Hunderttausende Menschen, Zivilisten und Soldaten, sind in der Ukraine schon getötet und schwer verletzt worden
Millionen haben Angehörige und Freunde verloren. Das ist, weit vor allem Anderen, der schlimmste Aspekt dieses Angriffskrieges auf die Ukraine.
Wie viele Opfer es bisher gibt, kann niemand seriös sagen, da beide Seiten die Zahlen zur Propaganda missbrauchen. Die toten Gegner werden massiv übertrieben, die eigenen Verluste drastisch untertrieben.
[….] Nach Schätzungen der USA und anderer westlicher Behörden sind seit Russlands Krieg gegen die Ukraine 200.000 russische Soldaten getötet und verwundet worden. Das hatte die New York Times berichtet. „Die Zahlen für die Ukraine und Russland sind Schätzungen, die auf Satellitenbildern, abgefangener Kommunikation, Informationen aus sozialen Medien und Medienberichten vor Ort sowie auf offiziellen Berichten beider Regierungen beruhen“, so die Zeitung.
Hunderte von russischen und ukrainischen Truppen wurden in letzter Zeit täglich bei den Kämpfen um die östliche Stadt Bachmut getötet oder verletzt, der längsten und blutigsten Schlacht der russischen Invasion, sagten Regierungsbeamte der New York Times. Demnach übersteigen die Verluste Russlands bei seinem Angriff auf Bachmut bei weitem den strategischen Wert der Stadt. Moskau sieht die Einnahme Bachmuts wohl als entscheidend an, um in der ukrainischen Region Donezk die Überhand zu gewinnen. [….]
Es gibt einige weitere riesige Probleme am Krieg in der Ukraine.
Wie soll die Ukraine nach dem Kriegsende
Sicherheitsgarantien bekommen?
Das ginge nur innerhalb der NATO. Aber das würde Russland und auch China zur
Weißglut treiben. Außerdem zeigt Recep Tayyip Erdoğan am Beispiel Finnland und
Schweden, wie schwierig es ist, selbst bei solchen idealen Beitrittskandidaten
ein einstimmiges Votum aller bisherigen Mitgliedsstaaten zu bekommen. Von 30
Regierungschefs das Ja zum Ukraine-Beitritt mit all den Risiken zu bekommen,
geht über mein Vorstellungsvermögen hinaus.
Wie soll die Ukraine im Frieden eigentlich wieder aufgebaut werden?
Die Ukraine ist fast doppelt so groß wie Deutschland und die gesamte Infrastruktur wurde inzwischen zerstört. Wir sehen, wie nahezu unmöglich es ist, eine moderne Stromversorgung in einem intakten sehr reichen Land wie Deutschland aufzubauen. Es fehlt nicht nur an Geld, sondern auch an Man-Power, Know-How und Baumaterialien. Wir schaffen es weder, eine digitale Infrastruktur, noch 300.000 Wohnungen zu bauen. Wie soll denn ein völlig zerstörtes doppelt so großes Land von Grund auf neu gebaut werden? Ein Land, das Pleite ist?
Die DDR war nur ein Sechstel so groß wie die Ukraine und nicht durch einen Krieg zerstört. Alle Menschen hatten Wohnungen und Arbeit. Die Wiedervereinigung kostete nach Schätzungen rund zwei Billionen Euro, also 2.000 Milliarden = Zwei Millionen Millionen.
Was wird die Instandsetzung einer zerbombten Ukraine kosten? Zehn Billionen Euro? Bei den Deutschen schwindet bereits die Solidarität. Mit den Republikanern an der Kasse, wird es solche Summen auch nicht aus den USA geben. China steht auf der Seite Russlands. Es bleibt Europa.
Und das in einer schweren europäischen Wirtschaftskrise. Die Ukraine wird völlig auf finanzielle Solidarität anderer Nationen angewiesen sein. Also muss die Ukraine EU-Mitglied werden. Und dazu sollen Viktor Orbán und die anderen Netto-Empfänger „Ja“ sagen? Obwohl sie wissen, dann für womöglich Jahrzehnte, selbst keine Strukturhilfen mehr zu bekommen, weil alles nach Kiew fließt?
Schließlich ist da noch eine Sache: Der Krieg tobt noch. Es wird geunkt; ich kann das nicht überprüfen; es habe in den letzten Wochen und Monaten womöglich ein Zeitfenster gegeben, um die Russen zu vertreiben, weil sie durch den unerwarteten Widerstand sehr geschwächt wurden und die Frontlinie locker wurde. Da fehlten der Ukraine aber die Panzer und Flugzeuge, um das auszunutzen.
Diese Gelegenheit soll, angeblich, verstrichen sein, da Putin gnadenlos seine Truppen ohne Rücksicht auf Verluste, aufstockt.
[….] Die ukrainischen Truppen stehen an drei Frontabschnitten im Donbass unter Druck und büssten dort in den letzten Tagen weiteres Terrain ein. Präsident Wolodimir Selenski räumte die Rückschläge am Wochenende indirekt ein, [….] Hatte Moskau die Invasion vor einem Jahr mit rund 150 000 Mann begonnen, sind nun nach Erkenntnissen des ukrainischen Militärnachrichtendienstes mehr als 320 000 Mann beteiligt. Westliche Stellen schätzen, dass Russland weitere 150 000 bis 200 000 Soldaten in Reserve hält, wobei sich ein Teil von ihnen noch in Ausbildung befinde. [….] Für die Ukrainer ist dies eine frustrierende Entwicklung. [….] Inzwischen scheint klar, dass den Truppen Kiews die militärische Initiative völlig entglitten ist. Die schwierigen jahreszeitlichen Bedingungen, namentlich die lange «Schlamm-Saison» im Spätherbst, waren einer der Gründe dafür. Aber ins Gewicht fiel vor allem, dass die vom Kreml verfügte Teilmobilmachung trotz ihrer chaotischen Durchführung ermöglichte, Lücken in den russischen Verteidigungslinien zu füllen. Der russische Durchbruch bei Soledar, unweit der stark umkämpften Bezirkshauptstadt Bachmut, kurz nach Neujahr zwang die Ukrainer zudem, mehr Kräfte an diesen Frontabschnitt umzulenken und eigene Angriffspläne zurückzustellen. Für die Verteidiger von Bachmut entwickelt sich die Lage ungünstig. Die Stadt in der Provinz Donezk ist mittlerweile von drei Seiten umzingelt. [….]
Ob die Ukraine gewinnt, kann seriös niemand sagen. Gut sieht es nicht aus. Was der Westen tut, wenn die Leopard-II-Panzer nichts nützen, weiß auch niemand.
Im Westen traut sich noch nicht einmal jemand, zu definieren, was eigentlich die Ziele der Nato sind. Russland komplett aus der Ukraine vertreiben? Russland auch von der Krim vertreiben? Oder würde man Putin für den Gesichtsverlust ein paar ehemals Ukrainische Gebiete überlassen, damit wenigstens der Krieg aufhört? Wer bringt das Kiew bei? Regime-Change in Moskau? Soll Putin ganz entmachtet werden? Kommt die Ukraine in die NATO? Da es über die Fragen in der EU und in der NATO keine Einigkeit gibt, kommt es auch nicht zu signifikanten diplomatischen Initiativen.
Wer in Deutschland auch nur darüber nachdenkt, ehrlich zu verhandeln, also ohne wie Wagenknecht und die AfD und Michael Kretschmer der russischen Propaganda auf den Leim zu gehen, wird wütend von den bellizistischen Grünen attackiert. Die grüne Außenministerin plant jedenfalls keine Friedensinitiative. Und die FDP schon gar nicht. Die einstigen Ökopaxe schießen scharf, wenn ein Sozi pazifistisch daher kommt.
[….] nun geben sich die Grünen verstimmt über Aussagen von SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich. Omid Nouripour, Co-Vorsitzender der Grünen, sei »irritiert« über einen neuen Kommentar von Mützenich – gerade zum jetzigen Zeitpunkt, kurz vor dem ersten Jahrestag des Beginns des russischen Angriffskrieges.
Was war passiert? Mützenich hatte sich am Sonntagabend in der ARD-Sendung »Bericht aus Berlin« grundsätzlich positiv zu einem brasilianischen Vorschlag für eine mögliche Vermittlung im russischen Krieg gegen die Ukraine geäußert. »Ich finde, man muss jede Initiative aufnehmen, die diesen Krieg möglicherweise früher beendet, weil er auf dem Schlachtfeld nach meinem Dafürhalten nur noch weiter blutiger wird«, sagte der SPD-Fraktionschef. [….] Je länger der Krieg dauere, umso schwieriger wären später möglicherweise auch Verhandlungen. »Deswegen ist die Ankündigung von Brasilien wichtig, aber da müssen sich jetzt auch noch andere Regierungen anschließen.« Die Bundesregierung hatte zurückhaltend auf den Vorschlag reagiert.
Mützenich hatte zudem eine umstrittene Äußerung von Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) kritisiert. »Dass die Außenministerin einen solchen Satz geprägt hat, nutzt eigentlich nur der Propaganda in Moskau«, sagte er. Baerbock hatte Ende Januar mit folgenden Worten zum Zusammenhalt der westlichen Verbündeten aufgerufen: »Wir kämpfen einen Krieg gegen Russland und nicht gegeneinander.« [….]
Es wird noch lange weiter gestorben.
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