Die Welt der international Sport-Großereignisse; insbesondere die Welt ihrer Funktionärs-Eliten, war in den letzten Wochen wahrlich nicht arm an Irrsinn.
Ich gebe mir akribisch Mühe, alle entsprechenden Meldungen zu ignorieren; die Nachrichten gleich abzuschalten, wenn der Sportteil kommt. Die elende Larmoyanz, die in allen Medien über das Ausscheiden der deutschen Bällchentreter mitschwingt. Also ob es naturgegeben wäre, immer zu gewinnen. Was ist denn mit „dabei sein ist alles“ geworden?
Am meisten ärgere ich mich, daß es Namen wie „Hansi Flick“ oder „Oliver Bierhoff“ bis in meine Großhirnrinde geschafft haben und dort nun Platz besetzen, den ich lieber mit wichtigeren Informationen gefüllt hätte. Man entgeht dem Mist nicht, weil Tagesschau, Spiegel und Süddeutsche Zeitung, genau wie BILD und RTL meinen, es wäre relevant, ihre Leserschaft über die Welt der Ballspielmillionäre aufzuklären.
Heute wartete die Mopo-Titelseite mit einer Sportfunktionärsmeldung auf, die den Irrsinn ins Quadrat setzte.
Offenbar denkt der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) daran, sich zum 100. Jubiläum der Nazi-Spiele von Adolf Hitler 1936, für die Olympischen Spiele zu bewerben. Mutmaßlicher Austragungsort: Hamburg. „Hamburg 2036“
[….] Jetzt will es der DOSB noch mal wissen: Bis Ende 2023 will er entscheiden, ob und mit welchen Städten sich Deutschland für die Olympischen und Paralympischen Spiele in 2036 oder 2040 bewerben könnte. 2024 würde dann die Bevölkerung über die Bewerbung abstimmen. Einer der möglichen Kandidaten: Hamburg. [….]
Was ist nur los mit diesen Leuten?
1.)
Diese hochkommerzialisierten Dopingfestspiele der ultrakorrupten IOC und FIFA sind out.
[….] Desinteresse und Boykottstimmung in Deutschland: Etwa 50 Prozent weniger TV-Zuschauer bei der Katar-WM.
Keine anderen Fernsehsendungen sind in Deutschland so beliebt wie Liveübertragungen von großen Fußballturnieren. Doch die WM in Katar sorgt für einen beispiellosen Quoteneinbruch. [….]
2.)
Die 2021 abgehaltenen Olympischen Sommerspiele von Tokio 2020 haben gezeigt, wie
solche Mega-Veranstaltungen im Zeitalter der Pandemien ablaufen: Verzögerungen,
Absagen, Verschiebungen. Ausschluss von Zuschauern, Gespenster-Sport vor leeren
Rängen (wie jetzt auch vielfach in Katar). Ausgesperrtes Volk,
Friedhofsstimmung.
3.)
Moderne Olympische Spiele sind immer ein finanzielles Desaster für den Ausrichter. Nur die IOC-Funktionäre stopfen sich die Taschen voll. Ich habe nicht den Eindruck, daß Deutschland nach Krieg, Pandemie und Energiekrise, ein paar Dutzend Milliarden an Sportfunktionäre zu verschenken hat. Mit fallen da ein paar etwas wichtigere Möglichkeiten ein, um Geld auszugeben: Klimawandel. Energiewende. Hunger in der Welt. Infrastruktur. Wiederaufbau Ukraine. Zum Beispiel.
4.)
Wenn es eins gibt, von dem wir in Hamburg mehr als genug haben, dann sind es Stau und Großbaustellen. Die Stadt steht ohnehin schon still, weil alle drei Meter Tiefbauarbeiten stattfinden.
[….] Hamburg ist neben Wiesbaden die Stadt in Deutschland, bei der der motorisierte Straßenverkehr am längsten im Stau steht. Das ist das Ergebnis des "TomTom Traffic Index" für 2021, für den die Daten aus 27 deutschen Städten ausgewertet wurden. [….]
Und nun sollen zusätzlich noch Dutzende Mega-Wettkampfstätten und ein Olympisches Dorf gebaut werden?
5.)
Abgesehen von den Kosten: Es gibt in ganz Deutschland keine Kapazitäten in der Bauwirtschaft. Alle Gewerke leiden unter drastischem Fachkräfte- und Materialmangel.
[….] Die Bundesregierung scheitert nach Einschätzung der Bauwirtschaft mit ihrem Versprechen von 400.000 neuen Wohnungen im Jahr. "Es droht ein Absturz mit Ansage, die Regierung wird ihr Wohnungsziel krachend verfehlen", sagte der Präsident des Gesamtverbands der deutschen Wohnungswirtschaft, Axel Gedaschko, der "Bild". Bauherren müssten demnach bis zu 60 Prozent mehr Miete verlangen als vor zwei Jahren. Konkret rechnet Gedaschko in diesem Jahr mit rund 250.000 neugebauten Wohnungen. Für 2023 sagt er 200.000 voraus und für "2024 dann noch weniger". [….]
6.)
Selbst wenn wie durch ein Wunder hunderttausende Bauarbeiter und Handwerker vom Himmel fielen und mit ihnen Millionen Tonnen preisgünstiges Baumaterial, hätte nicht nur der Wohnungsbau Priorität vor olympischen Luftpistolen-Schießanlagen, sondern es wartet auch noch die Megaaufgabe „energetische Sanierung“. Millionen Altbauten müssen gedämmt, mit anderen Heizungen versehen und mit neuen Fenstern bestückt werden.
7.)
Die Hamburger wollen keine Olympischen Spiele in ihrer Stadt! Am 29.11.2015 holten sich DOSB und Senat schon einmal eine blutige Nase, als unter deutlich günstigeren, vorpandemischen und Vorkrisen-Zeiten, 52% der Hamburger „NOLYMPIA“ sagten.
8.)
Olympische Spiele sind in demokratischen Staaten ohnehin kaum noch denkbar, weil sie finanzielle und ökologische Desaster sind.
Das haben die Bürger längst begriffen und verhindern den Irrsinn – sofern sie gefragt werden. Mit 54% lehnten die Bayern 2013 eine Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2018 in Garmisch-Patenkirchen ab.
2014 zog Oslo die Bewerbung für die Olympischen Spiele 2022 zurück. 2015 das Nein aus Hamburg.
(….) Die Olympischen Spiele werden in Wahrheit gar nicht vermisst.
Wer nicht gerade selbst Sportler ist, oder in irgendeiner Form finanziell von Sportveranstaltungen lebt, kann durchaus auf das milliardenschwere Pharma-Spektakel verzichten. Im Gegenteil, der Bombast-Kommerz ist sogar so unbeliebt, daß das IOC so gut wie keine Chancen mehr hat die Spiele an demokratisch regierte Länder zu vergeben. Wann immer das Volk auch etwas dazu sagen darf, heißt es ‚NEIN DANKE‘!
Hamburg, Oslo, München/Garmisch, Graubünden 2026, Boston, Innsbruck 2026 – überall holten sich die Bewerber und das IOC blutige Nasen vom Wahlvolk.
Ein so ökologisch wahnsinniges und extrem überteuertes Korruptionsprojekt kann man nur noch durchführen, wenn wie in Sotchi oder Peking per order di mufti entschieden wird und die Bewohner der fraglichen Orte nichts zu melden haben.
Selbst im obrigkeitshörigen Japan sinkt die Begeisterung für die auf den 23.Juli 2021 verschobenen Spiele dramatisch. Allein die Verschiebung um ein Jahr kostet sechs Milliarden Euro. (….)
Ohne Bürgerbeteiligung wird sich der DOSB glücklicherweise keine Vorstöße mehr leisten.
Nach den krachend gescheiterten Bewerbungen von Berlin, München und Hamburg bin ich zuversichtlich, daß sich die Sportfunktionäre wieder ein gewaltiges NJET holen werden, sollten sie uns Hamburger 2024 zu so einem Vorhaben befragen.
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