In amerikanischen Kittel-Soaps ist immer Triage. Das ist aus dramaturgischen Gründen notwendig; schließlich gibt es in Amerika eindeutig die besten Drehbuchautoren für Dramaserien.
Es mag für den Zuschauer spannend sein, wie in einer TV-Notaufnahme um das Leben eines verletzten Kindes gekämpft wird, aber das echte Drama spielt sich erst dann ab, wenn auch noch der Gangster, der das Kind angeschossen hat oder der Alki, der es volltrunken angefahren hat, in dieselbe Notaufnahme eingeliefert wird, genau wie das arme kleine süße verletzte Kind an die ECMO-Maschine angeschlossen werden muss, aber nur noch ein Gerät vorhanden ist.
Jeder will natürlich lieber das Leben des Kindes retten, aber möglicherweise gibt es rein medizinische Gründe, die dafür sprechen erst den Täter zu retten, weil dessen Verletzungen minimal schwerer sind.
Diese Konstellation gibt es in unzähligen Varianten immer wieder; gerne geht es dabei auch um mangelnde Transplantate. Mehre Schwerstkranke brauchen ein Herz/eine Niere/Leber, aber ein Empfänger ist übler Ku Klux Klan-Rassist und die Spenderin war ein ganz liebes schwarzes Mädchen.
Nun sieht es so aus, als ob es in Deutschland aufgrund der mancherorts voll belegten Intensivstationen und der rasant ansteigenden Covid19-Infektionen ebenfalls zu Triage-Maßnahmen kommen kann.
Dabei entsteht noch der groteske Twist, daß es vielerorts zwar genügend Intensiv-Betten gäbe, aber einfach nicht genügend qualifiziertes Pflegepersonal da ist.
Wir haben nämlich die Belegschaft kaputtgespart seit das Fallpauschalen-Modell eingeführt wurde und immer mehr Kliniken auf Druck von CDU/CSU/FDP privatisiert wurden.
Wir sind sehenden Auges in diese Not gerutscht; es fehlte nie an Mahnungen, daß es genau zu diesen Engpässen kommen würde.
Aber Jens Spahn und seine Länderkollegen blieben untätig.
Was soll nun also eine Intensivstation in Zittau machen, wenn noch drei freie Beatmungsgeräte da sind, aber fünf Corona-Infizierte mit so schweren Verläufen da sind, daß keiner von ihnen ohne künstliche Beatmung überleben würde?
Was macht man, wenn einer der Patienten einer der Masken-verweigernden Aluhüte ist, der nicht nur durch eigene Schuld infiziert wurde, sondern auch noch durch sein unverantwortliches Verhalten (beispielsweise als Organisator von „Hygienedemos“) aktiv dafür sorgte das Virus zu verbreiten.
[…..] Der AfD-Politiker war mit löchriger Maske im Bundestag aufgetreten und hatte sich nach einer Rüge über den „Maulkorb“ beschwerte. Nun ist er selbst erkrankt. Nach einem positiven Corona-Test wird der AfD-Bundestagsabgeordnete Thomas Seitz nach Angaben seines Büros stationär im Krankenhaus behandelt. […..] Seitz war unter anderem bei einer Sitzung im November aufgefallen, als er mit einer offenkundig löchrigen Maske zum Rednerpult kam. Vizepräsidentin Claudia Roth (Grüne) untersagte ihm, damit zu seinem Platz zurückzugehen. Sie reichte ihm eine frische FFP2-Maske. Als Seitz sich über den „Maulkorb“ beschwerte, drohte ihm Roth ein Ordnungsgeld an. […..]
Muss man diese Rechtsextremen, Verschwörungstheoretiker und Hobby-Hildmanns, die seit Monaten kontinuierlich gegen Merkels Vorsicht und insbesondere gegen Fachleute wie Prof. Drosten und Prof. Lauterbach hetzen, genauso medizinisch versorgen wie einen „normalen“ Patienten? Auch, wenn die Ressourcen zu knapp sind, um alle adäquat zu behandeln?
[…..] Zu einer klaren – wenn auch bizarren – Position ringt sich Höcke durch, als es um die Pandemie geht: „Corona ist vorbei“, behauptet der AfD-Mann. Und dann erklärt der Gymnasiallehrer für Geschichte und Sport, dass das RKI sich irre und der aktuelle steile Anstieg der Zahlen lediglich zurückzuführen sei auf die gestiegene Anzahl durchgeführter Tests und falsche positive Testergebnisse. Höcke ruft zu Großdemo gegen Corona-Einschränkungen auf. In sich schlüssig immerhin, dass jemand, der das behauptet, alle Gegenmaßnahmen gegen die Pandemie für überflüssig und auch für übergriffig hält. Höcke gehört – neben den Rechtsextremisten von NPD und der Kleinstpartei der 3. Weg – zu jenen, die dazu aufrufen, eine Anti-Infektionsschutz-Großdemonstration in Berlin am kommenden Samstag zu besuchen. […..]
Müssen wir noch mit den Sachsen solidarisch sein, nachdem es gerade Ministerpräsident Kretschmer war, der über Monate schärfere Corona-Regeln verhinderte?
[…..] Corona bestraft Ausreden wie diese: „Wir haben das Virus unterschätzt – alle miteinander.“ Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer hat sie formuliert, um davon abzulenken, dass sein Bundesland durch Zaudern, Zögern und Verharmlosen zum Treiber der zweiten Welle wurde. Kretschmer hatte versucht, sich den Corona-Verharmlosern anzubiedern. Die Sachsen hatten gehofft, nach glimpflich überstandener erster Welle auch das zweite Mal ungeschoren davonzukommen. Die Mischung aus Unterschätzen und Laufenlassen war besonders toxisch. […..]
(Jan Sternberg, FR, 13.12.2020)
Nun ist Sachsen mit Bayern das am schlimmsten betroffene Bundesland.
Der populistische Kurs hat sich wieder einmal bitter gerächt. Aber die Sachsen sind offenbar vollkommen beratungsresistent. Dresden ist immer noch die deutsche Pegida-Hochburg und nun entwickelt sich auch noch Leipzig zur Hauptstadt der Aluhut-Schwurbler und Masken-Gegner.
Sollen wir ausgerechnet ins faschistoide „Ausländer raus!“-Pegida-Dresden nun das Biontech mRNA-Vakzin schicken? Biontech, das von dem aus der Türkei stammenden muslimischen Spitzenmediziner Uğur Şahin gegründet wurde?
Hätten AfDler die Möglichkeit über zu knappe Vakzine und Beatmungsgeräte zu entscheiden, würden sich ganz sicher keine Migranten berücksichtigen, sondern ihre rechtsextreme Brut bevorzugen.
Können wir dann nicht auch Aluhut-AfDler in Zeiten knapper medizinischer Ressourcen abweisen, wenn sie sich Corona eingefangen haben?
Nein, können wir nicht.
Das ist der Preis, wenn man ein „guter Mensch“ ist.
Die Linksgrünversifften lassen sich nicht auf so ein Niveau herab.
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