Verwende als Blogger niemals unseriöse Quellen. Blog haben ohnehin schon einen katastrophalen Ruf; dem darf man nicht Vorschub gewähren, indem man BILD oder RT verlinkt.
Gibt es für eine Information mehrere Quellen, verlinke ich stets die seriöseste und im Zweifelsfall natürlich die Liberalere, da ich nicht ausgerechnet der extrem konservativen Verlagen zusätzliche Klicks verschaffen möchte.
Den äußersten rechten Rand der seriösen Presse bilden Springers WELT und die Frankfurter FAZ. Auf die Welt beziehe ich mich nach Möglichkeit gar nicht; schließlich stehen dahinter der unsägliche Ulf Poschardt und dahinter der BILD-Macher Döpfner.
Allerdings, das muss man zugegen, gibt es unter den fast durchweg sehr konservativen Welt-Artikeln vereinzelte Juwelen, gute Kolumnisten.
Sogar Denis Yücel arbeitete für die Welt.
Der FAZ-Verlag ist nicht ganz so problematisch wie SPRINGER, aber dafür überschreitet das Blatt selbst gelegentlich Grenzen zum Rechtspopulismus, rückt seit zwei, drei Jahren noch weiter an den äußersten rechten Rand.
Es ist also durchaus aussagekräftig, daß der umstrittene Noch-SPD-Mann Wolfgang Thierse seine braunen Stinkbomben über die angeblich „furchtbaren BVG-Juristen“ und ihn nervende LGBTIs immer in FAZ-Texten platziert.
Warum wählt ein ehemaliger stellvertretender SPD-Bundesvorsitzender wohl so gern das rechteste gerade noch möglich Medium für seine Thesen?
Offensichtlich, weil er genau weiß, wo sein dog-whistle auf fruchtbaren Boden fällt.
Weswegen ich ein Parteiordnungsverfahren gegen Wolfgang Thierse für geboten halte, hatte ich bereits ausführlich inhaltlich begründet.
Inhaltlich gibt es auch keine neuen Entwicklungen; Thierse bleibt bei seinen aggressiven Anfeindungen.
Aber er befindet sich als typischer Katholidiot bereits in einem so fortgeschrittenen Stadium der delusion, daß pathetisch-aggressiv auf die Tatsache reagiert, daß ihm überhaupt jemand zu widersprechen wagt.
Zudem hält er sich selbst für so wichtig und unfehlbar, daß er glaubt, die SPD könne gar nicht ohne ihn.
Scheinheilig lässt er den SPD-Parteivorsitzenden öffentlich ausrichten, sie sollten ihm doch mitteilen, falls sie seinen Parteiaustritt wünschten.
Das war selbstverständlich nichts anderes als eine Drohung; Thierse läßt die Muskeln spielen.
[…..] Thierse droht im Streit mit SPD-Spitze mit Parteiaustritt! […..]
Ganz offensichtlich fühlt er sich sehr sicher, hält seinen eigenen Namen für so ungeheuer bedeutend, daß Kühnert und Esken niemals wagen würden sich gegen ihn zu stellen.
Unglücklicherweise behielt Thierse damit Recht; Esken telefonierte heute 30 Minuten mit ihm, wagte es aber anschließend ausdrücklich nicht, sich vor die queere Community und vor die Säkularen zu stellen, um sie gegen Thierse ein Schutz zu nehmen. Sie kriecht vor dem großen Namen und lässt devot verbreiten, keinesfalls seinen Parteiaustritt zu betreiben.
[…..] Esken soll betont haben, dass sie mit ihren Aussagen gegenüber der queeren Communty nicht speziell Thierse gemeint habe. Es sei ihr darum gegangen, ein Signal an die betroffene Community zu senden. Thierse geht nach wie vor davon aus, dass vor allem er gemeint gewesen sei. Nach der öffentlichen Distanzierung von Thierse und Schwan erwartet der frühere Bundestagspräsident nun ein öffentliches Signal der Parteivorsitzenden. Ob es zu weiteren Gesprächen oder gar einem Treffen komme, sei unklar. Auch Gesine Schwan wurde von Esken um ein Gespräch ersucht. Dieses soll am Abend stattfinden. […..]
Damit ist Esken Thierse voll in die Falle gelaufen und hat die Situation zweifach verschlimmert. Erstens macht sie deutlich wie wirksam Thierses Erpressung war, indem sie sich erpressen lässt.
Zweitens fällt sie bei dem hochgekochten Thema erneut Säkularen und LGBTI-Freunden in den Rücken, indem sie klar macht, daß die SPD-Vorsitzende sich im Zweifelsfall auf die Seite der reaktionären Aggressoren stellt.
Der schwule Berliner Journalist und Autor Dirk Ludigs verbreitet resigniert und unter Zustimmung seiner Follower wie unwählbar damit die SPD geworden sei; der renommierte Nollendorf-Blogger Johannes Kram sieht es genauso.
Eine sagenhafte Esken-Tölpelei mal wieder. Da wollte sie das Richtige tun, weil sie erkannte wie toxisch Thierse aus die LGBTIs wirkt, aber sie erreicht bloß dem Thema noch mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen und dann mit ihrem Kniefall vor Thierse die von ihm Angegriffenen endgültig von der SPD zu vertreiben.
Was für ein Desaster!
Wie peinlich insbesondere, wenn man bedenkt, daß der Parteivize Kühnert ebenfalls schwul und Berliner ist.
Was für eine Chance die beiden vergeben haben!
Sie hätten Rückgrat beweisen können, indem sie öffentlich erklärt hätten sich
nicht von Thierse erpressen zu lassen. Sie hätten viel Applaus von abwandernden
SPD-Wählern bekommen können, wenn sie Thierse unmissverständlich klar gemacht
hätten bei seinen Opfern zu stehen.
Aber vorbei, vertan, verdaddelt.
Um es noch schlimmer zu machen, sonnt sich Thierse stattdessen in dem Lob seiner neuen ganz rechten Freunde des äußerst rechten publizistischen Randes.
[…..] Wirtschaftsstaatssekretär Thomas Bareiß (CDU) etwa twitterte, die «Parteiausschluss-Debatte» offenbare die intellektuelle Leere der SPD. [….]
[…..] Ohnehin brodelt es derzeit in der SPD, was den angemessenen Umgang mit nicht-heterosexuellen Menschen oder Menschen mit Migrationshintergrund angeht. […..]
(Focus, 02.03.2021)
[…..] Die SPD cancelt sich selbst! Der langgediente Sozialdemokrat Wolfgang Thierse legt sich mit der Identitätspolitik an. SPD-Chefin Saskia Esken tadelt ihn dafür. Jetzt fragt Thierse, ob seine Parteimitgliedschaft noch „wünschenswert“ sei. Die Genossen sind offensichtlich unfähig zur Debatte. […..]
Die SPD-Parteispitze macht die stramm rechten Kolumnisten von FAZ, Focus und Cicero glücklich.
Humanisten, Konfessionsfreie, Aufgeklärte, Schwule, Lesben rennen aber davon.
Wie peinlich, Esken und Kühnert!
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