Mittwoch, 30. Dezember 2020

Borniertheit und Erkenntnisresistenz

Zu den Sachsen fällt mir nichts mehr ein.

Wie kann man nur so fest die Augen vor der Realität verschließend und so selbstbewußt-zufrieden alle Fakten leugnen?

[……] In Zittau sterben so viele, dass das Krematorium nicht mehr hinterherkommt. Und trotzdem streiten sie hier immer noch über die Gefahr der Seuche. Szenen aus einer Stadt an der Grenze. […..] Tote im Oktober, November, Dezember. Vergangenes Jahr: 45, 52, 45. Dieses Jahr: 73, 110, 115, die nach dem 22. Dezember beurkundeten Fälle sind noch gar nicht eingerechnet. […..] Es ist kurz nach zehn, draußen am Fahrbahnrand stehen auf den 45 Kilometern zwischen Zittau und Bautzen immer wieder Gruppen von Menschen mit Glühweintassen in den Händen und Atemwolken statt Masken vor Mündern und Nasen. Sie treffen sich hier jeden Sonntagvormittag, exakt eine Stunde lang, seit Mai. "Stiller Protest", so nennen sie das, gegen die Corona-Einschränkungen und überhaupt so vieles. Die Farben des Kaiserreichs sind oft zu sehen, auf Fahnen, Jacken, Autos.    In Eibau, einer lang gezogenen Ortschaft, weht vor einem Fachwerkbauernhaus die Wirmer-Flagge, schwarz-goldenes Kreuz auf rotem Grund. Ein Symbol der Widerstandskämpfer des 20. Juli, Ende der Neunziger von Neonazis umgedeutet und heute gern geschwenkt von Pegidaleuten und "Reichsbürgern". Auf den Stufen zum Hauseingang steht eine Laterne in Schwarz-Weiß-Rot, am Gartenzaun hängt ein Plakat: "Schnauze voll, Maske ab!" […..]

(Christoph Koopmann, SZ, 29.12.2020)

Das Massensterben, der Inzidenzwert von 700, die drastische Übersterblichkeit – all das führt immer noch nicht zur Einsicht bei den Covidioten.

Diese Menschen sind gefährlich, weil sie nicht nur sich selbst gefährden, sondern die Vulnerablen in der Nachbarschaft, in der Familie ins Grab bringen.

Diese sagenhafte Borniertheit ist aber keineswegs exklusiv sächsisch.

Dazu muss man nur einen Blick auf die 74 Millionen vollkommen ideologisierten Realitätsleugner in den USA werfen, die bis heute an wüste Verschwörungen von demokratischen reptiloiden Dunkelwesen glauben.

Ihr Held, IQ45, der sich jeden Tag vor der Welt lächerlich macht, kann nicht verloren haben. Da halten sich es für wahrscheinlicher, daß eine Clinton-Clique Kleinkinder raubt, um ihnen in Pizzaria-Kellern das Blut auszusaugen, wodurch sie Dank des infantilen „Adenochroms“ ewig jugendlich bleiben und aber eigenarttigerweise auch alle sterben, so daß sie millionenfach als Tote wählen gehen – aber nur nach der Wahl, um Trump zu schaden.

Ein erstaunlicher Fall aus Flensburg geht gerade durch die Boulevardpresse.

Die 52-Jährige Anja Hinze – der Name ist nicht geändert, sondern echt – möchte einen chirurgischen Eingriff in ihrem Gesicht durchführen lassen.

Sie will ihre Nasolabialfalte/Nasenlippenfurche (Sulcus nasolabialis) und auch die Glabella-Furche (Hautregion zwischen den Augenbrauen) „wegmachen“ lassen.

Ich will gar nicht über die Sinnhaftigkeit chirurgischer Faltenentfernung und die Ästhetik völlig glatt gespritzter Gesichter bar jeder Mimik sprechen.

Aber gerade von so eitlen Menschen, die bereit sind für ihre Schönheit chirurgische Methoden anzuwenden, hatte ich angenommen, daß sie so viel Wert auf ihr Äußeres legen, daß sie sich an Fachleute wenden.

Erst recht wenn es um Schnitte und Spritzungen körperfremder Materialen in das Gesicht handelt.

Nicht so Frau Hinze, die sich dachte, statt eines Mediziners, könnte das doch auch viel billiger eine Heilpraktikerin machen. Also eine Person, die gar keine medizinische Ausbildung vorweisen muss, sondern nach Hitlers dubiosem Heilpraktikergesetz auch ohne akademisches Wissen an Menschen rumschneiden.

[….] Oftmals sind es Heilpraktiker, die ihren Patienten von Impfungen oder anderen medizinisch sinnvollen Therapien abraten. Was jedoch die wenigsten wissen: Heilpraktiker ist nicht mal ein anerkannter Ausbildungsberuf wie Bäcker oder Kinderpfleger - und dies ist ein Erbe des Nationalsozialismus. Die einzige Legitimation ist das Heilpraktiker-Gesetz von 1939. Es regelt nicht etwa Ausbildung und Ausübung des Heilpraktiker-Berufes, sondern untersagt lediglich die Ausübung der Heilkunde ohne staatliche Zulassung und listet entsprechende Straftatbestände auf.   Auch die Bundesrepublik Deutschland hat es verpasst, diesen Beruf gesetzlich zu definieren. Daher gibt es bislang keine Rechtsverordnung und kein Standesrecht. Es existiert zwar eine Berufsordnung, die ist aber nicht rechtlich bindend. Ebenso fehlt eine Ausbildungsordnung, die Inhalt und Ziele der Ausbildung regeln würde. Heilpraktiker-Anwärter benötigen weder einen Eignungsnachweis noch ein absolviertes Praktikum. Man kann Heilpraktiker werden, ohne je einem Ausbilder, geschweige denn einem Patienten persönlich begegnet zu sein. Eine solch laxe Praxis wäre in anderen Gesundheitsberufen undenkbar. [….]

(Süddeutsche Zeitung 15.02.2015)

Heilpraktikerei und Homöopathie sind nicht nur unsinnige Geldschneidere, sondern gefährlich.

Die faltige Flensburgerin fing frohgemut den Eingriff an.

[…..] Über eine Freundin wurde ihr die Heilpraktikerin Hanna M. empfohlen. Nur 160 Euro sollte die Behandlung kosten. Doch das Angebot war zu gut, um wahr zu sein. „Ich sollte als Model für eine ihrer Schülerinnen zur Verfügung stehen, ging aber davon aus, dass Hanna M. dabei ist und notfalls einschreitet“, erzählt Hinze.   […..] Doch die Behandlung wird fehlerhaft ausgeführt. Weder wird Hinze über die Risiken aufgeklärt, noch werden Gesicht und Nadel desinfiziert. Die Folge: Hinzes Gesicht schwillt an und es bilden sich im ganzen Gesicht Pusteln. Innerhalb von fünf Wochen musste sie dreimal in Kliniken operiert werden. „Ich sah aus wie Frankensteins Gesellenstück“, sagt Hinze, „und habe jetzt mehr Falten als vorher.“ […..]

(Nicola Daumann, 30.12.20)

Nun würde man meinen, daß eine derart einfältige Falten-Frau, die nach der Mega-Eselei zum Fürchten aussieht, entweder Asche auf ihr Haupt streut, oder aber beschämt in ein Loch verschwindet.

Aber da ist die hinterwäldlerische Hinze hinterher noch ganz im Zittau-Modus und rennt zur Presse, um ihre Frankenstein-Freak-Fresse möglichst weit zu verbreiten.

Daß sie irgendetwas falsch gemacht haben könnte, als sie sich aufgrund einer dubiosen Empfehlung von der ängstlichen Azubine einer berufsfremden Botox-Behandlerin mit sparkigen Spritzen stechen ließ, kommt ihr immer noch nicht in den Sinn.

[…..] Und Hinze war nicht das einzige Opfer. 2020 wurde auch die Seca Atra (27) bei der Heilpraktikerin behandelt, es bildeten sich Bläschen und Knorpel an ihrer Lippe. […..] Hinze hat Anzeige erstattet. […..] Wie der Verteidiger der Heilpraktikerin bestätigte, liegen bereits zwei rechtskräftige Urteile gegen seine Mandantin wegen Steuerhinterziehung und Urkundenfälschung vor – sie hatte Botox-Rezepte gefälscht. Laut des Verteidigers wurde Hanna M. vom Gesundheitsamt Bielefeld ein Berufsverbot als Heilpraktikerin erteilt. Bei Testanrufen vor zwei Wochen war es jedoch noch möglich, Termine für Behandlungen in Berlin und Bielefeld zu buchen. […..]

(Nicola Daumann, 30.12.20)

Um Hanna M.s Finanzen mache ich mir keine Sorgen.

Es gibt ganz offensichtlich genügend vollkommen Blöde, die ihre Dienste gern in Anspruch nehmen.

Die Pharmahersteller erfreuen sich schließlich auch jedes Jahr über Einnahmen in dreistelliger Millionen-Höhe für gänzlich wirkungslose und Wirkstoff-lose Zuckerkügelchen.

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