Dienstag, 26. November 2019

Post-Trump – Teil I


Im Oktober 2016 bei der großen presidential debate sagte Donald Trump live im US-TV etwas so Ungeheuerliches, daß ein Sieg für ihn ausgeschlossen schien.
Den Nukleus der Demokratie, die „peacefully transition of power“ werde er womöglich nicht akzeptieren. Wahlergebnisse in Trumpistan sollen nur gelten, wenn sie ihm genehm ausfallen. „I’ll keep you in suspense.“


Für jeden halbwegs anständigen Amerikaner musste nun klar sein, daß man nur Hillary Clinton wählen konnte.
Sie würde einen Erdrutschsieg über Trump erringen.

Aber der „I’ll keep you in suspense“-Moment war nur ein Weiterer in einer Kette von derartigen Ungeheuerlichkeiten, die jede für sich schon die Wahl Trumps zum US-Präsidenten ausschlossen:
Das Verstecken seines Steuerbescheides, die Schweigegeldzahlungen an Pornodarstellerinnen, das Pussy-gabbing-Prahlen, der ostentative Rassismus, die nie dagewesene Vulgarität, das Nachäffen Behinderter, die abscheuliche Frauenfeindlichkeit.

Heute sind wir dreifach schlauer.

1.) Trump wurde mit zweieinhalb Millionen Stimmen weniger als Hillary Clinton zum US-Präsident.
2.) Alle Regeln des politischen Anstandes sind für ihn außer Kraft gesetzt.
3.) Verglichen zum Wahlkampf mäßigte er sich als sitting president nicht nur nicht, sondern wurde immer vulgärer, bösartiger, fauler und log immer dreister.

Schon kurze Zeit nach seinem Amtsantritt brachte Bill Maher den gruseligen Gedanken ein, daß Trump womöglich nicht abwählbar wäre, weil er einfach nicht gehen werde, keine anders lautendes Wahlergebnis akzeptieren werde.

Inzwischen ist auch das ein naheliegendes Szenario.
Wir wissen durch die Mueller-Untersuchungen und die laufenden Amtsenthebungs-Anhörungen, daß Trump zutiefst kriminell ist, zweifellos abgesetzt werden muss, daß sich das amerikanische Volk aber nicht dafür interessiert. Anders als zu Nixons Zeiten gibt es auch nicht den kleinsten Funken rudimentären Anstandes bei den GOP-Parlamentariern; sie werden garantiert nichts unternehmen, um die US-Verfassung, auf die sie eingeschworen sind, zu schützen.
Die Zustimmung zum Impeachment sinkt.
Die Presse hält zu Trump und dann ist da noch sein größter Trumpf: Der Supremecourt, den #IQ45 mit tiefkorrupten Vergewaltigern wie Kavanaugh besetzt hat.

Es ist offensichtlich so weit: Trump setzt für sich und seine Mob-Regierung Recht und Gesetz außer Kraft und die Majorität der amerikanischen Wähler nimmt es schulterzuckend hin.
Die vom Kongress mit Strafandrohung vorgeladenen Mitarbeiter des Weißen Hauses – Subpoena – kümmern sich ebenso wenig um die ureigenen Rechte der Legislative wie Urteile der Judikative.

[…..] Der frühere Leiter der Rechtsabteilung des Weißen Hauses, Don McGahn, muss einer Vorladung eines Ausschusses des Repräsentantenhauses Folge leisten und im Parlament aussagen. Er könne sich nicht auf die Immunität hoher Regierungsmitarbeiter oder Gründe der nationalen Sicherheit berufen, erklärte Bundesrichterin Ketanji Brown Jackson.
Es stehe auch nicht in der Macht des Präsidenten, einen seiner Mitarbeiter davon zu befreien, einer solchen Vorladung des Kongresses Folge zu leisten, so Jackson. "Ganz einfach gesagt, lehren uns 250 Jahre amerikanischer Geschichte: Präsidenten sind keine Könige."
Niemand stehe über dem Gesetz, erklärte die Richterin weiter. […..] (SPON, 26.11.19)

Die Grundpfeiler des amerikanisches Staates und der Verfassung wackeln also nicht nur, sondern sind bereits umgefallen.
Trump kann das tun; das Volk fällt ihm eben nicht in den Arm.
Selbst die Generäle, mit denen Gaga-Mann sich anfangs so gern umgab, sind allesamt aus dem Weißen Haus geflüchtet. Die Trump-Administration entmachtete und verunglimpfte das Militär ebenso leicht wie die angeblich so allmächtigen 17 US-Geheimdienste.
Es leistet keiner mehr Widerstand.

Es ist gut möglich, daß der/die demokratische Präsidentschaftskandidat/in in elf Monaten am 3. November 2020 wie schon Al Gore und Hillary Clinton die meisten Stimmen (popular vote) erringen wird.
(Ich bevorzuge gegenwärtig übrigens ein Ticket Warren/Buttigieg oder Warren/Harris)
Möglicherweise wird es auch eine demokratische Mehrheit des entscheidenden „electoral college“ geben.
Aber ich prophezeie, daß Trump das Weiße Haus dennoch nicht räumen wird.
Seine irren Verschwörungstheoretiker wie beispielsweise Rudy Giuliani und Alex Jones werden die abstrusesten Lügen ersinnen, um das Wahlergebnis anzuzweifeln. FOX, Breitbart, Facebook und Co werden diese Dolchstoßlegenden für Arme begeistert ventilieren.
All die Rednecks in den dünnbesiedelten Binnenstaaten werden sich vor dem ausbrechenden Kommunismus fürchten und daher leider nicht nur mit Mistgabeln und Forken, sondern mit schweren automatischen Waffen aufmarschieren.

Da die schlimmsten Heuchler und Lügner des Kongresses – Devin Nunes, Jim Jordan, Lindsey Graham – mutmaßlich ebenfalls ihre Mandate verloren haben werden, gibt es für sie ebenfalls nichts zu verlieren. Sie werden an ihren Sitzen kleben und das Parlament Zeter und Mordio-brüllend lahmlegen.

Unterdessen werden die superreichen Milliardärfreunde Trumps in Furcht vor der kommenden demokratischen Steuerlast bereitwillig Vermögen ausgeben, um Stimmung gegen das  Wahlergebnis zu machen.
Schmierige Trump-Enabler wie David Pecker, der CEO of American Media werden ihre Giftschränke öffnen, um Militärs, Polizeieinheiten und Staatsbedienstete dahingehend zu beeinflussen nichts gegen Trump zu unternehmen.

In einer national-euphorischen „Keep-America-great“-Welle wird ein Drittel der amerikanischen Bevölkerung mit Fackeln und Trump-Bildern so lange das Land lahmlegen, bis die Demokraten wie bei ihrem legendären Al-Gore-Move 2000 zu der Erkenntnis gelangen, ein Bürgerkrieg ist ein zu hoher Preis, um das Wahlergebnis durchzusetzen.
Bolsonaro, Putin, Johnson, Erdogan, Orban, Selensky, Duterte werden Trump ermutigen und ihm gratulieren: Endlich lasse sich jemand nicht mehr von linksgrünen Mainstream einschüchtern.
Usurpatoren, Diktatoren und Autokraten in aller Welt werden sich ebenfalls heimlich die Hände reichen. Was für ein Segen für Xi, Kim, Salman, MBS, MBZ: Die Demokratie hätte endlich als Herrschaftsform versagt.

Angesichts dieser Übermacht der Antidemokraten und der ernsthaften Befürchtungen ihre Exporte könnten leiden, die deutsche Autoindustrie könnten Absatzschwierigkeiten bekommen wird auch Merkel lediglich Steffen Seibert mit einer Missbilligung Trumps losschicken – wohlwissen, daß das unter der US-Wahrnehmungsschwelle liegt.

Dann bleibt eben Trump Präsident.

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