten in der sozialen Hängematte aus.
Diese typisch Polnische Bosheit hatten auch die britischen Konservativen um Boris Johnson erkannt, damit ihr Volk in den Brexit getrieben, die Freizügigkeit für EU-Arbeitskräfte auf den britischen Inseln beendet und mit beeindruckender Stringenz den kontinuierlichen Absturz der britischen Wirtschaft eingeläutet.
Ob Gesundheitssystem, Landwirtschaft oder Lastwagenfahrer – in Sunakistan geht nichts mehr. Leere Regale überall.
Die Briten können nun im Winter wählen: Frieren oder Hungern.
(….) Im Jahr 2021 war es
soweit, daß sich auch die Londoner an leere Gemüseregale gewöhnten.
Lieferketten waren zusammengebrochen, Importeure verzweifelten an
Zollbestimmunen, britische Obstbauern fanden keine „picker“ und schon gar nicht
gab es Lastwagenfahrer, um Waren zu transportieren.
[…] Die Momentaufnahme dieser Woche wiederholt sich seit Wochen allerorten auf der Insel: Tankstellen bleiben geschlossen, in Supermarkt-Regalen herrscht gähnende Leere. Die Fastfood-Kette Nando’s sah sich zur zeitweiligen Schließung von 45 Filialen gezwungen, weil das Hauptnahrungsmittel Hähnchenflügel nicht in ausreichenden Mengen zur Verfügung steht. Vergangene Woche machte McDonald’s Schlagzeilen: Wegen „vorübergehender Lieferprobleme“ muss die durstige Kundschaft bis auf weiteres auf ihre angestammten Milkshakes verzichten. Wegen der andauernden Versorgungsschwierigkeiten schlagen jetzt Firmen und Lobbyverbände wie der Industrieverband CBI Alarm: Der Lagerbestand im Einzelhandel befindet sich auf dem niedrigsten Niveau seit fast vier Jahrzehnten. Sogar EU-feindliche Medien müssen einräumen: Der Brexit gehört zu den wichtigsten Gründen für die mittlerweile dramatischen Engpässe. „Das lässt sich nicht mehr als kurzzeitiges Problem abtun“, warnt Andrew Sentance von der Beratungsfirma Cambridge Econometrics. „Diese Situation könnte länger andauern als die Leute meinen.“ [….]
Die Tory-Umweltministerin Therese Coffey empfiehlt stattdessen Rüben zu essen. (….)
Die Fähigkeit der Konservativen, sich gegen die Realität zu sperren, ist beachtlich.
Deutsche Pflegeheime, deutsche Bauern nehmen heute jeden polnischen Arbeitswilligen mit Kusshand. Aber der Spargelstecher und die Altenpflegerin aus Galizien kennen heute ihren Wert, lassen sich nicht mehr für 800 Euro im Monat mit 12 Männern in eine kalte Baracke sperren, um eifrig und stumm 60 Wochenstunden zu racken.
Die Merze und Söders und Weidels müssen an ihren Drohkulissen arbeiten. Während sie noch vor Migranten warnen und Grenzschließungen fordern, wird die wahre Drohung eine ganz andere: Was tun wir, wenn wie in Britannien und Florida wirklich die Migranten wegbleiben? Dann wird auch die deutschen Ökonomie gnadenlos abschmieren.
Floridas schwulenhassender antidemokratischer Diktator Ron DeSantis bekommt davon gerade einen Vorgeschmack. Um die von Trump und ihm eigenhändig angestachelte migrantenfeindliche Basis - „BUILD THE WALL!“ – weiter anzuheizen, unterzeichnete er eine der ausländerfeindlichsten Verordnungen der US-Geschichte.
[….] Hispanic Rights Group Advises Against Florida Travel Amid DeSantis Immigration Crackdown
“Florida is a dangerous, hostile environment for law-abiding Americans and immigrants,” said Domingo Garcia, president of the League of United Latin American Citizens. [….]
In der Folge der rassistischen Umtriebe ihres Gouverneurs, schmeckt Florida nun etwas Sunak-Medizin. Sollte nämlich das passieren, mit dem DeSantis prahlt – daß keine Migranten mehr nach Florida kommen – steht der Staat still.
Verwaiste Baustellen, leere Supermarktregale, medizinische Einrichtungen ohne Service kann man diese Woche schon erleben.
Mögen migrantische Arbeiter auch weiterhin Orte wie Ostdeutschland, England oder Florida meiden, in denen die Ureinwohner rechtsextreme xenophobe Parteien wählen. Dort wird es drastisch bergab gehen.
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