Die US-Präsidentenwahl liegt sieben Monate zurück. Joe Biden gewann nicht nur deutlich, sondern mit einem Rekordstimmenergebnis.
Zum Vergleich; Ronald Reagans Erdrutschsieg von 1984, als er mit 525/538 fast 98% der Wahlmännerstimmen holte, entsprach 54 Millionen Stimmen. Bill Clinton holte 45 und 47 Millionen Stimmen (1992/96). George W. Bush gewann im Jahr 2000 mit 50 Millionen Stimmen.
Biden spielt in einer anderen Liga und holte sagenhafte 81,3 Millionen Votes.
Der 46. US-Präsident regiert nun viereinhalb Monate und das sogar enorm effektiv. Die Stimmung hat sich grundsätzlich zum Besseren gewandelt, die Impfkampagne macht rasante Fortschritte, die Corona-Infektionszahlen gehen zurück, die Wirtschaft zieht deutlich an.
Trumps Republikaner in Arizona sind ihrem Cult-Leader aber so hörig, daß sie eifrig die rechtsradikale Lüge von der „gestohlenen Wahl“ weiter verfolgen und wie besessen mit immer neuen Recounts das Wahlmännerergebnis ihres Bundesstaats kippen wollen.
Biden gewann den Staat im Südwesten mit 1.672.143 zu 1.661.686 Stimmen, wie unzählige Überprüfungen zweifelsfrei nachwiesen. Das entspricht 49,4% für Biden und 49,1% für Trump. Damit gehen alle 11 Wahlmännerstimmen an Biden.
Selbst in dem rein theoretischen Fall, daß man sich immer wieder um 12.000 Stimmen verzählt hätte und Arizona doch an Trump ginge, würde das nichts an Bidens Gesamtwahlsieg ändern.
Die religiösen Fanatiker hält das aber nicht ab.
[…..] Die Republikaner in Arizona suchen mit UV-Licht und einem zwielichtigen Partner namens "Cyber Ninjas" noch immer nach einem angeblichen Wahlbetrug. […..] Die neueste Episode in Donald Trumps Erzählung vom angeblichen Wahlbetrug handelt vom Test mit UV-Licht. Sie lautet so: Trumps Regierung will die Wahlzettel für die Präsidentschaftswahl 2020 mit einem geheimen Wasserzeichen versehen haben, dass nur unter UV-Licht zu erkennen sei. Um Wahlbetrug nachzuweisen, müsse nun belegt werden, dass es diese Wasserzeichen-Wahlzettel wirklich gebe. Alle anderen Wahlzettel wären dann - so wird es in Kreisen der Verschwörungsmystiker von QAnon als gegeben angenommen - von den Demokraten gefälscht. Was wiederum in der QAnon-Logik erklären würde, warum in Arizona Joe Biden und nicht Donald Trump die Wahl mit etwas mehr als 10 000 Stimmen Vorsprung gewonnen hat. Die Geschichte ist voller Widersprüche. Zum einen: Jeder Bundesstaat druckt seine Wahlzettel selbst. Wasserzeichen werden in Arizona außerdem nicht verwendet. Dennoch halten derzeit im "Veterans Memorial Coliseum" von Phoenix, Arizona, Helfer an schwarz ausgekleideten Pappboxen Wahlzettel um Wahlzettel unter ein UV-Licht und suchen nach den mysteriösen Wasserzeichen. Seit Ende April zählen und prüfen Hunderte bezahlte Helfer im Auftrag der Republikaner im Senat von Arizona alle 2,1 Millionen Stimmzettel aus Maricopa County noch einmal nach. Maricopa County, zu dem auch die Landeshauptstadt Phoenix gehört, ist der größte Kreis in Arizona. Biden hatte allein hier mehr 40 000 Stimmen Vorsprung. Es ist nicht ganz klar, was sich die Republikaner von dieser Nachzählung versprechen. Die Wahl ist auch in Arizona mehrfach überprüft worden. Zweimal wurde nachgezählt, beaufsichtigt von überparteilichen Gremien. Gerichte haben alle Klagen wegen Wahlbetrugs als unbegründet zurückgewiesen. Das republikanisch geführte County hatte sogar selbst eine forensische Überprüfung der Wahlmaschinen angeordnet. Ergebnis: keine Auffälligkeiten. […..]
(Thorsten Denkler, SZ, 13.05.2021)
Arizona ist einer dieser südlichen US-Staaten, der Jahrzehnte fest in der Hand konservativer Republikaner war, nun aber aufgrund der demographischen Entwicklung langsam zu kippen beginnt. Demokratische Präsidentschaftskandidaten können, wie Joe Biden, durchaus schon knapp den Staat für die Bundesebene gewinnen.
Zum Entsetzen der Rechten gingen beide US-Senatsposten innerhalb eines Jahres verloren. Nach der Demokratin Kyrsten Sinema (folgte 2019 dem (Trump-kritischen) GOPer Jeff Flake) gewann 2020 auch noch der demokratische Ex-Astronaut Mark Kelly den zweiten US-Senatorenposten nach 51 Jahren republikanischer Senatoren gegen Martha McSally.
Auf der Staatsebene regiert aber immer noch die GOP. Der Republikaner Douglas Ducey ist seit 2015 ist er Gouverneur des Bundesstaates Arizona. Im Arizona House of Representatives haben die GOPer eine absolute 31:29-Mehrheit. Im Senat von Arizona führen die Republikaner sogar noch mit 18 zu 12 Sitzen.
In Arizona vollzieht sich die Mikroversion des Trumpismus auf Bundesebene: Da man nicht ehrlich gewinnen kann, schränken die GOPer das Wahlrecht sukzessive so weit ein, daß so viele demokratische tickende Menschen von den Wahlurnen ferngehalten werden, um der weißen radikalen rechten rassistischen Minderheit weiterhin zu einer politischen Mehrheit zu verhelfen.
[…..] Trump wird sich das Amt zwar nicht zurückholen können. Sein Kalkül aber dürfte ein anderes sein: Er will das Vertrauen in die Demokratie erschüttern, um Wahlrechtsänderungen zugunsten der Republikaner zu ermöglichen, wie sie zuletzt in Georgia und Texas beschlossen wurden und in Arizona geplant sind. Dort soll etwa die Briefwahl stark eingeschränkt werden. […..]
(Thorsten Denkler, SZ, 13.05.2021)
Als gute Christen wissen die State-GOPer aber nicht nur politisch was zu tun ist; nämlich Schwarzen, Armen, Schwulen, POCs das Wahlrecht zu nehmen; sondern auch moralisch orientieren sie sich an ihren Vorbildern aus Mar A Lago und deutschen Konzentrationslagern.
Sie setzen wieder auf Gaskammern und haben schon die Chemikalien besorgt, um wieder Menschen mit „Zyklon B“, also Cyanidgas zu töten.
[….] The state of Arizona is preparing to kill death row inmates using hydrogen cyanide, the same lethal gas that was deployed at Auschwitz. Documents obtained by the Guardian reveal that Arizona’s department of corrections has spent more than $2,000 in procuring the ingredients to make cyanide gas. The department bought a solid brick of potassium cyanide in December for $1,530. It also purchased sodium hydroxide pellets and sulfuric acid which are intended to be used to generate the deadly gas. The gas chamber itself, built in 1949 and disused for 22 years, has been dusted off and, according to the department, “refurbished”. […..]
So geht christliche Nächstenliebe in God’s Own Country.
Deswegen lieben die evangelikalen Christen ihren Helden Trump und die GOP so sehr.
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