Montag, 2. März 2020

Gerontenschlacht


Joe Biden mag ich. Bernie Sanders Leidenschaft und Engagement beeindrucken mich. Elisabeth Warren ist hochintelligent und auf alles vorbereitet.
Michael Bloomberg ist ein gewitzter Typ, der mit seinen 62 Milliarden Dollar in der Tasche den steinreichen GOP-Großspendern Paroli bieten kann.

Da könnte man doch auf den ersten Blick ganz froh sein über die demokratischen Bewerber, die morgen zum legendären „Super-Tuesday“ antreten, um eine wichtige Vorentscheidung um die Präsidentschaftskandidatur zu treffen.

Und was ist eigentlich mit den anderen 20, 30 oder 40 Dem-Kandidaten? Das war doch so eine herrlich bunte Truppe; wenn auch ob der schieren Masse sehr unübersichtlich. Man darf nicht vergessen, daß sich der Durchschnittsami überhaupt nicht für Politik interessiert und im Vorwahlgeplänkel erst mal die Typen kennenlernen muss, die seit Jahrzehnten an vorderster Stelle als Volksvertreter agieren.
Aber von „unheimlich viele Neue“ schlug das Pendel urplötzlich in „eine Handvoll Opis“ um. Auf einmal ging es ganz schnell. Innerhalb der letzten 24 Stunden warfen Pete Buttigieg und (meine heimliche Favoritin) Amy Klobuchar hin.

Außer den vier eingangs Genannten ist nur noch Tulsi Gabbard, 38 im Rennen.
Aber die praktizierende Vaishnava im Brahma-Madhva-Gaudiya-Sampradaya und Russland affine Hawaiianerin ist so irre, daß sie nicht die geringste Chance hat und bald aufgeben wird.

Bleiben also die vier Plus-Siebziger:
Biden * 20. November 1942 (Alter 77 Jahre)
Bloomberg * 14. Februar 1942 (Alter 78 Jahre)
Sanders * 8. September 1941 (Alter 78 Jahre),
Warren * 22. Juni 1949 (Alter 70 Jahre)

Ich mag ältere Menschen.
Aber der nächste US-Präsident wird erst im Januar 2021 vereidigt und soll bis Januar 2025, womöglich bis 2029 amtieren.
Dann gehen die drei Herren hart auf die 90 zu!

Damit kein Missverständnis aufkommt: Selbstverständlich ist mir jeder demokratischen Kandidat Lichtjahre lieber als Donald Trump, * 14. Juni 1946 (Alter 73 Jahre), der von allen eindeutig der Senilste ist und klare kognitive Einschränkungen aufweist.


Aber wie soll man sich glaubwürdig als dynamische Alternative zu dem geriatrischen Wrack empfehlen, wenn man selbst noch fünf Jahre mehr auf der Uhr hat?
Mann der Zukunft mit fast 80? Sind das die modernen Politiker, die ins Zeitalter der Cyberwars führen?







 Aber das sind Vergleiche der „popular votes“, also der absoluten Stimmen.
Hillary Clinton hatte vor vier Jahren in solchen Umfragen auch immer geführt. Die Umfragen waren sogar richtig. Tatsächlich bekam Clinton fast drei Millionen Stimmen mehr als Trump.

Bekanntlich wurde sie aber dennoch nicht Präsidentin, weil die USA sich ein anachronistisches und haarsträubend ungerechtes Wahlsystem leisten, das die Republikaner so grotesk bevorzugt, daß Trump Berechnungen von Wahlforschern zu Folge, sogar mit zehn Millionen Stimmen weniger als Biden/Sanders/Warren/Bloomberg als Präsident wieder gewählt werden könnte.

Damit der demokratische Kandidat sicher gewinnt, wird ein sehr hoher „voter turnout“ (Wahlbeteiligung) benötigt, so daß er absolut gesehen mindestens 10% mehr Stimmen als die Republikaner bekommt.

2016 funktionierte das nicht, weil wie üblich die Generation der unter 30-Jährigen zu desinteressiert, träge und phlegmatisch war, um wählen zu gehen.
Ihnen waren Trump UND Clinton zu alt, um ihren Hintern ins Wahllokal zu schleppen.

Wie soll das besser werden, wenn die Demokraten dieses Jahr statt mit einer 69-Jährigen mit einem 79-Jährigen antreten?

Es zeugt wieder einmal von schweren politischen Systemversagen in den USA, daß weder ein offen krimineller Präsident, noch die Zerstörung der Gewaltenteilung und schon gar nicht die drastische Verfassungsfeindlichkeit einer ganzen Partei zu einem erfolgreichen Impeachment führte.
Die Demokraten setzen nun noch einen drauf, indem sie sich als unfähig zeigen die Egoismen der Parteigeronten zu unterbinden und nicht in der Lage sind einen jüngeren, konsensfähigen Kandidaten zu präsentieren.

Die USA sind doomed.

Viele deuten den Rückzug Klobuchars und Buttigiegs bereits als Zeichen von Disziplin. Damit wollten die beiden moderaten Kandidaten Biden stärken und Sanders verhindern, weil niemand Sanders tatsächlich zutraut zu gewinnen.
Bidens mit 48% überraschend deutlicher Primary-Sieg von South Carolina scheint ein deutliches Zeichen für seinen Durchmarsch zu sein.

[….] Noch in der Wahlnacht versuchte Biden, der zum moderaten Flügel der Partei gehört, das Rennen um die demokratische Nominierung als Zweikampf zwischen ihm und dem selbsterklärten Sozialisten Bernie Sanders darzustellen. Sanders hat nach seinen Siegen in New Hampshire und Nevada derzeit die meisten Delegierten. Er liegt auch in den Umfragen in vielen Bundesstaaten des Super Tuesday an erster Stelle, darunter in Kalifornien, das mit Abstand am meisten Delegierte zu vergeben hat. Zudem hat Sanders mehr Geld in seiner Wahlkampfkasse. Die demokratischen Wähler müssten sich jetzt entscheiden, sagte Biden am Samstagabend: "Die meisten Amerikaner wollen nicht das Versprechen auf eine Revolution, sie wollen Resultate." Er sei der Garant dafür, dass die Demokraten Donald Trump besiegen könnten.
Dieser Ansicht sind nach dem Resultat von South Carolina auch viele Vertreter des demokratischen Establishments. Ex-Parteichef Terry McAuliffe rief die anderen Präsidentschaftskandidaten mehr oder weniger direkt auf, ihren Wahlkampf einzustellen und sich hinter Biden zu stellen, wenn sie eine Nominierung von Sanders noch verhindern wollten. […..]

Trump wird sich freuen, wenn der für seine wirren Reden berüchtigte Biden antritt.
Schon jetzt ziehen ausgerechnet Trumps nepotistische Blagen durch die Talkshows und prangern Hunter Biden an.
Es ist grotesk.
Es könnte für den orangen Wahnsinnigen reichen.

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