Als ich gestern über die Ursachen der steigenden Infektionszahlen bloggte, tagte die Ministerpräsidentenkonferenz mit der Kanzlerin noch.
Eine irgendwie geartete Fortführung des Lockdowns war zwar schon durchgesickert, aber angesichts der >100-Inzidenzen ohnehin allgemein erwartet worden.
Den um 2.30 Uhr nachts verkündeten Osterlockdown, nahm ich zunächst positiv überrascht zur Kenntnis. Kein Kirchengedöns, keine Osterausflüge und keine Supermärkte.
Eine Woche mit drei Feiertagen auszuwählen, erschien mit ebenfalls geschickt, weil das die wenigstens Arbeitstage trifft.
Schließlich sind es Kirchen, Konservative und Mr. Homophobia (Thierse), die seit Jahrzehnten mit haarsträubend-hanebüchenen Argumenten den Karfreitags-Lockdown beschwören.
Mit Schaum vorm Mund und blinden Eifer verlangen sie ganz ohne Infektionsgeschehen von jedem Atheisten, Konfessionslosen, Buddhisten, Hindu, Moslem und Agnostiker, sich 24 Stunden vollkommen still zu verhalten und auf gar keinen Fall einen Kinofilm wie „das Leben des Brian“ oder „Mary Poppins“ oder „Die Feuerzangenbowle“ anzugucken. Das Karfreitagstanzverbot wird auch in völlig atheistischen Städten wie Hamburg oder Berlin gnadenlos durchgezogen.
Im Jahr 2021 geht es aber nicht um Wolfgang Thierses und Margot Käßmanns private Missgunst, sondern um eine Millionenfach tödlich Epidemie, die in Deutschland schon 76.000 Tote forderte. Deutlich über 3.000 Covid19-Patienten liegen genau jetzt auf den Intensivstationen und kämpfen um ihr Leben.
Wenn das kein Grund ist, Rücksicht zu nehmen…
Gestern Nacht hatte ich aber noch nicht das Kleingedruckte gelesen.
Urlaub im eigenen Wohnmobil im MeckPomm ohne Kontakt zu anderen Touristen verboten, Flieger nach Mallorca erlaubt. Zwar sollten die Airlines dann für Corona-Schnelltests sorgen, aber Andi Scheuer konnte dort leider noch niemanden erreichen, um artig anzufragen, ob es den Bossen genehm ist.
Supermärkte geschlossen am 01.04. (Gründonnerstag), 02.04. (Karfreitag), sowie am 04.04. (Ostersonntag) und 05.04. (Ostermontag). Aber damit es bloß nicht konsequent wird und die Viren eine Chance bekommen, dürfen sich am 03.04. (Karsamstag) alle zum Einkaufen bei REWE, EDEKA und Co zusammenballen.
In meiner ersten „Naja, wenigstens etwas“-Reaktion hatte ich außerdem den allgemeinen Frust nicht nur im immer größeren Covidiotenlager (Nena gesellte sich heute zu Michael Wendler, Xavier Naidoo und „Jana aus Kassel“) unterschätzt.
Auch bei der seriösen Presse sind alle Dämme gebrochen; offenbar verbrauchten die Raffke-Methoden der CDU/CSU-Parlamentarier den letzten Rest Beißhemmung. Heute hagelt es vernichtende Kritik an den MPK-Beschlüssen.
Der enorme Vertrauensvorschuss der Kanzlerin scheint genau jetzt verbraucht zu sein.
Mir erschließ sich dieses Phänomen nicht vollständig, da sie sich bei mir nie einen solchen Vorschuss erarbeitet hatte.
Da die Ministerpräsidenten und ihre Berater eitel und schwatzhaft sind, konnte man heute in SPIEGEL und SZ sehr detailliert nachlesen, wie die Verhandlungen gelaufen waren: Als undisziplinierte Lockerungs-Fürsprecher traten die CDU-MPs Haseloff, Günther und Laschet auf. Sie chaotisierten und verlangten nach Extrawürsten.
Die drei Vernünftigen waren wie so oft Scholz, Merkel und Tschentscher, die in diesem Fall aber von Braun und Söder unterstützt wurden.
Aber die Zeit für differenzierte Betrachtungen scheint vorbei zu sein. Nun watschen auch die guten Journalisten „die Politiker“ in Bausch und Bogen ab, stechen durch, wie sich in Hintergrundgesprächen auch CDUCSU-Parlamentarier mit Grausen abwenden. Virologen sind frustriert über den untauglichen Versuch der MPK es allen irgendwie recht machen zu wollen, statt sich nur darauf zu konzentrieren, das Virus erst mal einzudämmen.
Wir sind jetzt alle BILD und folgen dem ehemaligen stellvertretenden Chefredakteurs des Schundblattes, der für SPON die Kanzlerin zerlegt.
[…..] Die Kanzlerin kann weg […..] Stellen wir uns also vor, Angela Merkel wäre heute in der Runde mit den Ministerpräsidenten nicht dabei. Frage: Welchen Beschluss könnte man dann nicht fassen? Welchen der Beschlüsse müsste man ihr hinterher mitteilen, weil sie, die Kanzlerin, ihn mit der Bundesregierung umsetzen muss? Antwort zweimal: arg wenig. […..] Im ersten Dreivierteljahr der Pandemie war das anders, weil sich die Länder Richtung und Tempo vom Bund und von Merkel einheitlich vorgeben ließen. Die Runde war nie mehr als ein verfassungsrechtliches Novum (oder Nullum), aber lange Zeit eben auch die beste, pragmatische Antwort auf die Notlage. Das ist nun vorbei, zermürbt wie das Land selbst hält die Runde nicht mehr, was sie in ihrer gemeinsamen Beschlussfassung verspricht. […..] Das nimmt inzwischen tragikomische Züge an, wenn sich etwa in Nordrhein-Westfalen, Sachsen oder Brandenburg einzelne Städte ihren Landesregierungen widersetzen und Schulen öffnen, wo sie schließen sollten, oder schließen, wo sie öffnen sollten. Das haben die Ministerpräsidenten nun davon: Vor etlichen Wochen entzogen sie ihrer Runde mit Merkel das Kommando in puncto Schulen, die das zähneknirschend gewähren musste. […..]
Ja, in vielen Dingen sind die Länder zuständig – diese katastrophale Lage haben wir übrigens dem damaligen CSU-Chef und Ministerpräsidenten Stoiber zu verdanken, der 2004/2005 all die Sonderrechte der Länder zementieren ließ.
Es ist immer übel, wenn die CSU Bundespolitik betreibt. Herdprämie, Hotelsteuersenkung, Anti-Ausländermaut und eben auch Föderalismusreform; die Partei ist das eiternde Furunkel Deutschlands.
In der vernichtenden ausführlichen aktuellen SPIEGEL-Titelgeschichte „Was zu vergeigen war“ wird ausführlich das Corona-Versagen in der Schulpolitik analysiert. Interessanterweise fällt der Name Anja Karliczek, immerhin deutsche Bundesministerin für Bildung und Forschung kein einziges Mal.
Sie ist ähnlich wie Horst Seehofer seit 13 Monaten vollständig abgetaucht und läßt ihr Amt in der zweitschlimmsten Krise der Nachkriegszeit (nach 1977) einfach ruhen.
Formal nicht zuständig. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Der Hamburger Innensenator Helmut Schmidt hatte während der ersten Sturmflutnacht 1962 auch nicht die Kompetenz und Zuständigkeit, um Bundeswehrkräfte zu dirigieren und deren Hubschrauber zur Menschenrettung einzusetzen.
Man kann aber mit Autorität und überzeugenden Argumenten jenseits der formalen Zuständigkeit sehr erfolgreich durchgreifen.
Ein fähiger Bundesinnenminister hätte, wie Otto Schily im Jahr 2001 das Heft des Handelns in die Hand genommen, Allianzen gebildet, Pläne vorgelegt.
So verfuhr auch Bundeskanzler Helmut Schmidt im „deutschen Herbst“, als er Helmut Kohl, Friedrich Zimmermann und Franz Josef Strauß ins Kanzleramt holte und sie allesamt mit seinen strategischen und taktischen Fähigkeiten so beeindruckte, daß sie sich allesamt fügten.
Sozi-Hasser Zimmermann verlor bis an sein Lebensende nie mehr ein schlechtes Wort über Schmidt.
Natürlich hätte eine fähige Bundesbildungsministerin schon im März 2020 erkannt, daß es ausgefeilte Pläne und Vorbereitungen bedarf, um die Schulen wieder zu öffnen. Sie hätte vorangehen müssen, die Kultusminister der Länder einbestellen und mitnehmen sollen.
Das Gleiche gilt für den Innen- und Heimatminister, der seit 13 Monaten das Lockerungs- und Urlaubs-Chaos von Landkreis zu Landkreis geordnet haben könnte.
Und das gilt natürlich auch für Merkel, die nicht immer schlaff feststellen sollte, wofür es in der MPK Mehrheiten gibt und jede andere Initiative vermissen lässt.
Wer hindert sie denn daran vorzupreschen, sich direkt ans Volk zu wenden, Maßnahmen gegen die Länder zu ergreifen?
Ich halte die föderalen Strukturen Deutschlands für etwas hinderlich in einer Pandemie. Aber das bedeutet nicht, daß automatisch dieses müde Chaos des März 2021 entstehen muss. Wir leisten uns aber einige kapitale Fehlbesetzungen in den Kernämtern. Neben den Genannten sind es auch noch Spahn und Scheuer. Katastrophale Totalausfälle, die Angela Merkel mit ihrer Richtlinienkompetenz längst rausgeschmissen haben könnte.
Kommen wir noch einmal zurück auf die eingangs erwähnten Kirchen, die seit 1949 intensiv ohne Not den Karfreitags-Lockdown für alle Ungläubigen durchsetzen.
Wer so viel Osterlockdown forderte, wird doch wohl einmal, wenn es um unmittelbare Lebensgefahr von Myriaden Menschen geht, den Lockdown nicht nur am Freitag, sondern auch dann, wenn es sie betrifft akzeptieren: Ostersonntag und Ostermontag.
Oder nicht? Nein, natürlich nicht.
[….] Katholische Kirche erteilt der Politik eine Absage
Die katholische Kirche will der Bitte von Bund und Ländern zum Verzicht auf Präsenz-Gottesdienste an Ostern nicht nachkommen. Sie verweist vor dem wichtigsten christlichen Fest auf Erfahrungen an Weihnachten. […..]
Unverschämt, dreist, unsolidarisch, gefährlich und borniert! 76.000 Tote? 3.000 Intensivpatienten? Egal!
[…..] Die beiden großen Kirchen reagieren zurückhaltend auf die Bitte von Bund und Ländern, in diesem Jahr auf Ostergottesdienste in Präsenz zu verzichten. "Wir sind überrascht worden. Ostern ist das wichtigste Fest für uns, Gottesdienste sind kein Beiwerk", sagt der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing. Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, meldet Klärungsbedarf an. Die Politik müsse erklären, warum "warum die bewährten Hygieneschutz-Maßnahmen, die alle Landeskirchen für ihre Gottesdienste haben, nun nicht mehr ausreichen sollen". Bedford-Strohm ließ offen, wie die einzelnen Gemeinden mit der Bitte der Politik umgehen würden. […..]
Nun wissen wir ja schon lange, daß Bischof Heinrich Bedford-Strohm nicht die hellste Kerze auf der Torte ist und immer etwas länger braucht, um Zusammenhänge zu verstehen.
Deswegen erkläre ich es HBS noch einmal in einfacher Sprache, so daß auch er mit seinen eingeschränkten mentalen Fähigkeiten folgen kann.
Das böse böse kleine unsichtbare Krümelchen, das deine Gläubigen krank macht, bleibt nicht immer gleich! Früher reichte einen Stoffmaske, um sich vor den Krankmacherchen zu schützen, aber nun haben sich Verwandte aus Südafrika und England nach Deutschland begeben und die sind noch viel viel böser. Die springen deine Schäfchen bei der kleinsten Unachtsamkeit an.
Und deine Präsenzgottesdienste könnten womöglich mit viel Abstand einigermaßen sicher stattfinden, aber ihr seid ja leider ein bißchen doof und wollt immer noch singen. Das ist schlecht, weil dadurch die bösen, bösen Infektionskeime, die genau im Rachen wohnen, herausgeschleudert werden.
Drittens werden deine Gläubigen bedauerlicherweise nicht aus dem heimischen Schlafzimmer von Enterprise-Chefingenieur Scott direkt auf ihren Sitzplatz in der Kirche gebeamt, sondern sie müssen allein hinfahren, sich in Busse und Bahnen setzen, begegnen auf dem Weg anderen Leuten, drängeln sich in den Eingangstüren, müssen gefahren werden.
Verstehst du das jetzt, HBS?
Als Ami wundere ich mich über gar nichts mehr. Nach VIER Jahren Trump mit über 30.000 Lügen, denken sich 74 Millionen Menschen 'toller Mann! Den wählen wir wieder!'
Die Dummheit und die Schlechtigkeit sind tief in den Menschen verankert.
Es gibt nur einen ganz dünnen zivilisatorischen Firnis, der die Massen dazu bringt, ihre innere Abscheulichkeit nicht aus zu kübeln.
Aber wenn man mal daran kratzt, kommt all das zum Vorscheinen, das man lieber nicht sehen will.
Deswegen bin ich schon lange nicht nur Atheist und Misanthrop, sondern auch Antinatalist!
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